ADHS & Ritalin

Hallo,

ich habe letztens einen interessanten Artikel gelesen.

http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/ritalin-ge…

Ich möchte jetzt nicht auf vorhergehende Threads hier schließen und auch nicht behaupten, dass es diese Krankheit nicht gibt.
Ich finde den Artikel nur interessant, weil man durch die Diagnose AD(H)S doch so viel so einfach erklären kann.

Was haltet ihr davon?

Haelge

Für mich der zentrale Satz, deren Meinung ich zu dem Thema schon immer bin:

„90 Prozent der ADHS-Diagnosen sind falsch“

Ich will die Schuld hier aber nicht allein der Medizin geben… dass Eltern von Arzt zu Arzt rennen um die gewünschte Diagnose (am besten noch in Verbindung mit Hochbegabung) zu erhalten.

Moin,

Was haltet ihr davon?

Ich denke, dort wird das Problem Ritalin ganz gut beschrieben. Man sammelt ja erst so langsam Erfahrungen in D über die langfristigen Auswirkungen der Einnahme von Ritalin bei Kindern. Wie solche Menschen dann je einen Beruf ausüben sollen können, ohne die Droge, ist mir schleierhaft. Andererseits sind sich alle einig, dass Ritalin nicht ewig genommen werden darf.

Durch Ritalin wird das Prolbem meiner Meinung nach also lediglich verschoben. Aus dem zappeligen und unkonzentrierten Kind wird irgendwann mal ein junger Erwachsener, der ohne Ritalin nicht mehr leistungsfähig ist. Aber dann ist das ja nicht mehr die Sorge der Eltern.

Leider wird immer noch ein Aspekt bei dem Problem viel zu wenig beachtet, nämlich die Eltern und die Frage, wie man Eltern davor bewahren kann, hysterisch zu werden und ihre Kinder in der Leistungsfalle aufzureiben, und wie man sie dazu befähigt, auch schwierige Kinder anzunehmen und positiv auf ihrem Lebensweg begleiten zu können.

Gruß
M.

Guten Tag,

  1. ADHS ist erblich bedingt eine Stoffwechselstörung im Gehirn. Es gibt Leute die sagen, es sei ein überbleibsel an unsere Jäger-Zeit, passt nicht zu den Bauern, die wir geworden sind.

  2. Ja es ist etwas dran. Aber wenn die Kinder die Diagnose nicht haben, sind die Kinder schuld, wird auf ihnen herumgehackt sie haben sich geflligst zu ändern und müssen ein angepasstes, leicht zu habendes Kind sein. Wenn sie das nicht sind, wird auf ihnen herumgehackt, wird von allen Seiten Druck auf sie ausgeübt: erst von den Lehrern, weil sie den Unterricht schwierig machen, dann wird das an die Eltern herangetragen, sie sollen doch dafür sorgen, dass das Kind brav mehrere Stunden lernt. Und diese Kinder sind auch leicht reizbar, deshalb werden sie von den Klassenkameraden geärgert. Und wenn sie dann ungehalten reagieren sind sie ein ständiger Unruheherd in der Schule und werden wieder bestraft.

Haben sie erst einmal die Diagnose Krankheit, hat wirklich niemand mehr schuld. Dann kann man das Problem pragmatisch angehen und dann müssen konzessionen an die Probleme des Kindes gemacht werden. Dann, plötzlich werden Lösungen möglich! Anders geht es in unserer Welt einfach nicht! Nicht weil die Lehrer nicht längst um die Probleme wüssten. In ihrer Pädagogischen Ausbildung hören sie sicher davon. Aber sie nutzen diese Kenntnisse nicht um dem Kind zu helfen, sondern machen Druck auf die Eltern, machen das Kind schlecht! Und die Mitschüler sind auch grausam. Dann muss das Kind alles ausbaden, und damit ist es überfordert! Mit der Diagnose nehmen (hoffentlich) mindestens die Erwachsenen Rücksicht und eröffnen dem Kind einen Weg, ein wertvoller Mitmensch zu werden! Denn unbestritten haben diese Kinder fähigkeiten, die wir in unserer Gesellschaft dringent brauchen!

