Aikido als Selbstverteidigung

Hallo,
seit ca. 2 Jahren trainiere ich mit Begeisterung und Spaß Aikido. Bei manchen Techniken die man im Training beigebracht bekommt kann ich mir schon vorstellen das die vielleicht funktionieren wenn man im Ernstfall angegriffen wird.
Mußtest Du Aikido schonmal anwenden?
Mich würde einfach mal interessieren ob Du schonmal in der Situation warst in der Dich jemand körperlich angriff und Dir ernsthaft ans „Leder“ wollte.
Konntest Du dich mit Aikido verteidigen und wie ging es aus ?
Zur Zeit überlege ich mir was ich wohl tun würde wenn mich jemand angreifen würde und ob Aikido hilfreich wär.
Mit meinem Trainer 5.Dan, über 30 Jahre Aikidoerfahrung würde ich jedenfalls keine ernsthafte Auseinandersetzung wollen.

Viele Grüße
Andreas

Hallo!
Würde und könnte ich mich mit AiKiDo verteidigen?
Eindeutig: JA
Hab ich es schon getan?
Jaein …

Für mich war und ist Aikido weniger eine Selbstverteidigung als eine Lebenseinstellung. Ich meide Konfrontationen und nutze wenn erforderlich die Angriffsenergie des Gegners. Das geht auch wunderbar verbal :wink:

Praktisch zeigt sich das dann in so einfachen Dingen wie einer Pendeltür. Wenn sie schwingt stimme ich meine Geschwindigkeit so ab, dass ich in dem Moment ankomme, wo sie von mir weg schwingt, ich also ohne Kraftaufwand durch die Tür treten kann.

Und bei einem körperlichen Angriff?
Mit meiner Körpergröße (190cm) und Figur (90kg) gibt es wenige die eine direkte Konfrontation suchen … Als Jugendlicher hab ich da manchmal „Schade“ gedacht. Heute mit über 40 Jahren bin ich froh, meist „über den Dingen“ stehen zu können.

Zwei Gegebenheiten möchte ich auch noch erzählen:
Bei einem (spielerischen) Gerangel mit meiner damaligen Freundin landete diese unvermittelt an der Wand. Eine kleine Körperdrehung und sanfter Schubs und ihre Attacke verpuffte an der Wohnzimmerwand … Hat mich ein romatisches Abendessen gekostet :wink:
Bei einer anderen Gelegenheit (mit einer anderen Freundin) konnte ich ihre (berechtigte) Ohrfeige gegen Sie verwenden und sie in einem Haltegriff beruhigen.
Aber hab ich dabei an AiKiDo gedacht? Nein!

Heute bringe ich meinem Sohn (8 Jahre) ein paar nützliche „Tricks“ bei, um sich in der Schule aus Haltegriffen oder gegen böswillige Angriffe (schubsen, treten etc.) zu wären.

Fazit:
Es ist in meinen Augen unwahrscheinlich das du jemals in die Gelgenheit kommst eine Wurftechnik anzuwenden - dazu fehlt meist auch der Platz.
Haltegriffe oder eine Befreiung durch eine Körperdrehung sind eher möglich.

Prüfe dich selbst im Randori (auch mit drei oder mehr Angreifern):
Welche Techniken verwendest du, wieviele sind das?
Bei mir waren/sind es maximal zwei manchmal drei, die dann aber sehr schnell, effizient und zielführend.

Noch ein Nachsatz:
Wenn du angegriffen wirst, denkst du nicht mehr an Aikido-Techniken, du reagierst auf Grund deiner Erfahrung(en) -bei mir nun schon mehr als 20 Jahre- und trainierten Reflexe. Es geht dann nicht um einen ordentlichen Bewegungsablauf und vorbildliche Technik sondern einzig darum aus der Gefahrenzone zu kommen und den Angreifer … nun ja, der eine schreibt nun „kampfunfähig zu machen“, der andere „hinter sich zu lassen (wegrennen)“ und ein Dritter „zu beeindrucken/verblüffen“. Wieder andere reden von „Verhältnismäßigkeit der Mittel“ und „Eigenschutz“.
Alles richtig doch in dem Moment schaltet (hoffentlich) dein Kopf ab und dein Körper weiß was zu tun ist, denn dafür trainierst du ihn!

Weiterhin viel Erfolg und Ausdauer beim Training!
Und hoffe das du niemals ein Technik im Ernstfall anwenden musst, denn neben den Gedanken an dich selbst, darfst du auch den Angreifer nicht vergessen, denn wo dein Partner im Training seine Schutztechniken (rollen, fallen, abschlagen etc) anwendet, brechen unter Umständen beim Angreifen Knochen!

In diesem Sinne
freundliche Grüße aus Berlin
Nils

P.S. Noch etwas, durch dass körperliche Training hat sich meine Körperhaltung und damit auch meine Selbstvertrauen geändert und das spüren potentielle Angreifer. Wer wachsam und mit erhobenem Kopf durch die Menge geht ist kein Opfer!!

Hey!

