Hallo zusammen,
ist in der Advaita das Leben als einen fixen, durch nichts veränderbaren Film beschrieben, oder gibt es tatsächlich einen kleinen Spielraum der uns eigene Handlungen ermöglicht?
Gruß
Hallo zusammen,
ist in der Advaita das Leben als einen fixen, durch nichts veränderbaren Film beschrieben, oder gibt es tatsächlich einen kleinen Spielraum der uns eigene Handlungen ermöglicht?
Gruß
Die kirchliche Lehre über die menschliche Freiheit
Hallo Alex,
guckst Du mal unter Prädestiantionslehre (nicht kath., aber bei etlichen Christen vorhanden).
Z. B. vertritt Calvin so ziemlich die Auffassung, dass alles vorherbestimmt ist. Eine ähnliche Tendenz findet sich schon beim Heiligen Paulus im Römerbrief - „wir können gerechtfertigt werden, wenn Gott die Gnade dazu gibt, nicht aber aus unserer eigenen Kraft“; Luther interpretiert das als „durch Gnade allein“ - und beim Heiligen Augustinus, „der Mensch kann sich nicht selber erlösen“ - Letzteres ist katholisch anerkannt und allgemein christliche Lehre.
Gegner der Prädestinationslehre sind (ausserhalb der Kirche:smile: Pelagius (gegen Augustinus), dann später besonders (innerkirchlich) die Franziskaner, die die Auffassung, dass wir einen freien Willen haben, vehement vertreten.
Der KKK (Katechismus der Katholischen Kirche) der heutigen Zeit spricht von einem freien Willen, das ist also ebenfalls kirchliche Lehre, wenngleich der Mensch sich nicht selber erlösen kann. Die Kirche rechnet mit einer Grundnatur, die gut ist, einer jedem Menschen drohenden Gefahr, dass er sündigt, dem Erliegen der Menschen unter diese Gefahr, der anschliessenden erbarmenden Gnade Gottes und - jetzt kommt’s - der Mitwirkung des Menschen am abschliessenden Werk der Gnade Gottes, die den Menschen zu Gott zurückholt.
Gruss
Mike
Das Drehbuch des Universums
Hi Alex.
ist in der Advaita das Leben als einen fixen, durch nichts
veränderbaren Film beschrieben, oder gibt es tatsächlich einen
kleinen Spielraum der uns eigene Handlungen ermöglicht?
Wenn du den Advaita-Vedanta meinst, dann gilt natürlich letzteres, wobei der jeweilige Spielraum, den jemand bei seinen Willensentscheidungen hat, mehr oder weniger groß sein kann, je nach äußerer und innerer (psychologischer) Situation. Du scheinst eigentlich nach dem Karma-Begriff zu fragen, welcher hier schon öfters debattiert wurde. Prinzipiell gilt hier, dass Karma die Handlungen beeinflusst, aber nicht vollständig determiniert. Der Mensch kann sich durch Bewusstwerdungsprozesse von seinem Karma (wie immer man das auch definiert) befreien.
Von einem „Film“ mit vorgefertigtem Drehbuch kann also keine Rede sein. Wir schreiben alle am Drehbuch des Universums mit, der eine mehr, der andere weniger.
Gruß
Horst
Hallo Mike,
und beim Heiligen Augustinus, „der
Mensch kann sich nicht selber erlösen“ - Letzteres ist
katholisch anerkannt und allgemein christliche Lehre.
und wenn wir die ganzen Konfessionsgründer und die Kirchenlehrer
und Kritiker herbei zitieren, dann wollen wir doch auch die Aussagen
von Jesus nicht vergessen.Den lassen die Reformatoren scheinbar
ganz außen vor oder nur in der Teilinterpretation von Paulus gelten.
In der Botschaft ist durchgehend - jawohl durchgehend - die Mitwirkung
des Menschen an seinem Heil eingefordert.
Diejenigen, welche ihre „Talente“ (Gnadengaben,Gnadenangebote?) brach
liegen lassen werden vom Heil ausgeschlossen und diejenigen welche
sich nur auf auf den „Lobpreis“ von Jesus beschränken können auch
nicht punkten.
Es geht um Gerechtigkeit, welche eingefordert, nicht geschenkt wird.
(den Willen seines Vaters TUN)
Siehe dazu auch das „Finale“ bei Matt.25.31-46.
