Aktien Schuld an Wirtschaftslage?

Hallo Ralf,

und wie wäre es mit Schlecker (größter Drogeriemarkt in Europa) und Bosch?

Beides wird ja auch nicht gehandelt…

Gruß
MArco

Tag auch,

Also die größte GmbH, oHG (ok, das sicherlich nicht), im
Eigenbesitz etc. Wird wohl tatsächlich Aldi sein.

am besten mal hier schauen:
http://www.welt.de/wirtschaft/ranglisten/index.htx

Tatsaechlich ist es Rewe (Platz 11 mit knapp 34 Mrd. Euro Umsatz in 2000), dann erst Bosch auf Platz 13.

Gruss
Christian

Gewinne und Unternehmen
Tag auch,

das ist doch kein Problem der AG’s. Auch beim Einzelunternehmen oder einer GmbH ist die Frage doch immer: Will ich Gewinn oder Arbeitsplaetze? Und dann als Bonusfrage: Will ich den Gewinn ausschuetten oder einbehalten und damit wieder investieren? Ohne Gewinn kann das Unternehmen nicht ueberleben, groessere Gewinne (die einbehalten werdeen) sichern die die Ueberlebensfaehigkeit fuer schlechtere Zeiten.

Die Konsequenz einer uebertrieben arbeitnehmerfreunldichen Unternehmenspolitik einer AG ist in letzter Kopnsequenz die Uebernahme. Dass das selten keinen Arbeitsplatzverlust nach sich zieht, ist allgemein bekannt.

Dass immer wieder ueber AG’s diskutiert wird, duerfte mehrere Gruende haben, nicht zuletzt die in der juengeren Vergangenheit heftig erhoehten Bezuege der Vorstaende. Dazu kommt wohl, dass eine AG als solche fuer die meisten Menschen nicht greifbar und daher irgendwie mysterioes ist. Ich glaube niemand wuerde sagen, der Kneipier von der Ecke duerfte keinen Kellner entlassen, wenn er seiner Familie am Jahresende schoenere Weihnachtsgeschenke kaufen will (um es mal etwas bloed zu formulieren). Auch der ein oder andere Aktionaer braucht laufende Ertraege und wird deshalb sicher keine Aktien verkaufen. Und fuer Dividenden brauchts halt in der Regel Gewinne.

Gruss
Christian

am besten mal hier schauen:
http://www.welt.de/wirtschaft/ranglisten/index.htx

Tatsaechlich ist es Rewe (Platz 11 mit knapp 34 Mrd. Euro
Umsatz in 2000), dann erst Bosch auf Platz 13.

Danke. Dann bleibt noch zu klären: welche Unternehmensform hat denn Rewe?

ABER :
was ist der Sinn von Aktien? Unternehmen geben Aktien aus, um
Kapital zu bekommen. Dafür ist es natürlich vorteilhaft
möglichst viel Kapital zu bekommen, d.h. die Aktien müssen
möglichst teuer sein. Wann sind Aktien möglichst teuer? Die
wesentlichen Punkte:
a) das Unternehmen hat hohe Gewinnaussichten,
b) das Unternehmen bietet hohe Dividenden.

Das klingt nicht ganz korrekt, weil kapital nur bei ausgabe der aktien dem unternehmen zufließt. was danach mit dem kurs geschieht, hat auf das EK der firma keinen einfluß.

Fazit:
Wenn eine AG keine Dividenden ausschüttet, müssen die
Gewinnaussichten sehr hoch sein, was natürlich auch zu
Rationalisierungen führt.

Gegenargument: wenn eine ag keine dividenden ausschüttet, erhöht sich der Wert der Firma, und damit die bewrtung der aktie. hierin kann für den inhaber der aktie u.U. ein höherer gewinn liegen als in dem Euro 1,50, den er pro aktie bekommt.

Bleibt natürlich die Möglichkeit ganz auf Aktien zu
verzichten. Dann hat das Unternehmen aber das Problem Kapital
von aussen zu bekommen. Ab einer gewissen Größe sind
Unternehmen ohne AG-Form (müssen ja keine öffentlich
gehandelten Aktien sein) kaum vorstellbar.