Hallo,

das ist aber ein böser Satz.

Aber dann ist das ja nicht mehr die Sorge der Eltern.

Ich hoffe, die Eltern denken nicht an die Zukunft und sehen nur ihr momentanes Problem.
Jedenfalls muss sofort mit geeigneten Mitteln gegen das „Problem“ angekämpft werden; sofern es ein Problem ist.

Haelge

Hallo,

alles richtig und da stimme ich dir zu.

Nur Aussage im Artikel war, dass 90% der Diagnosen falsch sind. Oder die Eltern gehen so lange zu verschiedenen Ärztne, bis die richtige Diagnose (ADHS) gestellt wird.

Und das ist beängstigend und für die Kinder grausam.

Haelge

Moin,

Ich hoffe, die Eltern denken nicht an die Zukunft und sehen
nur ihr momentanes Problem.

Wieso hoffst du das? Macht sich denn keiner Gedanken darüber, was aus diesen ganzen Kindern mal werden soll, die nie gelernt haben, ohne die Droge klarzukommen?

Gruß
M.

Hallo Haelge,

mein Neffe ist so ein „Opfer“ (laut IQ-Test über 135 mit einer Schreibschwäche), war ein paar Monate in der Kinderpsychatrie und wurde anschließend ins betreute Wohnen gebracht, die die Medikamente abgesetzt haben.

Heute ist er 20 Jahre und in einer Ausbildung. Nach „Hause“ durfte er auf Anraten der Psychologen nie wieder.

Seine Eltern sind immer noch der Überzeugung, dass er krank sei´- er weiß bis heute nicht, wie die genaue Diagnose lautete (hat aber jetzt wohl die Unterlagen angefordert).

Ich will diese Krankheit auch nicht runterspielen, aber ich bin der festen Überzeugung, dass mein Neffe nicht krank ist! Er passte eben nicht in das „Harmonie-Konzept“ meiner Schwester.

Mein Neffe erzählte mir, wie die Kinder in der Klinik mit ihrer Medikation drauf waren…

Er fühlt sich zwar bis heute von seiner Familie abgeschoben, aber mit ihr hätte er sicherlich den Absprung auch nicht geschafft.

Soll heißen: Ich kann die Eltern nicht aus ihrer „Schuld“ entlassen.

Viele Grüße

Kathleen

Was ein Wort ausmacht: ich meinte „Ich hoffe, die Eltern denken nur nicht an die Zukunft“

Also, dass es nicht Böswillikeit bzw. Ignoranz sondern „nur“ mangelnder Weitblick ist.

Hallo!

Nur Aussage im Artikel war, dass 90% der Diagnosen falsch
sind. Oder die Eltern gehen so lange zu verschiedenen Ärztne,
bis die richtige Diagnose (ADHS) gestellt wird.

Diese Aussage, dass 90% der Diagnose falsch wären, ist aber selbst falsch.

Es stimmt einfach nicht, wie im Artikel gesagt, dass Aufmerksamkeitsdefizit, Hyperaktivität und Impulsivität gemeinsam gegeben sein müssten, damit man die Diagnose „Hyperkinetische Störung“ (ICD) stellen darf.
Im DSM, dem amerikanischen Diagnosehandbuch, wird das noch deutlicher, weil dort sogar an Hand der drei Aspekte unterschiedliche Typen unterschieden werden.

Richtig dagegen ist: Die einen Ärzte stellen die Diagnose, die anderen nicht. Das ist ein generelles Problem der Reliabilität klinischer Diagnostik, das beim ADHS deshalb verstärkt ist, weil Eltern oft solange suchen, bis endlich einer die gewünschte Diagnose stellt. Nicht zuletzt auf Druck externer Stellen hin wie den Lehrern.
Zu den Eltern meines Cousins wurde explizit gesagt: „Entweder Sie lassen ihm Ritalin verschreiben oder er muss die Klasse wiederholen“.