Es wird explizit gefordert, daß der Mensch sich gewollt einbringt
(Jesus nachfolgen) und nicht nur empfohlen und der Wirkung der Gnade
Gottes überlassen.(die gibts gratis für Menschen guten Willens)
Alle diese Forderungen implizieren freien Willen - sonst wären sie für die Katz.
Der Zweifel an dem freien Willen des Menschen welcher in der
reformatorischen Theologie eingebracht wurde ist die logische Folge
der Irrlehre welche in der „Sola gratia“ formuliert ist, ergänzt
durch „Sola fide“, Konstrukte welche mit der Botschaft so nicht belegt
sind.
Und die Botschaft von Jesus ist da auch nur störend.
Doch dies wäre ein anders Thema.
Gruß VIKTOR
danke (o. w. T.)
.
ich frage mich …
guckst Du mal unter Prädestiantionslehre (nicht kath., aber bei etlichen Christen vorhanden).
… was das nun mit der Frage des UP nach dem Advaita-Begriff in den diversen Vedanta-Richtungen zu tun hat.
Gruß
Metapher
Ja/oui/sì, der Kandidat kriegt Punkt, ganz neidlos
Habe mich verlesen, ich meinte, es habe „z. B.“ oder sowas gestanden.
Löffle mich und betrachte den Teilthread ab sofort als OT.
Manchmal hast sogar Du mit Kritik an meinen Beiträgen Recht.
Bitte behalte den Teilthread trotzdem, besonders aufgrund der sachlich richtigen Antwort von VIKTOR. Danke.
Gruss
Mike
Hallo,
„A dvaita“ heißt soviel wie „Nicht Zwei“.
Die Zwei sind das „Subjekt und das Objekt“ - also das „ich und die Welt“.
Das Subjekt ist reine Gewahrsamkeit und steht völlig außerhalb der Welt.
Die Dinge der Welt geschehen nach (Natur-)Gesetzen.
Das Subjekt identifiziert sich (irrtümlich) mit den Dingen der Welt.
Wie jemand im Kinofilm mit dem Helden freut und leidet - so freut und leidet das Subjekt mit dem Ding in der Welt das es für sich selbst hält.
Genauso irrtümlich identifiziert sich das Subjekt mit den Handlungen der Welt und meint es sei die Ursache der Handlungen.
Insofern läuft der Film einfach ab …
Aber…
… in „Wirklichkeit“ ist Beides Illusion.
Weder das Ich noch die Welt ist wirklich.
In dem Erkennen von Nicht-Zwei soll die Illusion enden, die ohne Anfang immer schon vorhanden war.
http://de.wikipedia.org/wiki/Shankara#Lehre
http://www.karlrenz.com/deutsch/
(http://www.jetzt-tv.net/index.php?id=start naja :o) )
Grüße
K.
Na, in dem Film möcht ick ja nich mitspielen

Das Bonmot von Karl Kraus über die Psychoanalyse…
…mag ja leicht daneben gegriffen sein, aber hier träfe es ja doch ziemlich zu…

Ne, ne, halt mal, nicht so schnell…
Deine Antwort war gar nicht so daneben, denn es gibt ja eine große Parallele zwischen beiden Ideen, der von dir genannten christlic hen und der im Thread angeführten buddhistischen.
Ich halte zwar beide für den schieren Irrsinn, aber nichtsdestotrotz sind sie ja in sich durchaus kohärent.
(Das ist ja das System vieler Wahnkranker auch.)
Gruß,
Branden
Stern von mir, bin sogar brauchbar, hab’ echt Freude an Dir, manchmal findet auch ein blindes Huhn ein Korn. Gack, gack.
-)Have a happy day.
Gruss
Mike
Hallo und danke für die Antwort,
Ramesh S. Balsekar ist einer der Vertreter der Advaita, die eine fixe Kausalkette anstelle einer Gestaltung des Universums sieht.
Gibt es also unterschiedliche Advaita Richtungen diesbezüglich oder unterrichtet Balsekar doch eine ganz andere Lehre?
Gruß
Einspruch, Euer Ehren
Hi VB.
Deine Antwort war gar nicht so daneben, denn es gibt ja eine
große Parallele zwischen beiden Ideen, der von dir genannten
christlic hen und der im Thread angeführten buddhistischen.
Da muss ich in zwei Punkten leider widersprechen: die Parallelen sind eher sehr gering, und der Advaita-Vedanta ist hinduistisch, nicht buddhistisch.
