ADS + IQ 134 = Probleme

Hallo zusammen.

Ich wende mich heute an euch, weil bei meinem Sohn (9 Jahre), eine ebenso erschreckende wie positive, medizinische Diagnose festgestellt wurde.

Zuerst die schlechte Nachricht. Er hat eine seltene Form des ADS, dem sogenannten „Schnecken ADS“. Dies äußert sich vorallem dadurch, dass er sich nur sehr kurz konzentrieren kann. Er kommt bei Schultests zeitlich kaum mit. Er erledigt seine Aufgaben zwar sehr gründlich aber auch entsprechend langsam. Dadurch bleiben viele Testfragen unbeanwortet und kosten ihm wertvolle Punkte. Er hat also eine stark verkürzte Aufmerksamkeitspanne.

Positiv ist zu bemerken, dass er in punkto Sprachbegabung einen IQ von 134 hat. Er gilt somit diesbezüglich als hochbegabt. Er konnte schon sehr früh komplizierte Wörter wie etwa „Pachycephalosaurus“ oder „Natriumhydrogencarbonat“ fehlerfrei lesen, sprechen und behalten. Dinosaurier und deren lateinische Bezeichnungen sind ohnehin seine Spezialität. Spätestens hier haben wir gemerkt, dass bei unserem Kind etwas anders ist. Sein Traumberuf ist übrigens Paläontologe. Und ja, die Berufbezeichnung kann er auch aus dem Effeff, und am Klapperstorch hatte er schon von Anfang Zweifel. Scherzhaft verglichen, würde er sich eine interessante Unterhaltung mit Mister Spock liefern …

Das macht mir irgendwie Angst!

Auf die Vorteile sind wir natürlich stolz. Dumm ist nur, dass unser Kind laut Facharzt, dies auf absehbare Zeit nicht praktisch nutzen Kann, weil ihm dabei seine anderen Defizite im Wege stehen, bzw. sich mit seinen Vorteilen widersprechen. Würde er also Dolmetscher werden wollen, käme ihm sein langsames Arbeitstempo in die Quere, weil man bei der Dolmetscher-Prüfung auch eine Zeitvorgabe hat, um nur ein Beispiel zu nennen. Und so zieht sicht der Mist durch sein Leben.

Latein wird ebenso sein Feind wie auch sein Freund sein. Es ist ärgerlich, wenn man etwas eigentlich beherrscht, aber nicht wirklich etwas damit anfangen kann.

Es muss doch möglich sein, aus seiner Hochbegabung einen praktischen Vorteil zu ziehen, mit dem man später im Leben etwas anfangen kann.

Tut mir leid, aber als Vater beschäftigt mich das natürlich, und ich musste mir das einfach mal von der Seele reden, weil ich mir Gedanekn um die Zukunft meines Kindes mache.

Gruß Marcus

Anmerkung: Wenn die Admins oder Boardchefs der Meinung sind, dass dieses Thema woanders besser aufgehoben ist, dann belehrt mich eines Besseren und verschiebt es einfach. Kein Problem!

Hallo!

Positiv ist zu bemerken, dass er in punkto Sprachbegabung
einen IQ von 134 hat. Er gilt somit diesbezüglich als
hochbegabt.

Wie wurde dieser Wert erhoben, welcher Test wurde durchgeführt? Man kann nicht einen Einzelbereich als IQ angeben - woher kommt der Wert 134?

Grüße von
Corinna

Moin,

Positiv ist zu bemerken, dass er in punkto Sprachbegabung
einen IQ von 134 hat.

wie wurde dieser Wert ermittelt?

Mit mir wurden auch einige male solche Tests gemacht, weil ich als Schüler sowohl positiv wie negativ auffiehl.
Der Psychologe meinte auch, daß ich einige Stärken, aber auch einige Schwächen hätte, spezielle IQ-Werte für Einzelsegment wurden aber nicht vergeben, wohl aber wurde vermerkt, daß es Bereiche gäbe, in denen ich deutlich unter, wie auch deutlich über dem Durchschnitt läge.
Teilweise waren die Ergebnisse recht paradox, weil ich sehr gut lesen kann, sowohl von der Geschwindigkeit als auch vom Verständnis her, nichtsdestotrotz eine recht ausgeprägte Rechtschreibschwäche habe.
Zahlen wurde aber wie gesagt keine geliefert.

