Agnostizimus

off topic

  1. Was ist ein richtiker Katholik?
    Doch sicher nicht einer, der nur getauft und konfirmiert
    wurde.

Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass niemand, der getauft und konfirmiert wurde, ein richtiger Katholik ist. Zumindest solange er sich nicht hinterher zur Konversion entschlossen hat :smile:

Hi!

Wenn das der einzige Satz war der dir suspekt war, dann hast du mein Posting falsch verstanden.

Es gibt leider auch Menschen, die nicht in so einer heilen Welt wie wir leben. Du, als weitgereiste Frau, solltest das eigentlich wissen.

Grüße
Dusan

Ich bin Okkultistin und offen Bisexuell

Und dafür wärest du vergast worden. Wahrscheinlich.
Vielleicht.

Dann hättest du es eben einfach nicht getan, hättest
deinen okkulten Altar verheizt, deine Finger von Frauen
gelassen und wärst geschlossen bisexuell gewesen und
hättest überlebt. Andere hatten diese Chance nicht. Denn
einfach mal so nicht Judesein ging nunmal nicht.

Äh, doch. Nur spricht das gegen alles, was der Mensch an sich ist. Aber es gab Juden bei der SS, das kannst du nachlesen, es gibt Bücher darüber, Dokumentationen, nur lebende werden mit den Jahren immer seltener werden und sind es heute schon.

Und nein, ich wäre nicht geschlossen gewesen, ich gehöre dem Typus Mensch an, der das Maul zu weit aufreißt.

Und wenn das soooo einfach wäre, wie du es beschreibst, ja warum wurden so viele Homosexuelle getötet? Warum wurden Widerständler umgebracht, die sich im Untergrund hielten?
Warum wurde die Opposition so grundlegend vernichtet, wenn sie sich doch einfach zurücklehnen konnten und brav duckmäuserisch einfach mitmachen?

Ganz einfach, weil sie es nicht getan haben

Und wenn du das nichts tun und einfach mitmachen wirklich als Alternative siehst, dann tust du mir leid. Ich kann das nicht so sehen.

Ich will nicht sagen, dass ich mich in einer solchen Situation dem Widerstand anschließen würde, ich war in so einer Situation nie und ich hoffe wirklich dass es nicht so weit kommt, doch ich hätte mich nicht verstellt und schon gar nicht einfach mitgemacht.
Nenn mich idealistisch, aber da ist es immer noch besser verfolgt zu werden und vielleicht zu überleben als selbst mitzumachen und ein solches Regime zu unterstützen.

Ich sage ja nicht, dass die Juden nicht verfolgt wurden, nichts läge mir ferner, im Gegenteil, ich weise darauf hin dass auch andere Gruppen verfolgt wurden, warum fällt das so schwer zu verstehen?

lg
Kate

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Hallo Voltaire,

Aufgeklärte Atheisten werden sich nicht darüber streiten,
ob es Gott gibt oder ob es ihn nicht gibt. Diese Diskussion
wäre
vom philosophischen und auch vom wissenschaftlichen Standpunkt
unsinnig.

Vom (natur)wissenschaftlichen Standpunkt aus hast du recht. Da
muss alles bewiesen oder zumindest plausibel belegt werden.
Aber aus philosophischer Sicht?

Aus meiner Sicht ist das dort nichts anderes!

Ein Atheist bestreitet (im Gegensatz zum Agnostiker) die
Existenz Gottes, ja er bekämpft den Gottesgedanken
(Schopenhauer, Nietzsche, Feuerbach, Marx, Sartre etc.).

Ja was denn nun?

  1. Bestreitet der Atheist die Existenz Gottes?
    Oder:
  2. Bekämpft der Atheist den Gottesgedanken?

An den genannten Philosophen (von Sartre mal abgesehen) sieht man doch schön, dass es eindeutig um den zweiten Aspekt geht.

Der Gottesgedanke wird keineswegs widerlegt, sondern verschoben und verdichtet: anthropologisiert, historisiert, funktionalisiert, etc.

Er
wird nie, ich wiederhole: nie, beweisen können, dass er in der
Sache recht hat und Gott nicht existiert.

Welcher von den obigen hat denn überhaupt einen Nicht-Gottesbeweis durchgeführt?