Richtig ist auch, dass wohl viele (durchaus korrekt diagnostizierten) ADHS-Kinder nicht wirklich behandlungsbedürftig sind, schon gar nicht pharmakologisch.
Vielleicht ist das mit den 90% gemeint.
Bei einem guten Teil der ADHS-Kindern dagegen finde ich aber sehr wohl, dass sie behandlungsbedürftig sind, und dass ihnen das Ritalin auch ganz klar das Leben erleichtert, zum Beispiel, weil sie dadurch im Freundeskreis viel besser klar kommmen. Gerade die Außenseiterstellung in den Freundesgruppen (das ist bei vielen Hyperaktiven der Fall) ist für mich ein Grund, der den Einsatz von Ritalin sehr wohl rechtfertigt.

Nicht richtig ist übrigens (weil es in diesem Thread angesprochen wurde), dass ADHS rein eine erbliche Stoffwechselkrankheit wäre.
Diese Sichtweise halte ich für vollkommenen Blödsinn. Natürlich gibt es eine hereditäre Komponente, und natürlich lassen sich die beteiligten Neurotransmittersysteme (Dopamin, Noradrenalin) benennen.

Die Symptomatik das individuellen ADHS-Kindes (und ADHS ist NUR symptomatisch diagnostizierbar) ist aber viel zu vielgestaltig und viel zu komplex mit seinen erlernten und neurotischen Verarbeitungsmustern verbunden (und vor allem auch mit den Reaktionsweisen, wie Eltern, Freunde, Lehrer mit den Einschränkungen umgehen; und dann wiederum damit, wie das Kind auf diese negativen Erfahrungen durch Eltern, Freunde und Lehrer reagiert: Vermeidungsverhalten, Rückzug, Clownereien usw.), dass man sinnvoll von einer „ererbten Stoffwechselerkrankung“ sprechen kann.

E.T.

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Viele ADS/ADHS Diagnosen sind falsch.

Ganz sicher.

Und viele „schwierige“ Kinder könnten anders besser gefördert werden.
Und bräuchten keine Tabletten.

Und das ist wirklich schlimm.

Aber weißt du was das schlimmste ist?

Wenn du tatsächlich ein echtes ADS Kind daheim hast.

Und wenn du dann dastehst als Eltern,

„die wahrscheinlich eine schwierige Beziehung haben“,

„die ihrem Kind nicht gerecht werden können“,

„die einfach zu ehrgeizig ung karrieregeil sind“,

„die nur ihre Ruhe wollen“,

„die ihre Kinder bloß vorm Fernseher parken“,

„die sich halt nicht durchsetzen können“,

„die keine Lust haben sich mit dem Kind zu beschäftigen“,

Wenn niemand dich ernst nimmt…

Wenn du jahrelang hörst: das wird schon…

Wenn andere dir sagen: das gibt sich bald…

Wenn nur der Gedanke an ein Medikament schon zu zermürbenden Selbstvorwürfen führt…

Wenn du 1000 Wege gegangen bist und niemand dir glaubt…

Wenn dein Kind sagt: Ich hab nur dich und Papa und alle anderen hassen mich…

Das ist so schlimm…

Ich bitte von Kommentaren zu diesem Beitrag abzusehen
Wer anderer Meinung ist, der schreibe bitte einen eigenen Text…
Dankeschön.

Hier eine Radiosendung zum Thema
Hi!

Hier ein Radiosendung zum Thema, als Podcast, vom 13.2.12:
http://www.br-online.de/podcast/mp3-download/bayern2…

Die fand ich recht erhellend zum Thema.

Meine Meinung: Man kann da nicht alle über einen Kamm scheren. Ordentlich diagnostiziert (Dopamin-Stoffwechsel nicht im Lot etc) kann es durchaus sinnvoll sein, in Einzelfällen über einen überschaubaren Zeitraum, begleitet von anderen Therapieformen (für die ganze Familie) sinnvoll sein, Ritalin zu geben. Bitte alle Bedingungen meines Fürspruches beachten!