Gandalf

Hallo,

Es gibt schon so tests die die Einzelbereiche detailliert anzeigen. Mit mir wurde so ein Test mal bei der Studienberatung gemacht. Da wurde aber, fällt mir grad so auf, die jeweilige Zahl nicht genannt, aber in ein Diagramm eingetragen mit dem verglichen werden konnte zum Durchschnitt Studierender verschiedener Fächer. Also der Wert war schon einzeln ermittelt, wurde aber nicht explizit angegeben. Das kann beim UP ja anders sein.

Ich wollte damit nur sagen, dass das durchaus seriös sein kann, zum Problem an sich kann ich leider nix sagen, da ich ziemlich konstante Werte in fast allen Bereichen hatte (was es auch nicht leichter macht).

Gruss
M.

absolut OT
Hallo Gandalf,

nichtsdestotrotz eine recht ausgeprägte
Rechtschreibschwäche habe.

Ich ziehe meinen Hut! Diese Schwäche hast du aber sehr gut im Griff!
Wenn ich so vergleiche was hier manchmal jenseits von ein paar Tippfehlern (die jedem mal passieren) so verzapft wird wende ich mein Haupt mit Grausen. Was ich mich manchmal so im stillen Kämmerlein frage: liegt’s womöglich an der Generation? :wink:

Grüße von
Tinchen

1 Like

Hallo,

die einzelnen Bereiche die getestet werden, können ziemlich unterschiedlich ausfallen.
Dort wo Defizite festgestellt werden muss man mit geeigneten Gegenmaßnahmen ansetzen und zwar bevor man sich mitten im Teufelskreis befindet.

ADS ganz ohne Hyperaktivität (es gibt auch Mischformen) ist bei Jungs eher selten das stimmt, aber den Ausdruck „Schnecken ADS“ habe ich ehrlichgesagt noch nie gehört…wohl aber „Träumerchen“ oder auch „Hans guck in die Luft“…

Eine Konzentrationsschwäche haben alle ADSler ob mit oder ohne H dazwischen, drum heisst das ja auch Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom ;o)

Was ist Euch denn von ärztlicher bzw therapeutischer Seite empfohlen worden? Das klingt als stündet Ihr noch ganz am Anfang.
Hat man Euch denn kein Material mitgegeben?
Ich würde die Diagnose evtl auch von jemandem verifizieren lassen.

Mal ein bisschen Lektüre:
http://www.amazon.de/Lernen-ADS-Kindern-Praxishandbu…
http://www.lernen-heute.de/ads.html

Hier bekommst Du gutes Infomaterial:
http://www.medice.de/indikationen/adhs/adhs-kinder-j…
(hiervon gibts auch ein Heft mit Übungen, habs aber auf die Schnelle nicht gefunden)
https://www.lilly-pharma.de/?8113

Wenn das Kind in der Schule Probleme hat ist es ganz wichtig, dass Eltern, Lehrer und Ärzte/Therapeuten eng miteinander zusammenarbeiten.

Gruß
M.

Moin,

Auf die Vorteile sind wir natürlich stolz. Dumm ist nur, dass
unser Kind laut Facharzt, dies auf absehbare Zeit nicht
praktisch nutzen Kann, weil ihm dabei seine anderen Defizite
im Wege stehen, bzw. sich mit seinen Vorteilen widersprechen.

Damit ist dein Kind nichts besonderes. Kinder haben nunmal Stärken und Schwächen. Sein gutes Gedächtnis wird ihm sicher auch in anderen Bereichen Vorteile verschaffen als nur beim Auswendiglernen von Sauriernamen.

Wichtig ist, dass ihr jetzt nicht durchdreht, sondern Schritt für Schritt euer Kind erstmal durch die Schule bringt. Sollte es jetzt um die weiterführende Schule gehen und es aufgrund seiner Arbeitsweise fürs Gymnasium nicht reichen, sucht euch eine Gesamtschule oder wenigstens eine Realschule, wo die Möglichkeit zu einer zweiten Fremdsprache besteht.

Welchen Beruf er ergreifen möchte, darüber könnt ihr euch dann noch in 10 Jahren Gedanken machen. Er wäre jedenfalls nicht der erste, der irgendwann über seine Kinderpläne lächelt und erfolgreich in einem Fach wird, in dem er in der Schule grottenschlecht war.

Gruß
M.