M.E. keiner!

Ich hatte es in einem früheren Thread schon mal hier vertreten: auf dieser „theoretisch-rekonstruktiven“ Ebene (auf der „Alltagsebene“ kann man mit diesen plumpen Kategorien T., Ath., Agn. m.E. sowieso wenig anfangen) zeigt sich Atheismus darin, dass er den klar greifbaren Sprechakt „Gott“ (Gott ist; Gott ist vielleicht; ist Gott?, ich weiß nicht, ob Gott ist; ist Gott eine Frau? Gott ist nicht), zurückweist: auf andere Sprechakte (der Mensch, das Unbewusste, etc.) reduziert, die historische Genese des Sprechaktes „Gott“ aufzeigt, die Bedingungen der Existenz des Sprechaktes „Gott“ analysiert (und eben nicht die des Referenten, also von Gott selbst).

Und insofern ist es höchster Unsinn, wie Uwi schon sagte, zu behaupten, der Atheist würde auch „irgendeinem Glauben“ anhängen (klar mag das auf „Alltagsebene“ oft so sein, es besteht aber keine Notwendigkeit dafür, die in der atheistischen Haltung selbst begründet wäre)

Was ich sagen will, ist folgendes: Wenn ein Atheist sagt, Gott
ließe sich eh’ nicht erfassen, daher gibt es ihn nicht,

Sagt Nietzsche das, oder Marx (abgesehen vielleicht von rein polemischen Zusammenhängen)?

Kein Atheist kann
klar sagen: Meiner Überlegung zufolge gibt es Gott nicht.

Kein Atheist (wohlgemerkt noch immer auf „theoretisch-rekonstruktiver“ Ebene!) will das überhaupt sagen, er lacht schallend über die Idee jemals sagen zu wollen, es gäbe Gott (nicht).

Mit der gleichen Intensität wie ein
überzeugter Christ fühlt er seine Wahrheit der Nicht-Existenz
Gottes.

M.E. vollkommen unzutreffend!

Zeig mir das doch mal an Nietzsche oder Marx …

Das kann er dann in Worte gießen und sagen, die
Religion sei „Opium des Volkes“ o. ä. Diese nicht-rationale
Erkenntnis nannte ich „Mystik“.

… aber bitte nicht so, denn das ist absurd, denn gerade an der Stelle dieses Zitats (in der Einleitung zur „Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“, vierter Absatz) geht es ganz explizit nicht um das religiöse Gefühl selbst, bzw. um Gott(eserkenntnis) selbst, sondern eindeutig um den Sprechakt „Gott/Religion“:
„Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist. Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion … ist das Opium des Volkes … Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist“.

Die ganze Passage steht unter der Prämisse, einige Zeilen vorher formuliert:
„Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der Mensch macht die Religion“

Es geht also um die Kritik sozialen Sprechhandelns, nicht um einen „mystischen“ (Nicht)Gottesbeweis.

Nein. Gott oder Götter mögen existieren oder nicht. Für mein
tägliches Handeln und Denken wäre das ohne Belang. Das ist
Agnostizismus. Eine durch und durch skeptische Grundhaltung,
die sich auch immer wieder selbst infrage stellt. Kein
Nicht-Entscheiden-können, was lt. Sartre sowieso nicht geht.

richtig, weshalb es mich oben verwundert hat, weshalb Du Sartre gerade zu den „Atheisten“ gezählt hast; m.E. ist Sartre der Agnostiker par excellence.

Viele Grüße
Franz

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Hallo,

Katholiken werden nicht konfirmiert. Sie gehen zum Sakrament der Firmung. Konfirmation ist ein Begriff bei den Evangelischen…

Schöne Grüße
C.

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Hallo,

Katholiken werden nicht konfirmiert. Sie gehen zum Sakrament
der Firmung. Konfirmation ist ein Begriff bei den
Evangelischen…

Jo, das ist natürlich richtig.
Gruß Uwi

Hallo,
ich danke Dir für den Beitrag.

Als Philosoph kannst Du diese Zusammenhange besser
darstellen als ich es kann.

Gruß Uwi

Hallo Kate,

Ich sage ja nicht, dass die Juden nicht verfolgt wurden,
nichts läge mir ferner, im Gegenteil, ich weise darauf hin
dass auch andere Gruppen verfolgt wurden, warum fällt das so
schwer zu verstehen?