In dem Umfang, in dem das derzeit geschieht und wie es einem mal eben so angeboten wird von allen möglichen Ärzten (und gedrängt wird von Lehrkräften- selbst erlebt), halte ich das für völlig daneben.

Bin selber gesegnet mit einem Kind, bei dem die „Blitzdiagnose“ von allen möglichen Laien und Deppen schon in die Richtung ging. Zum Glück hatten wir immer gute Kinderärzte als Begleitung.

Grüße
kernig

Hallo,

Ich bitte von Kommentaren zu diesem Beitrag abzusehen
Wer anderer Meinung ist, der schreibe bitte einen eigenen
Text…

so verständlich diese Bitte ist, - unmittelbare Kommentare sind Grundelemente eines Forums und sollten nicht unerwünscht sein.

Montanus

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Nur Aussage im Artikel war, dass 90% der Diagnosen falsch sind. Oder die Eltern gehen so :lange zu verschiedenen Ärzten, bis die richtige Diagnose (ADHS) gestellt wird.

Das habe ich bewusst nicht bezweifelt! Die mmoderne Pädagogik hat heute Konzepte entwickelt, die solchen Menschen durchaus helfen können. Das Problem ist: Otto-Normalbürger meint, er wisse alles besser. Da braucht man sich nur manche Kommentare hier im Thread ansehen! Die Lösung ist eine ganz andere: Das Kind ist Krank! Folge: Eltern und Lehrer erstmal ratlos, sind eher geneigt, die Anweisungen eines Fachmannes zu beherzigen. In diesem Falle eine begrenzte (!) Zeit ein Medikament zu geben, das (nur) ein paar Symptome unterdrückt, kann dann schon hilfreich sein! Denn unbestritten zeigt Ritalin und andere auch bei nicht-AD(H)S-Kindern eine Wirkung!. Nicht umsonst versuchen manche Abiturienten auch ohne Rezept an das Medikament zu kommen!

Ich sehe es durchaus auch so, dass die Diagnose häufiger gestellt wird, als das „Problembild“ tatsächlich auftritt. Aber wenn ich daran denke was für einen ausgesuchten Müll manche Lehrer den Eltern sagen. Da hatte ich in den vergangenen Jahren oft den Eindruck dass die irgendwas gelernt haben, nur halt nicht Pädagogik studiert! Wenn man sie dann mit Fachwissen konfrontiert, werden sie plötzlich etwas kleinlauter! Und das ist das eigentlich erschreckende! Welche anderen Eltern können auf ein (nebenher gemachtes, aus interesse) Pädagogikstudium zurückgreifen? Das ist doch wohl eher die Ausnahme. Für mich ist es erschreckend, wie viele Leute eine Meinung vertreten, ohne auch nur die geringsten Fakten zu kennen! Und wenn es in dieser Situation Sitte ist, dass auf diese Art (Medizin verschreiben, Kontakt mit Fachleuten herstellen) dann ist das in meinen Augen voll in Ordnung.

Denn ich habe das alles auch selbst erlebt! Ja, eines unserer Kinder hat auch diese Diagnose! Aber aufgrund unseres eigenen Interesses zeigt dieses Kind heute keine (!) Verhaltensauffälligkeiten. Es ist nicht der Überflieger in der Schule, aber dank seine Intelligenz hat es es mittlerweise geschafft, selbstständig (!) zu lernen, und kann in der Schule im Unterricht oft dann weiter helfen, wenn der Rest der Klasse stumm bleibt. Das ist auch schn einer (besonders strengen) Lehrerin aufgefallen, die das artikuliert hat. -Aber in den Noten ist auffällig, dass es immer „wegen einem halben oder einem Punkt die schlechtere Note bekommt! Und das seit nunmehr anderthalb Jahren konstant. Die Erkenntnis der Lerngesetzte aus den siebziger Jahren ist bei diesen Lehrern noch nicht angekommen: „Erfolg verstärkt ein Verhalten!“ Sonst würde sie ein Kind, das spürbar weiter gekommen ist, nicht gezielt immer wieder „Drücken“. Und da liegt das Problem: Die sogenannten Fachleute können das, was sie im Studium gelernt haben nicht in die Praxis umsetzen! Ganz zu schweigen, dass normale Eltern auf derartige Fachkenntnisse gar nicht zurückgreifen können, und den alten Käse machen, den sie bei ihren eigenen Eltern erlebt haben. Und das geht an Problemkindern, egal welcher Couleur, einfach vorbei. Ja ich bin dafür, dass Fachleute, egal auf welche Art, die Führung übernehmen. Zwei drei Jahre Ritalin schaden da bestimmt weniger als ein Haufen Ignoranten in der Umgebung des Kindes. Und ja es ist gut, wenn die Eltern auf diese Art einen Zugang zu einer vernünftigen Pädagogik finden!