Hallo Sven Marcus,

ein bischen wundere ich mich: in diesen Hochbegabungs-Prüfungszentren stehen dir unglaublich viele Beratungsmöglichkeiten zur Verfügung. Sie helfen dir, geeignete Schulen zu finden, Betreuer, psychologischer Dienst ist vor Ort. Eine Schule für Hochbegabte kann auch ganz anders nochmal auf die Kinder eingehen, jedoch ist die Paarung mit dem ADS auch in diesem Zweig schwierig. Und keine Sorge, das sind dann keine Elite-Schulen, wie gerne vermittelt wird (von anderen Eltern), sondern kleinere Klassen, die den Stoff in größerem Spektrum vermitteln, mit besonderem Augenmerk auf soziales Verhalten. Denn hochbegabte Kinder haben oftmals Schwierigkeiten, Freundschaften zu knüpfen, da Alter und Kopf nicht immer einander entsprechen.

Sollte euer Kind nicht von einem Institut auf Hochbegabung getestet worden sein, such doch in deiner Stadt mal eine Anlaufstelle. Nach meinen Erfahrungswerten sind sie dort sehr freundlich und kennen die Probleme, mit denen Eltern von hochbegabten Kindern kämpfen - angefangen vom sozialen Neid bis hin zu Verhaltensauffälligkeiten bei den Kindern durch die Unterforderung, bzw emotionale Überforderung.

Vllt könnte eine Forderung/Förderung in speziellen Gebieten auch die Krankheit deines Sohnes in ihrem Ausmaß verringern.

Geh zu den Fachleuten vor Ort, die helfen euch! Und bitte vergiss eines nicht: euer Kind ist emotional so alt wie alle anderen auch - Hochbegabte werden gerne älter behandelt, weil sie Themen anders verarbeiten können, aber emotional gilt das nicht!

lg, Dany

Moin,

  • angefangen vom sozialen Neid

nicht doch…heutzutage haben doch fast alle ein irgendwie hochbegabtes Kind. Ich wette, du auch :smile:

Gruß
M.

4 Like

Hallo alleine.

Hallo zusammen.

Vorab einmal die Frage, ob „Sven Marcus“ dein richtiger bürgerlicher Name ist.
Es ist nämlich allein deine Sache, ob es der Nachwelt erhalten bleibt, was du zum Beispiel im Erotikbrett über dich und dein Intimleben schreibst.
Aber über die Probleme deines Kindes und Diagnosen über dieses zu schreiben, sicherlich noch ohne dessen Einverständnis, halte ich für sehr gewagt.
Nachdem Diagnosen durchaus auch falsch sein können.

Zuerst die schlechte Nachricht. Er hat eine seltene Form des
ADS, dem sogenannten „Schnecken ADS“. Dies äußert sich
vorallem dadurch, dass er sich nur sehr kurz konzentrieren
kann. Er kommt bei Schultests zeitlich kaum mit. Er erledigt
seine Aufgaben zwar sehr gründlich aber auch entsprechend
langsam. Dadurch bleiben viele Testfragen unbeanwortet und
kosten ihm wertvolle Punkte. Er hat also eine stark verkürzte
Aufmerksamkeitspanne.

Wie ist das genau? Verliert er sich in seiner Übergründlichkeit?
Ist das in allen Hauptfächern so?

Positiv ist zu bemerken, dass er in punkto Sprachbegabung
einen IQ von 134 hat.

Ich wüsste nicht, dass es selektive IQs gibt, und dass diese Ergebnisse grundsätzlich seriös zu verwenden sind.

Er gilt somit diesbezüglich als
hochbegabt. Er konnte schon sehr früh komplizierte Wörter wie
etwa „Pachycephalosaurus“ oder „Natriumhydrogencarbonat“
fehlerfrei lesen, sprechen und behalten.

Wann ist „früh“?

Dinosaurier und deren
lateinische Bezeichnungen sind ohnehin seine Spezialität.
Spätestens hier haben wir gemerkt, dass bei unserem Kind etwas
anders ist.

Das ist, wenn überhaupt, eine Inselbegabung. Isoliertes Wissen.

Sein Traumberuf ist übrigens Paläontologe.

Mit 9 wollte ich Lehrer, Bäcker, Polizist, KFZ-Mechaniker, Zauberer und Lokomtivführer werden, am Liebsten alles auf einmal.

Und ja,
die Berufbezeichnung kann er auch aus dem Effeff, und am
Klapperstorch hatte er schon von Anfang Zweifel.