Vielleicht einfach, weil Du Dich so mißverständlich ausdrückst?
Kommunikation besteht immer aus dem was ein Sender meint zu sagen/schreibt und dem was ein Empänger versteht (meint zu hören/lesen). Nur ist das leider (fast) nie exakt das selbe.

Aus Deinen Postings wird für mich schon deutlich das Du Dich durchaus mit Grausamkeiten des Nationalsozialismus auseinandergesetzt hast, man merkt aber auch, irgendwie ist es für Dich Geschichte, ziemlich weit weg (wie weit weiß man offenbar schon gar nicht mehr genau, es sind inzwischen definitiv mehr als 50 Jahre!), man kann sich so schon einmal selbst mit den Opfern vergleichen und eine Bemerkung darüber dann auch noch mit einem Smilie versehen…

Andere, die die Ereignisse am eigenen Leib erlebt haben oder doch von nahen Angehörigen (Betroffenen) vermittelt bekamen reagieren da etwas empfindlicher - Zwinkersmilies passen für sie bestimmt nicht zu diesem Thema.

Du hast vermutlich einfach ein bißchen flapsig formuliert und nicht lange darüber nachgedacht wie das ankommt, was Du da von Dir gibst. In einem solchen Fall darf man ruhig mal sagen: „Tut mir leid, so hab’ ich das nicht gemeint“. Statt dessen hier mit den Juden in der SS zu argumentieren (obwohl es historisch natürlich stimmt) ist mehr als undiplomatisch - es zeigt leider, dass Du nicht verstanden hast um was es ging.

Nochmal, ich denke daß an Deiner Haltung und Deiner Meinung zu dem Thema nichts auszusetzen ist, nur was Du sagst/schreibst entspricht nicht dem was Du meinst.

Gruß
Werner

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Hi,

Katholiken werden nicht konfirmiert. Sie gehen zum Sakrament
der Firmung. Konfirmation ist ein Begriff bei den
Evangelischen…

Stimmt. Dennoch werden Katholiken auf Französisch oder Englisch „konfirmiert“. (frz: confirmation, engl:confirmation)
Die Verschiedenen Ausdrücke sind nur im deutschen Sprachgebrauch geläufig und die beiden unterschiedlichen Vorgänge (einmal katholisch, einmal reformiert) werden nicht in allen Sprachen reflektiert.

Grüsse
Y.-

Also… (lang)
Hi Werner,

endlich jemand, der mich versteht, bzw. es wenigstens versucht hat. Ich gebe zu, Rhetorik ist nicht meine Stärke, ich hatte eigentlich jenseits von Referaten nie etwas damit zu tun bzw. keine Gelegenheit, sie irgendwie zu verbessern.
Das mag bescheuert klingen, aber ich habe heute Nacht von diesen Diskussionen hier geträumt und darüber nachgedacht, wie ich das, was ich eigentlich ausdrücken will, rüberbringen könnte. Aber manchmal fällt mir einfach nichts ein.

Das alles ist ja eigentlich nur daraus entstanden, dass ich betonen wollte, dass ich NICHT Gläubig im konventionellen Sinne bin, und deshalb gegen Atheismus oder sowas sei, denn dieser Vorwurf klang für mich aus der ersten Antwort heraus.

Du hast recht, es ist für mich Geschichte, ich bin jetzt 20 und habe logischerweise nicht mehr sonderlich viel davon mitbekommen, ich fühle mich nichtmal richtig deutsch, da meine Familie über Generationen hinweg durch die Welt tingelt.
Ich versuchte mich möglichst neutral mit dem Nationalsozialismus auseinander gesetzen, doch jenseits der geschichtlichen Daten gelingt mir das kaum, da der NS soetwas grundsätzlich abscheuliches und widerwärtiges für mich ist, dass ich in mir schon einen Widerstand aufbaue.
Das kann man Ignoranz nennen, wenn man lustig ist. Aber ich ignoriere nicht, ich bin strikt dagegen.
Ich war in Theresienstadt, und das war ein sehr einschneidendes Erlebnis für mich, vor allem, weil es zeigt wie falsch Geschichte oft interpretiert werden kann. Es ist vielen, auch meinem damaligen Geschichtslehrer, z.B. nicht bekannt, dass es in Theresienstadt eine Gaskammer gibt, und dass darin Leute umgebracht wurden.
Wahrscheinlich weil es außer dem Befehl zum Bau einer solchen keine Dokumente mehr gibt. Das erscheint mir unlogisch, so ist auf jedem Plan das Krematorium eingezeichnet, aber nur selten die Gaskammer.
Sie ist aber da, und mit ihr die eingefurchten Wände, gezeichnet von menschlichen Händen. Wenn man dort hindurch geht, kann man die Schreie der Opfer noch hören, die Ausweglosigkeit, wenn man durch die winizgen Zellen geht, die zuletzt stetig überbelegt waren.

