Hallo,
Anderes Beispiel: Ich hätte doch keinen Nachteil, wenn mein
Chef mir dieses Jahr das doppelte Gehalt bezahlt und nächstes
Jahr dafür gar keines (die Steuerbelastung mal außer Acht
gelassen).
Das Problem ist, dass das Beispiel folgendermaßen passen würde: du bekommst das doppelte Gehalt nicht als nettes Geschenk, sondern weil du das Geld im Augenblick dringend brauchst um nicht pleite zu gehen.
Du rettest dich also mit dem erhöhten Gehalt über dieses Jahr - und was machst du aber im nächsten Jahr, wenn gar keine Einnahme mehr da ist?
Der generelle Denkfehler in der Umweltprämie ist schon mal, dass viele Bürger denken, dass sie etwas vom Staat geschenkt bekämen. Das ist aber nicht der Fall weil der Staat nur das Geld besitzt, was er von den Bürgern kassiert. Wenn also einer die Umweltprämie bekommt, haben 3 andere sie mit ihren Steuern bezahlt bzw. werden das in Zukunft zahlen müssen - und die Zinsen noch dazu.
Darin allein liegt schon mal eine Ungerechtigkeit. Wer immerhin schon mal das Geld hat, um überhaupt einen Neu- oder Jahreswagen zu kaufen, bekommt hier Geld der ganzen Gesellschaft zugesteckt, es zahlen also auch Geringverdiener für die neuen Autos der schon etwas besser Gestellten mit.
Zugleich wird der Markt für „arme Schlucker“, die sich nur ein preiswerteres älteres Auto anschaffen können, verknappt. Man bekam für 1000 schon fahrbereite Autos mit 2 Jahren TÜV, für 2500 EUR allemal. Dieser Markt dürfte zusammengebrochen sein weil jeder, der so ein Auto los werden will, es verschrotten lässt anstatt es Gebrauchtwagenkäufern mit eher schmalem Geldbeutel zu überlassen.
Nächster Punkt: Es dürften sich manche Leute auf Teufel komm raus einen Neuwagen schön gerechnet haben, den sie sich eigentlich nicht leisten können. In ein paar Monaten wird dann klar, dass es teurer ist einen Neuwagen Scheckheft-zu-pflegen und Raten abzuzahlen - neben den sowieso fälligen Kosten für Benzin, Wäsche, etc. - als einen preiswerten Gebrauchten zu fahren, der schnell abbezahlt ist und in preiswerteren neutralen Werkstätten gewartet werden kann - und das auch nur, wenn etwas dran ist und nicht, wenn das Serviceheft es wegen der Garantie erfordert. Nebenbei haben alte Autos weniger Fehlerquellen weil sie weniger komplex sind.
Da werden manche noch böse auf die Nase fallen wenn sie merken, dass sie kein Geld für einen Neuwagen haben.
Obendrein, wer sein Geld jetzt in ein teures Auto investiert, muss dann zwangsläufig bei anderen Anschaffungen sparen. Wegen des neuen Wagen werden dann keine neuen Möbel gekauft, kein neuer PC, weniger Unterhaltungselektronik, man spart am Urlaub, Restaurantbesuchen, Freizeitaktivitäten und vielem mehr. Das Geld, was jetzt in die Raten für das Auto gesteckt werden muss, geht anderen Branchen verloren. ZUSÄTZLICh zu dem Effekt, den ich weiter oben beschrieb, dass die Allgemeinheit diesen Irrsinn auch noch finanziert.
Es wird auch Viele geben, wo es einfach nur ein Mitnahmeeffekt ist. Die hätten sich eh ein Auto gekauft, streichen die praktische Umweltprämie aber gleich ein. Man wäre auch blöd es nicht zu tun, wenn man die Möglichkeit dazu hat und zufällig die Bedingungen erfüllen kann.
Gesamtwirtschaftlich wird der Autoverkauf jetzt angeregt, nur werden da die Wagen verkauft, die wegen Überproduktion eh herumgestanden haben. Es gab einfach zu viele zu teure Autos, die sich keiner mehr leisten konnte. Die werden jetzt zwar verramscht, aber das Problem an sich bleibt: man produziert zu viele zu teure Autos.
Die Industrie müsste ihr Angebot wieder an die Bedürfnisse anpassen, das wäre nachhaltig. Aber einfach nur die Überproduktion einmal abbauen und dann aber weiter machen wie bisher - das nützt nix.
Sicherlich haben manche Leute ihren Autokauf einfach um 1, 2 Jahre vorgezogen. Auch die haben ein Auto jetzt gekauft, das sie demnächst nicht mehr kaufen werden. Wo ist da der nachhaltige Gewinn für die Automobilbranche?
Das Ganze ist sehr undurchdacht. Immer wenn sich der Staat einmischt, greift er in die normale Marktlage ein und das ist selten gut…
Gruß,
MecFleih