Wenn die Zweifel so geäußert wurden: „[…]
dass in Deutschland im Jahre 2010 etwa 650.000 Babys geboren irgendwie angekommen sind, es aber nur etwa 9.000 Störche (männlich/weiblich/ inkl. alt/krank/sehr jung) gibt, hätte ein Storch im Jahr etwa 72 Zustellungen machen müssen, was bei einer Reisegeschwindigkeit von 30 km/h in einer Fläche von 357.000 km² logistisch unmöglich ist. Man muss auch bedenken, dass die Babys auch im Auslieferungszentrum abgeholt und für die Speditierung aufbereitet werden müssen. Dabei findet noch nicht einmal die Tatsache Betrachtung, dass die meisten Störche im Winterhalbjahr in ferne Länder auswandern, und es dennoch in dieser Jahreszeit nachweislich frische Babys gibt.“
, lasse ich das gelten.

Tut mir leid, aber als Vater beschäftigt mich das natürlich,
und ich musste mir das einfach mal von der Seele reden, weil
ich mir Gedanekn um die Zukunft meines Kindes mache.

Aus dem wird schon was, keine (übertriebene) Sorge!

Gruß
To.i

Ich wollte schon fragen, ob hier jemand überhaupt noch ein normales Kind hat.

1 Like

Moin,

Es gibt schon so tests die die Einzelbereiche detailliert
anzeigen.

schrieb ich doch.

Da wurde aber, fällt mir grad so auf,
die jeweilige Zahl nicht genannt, aber in ein Diagramm
eingetragen mit dem verglichen werden konnte zum Durchschnitt

Schrieb ich auch.

Gandalf

Ich wollte schon fragen, ob hier jemand überhaupt noch ein
normales Kind hat.

Ich nehme an, das ist die echte Elite.

Gruß
M.

2 Like

Hallo,

interessant, dass du dir gerade diesen Satz heraus gepickt hast, um Konfronation zu suchen.

Nein, es sieht bislang nicht so aus, und die Erfahrung mit meinen Geschwistern in diesem Bereich lassen mich hoffen, dass mein Kind nicht hochbegabt ist. Das mag für viele böse klingen, gerade meine Eltern kommen mit dieser Aussage nicht ganz klar, aber es ist einfach so.

Es mag sein, dass du glaubst, viele schmücken sich gerne damit, und genau das ist der „soziale Neid“. Gerne wird belächelt, dass man sein Kind ja nur herausstechen lassen möchte und hervorherben. Leider heben sich diese Kinder selbst hervor, mit ihrem Verhalten, wenn sie im normalen Lernumfeld einfach nicht klar kommen. Das ist nicht einfach für Eltern, jedoch wird diese Überforderung der Eltern mit der Situation, sich austauschen zu möchten, auch gerne „in den falschen Hals“ bekommen und dagegen angegangen. Daher fand ich es so interessant, dass du so auf diesen Satz reagiert hast - wie sind deine Erfahrungen mit Hochbegabung?

lg, Dany

5 Like

Moin,

wie
sind deine Erfahrungen mit Hochbegabung?

Die meisten Kinder, und später Erwachsenen kommen mit ihrer Hochbegabung bestens klar. Sie durchlaufen normale Schulen, machen Abitur, studieren und sind in ihrem späteren Berufsleben wengiger, aber meistens mehr erfolgreich als andere.

Wenn besonders intelligente Kinder Verhaltensauffälligkeiten zeigen, dann sollte man genau wie bei weniger intelligenten Kindern, die Verhaltensauffälligkeiten zeigen, nicht nur auf das Kind stieren und ob es vielleicht „krank“ ist oder was auch immer, sondern mal einen Blick auf das Umfeld und hier insbesonderen das Elternhaus werfen.

Ansonsten ist Hochbegabung keine „Krankheit“ und man muss es auch nicht schlimm finden, wenn ein Kind so etwas hat. Im Gegenteil, ich sehe es als Gabe und in den meisten Fällen sind die Menschen, die diese Gabe haben, auch ohne großes Aufsehen und Hysterie der Eltern in der Lage, etwas daraus zu machen.

Gruß
M.