Und grade weil in Theresienstadt nicht nur Juden, sondern auch politische Gegner niedergemacht wurden, und grade weil ich aufgrund meiner Orientierung, auch wenn diese noch freier sein mag als gänzlich Homosexuelle, doch nicht wertungsfrei bin, möchte ich darauf hinweisen das nicht *nur* Juden verfolgt wurden.
Es ändert nichts, an der Schrecklichkeit des Holocaust, doch er ist bekannt, und wer ihn dementiert ein Vollidiot (und das ist sanft ausgedrückt), aber es ändert nichts daran, wenn man bedenkt, dass es auch andere waren, die verfolgt wurden, dass auch diese Opfer nicht vergessen werden dürfen, das liegt mir am Herzen.

Ich hatte eigentlich nicht beabsichtigt, mit meinem Kommentar so weit in die Materie des 3. Reiches einzudringen, doch nun wo es dahin kam, wollte ich es nicht so stehen lassen, und ja, ich fühlte mich dann doch sehr missverstanden.

Mehr als das, Datafox Kommentar hat mich wütend gemacht. Warum? Wegen seiner puren Akzeptanz und Gleichgültigkeit. Ich lasse mir gerne vorwerfen, dass es lange her ist und für mich nicht wirklich da, gut.
Aber wenn mir jemand sagt, man könne doch einfach mit dem, was man ist, aufhören, dann ist mir das unbegreiflich.
Homosexuelle sind auch heute nicht so akzeptiert wie sie sein sollten, und ich habe mich immer dafür eingesetzt, seit ich mich überhaupt politisch äußere.
Aber auch wenn es „nur“ eine sexuelle Orientierung ist, und auch wenn es dann „nur“ um Bisexuelle geht, kann man das nicht irgendwo verstecken, und wenn, ist das genauso Tortur wie alles andere.
Was wäre denn, wenn sich eine Bisexuelle dann ausgerechnet in eine Frau verliebt? Sie soll es dann also einfach lassen und eine "verschlossene Bisexuelle " sein?
Das ist, als würde man einem verfolgten Schwarzen sagen „Ja mach es doch wie Michael Jackson!“ oder einem geistig Behinderten „Ja schalt doch dein Hirn ein!“.
Nur weil Homosexualität heute von den meisten zum Glück nicht mehr als Krankheit angesehen wird und nur weil man es nicht sofort von außen sieht, heißt das nicht, dass man es einfach ändern oder abschalten kann, und das hat mich jetzt zuletzt zutiefst aufgeregt.

Tut mir Leid, dass nicht alles so angekommen ist, wie ich es zu sagen glaubte.
Ich wollte wirklich nur darstellen, dass meine Äußerungen nicht auf einem inneren irgendwie begründeten Hass auf den Atheismus beruhen, sondern auf meinen Erfahrungen, worunter auch Lehrerfahrungen zählen. Mehr wollte ich damit nicht wirklich sagen.
Mir schien es einfach falsch, mich nur auf die Inquisition zu beziehen, und auch wenn ich wie erwähnt mich nicht so deutsch fühle wie es andere vielleicht tun, schwirrt mir dieses Thema der Verfolgung doch immer im Kopf herum.
Der Zwinkersmiley war darum dort, weil ich es einfach als lustig empfand, als Gläubige bezeichnet zu werden, bzw. dahin vermutet, nur weil ich schlechte Erfahrungen mit Atheisten gemacht habe- als ob das nicht möglich wäre!
Ein trauriger Smiley wäre für mich zu ernst gewesen, dann hätte ich mich so gesehen, als würde ich mich als Opfer hinstellen, und das wär nun wirklich überzogen, lächerlich und evtl. diffamierend und respektlos gewesen.