Da gibt es aber beteiligungsgesellschaften, die eigenkapital einbringen: z.B. die DBAG

Was ist eigentlich das größte deutsche Unternehmen ohne Aktien
(egal ob öffentlich gehandelt oder nicht, KGaA etc. und
natürlich auch nicht im Staatsbesitz, klar)?

ich glaube ALDI oder Oetker

gruss
winkel

Was ist eigentlich das größte deutsche Unternehmen ohne Aktien
(egal ob öffentlich gehandelt oder nicht, KGaA etc. und
natürlich auch nicht im Staatsbesitz, klar)?

ich glaube ALDI oder Oetker

gruss
winkel

noch ein paar kandidaten:

Miele, Bertelsmann (ist zwar eine AG, aber in Privatbesitz bzw. in Mitarbeiterhand),

gruss winkel

ABER :
was ist der Sinn von Aktien? Unternehmen geben Aktien aus, um
Kapital zu bekommen. Dafür ist es natürlich vorteilhaft
möglichst viel Kapital zu bekommen, d.h. die Aktien müssen
möglichst teuer sein. Wann sind Aktien möglichst teuer? Die
wesentlichen Punkte:
a) das Unternehmen hat hohe Gewinnaussichten,
b) das Unternehmen bietet hohe Dividenden.

Das klingt nicht ganz korrekt, weil kapital nur bei ausgabe
der aktien dem unternehmen zufließt. was danach mit dem kurs
geschieht, hat auf das EK der firma keinen einfluß.

Ja, schrieb ich doch! „Unternehmen geben Aktien aus,… Wann sind Aktien möglichst teuer?“ etc. Also war hiermit der Zeitpunkt der Aktienausgabe gemeint. Aber auch sonst trifft es häufig zu, nämlich z.B. wenn das Gehalt der Manager am Erfolg der Aktien gekoppelt ist.

Fazit:
Wenn eine AG keine Dividenden ausschüttet, müssen die
Gewinnaussichten sehr hoch sein, was natürlich auch zu
Rationalisierungen führt.

Gegenargument: wenn eine ag keine dividenden ausschüttet,
erhöht sich der Wert der Firma, und damit die bewrtung der
aktie. hierin kann für den inhaber der aktie u.U. ein höherer
gewinn liegen als in dem Euro 1,50, den er pro aktie bekommt.

Auch hier wieder die Frage: wenn dem so ist, warum schütten dann die AGs Dividenden aus?

Hallo Ralf,

also Rewe hat in der Bilanzierungsform die Gesellschaftsform des eG.

Nachzulesen hier http://www.rewe.de/rewe_gruppe.htm

Gruß
Marco

warum?

Auch hier wieder die Frage: wenn dem so ist, warum schütten
dann die AGs Dividenden aus?

rererehi ralf :wink:

also, vielleicht aus dem motiv kurspflege? eine AG muss darauf erpicht sein ein mittelmaß zwischen hohem und tiefen kurs gemessen am nennwert eine aktie zu erreichen. schüttet die AG zu viel gewinne aus (fehlt zum einen cash in der kasse) zum anderen ist keine phantasie mehr im kurs (sh. schering AG, die erstmals anfang 2002 seit 5 jahren wieder kräftig dividende gezahlt haben). der kurs muss auch zwangsläufig über dem nennwert gehalten werden, da keine AG (börsennotierte) bisher ohne kapitalerhöhungen ausgekommen ist. hierzu bedarf es langer planung und kurspflege, denn eine kapitalerhöhung ist nur dann gut, wenn das agio stimmt. wird nun zuwenig ausgeschüttet ist der kurs ggf. zu hoch und es besteht im falle einer baisse an der börse die möglichkeit, das zu wenig interessenten für junge aktien da sind.

ein idee von mir zur dividendenausschüttungspolitik (schickes wort).

andere idee. die ausschüttung war im alten KSt-system auch ein mittel KSt guthaben in die AG zurückzuholen, da einbehaltene gewinne mit 40% besteuert wurden. bei der ausschüttung wurde auf 30% gemindert, weshalb in zeiten von ausschüttungen für mehrere jahre geld vom staat in die kasse floss…

aber es gibt wahrscheinlich noch 1000 andere gute gründe dividenden auszuzahlen, welche sich nicht an zahlen ausmachen …

gruss solange

vom showbee

Hallo zusammen,

eigentlich ist das doch ganz einfach. Die AG schüttet Dividende aus, weil die Besitzer (Aktionäre) etwas vom Firmengewinn abhaben wollen. Zumindest die Großen.

