ADHS? und nun?

Hi,

Ich habe den Artikel eben noch einmal überarbeitet und den alten Artikel gelöscht…

Ich habe seit Ewigkeiten mit vielerlei Symptomen bzw. Problematiken zu kämpfen…
Fangen wir am Anfang an, ich bin mittlerweile über 40, körperlich recht fit und gesund, habe aber dennoch gravierende Probleme…

In meiner Schulzeit war ich ein schlechter Schüler auf dem Gymnasium, habe dieses auch nach der 10 Klasse verlassen mit einem recht schlechten Abschluss. hatte extrem viel Nachhilfe, was alles nicht geholfen hat, die Lehrer meinten damals schon, ich sei nicht bei der Sache und unkonzentriert. Meine Lehrer nannten mich verhaltensauffällig. Für die ganze restliche Familie war ein gutes Abi und anschliessemde Studium normal. ich habe es „nur“ zum Küchenchef in einem recht guten 4Sterne Hotel geschafft ( ist OK für mich ).
In der Schule nannten mich schon alle Zappelphillip!

nach der Schule und zwischen 20 und 30 hab ich ein recht normales Leben gelebt, war zwar spielsûchtig hat sich mit der Zeit aber gegeben und meine Eltern konnten mir finanziell gut weiterhelfen.

Ich kann nicht definieren ab wann ich diese Probleme gekriegt habe, also zum Jetzt!

Meine Mutter ist vor 4 Jahren gestorben, ich habe sehr an ihr gehangen, aber glaube nicht, dass dies zu meiner Problematik beiträgt.

Vor einem Jahr habe ich ein Haus gebaut, bzw. bauen lassen, das war schon mit sehr vel Stress verbunden.

mein Tagesablauf en einem Arbeitstag: Aufstehen gegen7:30, Kaffee trinken, Zeitung lesen, Laufschuhe an und ne Stunde laufen, danach nen bisschen am Computer surfen, danach mittag essen, versuchen nen bisschen in spannenden Büchern zu lesen.Schaffe in diese Stunde teilweise keine 10 Seiten, obwohl ich nichts anderes tu. Schweife mit meinen Gedanken einfach ab…dann gehts zur Arbeit, Beginn 14h bis 22h. Wenn ich höre, dass noch späte Gäste erwartet werden bekomme ich schon fast Panik, es gibt für mich wenig Schlimmeres als nicht pünktlich Feierabend zu machen… Es könnte ja passieren, dass ich es nicht schaffe spätestens um 23:20 im Bett zu liegen…

Mein Tag ist ganz klar strukturiert, jede Abweichung sind absoluter Stress für mich, Handwerke gegen Mittag, no go. Besuch gerne, aber nach 20h möge dieser bitte gehen.

Ich habe auch eine schlimme Unruhe in mir, meine Gedanken sind immer überall, nur nicht da wo sie sein sollen. Ich habe den Haushalt auch recht gut in Griff, wenn ich aber koche herrscht das Chaos, genau wie in meiner Buchhaltung.

Meinen täglichen Sport brauche ich zwingend, Laufe wie gesagt täglich, nach einer Meniskus - OP wurde ich regelrecht depressiv, weil ich nichts machen konnte.

Mein größeres Problem sind meine Schlafstörungen, bis 3 Uhr gehts ganz gut ( kann auch variieren ) und dann fangen die Gedanken an zu kreisen… erholsamer schlaf ist nicht drin, auch Schlaftabletten sind nicht hilfreich…

ich schaffe es auch schwer mal 10 Minuten zu sitzen, muss dann wieder aufstehen und was anderes machen, Telefonieren, häufig wähle ich eine Nummer und lege den Hörer dann beiseite und vergesse, dass ich telefoniere, der Gesprächspartner wundert sich dann…

Bin auch sehr gerne allein… brauche meine Ruhe, selbst ein Radio ist manchmal zu viel.

Die meisten Menschen mit denen ich verkehre schätzen mich sehr, weil ich so angenehm bin, keinerlei Boshaftigkeit, bin laut denen so angenehm und lieb. versuche es auch jedem Recht zu machen, zusätzliche Konflikte sind für mich ein Graus, sowohl beruflich als auch privat…

Habe heute nun endlich mal einen Fragebogen ausgefüllt, dort wird mit hoher Wahrscheinlichkeit von ADHS ausgegangen, sprich Arzt konsultieren, mein Schwager ist Pädagoge, er vermutet das Gleiche…

Habt Ihr irgendwelche Ideen und Vorschläge?