So sehe ich das jedenfalls.

Dass ich mit 50 Jahren nicht weit genug zurück gegriffen habe, stimmt natürlich, da habe ich nicht lange genug nachgerechnet, aber manchmal hänge ich zeitlich noch woanders rum, im Kopf mein ich.
Auch wenn man heute noch oft genug nachgerufen bekommen „Sowas wie dich hätte man früher noch vergast!“, und das ist echt zum kotzen.

lg
Kate

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Lieber F. Ben Hechenrieder
Ich finde, an diesem Diskurs ist schön zu sehen, dass es eben doch fundamentale Unterschiede zwischen Agnostikern und Atheisten gibt.

Vom (natur)wissenschaftlichen Standpunkt aus hast du recht. Da
muss alles bewiesen oder zumindest plausibel belegt werden.
Aber aus philosophischer Sicht?

Aus meiner Sicht ist das dort nichts anderes!

Aus meiner schon! Ein mathematischer Beweis hat eine andere Qualität als ein Beweis in der Psychologie, Philosophie, Soziologie, etc.

Ein Atheist bestreitet (im Gegensatz zum Agnostiker) die
Existenz Gottes, ja er bekämpft den Gottesgedanken
(Schopenhauer, Nietzsche, Feuerbach, Marx, Sartre etc.).

Ja was denn nun?

  1. Bestreitet der Atheist die Existenz Gottes?
    Oder:
  2. Bekämpft der Atheist den Gottesgedanken?

Er muss die Existenz Gottes bestreiten, warum sollte er sonst den Gottesgedanken bekämpfen?

An den genannten Philosophen (von Sartre mal abgesehen) sieht
man doch schön, dass es eindeutig um den zweiten Aspekt geht.

Was Sartre angeht, magst du recht haben. Alle anderen Philosophen bestritten die Existenz Gottes und bekämpften den Gottesgedanken. Sie präsentierten keine Nicht-Gottesbeweise, wie du sie nennst, sondern zogen Gottes Existenz durch Indizien in Zweifel. Durch Fragen nach dem Nutzen des Gottesgedankens. Durch den Verweis auf Religion als Herrschaftsinstrument. Durch die Darstellung der Geschichte der Kirche(n).

Der Gottesgedanke wird keineswegs widerlegt, sondern
verschoben und verdichtet: anthropologisiert, historisiert,
funktionalisiert, etc.

Stimme dir zu, meine Erklärung dazu etwas weiter oben.

Er
wird nie, ich wiederhole: nie, beweisen können, dass er in der
Sache recht hat und Gott nicht existiert.

Welcher von den obigen hat denn überhaupt einen
Nicht-Gottesbeweis durchgeführt?
M.E. keiner!

Stimme dir völlig zu. Du weißt genauso gut wie jeder hier, dass das nicht geht.

Ich hatte es in einem früheren Thread schon mal hier
vertreten: auf dieser „theoretisch-rekonstruktiven“ Ebene (auf
der „Alltagsebene“ kann man mit diesen plumpen Kategorien T.,
Ath., Agn. m.E. sowieso wenig anfangen) zeigt sich Atheismus
darin, dass er den klar greifbaren Sprechakt „Gott“ (Gott ist;
Gott ist vielleicht; ist Gott?, ich weiß nicht, ob Gott ist;
ist Gott eine Frau? Gott ist nicht), zurückweist: auf andere
Sprechakte (der Mensch, das Unbewusste, etc.) reduziert, die
historische Genese des Sprechaktes „Gott“ aufzeigt, die
Bedingungen der Existenz des Sprechaktes „Gott“ analysiert
(und eben nicht die des Referenten, also von Gott selbst).

Ich versuche einmal, die anscheinend wichtigen Sätze herauszufiltern:
1.)Der Sprechakt „Gott“ wird zurückgewiesen.
2.)auf andere Sprechakte reduziert.
3.)die Genese des Sprechaktes „Gott“ wird aufgezeigt.
4.)die Bedingungen d. Existenz des Sprechaktes „Gott“ wird analysiert.
Gut, dem kann ich nichts entgegensetzen, da ich dich nicht verstehe. Ob das an mir oder an dieser Argumentationskette liegt (so es denn eine ist), vermag ich nicht zu entscheiden.
Hilfreich wäre ein Hinweis auf Literatur.