Kursgewinne gibt es doch nur, wenn die Aussicht besteht, daß ein Unternehmen so gut läuft, daß es später höhere Gewinne erwirtschaftet und diese ausschütten kann.

Die Dividende ist doch nichts anderes als eine Verzinsung für das eingesetzte Kapital.
Wenn eine AGs grundsätzlich nichts ausschütten würden, so würde man niemand finden, der Kapital zur Verfügung stellt, da dann auch kein Kursgewinn heraus käme.

mfg Ivo

sach ich doch hier … (link)
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarticl…

oder?

gruss vom

showbee

na schön… stimme ich dir eben nur zu :wink:

Gruß ivo

Eigentkapital und Aktienkurs

Das klingt nicht ganz korrekt, weil kapital nur bei ausgabe
der aktien dem unternehmen zufließt. was danach mit dem kurs
geschieht, hat auf das EK der firma keinen einfluß.

Das klingt auch nicht ganz korrekt. 1. Fliesst dem Unternehmen auch Eigenkapital zu, wenn es Gewinn nicht ausschuettet. Dieser wird entweder unter Gewinnruecklagen bilanziert (bei entsprechendem Beschluss) oder utner Bilanzgewinn, wenn auf neue Rechnung vorgetragen wird. 2. Hat der Aktienkurs sehr wohl Einfluss auf das Eigenkaptital (wie Ralf ja auch schon andeutete), wenn naemlich die Ausgabe neuer Aktien ansteht. Nicht zuletzt dies ist es, was diversen Unternehmen und VentureCapital-Gesellschaften das Genick gebrochen hat, naemlich, dass Aktien derzeit kaum an den Mann zu bringen sind, weder als IPO noch als Kapitalerhoehung.

Dass aktuelle Aktienkurs ansonsten keinen Einfluss auf die Hoehe des EK hat, ist klar.

Gruss
Christian

Hallo,

ich werde zuzeit öfter mit Thesen konfrontiert, nach denen die
heutige wirtschaftliche Lage u.a. den Aktiengesellschaften zu
verdanken sei.

Wozu braucht eine Firma Aktien?
Warum hollt sich die Fa. das Kapital nicht von der Bank?

Um an Kapital zu gelangen, welches nie mehr zurück gezahlt muss.
Wenn das Konzept stimmt, würde sich jede Bank allen 10 Finger nach diesen Kunden lecken.

Aktien und Wirtschaft sind nicht unmittelbar verstrickt.
Wenn z.B. Siemens einen gigantischen Auftrag bekommt zieht die Aktie erst nach bekannt werden an. Auch wenn der Kurssprung ausbleibt, würde den Auftrag erfüllen.

Die Kurse von Aktien lassen sich auch durch Gerüchte puschen, wobei aber kein Gegenwert vorhanden ist.

Aktien sind für Zocker gemacht!

Ralf

Um an Kapital zu gelangen, welches nie mehr zurück gezahlt
muss.
Wenn das Konzept stimmt, würde sich jede Bank allen 10 Finger
nach diesen Kunden lecken.

[…]

Aktien sind für Zocker gemacht!

hi ralf,

was für eine aussage …
es geht um kapitalbeschaffung, wer immer es gibt (aktionär oder bank) will es bezahlt haben (dividende bzw. zinsen). die erstere variante ist variabel je nach gewinn und marktlage, die zweite variante wird von vornherein festgelegt. warum ist nun wohl eigenkapital aus der sicht besser als fremdkapital???

zweite aussage von dir (zockerpapiere) … es gibt 2 arten von aktieninvestoren, die die gewinne aus der aktie holen wollen (sh. oben dividenden) und es gibt investoren, welche gewinn am papier machen wollen (kauf - kurssteigerung - verkauf). ist es für beide ein zockerpapier? nein, denn der erste bewertet den kaufpreis nach dividendenmöglichkeit in zukunft, der zweite nach kursrelevanten vorhersagungen. das sind 2 paar schuhe, die mitunter in verschiedene richtungen gehen …

also, naechstes mal vorm posten die anderen antworten lesen :wink:

gruss vom

showbee

Hi!

Aktien sind für Zocker gemacht!