Danke

Hallo,
Ein Diagnosekriterium von AD(H)S ist ein erstmaliges Auftreten vor dem 7. Lebensjahr. War das bei dir der Fall?
Viele Dinge, die du beschreibst deuten für mich allerdings gar nicht umbedingt darauf hin. Ohne dich zu kennen, wird dir hier niemand einen kompetenten Rat geben können.
Das wichtigste hast du schon selbst erkannt:

[…] sprich
Arzt konsultieren

LG
batz

diese Diagnose gab es in meiner Kindheit noch nicht, ich kann aber sagen, dass ich wegen meiner Unruhe ein Jahr später eingeschult wurde und noch die Vorschule besuchen musste.

Danke für die Antwort!

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Hallo Bruffl,

ich bin nicht der Experte, möchte dir aber trotzdem etwas sagen:

viele deiner Punkte kommen mir seeeeehr bekannt vor. Aber nicht als Symptome einer Krankheit, sondern als Vorlieben oder Gewohnheiten.

Ärzte müssen auch sehen, dass sie von etwas leben können und was früher eine Eigenart oder Marotte war, ist heute eine Krankheit, die man behandeln muss.

Wie gesagt, kein fachkundiger Rat aber vielleicht ein Denkanstoß.
Und so ein Fragebogen, bei dem man eine bestimmt Punktzahl erreicht und dann sich untersuchen lassen soll, den finde ich höchst verdächtig.

Alles Gute

vV

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Frustrationstoleranz u.a.
Hi Bruffl,

dieses extreme Strukturierungsbedürfnis zusammen mit der Fähigkeit, diese Strukturierung auch durchzuhalten:

Mein Tag ist ganz klar strukturiert, jede Abweichung sind absoluter Stress für mich

und in (scheinbarem) Kontrast dazu, das Unvermögen, auch nur für kurze Zeitspannen einen Konzentrationsfaden festzuhalten …

Ich habe auch eine schlimme Unruhe in mir, meine Gedanken sind immer überall, nur nicht da wo sie sein sollen.
ich schaffe es auch schwer mal 10 Minuten zu sitzen, muss dann wieder aufstehen und was anderes machen, Telefonieren, häufig wähle ich eine Nummer und lege den Hörer dann beiseite und vergesse, dass ich telefoniere, der Gesprächspartner wundert sich dann…

… sind die Charakteristika einer speziellen Form dieses Syndroms, das halt die traditionelle (und für die meisten Fälle irreführende) Bezeichnung „Aufmerksamkeitsdefizit“ erhalten hat. „Fehlende Frustrationstoleranz“ ist eine meist eher zutreffende Bezeichnung für das, was da innerlich vorgeht. Bis in die Mitte der 1990er glaubte man noch, dieses Phänomen betreffe nur Kinder und Jugendliche bis in die Pubertät, aber dann wurde klar, daß sehr häufig diese Eigenschaft bis ins Erwachsenenalter erhalten bleibt.

Die therapeutischen Bemühungen müssen sich leider vorläufig darauf beschränken, Hilfestellungen zu geben und Taktiken zu erlernen, wesentlichen Schaden für den privaten und den beruflichen Lebensraum zu verhindern.

Hier im Brett ist schon viel über dieses Thema und über damit Zusammenhängendes diskutiert worden (Motivation, Frustrationstoleranz, Durchhaltevermögen, Messi, Ungeduld usw.).

Hier nur exemplarische Artikel aus diesen Diskussionen:
/t/motivations-und-antriebslosigkeit/632330/2
und aus demselben Thread:
/t/motivations-und-antriebslosigkeit/632330/11

ferner
/t/hunter-typus-und-oder-aehnliches/1622500/9
im letzteren auch der Hinweis auf einige Literaturen (Thom Hartmann, Lynn Weiss, Edward Hallowell), denen man Hilfe für die Alltagsbewältigung entnehmen kann. Die Erfahrung spricht dafür, daß du in diesen Büchern aufgrund des Wiedererkennungswertes länger als 10 Minuten am Stück lesen wirst.

Habe heute nun endlich mal einen Fragebogen ausgefüllt, dort wird mit hoher Wahrscheinlichkeit von ADHS ausgegangen

Das heißt nichts weiter, als daß deine Symptome dem entsprechen, was man aufgrund ebendieser Symptome mit der Bezeichung AD(H)S belegt hat. Ein weiterer Erkenntniswert steckt da nicht drin. Jedenfalls nicht, solange die (zweifellos) hirnphysiologischen Zusammenhänge noch nicht verstanden sind, was heute leider noch nicht der Fall ist.

Schönen Gruß
Metapher
PS: Wie geht es deiner „Femme fatale“ von Anfang 2002?