2 Like

Hallo,

Die meisten Kinder, und später Erwachsenen kommen mit ihrer
Hochbegabung bestens klar. Sie durchlaufen normale Schulen,
machen Abitur, studieren und sind in ihrem späteren
Berufsleben wengiger, aber meistens mehr erfolgreich als
andere.

das mag sein, dagegen habe ich mich nicht ausgesprochen

Wenn besonders intelligente Kinder Verhaltensauffälligkeiten
zeigen, dann sollte man genau wie bei weniger intelligenten
Kindern, die Verhaltensauffälligkeiten zeigen, nicht nur auf
das Kind stieren und ob es vielleicht „krank“ ist oder was
auch immer, sondern mal einen Blick auf das Umfeld und hier
insbesonderen das Elternhaus werfen.

Die „Krankheit“ in meinem Posting bezog sich auf das ADS :wink: - es lohnt IMMER, einen Blick ins Elternhaus zu werfen. Jedoch bei einer schulischen Unterforderung hilft dieser Blick nur sekundär, denn da ist eine Zusammenarbeit der Schule mit Eltern und in besonders schwierigen Fällen evtl Psychologen gefragt.

Ansonsten ist Hochbegabung keine „Krankheit“ und man muss es
auch nicht schlimm finden, wenn ein Kind so etwas hat. Im
Gegenteil, ich sehe es als Gabe und in den meisten Fällen sind
die Menschen, die diese Gabe haben, auch ohne großes Aufsehen
und Hysterie der Eltern in der Lage, etwas daraus zu machen.

das glaube ich auch - wenn jedoch jemand mit dieser Situation überfordert scheint (das könnte dann jemand sein, der sich hilfesuchend an ein Forum wendet) hilft es eher selten, zum Nichtstun zu raten, denn es scheint ja eine Situation vorzuliegen, die in irgend einer Weise belastet. Da hier über Ferndiagnose immer schwierig ist zu raten, sage ich in diesem Fall einfach gerne, dass man in einem Zentrum für Hochbegabte gut aufgehoben ist. Dort können Eltern, Kinder, das Zusammenspiel und einfach die persönliche Situation mit Erfahrung gut beleuchtet werden, und wenn man dort die Empfehlung bekommt „dein Kind ist nichts besonderes, mach dich nicht bekloppt“ werden die wissen, was sie sagen.

lg, Dany

1 Like

Mach den Aufkleber ab
Hallo,

manchmal sind Diagnosen etwas Segensreiches. Dann vor allem, wenn das Kind einen Namen hat und entsprechend behandelt werden kann. Manchmal kann es auch schon ausreichend hilfreich sein, wenigstens ein Etikett auf eine Symptomatik kleben zu können.

In Bezug auf AD(H)S und Hochbegabung mache ich diese Beobachtung nicht. Ganz unabhängig davon, ob die Diagnosenstellung nun falsch oder richtig ist, bleibt unterm Strich eines festzustellen: Für das betroffene Kind ändert sich in aller Regel nichts am Alltag.

Es wird weder anders unterrichtet (es sei denn, es besucht eine Schule für Hochbegabte), noch kriegt es andere Prüfungsbedingungen oder wirksame Therapien. Nach meiner Erfahrung kriegt es in erster Linie eines: Einen Stempel. Und fortan prangt auf seiner Stirn das Zeichen AD(H)S. Wenn es Pech hat, prangt daneben der Stempel „Hochbegabt“.

Das Kind weiß nun Folgendes:

  1. Es ist irgendwie unnormal.
  2. Es kann nichts dafür, dass es so ist.
  3. Auf jeden Fall ist es etwas Besonderes
    worauf
  4. folgt, dass es weder Möglichkeit noch Veranlassung gibt, etwas zu ändern.

Wem also dient diese Diagnose-Jagd? Dem Kind? Kaum. Sein Leben erfährt nur in den seltensten Fällen dadurch eine hilfreiche Veränderung.

Und so können sich bestenfalls die Eltern damit trösten, dass ihr leistungsschwaches Kind ja eigentlich ein kleiner Einstein ist.

Deshalb mein Tipp: Rubble deinem Sohn die beiden Stempel wieder von der Stirn. Er hat nichts davon - weder von dem einen noch von dem anderen. Trainiere stattdessen mit ihm Techniken, mit denen er in Prüfungssituationen zurechtkommt. Arbeite dabei ausschließlich mit positiver Verstärkung. Bitte den Lehrer, Prüfungsaufgaben mit Punkten zu versehen, so dass die Kinder abschätzen können, welche Aufgaben mehr „bringen“. Wenn dein Sohn lernt, erfolgreich zu kalkulieren, wieviel er schaffen muss, um erfolgreich durchzukommen, hast du unglaublich viel erreicht.