Hui, was für eine Aussage! :wink:

Stell dir vor, wir zwei würden eine Firma gründen. Du steigst mit 50.000 Euro ein, ich ebenfalls. Du bist zur Hälfte Eigentümer, ich bin zur Hälfte Eigentümer. Dummerweise hast du einen anderen Job, aus dem du nicht rauskannst, also mache ich die Arbeit (plus ein paar Angestellte).

Und nun stell dir vor, die Firma arbeitet mit Erfolg. Die Produktion läuft, die Kunden reißen uns die Ware förmlich aus den Händen. Und auf dem Bankkonto stapelt sich das Geld. Da liegen 1 Mio Euro rum. Und deine in die Firma eingezahlten 50.000 haben sich verzehnfacht.

Bist du deshalb ein Zocker?

Nö, du bist ein Investor. Und genau das sind auch Aktionäre. Ihnen _gehören_ Anteile an der Firma, von denen sie Aktien haben.

Und was ist mit der Börse?
Wenn aus den 100.000 Euro Startkapital nun 100.000 Aktien werden, und du unbedingt Geld brauchst, weil du dir einen neuen Porsche kaufen willst, kannst du von deinen 50.000 Aktien einen Teil verkaufen oder einen Teil der 500.000 für dich entnehmen. Da aber 1 Mio Euro auf dem Konto liegt, sind deine 50.000 Aktien jetzt reich rechnerisch 500.000 Euro wert (also 10 Euro das Stück). Und Hans-Franz Jedermann von der Börse bietet dir sogar 12 Euro pro Stück, weil er der festen Auffassung ist, unserer Firma verfügt in Kürze über 2 Mio Euro. Er möchte Teilhaber werden und an den Gewinnen partizipieren. Dafür ist er bereit, jetzt mehr für die Aktien zu zahlen, als sie rein rechnerisch wert sind. _Das_ ist Börse.

Mit Zocken hat das wenig zu tun.

Gezockt wird erst, wenn die Anzahl der geldgierigen Idioten am Markt jenseits aller Vernunft liegt und utopische Summen bieten. Aber gerade dafür bietet die Börse Kennzahlen zur Analyse an.

Grüße
Heinrich

Gezockt wird erst, wenn die Anzahl der geldgierigen Idioten am
Markt jenseits aller Vernunft liegt und utopische Summen
bieten. Aber gerade dafür bietet die Börse Kennzahlen zur
Analyse an.

Hi,

und wie schaetzt Du die derzeitige Lage an den Boersen ein sowie die vielfach zu lesende Aussage, dass bei d e n Kursgewinnen die mickrige Dividende (bzw. ob es ueberhaupt eine Ausschuettung gibt) gar nicht mehr interessiert?

Wie wuerdest Du feststellen wollen, dass jemand nicht (direkt oder indirekt) an der allgemeinen Zockerei beteiligt ist, d.h. am Markt (welcher Markt eigentlich?) mitmischt?

Und wie stehst Du zur „Riester-Rente“, nach der wir alle (also jede Menge geldgieriger Idioten) unsere Zukunft an die Zukunft der Boerse haengen sollen?

Wie stehst Du generell dazu, dass wir unser Leben, unseren „Wert“, unseren ideellen Reichtum nach einer Zahl in einem Computer ausrichten? Was hat das noch mit Vernunft zu tun?

Ciao Lutz

Hallo,

ich werde zuzeit öfter mit Thesen konfrontiert, nach denen die
heutige wirtschaftliche Lage u.a. den Aktiengesellschaften zu
verdanken sei.

Du verkehrst immer noch mit Kommunisten? Dat hat naemlich schon der olle Marx behauptet. Ich werde mal aus so einem realitaetsfremden Pamphlet zitieren.

Das Kapital ist selbst der prozessierende Widerspruch [dadurch], daß es die Arbeitszeit auf ein Minimum zu reduzieren strebt, während es andrerseits die Arbeitszeit als einziges Maß und Quelle des Reichtums setzt. […] Nach der einen Seite hin ruft es also alle Mächte der Wissenschaft und der Natur wie der gesellschaftlichen Kombination und des gesellschaftlichen Verkehrs ins Leben, um die Schöpfung des Reichtums (relativ) unabhängig zu machen von der auf sie angewandten Arbeitszeit. Nach der andren Seite will es diese so geschaffnen riesigen Gesellschaftskräfte messen an der Arbeitszeit und sie einbannen in die Grenzen, die erheischt sind, um den schon geschaffnen Wert als Wert zu erhalten.
(Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 1857/58)

Danach würde jede AG ja verplichtet sein, seine
Aktionäre mit hohen Dividenden zu bedienen und würde deshalb
ständig rationalisieren und damit die Arbeitslosigkeit
erhöhen.