Die hier stattfindende Diskussion schadet nur, denn sie bedient allein die Vorurteile der Ahnungslosen!

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Ich bitte von Kommentaren zu diesem Beitrag abzusehen
Wer anderer Meinung ist, der schreibe bitte einen eigenen
Text…
Dankeschön.

Gehts noch?
Das hier ist ein Diskussionsforum und du willst anderen den Mund verbieten?

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Hallo,

Die hier stattfindende Diskussion schadet nur, denn sie
bedient allein die Vorurteile der Ahnungslosen!

Das finde ich nicht, weil hier eine relativ emotionslose Diskussion stattfindet. Ich finde es interessant.
Und vor allem, wenn man auch noch die „Erfahrungsberichte“ liest, ist das hier, wie ich finde, eine lehrreiche Diskussion.

Haelge

Hallo,

Was haltet ihr davon?

Ritalin und andere Medikamente verlagern Probleme auf andere Ebenen. Sie lösen sie nicht.
Ansätze und Hypothesen (neuere gibt es auch):
http://www.uni-bielefeld.de/psychologie/ae/AE09/HOME…
Auf eine Zusammenfassung, insbesondere im Sinne einer Wertung, wurde bewusst verzichtet.

Ich möchte jetzt nicht auf vorhergehende Threads hier schließen

Welcher letzterer entfernt wurde. Angesichts der hochprozentigen Unsicherheiten beim Thema ADS sollte man sich als Betroffener, Nichtbetroffener, Angehöriger immer der Nadel im Heuhaufen und der Sorgen anderer bei einer Diskussion bewusst sein.

cumc

Welcher letzterer entfernt wurde.

Sorry, soeben bemerkt. Dieser Artikel hier wurde verschoben. Es ändert aber dennoch nichts an meiner Meinung.

cumc

als Selbstbetroffene ADS-lerin und Mutter
Hallo

Ich denke, dort wird das Problem Ritalin ganz gut beschrieben.
Man sammelt ja erst so langsam Erfahrungen in D über die
langfristigen Auswirkungen der Einnahme von Ritalin bei
Kindern.

Auch in Deutschland gibt es bereits Menschen, die seit den 1960er Jahren Methylphenidat bekommen haben und noch nehmen.
Ich kenne u.a. eine Lehrerin, die ihr Studium und ihren Beruf sehr gewissenhaft und gut ausübt.

Wie solche Menschen dann je einen Beruf ausüben
sollen können, ohne die Droge, ist mir schleierhaft.
Andererseits sind sich alle einig, dass Ritalin nicht ewig
genommen werden darf.

Die Einnahme auf Dauer kann in einigen Fällen unerlässlich sein. Mir gefällt in diesem Zusammenhang der Begriff „Droge“ nicht.
Nicht, weil Droge als solches Arzneimittel bezeichnet, sondern weil er hier nach meinem Empfinden in eine Ecke mit Rauschmitteln gestellt wird.

Durch Ritalin wird das Problem meiner Meinung nach also
lediglich verschoben. Aus dem zappeligen und unkonzentrierten
Kind wird irgendwann mal ein junger Erwachsener, der ohne
Ritalin nicht mehr leistungsfähig ist. Aber dann ist das ja
nicht mehr die Sorge der Eltern.

