Servus,
schwieriges Thema, das.
Bei uns ist es eigentlich noch nicht so weit, dafür ist unsere Tochter noch zu klein (14 Monate), aber man macht sich ja schon so seine Gedanken, wie ein guter Medien-Konsum aussehen sollte.
Ziel wäre es sicherlich ein gesundes Mittelmaß zwischen Konsum und anderen Beschäftigungen zu finden.
Ich halte nichts von Mediendauerkonsum. Außerdem - nur so am Rande - sind inzwischen Smartphone und Ipad viel interessanter als TV, Gameboy oder PC…
Andererseits löst völliger Medienverzicht das Problem nicht, da er nicht zu einem verantwortungsvollen Umgang erzieht, sondern das Problem nur mit Ignoranz zu lösen versucht.
Sätze wie „bei uns wird nur gelesen“ möchte ich daher regelmäßig mit den Worten kommentieren „und dein Kind machst du damit zum Außenseiter in der für seine Entwicklung so wichtigen peer-group“.
Eltern, die zu den Komplettverweigerern moderner Medien zählen, möchte ich sagen, dass sie auf diese Weise „Medien-Legastheniker“ heranzüchten, die es in unserer modernen Welt später einmal ziemlich schwer haben werden. Wer nicht rechtzeitig gelernt hat kompetent moderne Medien zu nutzen, sei es zur Informationsbeschaffung oder zum sozialen „Networking“, wird es einmal sehr schwer haben.
Natürlich muss es ein paar feste Regeln geben, die auch die Eltern als Vorbild einhalten, um dem Übermaß vorzubeugen: z.B. kein Fernsehen oder Computer Vormittags, kein TV beim Essen, kein TV wenn Gäste zu Besuch sind, etc.
Falsch wäre es aber auch - wie in meinem Bekanntenkreis durchaus vorhanden - in Panik zu verfallen bzw. andere Eltern des Rabenelternseins zu bezichtigen, weil das Kleinkind zehn Minuten Sandmännchen gesehen hat.
Außerdem sollte man nicht verkennen, dass „elektronischen Medien“ einen Reiz ausüben, dem man mit reinen Verboten und Beschränkungen ohnehin nicht wirklich beikommen kann. Ich bezweifele jetzt einfach mal, dass ein 15jähriger mit „1 h TV-Beschränkung“ (welcher Film ist 1h lang?) sich nicht anderweitig seine medialen Bedürfnisse befriedigt.
Begleiteter Medienkonsum ist da IMHO viel sinnvoller (kostet aber Zeit). Wem z.B. eine Sendung „zu schnell ist“, der kann ja einen modernen Fernseher mit Festplatte nutzen, bei dem man bei Fragen einfach anhalten und diese in Ruhe beantworten kann, ohne den Film zu verpassen. Wen die dauernde „Werbung stört“, kann diese entsprechend überspulen. Kindgerechte Auswahl der Filme ist IMHO wichtiger als eine 1h-Regelung.
Ähnliches gilt für den PC oder das Smartphone.
Dazu müssen aber wir Eltern ebenfalls technisch auf dem Laufenden bleiben und z.B. wissen, wie ich den Face-book-Account meiner Tochter überwache oder das Smart-Phone meines Sohnes gegen unliebsame Seiten sperre…
Wird es dennoch mit dem Medienkonsum zu viel, sollte man neben festen Regeln IMHO versuchen, dem Medien-Reiz den Reiz anderer Betätigungen entgegen zu setzen (evtl. etwas „aufbessern“) und somit „Verführung“ gegen „Verführung“ stellen.
D.h. konkret, dass ich dem lesefaulen Kind vielleicht im Rahmen des Abendrituals vorlese oder bei meinem sportfaulen Kind den Sonntag zum „medienfreien“ Tag erkläre an dem sich das Kind irgendeine Outdoor-Aktivität (von Angeln bis Zoo) wünschen darf, die die Eltern dann auch nur für und mit dem Kind machen.
Aber Dein Problem waren ja ganz konkret „abwesende Kinder“, also Kinder - so verstehe ich es zumindest - die aufgrund des „Daddelns“ auf der Spielekonsole gerade nicht zuhören wollen.
Nun, erstens würde ich sagen, dass das sehr viel mehr mit dem individuellen Kind zu tun hat, als mit den bösen „elektronischen Medien“. So war ich z.B. ein ausgesprochener Bücherwurm, der ganze „Familiensitzungen“ nicht mitbekam, weil sie mir im Vergleich zu dem Buch unwichtig waren. Also keine „elektronischen Medien“ und dennoch „abwesend“.
Daher würde ich mich zweitens fragen, ob man immer gleich das verbieten muss, was das Kind gerade macht (und aus Sicht des Kindes wichtig ist) nur um ein aus Kindersicht belangloses „Familiengespräch“ zu führen oder ob solche Gespräche nicht auch zu Zeiten stattfinden können, an denen alle Mitglieder der Familie anwesend und aufmerksam sind (z.B. beim gemeinsamen Abendessen).
Gruß,
Sax