Es war erst das moderne warenproduzierende System mit seinem Selbstzweck der unaufhörlichen Verwandlung von menschlicher Energie in Geld, das eine besondere, aus allen anderen Beziehungen „herausgelöste“, von jedem Inhalt abstrahierende Sphäre der sogenannten Arbeit hervorbrachte - eine Sphäre der unselbständigen, bedingungslosen und beziehungslosen, roboterhaften Tätigkeit, abgetrennt vom übrigen sozialen Zusammenhang und einer abstrakten „betriebswirtschaftlichen“ Zweckrationalität jenseits der Bedürfnisse gehorchend.

Denn das warenproduzierende System leidet von Geburt an unter einem unheilbaren Selbstwiderspruch. Einerseits lebt es davon, massenhaft menschliche Energie durch Verausgabung von Arbeitskraft in seine Maschinerie aufzusaugen, je mehr desto besser. Andererseits aber erzwingt das Gesetz der betriebswirtschaftlichen Konkurrenz eine permanente Steigerung der Produktivität, in der menschliche Arbeitskraft durch verwissenschaftlichtes Sachkapital ersetzt wird.

Mitarbeiter mit Belegschaftsaktien würden so sogar an
ihrem eigenen Stuhl sägen, da sie ja auch Gewinne mit ihren
Aktien machen wollen.

Wenn es zumindest in den westlichen Kernländern bis jetzt so erscheint, als könnte das Kapital auch ohne Arbeit akkumulieren und die reine Form des Geldes substanzlos aus sich heraus die weitere Verwertung des Werts garantieren, so ist dieser Schein einem Simulationsprozeß der Finanzmärkte geschuldet. Spiegelbildlich zur Simulation der Arbeit durch Zwangsmaßnahmen der demokratischen Arbeitsverwaltung hat sich eine Simulation der Kapitalverwertung durch die spekulative Entkoppelung des Kreditsystems und der Aktienmärkte von der Realökonomie herausgebildet.
Die Vernutzung gegenwärtiger Arbeit wird ersetzt durch den Zugriff auf die Vernutzung zukünftiger Arbeit, die nie mehr stattfinden wird. Es handelt sich gewissermaßen um eine Kapitalakkumulation in einem fiktiven „Futur II“. Das Geldkapital, das nicht mehr rentabel in die Realökonomie reinvestiert werden und daher keine Arbeit mehr ansaugen kann, muß verstärkt in die Finanzmärkte ausweichen.

Deshalb verlagerte sich seit den 80er Jahren die zusätzliche Kreation des fiktiven Kapitals auf die Aktienmärkte. Dort geht es längst nicht mehr um die Dividende, den Gewinnanteil an der realen Produktion, sondern nur noch um den Kursgewinn, die spekulative Wertsteigerung der Eigentumstitel bis in astronomische Größenordnungen. Das Verhältnis von Realökonomie und spekulativer Finanzmarktbewegung hat sich auf den Kopf gestellt.

Der vorübergehende Krisenaufschub durch die spekulative Expansion der Finanzmärkte erscheint dann genau umgekehrt als vermeintliche Ursache der Krise. Die „bösen Spekulanten“, so heißt es mehr oder weniger panisch, würden die ganze schöne Arbeitsgesellschaft kaputtmachen, weil sie das „gute Geld“, von dem „genug da“ sei, aus Jux und Tollerei verzocken, statt es brav und solide in wunderbare „Arbeitsplätze“ zu investieren, auf daß eine arbeitswahnsinnige Heloten-Menschheit weiterhin „vollbeschäftigt“ sein könne.
Es will in diese Köpfe einfach nicht hinein, daß keineswegs die Spekulation die Realinvestitionen zum Stehen gebracht hat, sondern diese schon durch die 3. industrielle Revolution unrentabel geworden sind und das spekulative Abheben nur ein Symptom dafür sein kann. Das Geld, das da in scheinbar unerschöpflicher Menge zirkuliert, ist selbst im kapitalistischen Sinne längst kein „gutes“ mehr, sondern bloß noch „heiße Luft“, mit der die spekulative Blase aufgetrieben wurde.