Ich bin mir nicht sicher was genau dein Problem ist, bzw ob ADHS, falls du wirklich darunter leidest, die Ursache des Übels ist.

Ein „schlechter“ Schüler gewesen zu sein, sagt nicht viel darüber aus. Dass du von Lehrer eine Verhaltensauffälligkeit attestiert bekommen hast, muss auch nichts bedeuten. Ab wann fällt einem Lehrer das Verhalten eines Schülers auf? Wenn er nicht stundenlang still und brav auf seinem Hocker sitzt und nicht die Klappe hält.
Dass du dich beim Lesen eines Buches nicht konzentrieren kannst, könnte auch am Buch liegen. Wenn dich ein Buch langweilt, ist es nicht erstaunlich wenn du Mühe hast es zu lesen. Und wenn ein Buch gut und anregend ist, dann regt es dich eben dazu an eigene Gedanken zu entwickeln. Das spricht für mich eher für einen kreativen Geist.

Deine Schilderung deines Berufsalltags lässt mich nichts Aussergewöhnliches erkennen. Die Wenigsten dürften erfreut darüber sein Überstunden machen zu müssen. Und weil du morgens früh aufstehen musst, hast du natürlich ein Interesse daran nicht zu spät ins Bett zu kommen und vorher auch noch ein bischen Zeit für dich selbst zu haben.

Dein Problem sehe ich eher als ein Stressproblem. Dafür sprechen auch deine Schlafstörungen. Der Beruf eines Koches ist kein lockerer Job bei dem man zwichendurch mal raus gehen kann um Eine zu rauchen. Selbst wenn gerade nicht viel Betrieb ist, muss man immer damit rechnen, dass eine Bestellung rein kommt. Und bekanntlich will Niemand lange auf sein Essen warten müssen. Als Koch musst du in möglichst kurzer Zeit möglichst Viel in möglichst guter Qualität abliefern.

Hallo,

wenn die Eltern mit dem Kind nicht zum Arzt gehen, dann wird da auch nix diagnostiziert. Wenn das Kind dann erwachsen ist und ein Arzt einem Ü 40 die Diagnose ADHS stellt, dann wird man nie wissen, ob der mit 7 auch schon unter der Störung litt. Solche Langzeitstudien gibt es nicht.

Es gibt Ärzte, die sich speziell für ADHS im Erwachsenenalter spezialisiert haben. Das ist auch super, denn die Symptome und die Leiden sind ganz anders als bei Kindern.

Viele Grüße

Hi,

du schreibst über deine Schlafprobleme, und das hat mich im Zusammenhang mit ADHS an etwas erinnert, das ich mal in Internet gelesen habe. Es ging um eine Studie, bei der ein Zusammenhang zwischen Nähe zum Straßenverkehr und ADHS festgestellt wurde. Ein Leser schrieb dazu folgenden Kommentar:

Mein Gefühl würde eher den Lärm als Ursache sehen. Dass Lärm für
Schlafstörungen sorgt, dürfte Allgemeinwissen sein – und mir hat zu
Zivi-Zeiten mal eine Kollegin erklärt, dass AHDS sich anfühlt, als
wenn man völlig übernächtigt wäre. Aus dem Grunde wirken auf die
Betroffenen auch Substanzen beruhigend, die eigentlich
Aufputschmittel sind (Koffein, Ritalin).

Link zum Artikel: http://www.heise.de/tp/blogs/3/154296
Titel des Kommentars: „Luftverschmutzung?“

Also vielleicht macht der Schlafmangel die anderen Symptome bei dir. Es gibt da diese CDs, Somnia heißt das System, wurde an einer deutschen Uni entwickelt und produziert angeblich bestimmte Wellen, die einen in den Schlaf versetzen. Also das Gehirn wird auf die Wellen, wie man sie im Schlaf hat, gebracht über Audio-Signale. Vielleicht einen Versuch wert. Findest du auf Amazon.

„brauche meine Ruhe, selbst ein Radio ist manchmal zu viel“

Das kenne ich von mir, und da ist es ein Zeichen von Energiemangel in den Nervenzellen (die werden dann reizempfindlicher). Das ist bei mir so, dass mich die Musik nervt, obwohl sie mir gefällt. Gilt bei mir aber auch für andere Reize (Licht z.B.).

„zusätzliche Konflikte sind für mich ein Graus“

Das kenn ich auch von mir, je nach Verfassung. Auch, dass mir jede Form von Ärger und seelischer/mentaler Anstrengung zuwider ist. Die Diagnose bei mir ist CFS.

Hoffe, ich konnte dir damit irgendwie weiterhelfen.

Gruß
Mike