Ich trainiere seit 2,5 Jahren Aikido und seit 1 Jahr JuJutsu. Ich finde, beides ergänzt sich bestens. Allerdings ist JuJutsu wesentlich „realistischer“.
Um mit Aikido effektive Selbstverteidigung betreiben zu können, muss man schon lange dranbleiben. (Ich werde so schnell nicht aufhören :smile:.)
Man lernt beim JuJutsu eben auch das ausweichen und abtauchen (im Aikido nur als Schrittfolge, nachdem der Angriff gestartet ist), das Treten und Schlagen,
und harte Blöcke (die auch manchmal (fast) unumgänglich sind, wenn man nicht getroffen werden will).

Ich möchte Aikido hier nich schlecht machen, oder JuJutsu ins bessere Licht stellen. Aikido umfasst einfach viele Bereich außerhalb der Kampfes, wie:

  • geistiges Training
  • Harmonie und Lockerheit zum Gegner
  • körperliche Fitness und Dehnbarkeit
  • im Kampf möglichst die Kontrolle über den Gegner zu behalten.
  • Lebensweg („Do“)

Ja, ich habe meine Kampfkünste bereits zwei mal eingesetzt. Allerdings geht es in echt einfach zu schnell, als dass man (ich) eine ganze Technik des Aikidos durchführen könnte.
Es sah eigentlich immer ähnlich aus:

  1. Schläge und Tritte auf weite Distanz
  2. Distanz verringert: Die anderen versuchen jetzt meist dich zu klammern, oder wenigstens den Arm festzuhalten. Ich versuchte hier die Distanz so zu halten, dass es mich nicht
    am Körper klammern konnte. Hier kann man super seine Aikido-Griffe einsetzten. Am straßentauglichsten finde ich Ikkyo, Nikkyo und Gote-Gaeshi (diesem aber immmer! mit beiden Händen und Schwung aus dem ganzen Körper).
  3. Der Gegner (hoffentlich) fällt zu Boden oder wird geworfen. (Der einzige straßentaugliche Wurf ist der einfache Beinstellwurf).

Das sind meine Erfahrungen
Viel Spaß weiter mit Aikido. Vielleicht entscheidest du dich ja noch zu einer Ergänzung:

  • Karate oder Tekwondo (für Schläge und Tritte, die einfach das wichtigste sind. Kaum ein Aikido-Meister kann gegen wirklich schnelle Karate-Schläge Techniken anwenden)
  • JuJutsu (enthält Elemente aus Aikido, Karate, Tekwondo, Bujinkan NinJutsu, Ringen, Joudo; man lernt von jedem ein bischen; sehr straßentauglich, solange sich der Verein auf Selbstverteidigung und nicht auf Wettkämpfe spezialisiert)
  • NinJutsu (die mMn effektivesten Techniken; nicht schön, sondern effektiv! und man wird abgehärtet :wink:)

Alles Gute auf deiem Weg
Grüße

PS: Schreib mir doch mal, in welchem Dojo du bist! Mein Meister ist auch 5. Dan.
Mein E-M@il: [email protected]

Hallo Nils,
was mir im Training viel bringt ist das man hin und wieder vom Trainingspartner auf verschiedene Art angegriffen wird und man sich irgendwelche Techniken überlegen muß.
Am ehesten liegt mir da Kotegaeshi, Nikyo, Ikkyo vielleicht noch Gokyo. Viele Sachen ergeben sich von selber.
Das erscheint mir am realistischsten, wobei ein Angreifer im Ernstfall ganz anders angreifen würde wie ein Trainingspartner im Aikido.
Wo ich mir fast sicher bin das es nicht funktionieren würde ist Kaitennage-soto. Keine Ahnung ob ein Angreifer bei der Technik überhaupt aus dem Gleichgewicht käm.
Was ich in unserem Verein auch gut finde ist das wir nicht streng einen bestimmten Stil trainieren. Unser Trainer hat davor Judo gemacht und meinte er unterrichtet seinen eigenen Stil. Kann schon sein das wir eine Mischung aus Judo und Aikido üben.
Mein Trainer meinte wenn er bei Lehrgängen unterrichtet fällt ihm jedesmal auf das viele Aikidoka mit anderen Stilen nicht zurecht kommen und lieber mit Leuten aus dem eigenen Verein trainieren.
Das Problem hat mein Trainer nicht, er kommt mit jedem Stil zurecht und so unterrichtet er uns.
Vor kurzem hab ich meinen 3. kyu bestanden. Aikido macht mir Spaß und man geht selbstbewußter und ausgeglichener durchs Leben.

Viele Grüße
Andreas

Hatte 2 Angreifer die sich vorher mit einem Gast in einem Computercaffee körperlich auseindersetzten, und ich das als störend empfand, zu tun.

Das ging alles schnell und ohne komplikationen über die Bühne.

Wichtig vor allem ist Deine Enstellung zur Situation, innere Kampf/verteidigungsbereitschaft, im Aikido nennen wie das den Einen Punkt halten.

Keine eigenen Aggression ausstrahlen, sondern beherzt zugreifen!!

Angwandete Techniken, Schock Iriminage taisabaki und Ikyo/ Haltegriff!!(Ude Osae)

Bis die Polizei entraf!!