Eine Fehlinformation.
Es gibt nicht nur unbequeme Zappelkinder, sondern auch den hypoaktiven Typ. Zudem ändert sich beim Erwachsenwerden die äußere Unruhe sehr sehr oft in eine innere Unruhe.

Die unzähligen Komorbiditäten beim Erwachsenen (Suchtverhalten ohne vorherige Einnahme von MPH ), schwerste Depressionen, Migräne ud viele mehr, machen es unerlässlich, in solchen Fällen um des (Über)lebenswillens Methylphenidat oder auch spezielle Antidepressiva zu nehmen.

http://www.erwachsene-ads.de/

Da hat sich in den letzten 2 Jahren sehr viel getan, und z.B. wurde eine Form von retardiertem MPH für Erwachsene endlich zugelassen.

http://www.npz-hamburg.de/index.php/component/conten…

Leider wird immer noch ein Aspekt bei dem Problem viel zu
wenig beachtet, nämlich die Eltern und die Frage, wie man
Eltern davor bewahren kann, hysterisch zu werden und ihre
Kinder in der Leistungsfalle aufzureiben, und wie man sie dazu
befähigt, auch schwierige Kinder anzunehmen und positiv auf
ihrem Lebensweg begleiten zu können.

Ich bin selbst ADS-lerin, habe ein mittlerweile erwachsenes, hochbegabtes ADS-Kind.
Von Leistungsstress waren wir weit entfernt, auch ich selbst war nie ehrgeizig oder ein Streber.

Wenn man aber sieht, dass (trotz Hochbegabung) die vorhandenen Ressourcen nicht genutzt werden, das Kind darunter leidet in der Schule seine Aufmerksamkeit nur insoweit aufrechzuerhalten, nicht zu stören, dass es dafür alle Kraft braucht und zum Konzentrieren nichts mehr da ist, was dann?

Für mich und unseren Sohn ist Methylphenidat in übertragenem Sinn so etwas wie ein Gehgips gewesen.

Die in meinen Augen bestmögliche Behandlung für einen ADS-ler besteht in einem multimodalen Ansatz. Er kann, muss aber nicht in jedem Fall Medikamente beinhalten.

Angelika

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die Diagnostik
Hallo!

Leider gibt es bis heute noch keinen 100%igen ADS-Test, wie z.B. mit einem Blutzuckertest vergleichbar.

Und gewiss gibt es Fehldiagnosen, und zwar in beide Richtungen.

Was ich aber besonders schlimm finde ist, wenn man Kindern die adäquate Behandlung versagt. (Wie immer sie individuell aussehen mag)

Diesen Satz

dass Eltern von Arzt zu Arzt rennen um die gewünschte Diagnose (am :besten noch in Verbindung mit Hochbegabung) zu erhalten.

finde ich sehr gemein.

Viele Leute, die hier mit diskutieren, können sich das Leben mit einem oder mehreren ADS-lern in einer Familie nicht vorstellen. Es kann durchaus eine Erleichterung sein, wenn man anhand einer Diagnose nun weiß, woher der Wind weht, und was man konkret tun kann.

Außerdem kann man einen normal begabten Menschen so lange testen wie man will, er wird davon nicht hochbegabt.

Ich beschäftige mich mittlerweile seit fast 20 Jahren mit der Thematik und bin selbst ADS-lerin (das wurde aber erst vor einigen Jahren diagnostiziert).
Bis dahin habe ich unter diversen Komorbiditäten gelitten und war froh darüber, dass meinem Kind dieser Leidensweg in weiten Teilen erspart geblieben ist.

Ich will nicht etwa Medikamente glorifizieren, kenne aber soooo viele ADS-Familien und deren Werdegänge, dass ich überzeugt sagen kann, dass MPH in vielen mir bekannten Fällen gut und richtig eingesetzt wurde. Bei einigen über einen bestimmten Zeitraum, bei anderen dauerhaft.

Angelika

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