Bestehe auf eine gewisse Disziplin beim Lernen. Hilf deinem Sohn, seine Arbeit in überschaubare Teilschritte zu zerlegen. Kurz: Mach’ ihn fit für’s Überleben im Schulalltag. Es genügt völlig, wenn ihr als Eltern euch bestimmte Mechanismen und Zusammenhänge erklären könnt - euer Sohn muss vor allem eines schaffen: Sich erfolgreich durch die Schule zu schlängeln.

Sprich deinem Sohn gegenüber nie mehr von seiner Hochbegabung, bevor er das Abi (oder einen anderen Schulabschluss) gemacht hat. Grund: Kinder, die von ihren Eltern suggeriert kriegen, dass sie ja eigentlich ganz schlau sind, strengen sich nicht mehr an. Sie unterliegen dem Irrtum, dass sie jederzeit bessere Leistungen haben können, wenn sie nur wollen und lernen nicht, für ihre Ziele systematisch zu arbeiten.

Ich habe unzählige Eltern in Krisengesprächen gehabt, die ihr Kind mit den Worten beschrieben haben „Eigentlich könnte er ja, wenn er nur wollte“. Abgesehen davon, dass das bei weitem nicht auf jedes Kind zugetroffen ist, mussten auch die, für die es vielleicht mal gestimmt hatte, oft die bittere Erfahrung machen, dass es für das „Wollen“ schnell zu spät sein kann, wenn man das Arbeiten zu lange schleifen lässt.

Schöne Grüße,
Jule

es lohnt IMMER, einen Blick ins Elternhaus zu werfen. Jedoch
bei einer schulischen Unterforderung hilft dieser Blick nur
sekundär, denn da ist eine Zusammenarbeit der Schule mit
Eltern und in besonders schwierigen Fällen evtl Psychologen
gefragt.

Genau, und ab Besten auch noch die Feuerwehr dazu holen und den Papst. Mannomann. Alles, was das Kind lernen muss, ist damit klarzukommen, sich auch mal zu langweilen und in so einer Situation nicht gleich das Klassenzimmer auseinander zu nehmen.

In Elternhäusern, wo Kinder rund um die Uhr bespaßt werden (und sei es durch den Fernseher) lernen Kinder sowas natürlich nicht.

das glaube ich auch - wenn jedoch jemand mit dieser Situation
überfordert scheint (das könnte dann jemand sein, der sich
hilfesuchend an ein Forum wendet) hilft es eher selten, zum
Nichtstun zu raten, denn es scheint ja eine Situation
vorzuliegen, die in irgend einer Weise belastet.

Wen belastet? Die Eltern oder das Kind? Das sollte man erstmal klären.

Das Problem ist doch bekannt. Das Kind ist zu langsam. Daran kann man arbeiten, und zwar ohne das Kind von Pontius zu Pilatus zur Begutachtung zu schleppen.

Gruß
M.

2 Like

Gegenmeinung - oder auch nicht …
Liebe Jule,

aus eigener Erfahrung habe ich hier eine Gegenmeinung - oder auch nicht … Ich stimme Dir zu: Man sollte kein Kind zu irgendetwas Besonderem hochstilisieren, und man sollte um Hochbegabung auch keinen solchen Ballyhoo veranstalten, wie er heute leider üblich geworden ist. Noch weniger sollte man das Kind mit Ansprüchen überfordern. Das heißt aber nicht, daß es völlig sinnlos sein muß, mit dem Kind über das Ergebnis zu sprechen.

Ich wusste meine ganze Kindheit über, daß ich irgendie anders ticke als meine Mitschüler. Ich verstand manche Dinge völlig anders als sie. Dinge, die für meine Mitschüler „völlig klar“ waren, fand ich alles andere als klar. Dinge, die mir klar waren, waren anderen nicht klar. Ich tat Dinge, die scheinbar „blöd“ waren, weil mir als Kind bestimmtes Wissen fehlte - tatsächlich waren sie extrem stringent logisch gedacht, nur halt auf der Basis von falschen Wissen …

Ich fand Dinge lustig, die anderere nicht lustig fand, weil ich um drei Ecken gedacht hatte. Was ich sagte, fanden viele Leute dagegen blöd oder absurd oder abwegig, weil sie meinen Gedankensprüngen nicht folgen konnte. Ich hatte auch ganz andere Interessen als meine Mitschüler - versuche, das mit ihnen zu teilen, endeten im Desaster. Und ich habe mich immer, immer, immer gefragt, woran das liegt.