Und insofern ist es höchster Unsinn, wie Uwi schon sagte, zu
behaupten, der Atheist würde auch „irgendeinem Glauben“
anhängen (klar mag das auf „Alltagsebene“ oft so sein, es
besteht aber keine Notwendigkeit dafür, die in der
atheistischen Haltung selbst begründet wäre)

Was ich sagen will, ist folgendes: Wenn ein Atheist sagt, Gott
ließe sich eh’ nicht erfassen, daher gibt es ihn nicht,

Sagt Nietzsche das, oder Marx (abgesehen vielleicht von rein
polemischen Zusammenhängen)?

Polemik kann doch auch ganz wichtig sein… :wink:

Kein Atheist kann
klar sagen: Meiner Überlegung zufolge gibt es Gott nicht.

Kein Atheist (wohlgemerkt noch immer auf
„theoretisch-rekonstruktiver“ Ebene!) will das
überhaupt sagen, er lacht schallend über die Idee jemals sagen
zu wollen, es gäbe Gott (nicht).

Und ich lache mit! Willkommen, verehrter Ben F. Hechenrieder, bei den Agnostikern.

Mit der gleichen Intensität wie ein
überzeugter Christ fühlt er seine Wahrheit der Nicht-Existenz
Gottes.

M.E. vollkommen unzutreffend!

Mag sein. Spekulation von mir. Um Atheisten aus ihrer permanenten Erklärungsnot zu helfen. :wink:)

Zeig mir das doch mal an Nietzsche oder Marx …

Oh, Gott, da jetzt hinterhersuchen?..Wo hab’ ich die denn?..
Keine Ahnung, aber das erschüttert nicht meine Sichtweise. Es ist irrelevant.

Das kann er dann in Worte gießen und sagen, die
Religion sei „Opium des Volkes“ o. ä. Diese nicht-rationale
Erkenntnis nannte ich „Mystik“.

Im folgenden kritisierst du den Begriff „Mystik“. Aufgrund der berechtigten Einwände von Uwi zog ich ihn aber zurück (Den Begriff, nicht den Uwi). Fairerweise sollte man dann auch nicht wieder darauf herumreiten (auf dem Begriff, nicht auf dem Uwi)

… aber bitte nicht so, denn das ist absurd, denn gerade an
der Stelle dieses Zitats (in der Einleitung zur „Kritik der
Hegelschen Rechtsphilosophie“, vierter Absatz) geht es ganz
explizit nicht um das religiöse Gefühl selbst, bzw. um
Gott(eserkenntnis) selbst, sondern eindeutig um den Sprechakt
„Gott/Religion“:
„Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf
gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist. Das
religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen
Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche
Elend. Die Religion … ist das Opium des Volkes … Die
Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des
Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist“.

Die ganze Passage steht unter der Prämisse, einige Zeilen
vorher formuliert:
„Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der Mensch
macht die Religion“

Zumindest drückt dieses Zitat „Opium des Volkes“ etwas aus, was die atheistische Gemeinde (verzeihe mir diesen Seitenhieb) als zentralen Kritikpunkt an der Religion ausmacht.

Es geht also um die Kritik sozialen Sprechhandelns, nicht um
einen „mystischen“ (Nicht)Gottesbeweis.

Nein. Gott oder Götter mögen existieren oder nicht. Für mein
tägliches Handeln und Denken wäre das ohne Belang. Das ist
Agnostizismus. Eine durch und durch skeptische Grundhaltung,
die sich auch immer wieder selbst infrage stellt. Kein
Nicht-Entscheiden-können, was lt. Sartre sowieso nicht geht.

richtig, weshalb es mich oben verwundert hat, weshalb Du
Sartre gerade zu den „Atheisten“ gezählt hast; m.E. ist Sartre
der Agnostiker par excellence.

Dann knöpf ich mir den Sartre nochmal vor.