Was kann ich den Leuten mit solchen Thesen bloß antworten???

Dass sie doch bitte nach Nordkorea auswandern sollen? Den Rest des zitierten „Manifests gegen die Arbeit“ gibt es unter
http://www.krisis.org/diverse_manifest-gegen-die-arb…

Vielleicht auch, dass das Stehenbleiben auf halbem Wege genauso gefaehrlich ist wie das idiotisch grinsende (servile Mentalitaet) Mitmachen?

Statt zu begreifen, daß wir alle unaufhaltsam unrentabel werden und deshalb das Kriterium der Rentabilität selber samt seinen arbeitsgesellschaftlichen Grundlagen als obsolet anzugreifen ist, dämonisiert man lieber „die Spekulanten“ - dieses billige Feindbild pflegen einhellig Rechtsradikale und Autonome, biedere Gewerkschaftsfunktionäre und keynesianische Nostalgiker, Sozialtheologen und Talkmaster, überhaupt alle Apostel der „ehrlichen Arbeit“. Die wenigsten sind sich bewußt, daß es von da bis zur Remobilisierung des antisemitischen Wahns nur noch ein kleiner Schritt ist. Das „schaffende“ nationalblütige Realkapital gegen das „raffende“ international-„jüdische“ Geldkapital zu beschwören, droht das letzte Wort der geistig verwahrlosten Arbeitsplatz-Linken zu werden. Das letzte Wort der von Haus aus rassistischen, antisemitischen und antiamerikanischen Arbeitsplatz-Rechten ist es sowieso.

Ciao Lutz

guten abend nach berlin,

und wie schaetzt Du die derzeitige Lage an den Boersen ein
sowie die vielfach zu lesende Aussage, dass bei d e n
Kursgewinnen die mickrige Dividende (bzw. ob es ueberhaupt
eine Ausschuettung gibt) gar nicht mehr interessiert?

nunja, die wirtschaft in deutschland ist momentan so verrückt, das 100.000e kleinunternehmer den bach runter gehen und vor dem nichts stehen, eine volkswagen AG jedoch NACH steuern einen gewinn von mehr als 1.000.000.000 euro einfährt. sicher der gewinn wird zu einem grossen teil ausgeschüttet und kommt unter die leute, aber ehrlich, wer will hier noch vorsagen machen?
hochgelobte manager der letzten 10 jahre werden in die hölle geschickt und verarscht (kirch) und anders rum…

Wie wuerdest Du feststellen wollen, dass jemand nicht (direkt
oder indirekt) an der allgemeinen Zockerei beteiligt ist, d.h.
am Markt (welcher Markt eigentlich?) mitmischt?

nunja, ob vorrangig zocker oder investor, beide sind direkt oder indirekt kapitalgeber. wenn ich mir einen optionsschein auf den basket NEMAX kaufe und auf steigende kurse spekuliere bezahle ich für diese wette geld an die bank XYZ. diese wettet ergo gegen mich, da sich anderer ansicht ist. trotzdem fliesst mein kapital aus dem wetteinsatz indirekt auch in den markt, denn wenn die bank meinen wetteinsatz nur in den safe legt, wird sie nicht lange überleben. insoweit kann man keinen klaren schnitt mehr ziehen. selbst grossaktionäre wie die familie quandt (BMW) werden bei einem vernünftigen angebot anteile verkaufen, weil der kursgewinn gut ist…

Und wie stehst Du zur „Riester-Rente“, nach der wir alle (also
jede Menge geldgieriger Idioten) unsere Zukunft an die Zukunft
der Boerse haengen sollen?

riester rente = nichts rente! wenn mann nicht gerade mittelmaßverdiehner, mitte 30 und auf ewige zeiten arbeitnehmer bleiben will, sollte man die finger von lassen. nicht nur, das die steuerlichen anreize einfach lächerlich sind, die vorhersehbare verzinsung ist einfach übelst, dann bekommt man das ergebnis auch nur in rentenbasis und das auch noch voll versteuert …

also bitte, wer das abschliesst statt sich ein haus zu bauen und geld anderweitig zu parken gehört er…!

