Hallo miteinander,
über eine Sache grübel ich schon ganz schön lange. Meine Frage richtet sich vor allem an die erklärten Atheisten und Agnostiker unter euch und ist wirklich ganz nett gemeint:
Also, ich behaupte mal von mir selbst, ein ganz normaler freundlicher Mensch zu sein. Ich habe keine komischen Eigenarten, trage keine komischen Klamotten und rede mit meinen Mitmenschen über ganz normale Dinge. Und so weiter…
Es gibt Menschen, mit denen ich schon seit geraumer Zeit befreundet bin und die dann irgendwann durch Zufall mitbekommen haben, dass ich verschiedene Ämter bei der KJG (das ist die Katholische Junge Gemeinde)innehabe. Da war erst das Staunen groß - „wie, Kirche? So richtig? Und du glaubst an Gott und so?“…naja, ich habe keinen besonders starken Missionsdrang und dann einfach nur klargestellt, dass ich ein ziemlich undogmatischer Christ bin, dem es ziemlich egal ist, woran oder woran nicht seine Freunde und Bekannten glauben und dass ich die KJG zwar toll finde aber selber nichtmal katholisch bin.
Nuja, sie haben sich von dem Schock erholt und mögen mich immer noch. Aber ab und an in den merkwürdigsten Situationen kommen so Bemerkungen wie „Nee Sonja, du darfst nicht soviel Alkohol trinken, du bist doch in der Kirche“, „Sonja darf nicht bei Rot über die Ampel, die ist doch in der Kirche“, "Sonja, darfst du Sonntags überhaupt zur Uni, du bist doch…"und so weiter.
Das ist alles freundlich-neckend gemeint und ich finde das nicht weiter schlimm, obwohl mir manchmal die Haare zu Berge stehen bei manchen Dingen, die mir da unterstellt werden.
Aber nun endlich meine Frage: Liebe Atheisten, was denkt ihr wirklich wenn ihr von einer Person, mit der ihr schon lange befreundet seid und die niemals auch nur den Versuch gemacht hat, euch eine Religion aufzuschwatzen, die nie durch fundamentalistische Ansichten aufgefallen ist etc. plötzlich wisst, dass sie an Gott glaubt?
Entstehen da solche Berührungsängste, dass man das durch komische Witze überspielen muss (oder glaubt ihr wirklich, dass Christen nicht über die rote Ampel gehen, den Papst anbeten und generell ein bißchen beschränkt sind?) Ich würde meinen Glauben von mir aus niemals thematisieren, aber meine atheistischen Freunde denken scheinbar an nichts anderes mehr…das ist doch merkwürdig? Ich hätte gedacht, dass Leute, die mit Religion nichts am Hut haben, auch damit in Ruhe gelassen werden wollen, aber im Gegenteil, man spricht mich immer immer wieder darauf an und präsentiert mir die allerseltsamsten Vorurteile.
Also, welche Vorurteile habt ihr sofort im Kopf, wenn ein ansonsten konformer Mensch sagt, er sei Christ? Und was ändert das in eurer Beziehung zu ihm?
Wirklich neugierig und durch nichts mehr zu schockieren
Sonja
Wenn diese Erkenntnis allgemein durchsickern würde hätten wir zumindest ein Imageproblem weniger - ich weiß nur noch nicht, ob sich das Vorurteil der allgemeinen Verklemmtheit deshalb so hartnäckig hält, weil man einfach glauben will, dass Katholiken so sind, oder aber weil es genauso hartnäckige Katholiken gibt, die das immer wieder bestätigen.