Danke für deine gute Antwort. Einige deiner Antworten drehten sich im Kreis. Oder waren’s meine Fragen? Egal. Es war interessant. Du hast mich zum Nachdenken gebracht/gezwungen. Dafür ein Sternchen.
Viele Grüße
Voltaire

Hallo,

  1. Was ist ein richtiker Katholik?
    Doch sicher nicht einer, der nur getauft und konfirmiert
    wurde.

Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass niemand, der
getauft und konfirmiert wurde, ein richtiger Katholik ist.
Zumindest solange er sich nicht hinterher zur Konversion
entschlossen hat :smile:

Katholiken werden nicht konfirmiert. Sie gehen zum Sakrament
der Firmung. Konfirmation ist ein Begriff bei den
Evangelischen…

Ja, das wollte ich damit sagen.
lg
Sonja

Liebe Kate,

es ist jetzt natürlich schwierig, auf all das zu antworten, was Du geschrieben hast.
Daß jemand so viel von sich preisgibt wie Du das hier getan hast, ist für ein Forum wie dieses eher ungewöhnlich. Das macht Dich auf der einen Seite verletzlich - dieser Gefahr, Dich zu verletzen, hoffe ich zu entgehen. Auf der anderen Seite bietet es das, was Du geschrieben hast, bietet es Dich und Deine Vorlieben, Überzeugungen etc. der nachträglichen rationalen Zergliederung dar. Und das ist ungerecht, weil Du mit einer darartigen Rationalität gar nicht formuliert und nicht agiert hast.

Deswegen will ich ich beschränken.
Zuerst also das Kokettieren: Das ist eine Meta-Haltung, eine also, die sich nicht in die Situation hineinbegibt, sondern außerhalb, beobachtend stehenbleibt. Natürlich ist das Kokettieren selbst auch eine Situation. Aber der oder die Kokettierende spielt, gibt sich nicht auf, kann sich jederzeit zurückziehen. Kann sogar noch behaupten, so sei das alles doch gar nicht gemeint gewesen.
Das Kokettieren ist also ein „Noch nicht“, ein „Nicht jetzt“, ein „So tun als ob“. Dies kann natürlich - wenn wir beim Standardfall der kokettierenden Frau bleiben (Ruhe, Ihr Feministinnen!) - übel ausgehen: Der Mann könnte alles mißverstanden haben und zudringlich werden.

Genau das hast Du getan: Dich außerhalb einer Situation gestellt. Daß Du im Ernst diese Situation nie erleben wirst, ist dabei nebensächlich. Du hast Dir jedenfalls eine bestimmte Lage vorgestellt, aber eben vorgestellt; es ist keine reale Lage und Du bist nicht drin.

Dein Vorhaben oder Versprechen, in einer derartigen Lage Widerstand zu leisten, ist honorig. Die billige Erwiderung, so etwas könnest Du nicht sagen, solange Du nicht in dieser Lage seist oder gewesen seist, werde ich nicht gebrauchen. Ich glaube Dir das.

Aber das ist unwichtig: unwichtig, daß ich Dir glaube, unwichtig, daß oder ob Du Widerstand leisten wirst oder würdest.
Deine transzendentale Orientierung und Deine sexuellen Präferenzen interessieren im Ernst auch niemanden, außer Dich und Deinen Partner/Deine Partnerin.
Im einen Fall bist Du heterosexuell aktiv, und dagegen hat keiner was, im anderen Fall zwar homosexuell, aber ich habe noch nie davon gehört (was nicht partout ein Maßstab ist), daß lesbische Frauen ihrer sexuellen Orientierung wegen in ein KZ eingeliefert worden wäre.

Es ist auch ein Unterschied, ob Du Bisexualität offen oder offensiv vertrittst. Jenes sollst Du durchaus tun, dieses kannst Du auch lassen: das bleibt Deinem Geschmack, Deiner Rücksicht, Deiner sozialen Angepaßtheit und Deiner Intelligenz überlassen. Oder um es ganz deutlich zu sagen: Bisexualität offensiv zu vertreten halte ich nicht für ein unabdingbares Menschenrecht. Sie leben zu dürfen - ob mehr oder weniger offen ist da egal - halte ich für einen Teil Deiner unantastbaren Menschenwürde.

Ist das jetzt etwas klarer?

Gruß - Rolf

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