Die Antwort, die ich mir selber gab, war einfach: Du bist halt einfach zu blöd, taugst weniger als die anderen. Die anderen funktionieren richtig, und bei dir ist irgendwas falsch verlötet.

Meine Schulnoten haben das bestätigt - aus meiner damaligen Sicht war ich nur gut, solange der Stoff „leicht“ war, aber sobald es „schwierig“ wurde, wurde ich schlecht. Mir war nicht bewusst, mit was für einem minimalen Aufwand ich den angeblich „leichten“ Stoff bewältigt hatte und dass ich deshalb nie gelernt hatte, effektiv zu lernen, was mich beim „schwierigen“ Stoff auf die Schnauze fallen lies. Ich hielt mich halt einfach für zu blöd.

Als ich mich mit 25 aus einem Spaß heraus heraus mit einer Freundin zu einem IQ-Test angemeldet habe, tat ich das in dem Bewusstein, selbstbewusst genug zu sein, um es jetzt auch schwarz auf weiß zu bekommen, daß ich blöd bin. Die Antwort fiel etwas anders aus. Nachdem ich die Reste meiner Kinnlade vom Boden zusammengesammelt hatte, bin ich zum Mensa-Stammtisch gegangen. Ich machte einen Witz, und die Runde bog sich vor Lachen. Und endlich, endlich verstand ich, was eigentlich die ganzen Jahre losgewesen war.

Ich weiß nicht, ob es anders gekommen wäre, wenn ich es als Kind bereits gewusst hätte. Ein Mensch besteht aus mehr Facetten als aus seiner Intelligenz - jemand anderes als ich hätte vielleicht damit besser umngehen können. Meine Erfahrung lässt mich aber zumindest daran zweifeln, ob es wirklich ausgeschlossen ist, daß sich für das betroffene Kind etwas ändert, wenn es seine Hochbegabung kennt. Denn unter Umständen weiß es schon längst, daß es anders ist.

Ich glaube aber ohnehin nicht an Patentrezepte im Umgang mit Kindern. Fast alle Erziehungs- und Schulkonzepte kranken mE daran, daß sie nicht berücksichtigen, wie unterschiedlich Kinder sein können. Es gibt stille und laute und selbstbewusste und ängstliche Kinder, die ganz unterschiedlich auf ihr Umfeld reagieren.

Ich habe dafür keine Patentlösung. Die Gefahr, daß durch das Ergebnis dem Kind ein Stempel aufgedrückt wird, sehe ich wie Du. Ich sehe auch die Gefahr, daß Eltern ihr Kind nicht mehr Kind sein lassen, weil es ja jetzt hochbegabt ist. Ich ärgere mich über jeden Artikel, den ich zum Thema Hochbegabung lese, ganz egal, ob er nun positiv oder negativ ist. Die einen leugnen, daß es sowas wie Hochbegabung überhaupt gibt, und deswegen braucht man auch gar nicht drauf Rücksicht nehmen - die anderen stilisieren jeden zZweijahigen, der dreimal „Muh“ sagt, zum kleinen Einstein hoch. Beides ist Mist.

Ein wirklich hochintelligentes Kind ist weder ein kleiner Einstein noch ist es ein reines Statussymbol der Eltern. Es ist ein Mensch, der unter Umständen andere und besondere Bedürfnisse hat. Und unter Umständen sind diese Bedürfnisse so individuell, daß jedes Patentrezept scheitern muß.

Gruß,
Max

In Bezug auf AD(H)S und Hochbegabung mache ich diese
Beobachtung nicht. Ganz unabhängig davon, ob die
Diagnosenstellung nun falsch oder richtig ist, bleibt unterm
Strich eines festzustellen: Für das betroffene Kind ändert
sich in aller Regel nichts am Alltag.

Es wird weder anders unterrichtet (es sei denn, es besucht
eine Schule für Hochbegabte), noch kriegt es andere
Prüfungsbedingungen oder wirksame Therapien. Nach meiner
Erfahrung kriegt es in erster Linie eines: Einen Stempel. Und
fortan prangt auf seiner Stirn das Zeichen AD(H)S. Wenn es
Pech hat, prangt daneben der Stempel „Hochbegabt“.

