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Hier der Volltext:
Lücken in den Sicherheitsüberprüfungen frustrierten Fachleute. Zwar wurden die angegebenen Personalien der Programmteilnehmer während des Visumverfahrens mit Datenbanken von Polizei- und Migrationsbehörden abgeglichen. Ein Sicherheitsgespräch mit Experten der Behörden war jedoch jahrelang nicht Voraussetzung, obwohl die Identität von Antragstellern laut internen Papieren nicht immer geklärt werden konnte.
Wer wäre da ernsthaft überrascht?
In den Sicherheitsbehörden machten abenteuerliche Geschichten die Runde: ein siebenjähriges Mädchen, das laut eingereichten Unterlagen drei Kinder hatte. Identische Fotos von Leichen oder Gefolterten, die als Belege für Verfolgung verschiedener Personen dienen sollten. Vermeintliche Homosexuelle, die bei Fragen zu ihrer schwulen Neigung dem Botschaftspersonal an die Gurgel wollten. Mutmaßliche Pakistaner, die mit neuen afghanischen Ausweisen als Gefährdete auftraten. Beispiele erkannter Betrugsversuche, sagen Fahnder. Hinzu komme ein großes Dunkelfeld.
Dem Bericht zufolge hatte die deutsche Botschaft in Islamabad kurz zuvor mal wieder intern Alarm geschlagen: Bei einem Großteil der angeblich von den Taliban verfolgten Justizangehörigen handele es sich um sogenannte Scharia-Richter – Absolventen von Koranschulen, geschult im religiösen Rechts- und Wertesystem des Islam.
Neben Scharia-Richtern fielen nach SPIEGEL-Recherchen aufgelistete Afghanen mit Draht zu den Taliban auf. Darunter Ahmad Wali H., laut Sicherheitsbehörden Kontaktmann des Qaida-nahen Haqqani-Netzwerks, sowie Mohammed Hashem S., Leiter des afghanischen Kunstarchivs. Noch im Jahr 2022 soll S. nach Ermittlererkenntnissen im Auftrag der Taliban nach Katar gereist sein. Nach Deutschland einreisen konnten die Männer nach Intervention durch die Bundespolizei offenbar nicht.
Gruß
Rakete