als Selbstbetroffene ADS-lerin und Mutter
Hallo
Ich denke, dort wird das Problem Ritalin ganz gut beschrieben.
Man sammelt ja erst so langsam Erfahrungen in D über die
langfristigen Auswirkungen der Einnahme von Ritalin bei
Kindern.
Auch in Deutschland gibt es bereits Menschen, die seit den 1960er Jahren Methylphenidat bekommen haben und noch nehmen.
Ich kenne u.a. eine Lehrerin, die ihr Studium und ihren Beruf sehr gewissenhaft und gut ausübt.
Wie solche Menschen dann je einen Beruf ausüben
sollen können, ohne die Droge, ist mir schleierhaft.
Andererseits sind sich alle einig, dass Ritalin nicht ewig
genommen werden darf.
Die Einnahme auf Dauer kann in einigen Fällen unerlässlich sein. Mir gefällt in diesem Zusammenhang der Begriff „Droge“ nicht.
Nicht, weil Droge als solches Arzneimittel bezeichnet, sondern weil er hier nach meinem Empfinden in eine Ecke mit Rauschmitteln gestellt wird.
Durch Ritalin wird das Problem meiner Meinung nach also
lediglich verschoben. Aus dem zappeligen und unkonzentrierten
Kind wird irgendwann mal ein junger Erwachsener, der ohne
Ritalin nicht mehr leistungsfähig ist. Aber dann ist das ja
nicht mehr die Sorge der Eltern.
Eine Fehlinformation.
Es gibt nicht nur unbequeme Zappelkinder, sondern auch den hypoaktiven Typ. Zudem ändert sich beim Erwachsenwerden die äußere Unruhe sehr sehr oft in eine innere Unruhe.
Die unzähligen Komorbiditäten beim Erwachsenen (Suchtverhalten ohne vorherige Einnahme von MPH ), schwerste Depressionen, Migräne ud viele mehr, machen es unerlässlich, in solchen Fällen um des (Über)lebenswillens Methylphenidat oder auch spezielle Antidepressiva zu nehmen.
http://www.erwachsene-ads.de/
Da hat sich in den letzten 2 Jahren sehr viel getan, und z.B. wurde eine Form von retardiertem MPH für Erwachsene endlich zugelassen.
http://www.npz-hamburg.de/index.php/component/conten…
Leider wird immer noch ein Aspekt bei dem Problem viel zu
wenig beachtet, nämlich die Eltern und die Frage, wie man
Eltern davor bewahren kann, hysterisch zu werden und ihre
Kinder in der Leistungsfalle aufzureiben, und wie man sie dazu
befähigt, auch schwierige Kinder anzunehmen und positiv auf
ihrem Lebensweg begleiten zu können.
Ich bin selbst ADS-lerin, habe ein mittlerweile erwachsenes, hochbegabtes ADS-Kind.
Von Leistungsstress waren wir weit entfernt, auch ich selbst war nie ehrgeizig oder ein Streber.
Wenn man aber sieht, dass (trotz Hochbegabung) die vorhandenen Ressourcen nicht genutzt werden, das Kind darunter leidet in der Schule seine Aufmerksamkeit nur insoweit aufrechzuerhalten, nicht zu stören, dass es dafür alle Kraft braucht und zum Konzentrieren nichts mehr da ist, was dann?
Für mich und unseren Sohn ist Methylphenidat in übertragenem Sinn so etwas wie ein Gehgips gewesen.
Die in meinen Augen bestmögliche Behandlung für einen ADS-ler besteht in einem multimodalen Ansatz. Er kann, muss aber nicht in jedem Fall Medikamente beinhalten.
Angelika