Das Kind weiß nun Folgendes:

  1. Es ist irgendwie unnormal.
  2. Es kann nichts dafür, dass es so ist.
  3. Auf jeden Fall ist es etwas Besonderes
    worauf
  4. folgt, dass es weder Möglichkeit noch Veranlassung gibt,
    etwas zu ändern.

Wem also dient diese Diagnose-Jagd? Dem Kind? Kaum. Sein Leben
erfährt nur in den seltensten Fällen dadurch eine hilfreiche
Veränderung.

Und so können sich bestenfalls die Eltern damit trösten, dass
ihr leistungsschwaches Kind ja eigentlich ein kleiner Einstein
ist.

Deshalb mein Tipp: Rubble deinem Sohn die beiden Stempel
wieder von der Stirn. Er hat nichts davon - weder von dem
einen noch von dem anderen. Trainiere stattdessen mit ihm
Techniken, mit denen er in Prüfungssituationen zurechtkommt.
Arbeite dabei ausschließlich mit positiver Verstärkung. Bitte
den Lehrer, Prüfungsaufgaben mit Punkten zu versehen, so dass
die Kinder abschätzen können, welche Aufgaben mehr „bringen“.
Wenn dein Sohn lernt, erfolgreich zu kalkulieren, wieviel er
schaffen muss, um erfolgreich durchzukommen, hast du
unglaublich viel erreicht.

Bestehe auf eine gewisse Disziplin beim Lernen. Hilf deinem
Sohn, seine Arbeit in überschaubare Teilschritte zu zerlegen.
Kurz: Mach’ ihn fit für’s Überleben im Schulalltag. Es genügt
völlig, wenn ihr als Eltern euch bestimmte Mechanismen und
Zusammenhänge erklären könnt - euer Sohn muss vor allem eines
schaffen: Sich erfolgreich durch die Schule zu schlängeln.

Sprich deinem Sohn gegenüber nie mehr von seiner Hochbegabung,
bevor er das Abi (oder einen anderen Schulabschluss) gemacht
hat. Grund: Kinder, die von ihren Eltern suggeriert kriegen,
dass sie ja eigentlich ganz schlau sind, strengen sich nicht
mehr an. Sie unterliegen dem Irrtum, dass sie jederzeit
bessere Leistungen haben können, wenn sie nur wollen und
lernen nicht, für ihre Ziele systematisch zu arbeiten.

Ich habe unzählige Eltern in Krisengesprächen gehabt, die ihr
Kind mit den Worten beschrieben haben „Eigentlich könnte er
ja, wenn er nur wollte“. Abgesehen davon, dass das bei weitem
nicht auf jedes Kind zugetroffen ist, mussten auch die, für
die es vielleicht mal gestimmt hatte, oft die bittere
Erfahrung machen, dass es für das „Wollen“ schnell zu spät
sein kann, wenn man das Arbeiten zu lange schleifen lässt.

Schöne Grüße,
Jule

10 Like

Hallo,

ich finde es sehr schwierig,das heutzutage sehr schnell die Diagnose ADS/ADHS , oft dann mit einer Insel- oder Hochbegabung vergeben wird.

Denn sehr schnell wird ein Kind darauf reduziert, was sehr schade ist. In viele Richtungen.- Er ist ja so intelligent. -er kann ja nichts dafür, das er so langsam(hektisch/schüchtern etc ist. - usw. Ohne zu sehen, was es alles „normal“ kann, ohne zu sehen, was auch normal ist an Gründlichkeit, Langsamkeit, Hektik usw.

Dabei ist es doch so, das viele Kinder ihre Defizite und Stärken haben, und sie oft erst im Alter ausgleichen oder nutzen. Das wird auch Deinem Sohn so gehen - vll wird er erst im Studium daraus Kapital schlagen, und bis dahin Probleme mit Prüfungen haben. wer weiß? Auch er wird seinen Weg gehen. Und Paläontologe, da wird ihm seine Begabung im Studium sicher helfen, und davon mal ab, kann er da auch sehr gründlich sein.

Zum Thema Schule: vll kannst Du über ein ärztliches Attest dafür sorgen, das der Lehrer deinem Sohn einfach mehr Zeit einräumt ? Ich weiß, das das für andere Kinder gemacht wird (Rechtschreib-Lese-Schwäche zb).

Kann Dich und Deine Sorgen gut verstehen. :smile:

Ganz liebe Grüße

Brenna