Gruß
Horst
Jivatman vs. Ahamkara
Hi Klaus.
„A dvaita“ heißt soviel wie „Nicht Zwei“.
Die Zwei sind das „Subjekt und das Objekt“ - also das „ich und
die Welt“.
Das allein ist mit dem etwas verkürzenden und irreführenden Begriff „Advaita“ nicht gemeint. Die Vedanta-Weisheit läuft vielmehr auf das Prinzip „Nicht eins, nicht zwei“ hinaus. Das entspricht der buddhistisch-nagarjuna´schen Logik „Weder ist etwas noch ist es nicht“, also einer Logik, die weder Position noch Negation verabsolutiert. Diese dialektische Logik will den konventionellen Denkgesetzen widersprechen, die auf dem Identitätssatz und dessen Negation beruht (entweder A oder Nicht-A). Shankaras Logik läuft also auf die Negation von Position u n d Negation hinaus, hierin Hegel sehr nahe.
Das Subjekt ist reine Gewahrsamkeit und steht völlig außerhalb
der Welt.
Die Dinge der Welt geschehen nach (Natur-)Gesetzen.
Auch hier müsste man genauer formulieren. „Das Subjekt“ - das wäre eher eine Bezeichnung für den „Ahamkara“, also das psychologische Subjekt, das Ich, das sich illusorisch als eigenständige und vom Universum getrennte Person wähnt. Sub-ject heißt „unterworfen“ und kann daher nicht das bedeuten, was du meinst. Der andere wesentliche Begriff in der Vedanta-Psycho-Philosophie ist der „Jivatman“, also der unbewusste Kern des Ahamkara (des Subjekts), der mit „Brahman“, dem allumfassenden Weltgeist, identisch ist. Genau dieser Atman ist das, worauf du anspielst. Er ist quasi die Überschneidung des Ahamkara und des Brahman, also die Dimension, wo das Subjekt (unbewusst) in das Brahman übergeht.
Das Subjekt identifiziert sich (irrtümlich) mit den Dingen der
Welt.
Eben nicht - das Subjekt ist vielmehr das Resultat der irrtümlichen Identifizierung des Atman mit „den Dingen der Welt“.
Gruß
Horst
Gottesphantasien aus der Bhagavadgita
Hi Alex.
Ramesh S. Balsekar ist einer der Vertreter der Advaita, die
eine fixe Kausalkette anstelle einer Gestaltung des Universums
sieht.
Dieser Balsekar bezieht sich allerdings weitgehend auf die Bhagavadgita, aus der sich jeder so ziemlich herausklauben kann, was ihm gerade passt, darin der Bibel ähnlich. Der spätere Vedanta eines Shankara ist philosophisch sehr viel anspruchsvoller, weil abstrakter.
Gibt es also unterschiedliche Advaita Richtungen diesbezüglich
oder unterrichtet Balsekar doch eine ganz andere Lehre?
Differente Richtungen gibt es immer innerhalb einer Lehre. Ich versuche, morgen näher auf Balsekar einzugehen.
Gruß
Horst
Hallo
Das allein ist mit dem etwas verkürzenden und irreführenden
Begriff „Advaita“ nicht gemeint.
Ich wollte hier keine wiss. Abhandlung hinterlassen sondern mit einfachen Worten die Dinge kurz erklären … - :o)
Grüße
K.
Zur Hälfte stattgegeben 
Hallo Horst
Da muss ich in zwei Punkten leider widersprechen: die
Parallelen sind eher sehr gering, und der Advaita-Vedanta ist
hinduistisch, nicht buddhistisch.
Bezüglich Punkt zwei hast du natürlich recht - ich war mir selber unsicher, aber zu faul, um nochmal nachzuschauen
.
Punkt eins (die Parallelen) sehe ich natürlich anders als du, was dich aber kaum wundern wird, weil wir ja beide wissen, dass wir da unterschiedliche Denkrichtungen favorisieren.
Gruß,
Branden
Hallo Alex,
Deine Frage ist mir auch schon durch den Kopf gegangen.
Jedoch ist da noch unser freier Wille. Den können, ja müssen wir benutzen! Merke: Unser Leben besteht aus Zufall und Notwenigkeit und unserem freien Willen (auch im Tierreich).
Guten Abend: harta
Hi,
sofern wir einen freien Willen hätten.
Das allerdings bezweifle ich…
Gruß,
Sax