Wie stehst Du generell dazu, dass wir unser Leben, unseren
„Wert“, unseren ideellen Reichtum nach einer Zahl in einem
Computer ausrichten? Was hat das noch mit Vernunft zu tun?

vernunft? ist im duden als „geistiges Vermögen des Menschen, Einsichten zu gewinnen, Zusammenhänge zu erkennen, etw. zu
überschauen, sich ein Urteil zu bilden u. sich in seinem Handeln danach zu richten“ deklariert…

warum soll man die einsichten nicht mit hilfe von technik gewinnen? warum sollen einem zusammenhänge nicht anhand von zahlen klar werden? warum sollen urteile nicht ggf. durch verknüpfungen von zahlen vorgelegt werden? das hat m.E. viel mit vernunft zu tun, denn vernünftig handelt m.E. der mensch, der auf die vertraut die sich mit bestimmten dingen auskennt, statt lieber einzeln gg. die welt zu gehen. man kann nicht auf allen ebenen des lebens soviel einsichten gewinnen und zusammenhänge erkennen um sein leben in besten bahnen zu halten. manchmal heisst es vertrauen auf andere menschen, auf zahlen, auf statistiken und auch auf computer.

oder, was sagt der mathematiker dazu?

gruss vom

showbee, der auch bald sein heil an der HU sucht :wink:

guten abend nach berlin,

gute nacht,

die derzeitige Lage an den Boersen

sicher
der gewinn wird zu einem grossen teil ausgeschüttet und kommt
unter die leute, aber ehrlich, wer will hier noch vorsagen
machen?

Die Frage bezog sich auf die Fundamentaldaten, nach denen die Boerse immer noch vollkommen durchgedreht sein sollte. Derzeitige Kurs/Gewinn bzw. Ausschuettungs/Gewinn-Verhaeltnisse sprechen eigentlich fuer die (widersinnige) Marginalisierung der Dividende.

trotzdem fliesst
mein kapital aus dem wetteinsatz indirekt auch in den markt,
selbst grossaktionäre wie die
familie quandt (BMW) werden bei einem vernünftigen angebot
anteile verkaufen

Deshalb macht die Unterscheidung von kuehlem Boersenprofi und geldgeilem Kleinaktionaer nicht viel Sinn, die Beweggruende sind dieselben: Dass aus Geld mehr Geld werde.

riester rente = nichts rente!

also bitte, wer das abschliesst statt sich ein haus zu bauen
und geld anderweitig zu parken gehört er…!

Hoffentlich haelt Dein Optimismus noch eine Weile…

Wie stehst Du generell dazu, dass wir unser Leben, unseren
„Wert“, unseren ideellen Reichtum nach einer Zahl in einem
Computer ausrichten? Was hat das noch mit Vernunft zu tun?

vernunft? ist im duden als „geistiges Vermögen des Menschen,
Einsichten zu gewinnen, Zusammenhänge zu erkennen, etw. zu
überschauen, sich ein Urteil zu bilden u. sich in seinem
Handeln danach zu richten“ deklariert…

warum soll man die einsichten nicht mit hilfe von technik
gewinnen? warum sollen einem zusammenhänge nicht anhand von
zahlen klar werden? warum sollen urteile nicht ggf. durch
verknüpfungen von zahlen vorgelegt werden? das hat m.E. viel
mit vernunft zu tun, denn vernünftig handelt m.E. der mensch,
der auf die vertraut die sich mit bestimmten dingen auskennt,
statt lieber einzeln gg. die welt zu gehen. man kann nicht auf
allen ebenen des lebens soviel einsichten gewinnen und
zusammenhänge erkennen um sein leben in besten bahnen zu
halten. manchmal heisst es vertrauen auf andere menschen, auf
zahlen, auf statistiken und auch auf computer.

oder, was sagt der mathematiker dazu?

Ich sprach von Deinem Bankkonto, dessen Dynamik praktisch identisch zum Selbst-Wert-Gefuehl geworden ist.

Und der Erkenntnisoptimismus blamiert sich eigentlich taeglich in den Naturwissenschaften, wenn man sieht, welche „Spielzeug“-Probleme als „endlich“ loesbar dargestellt werden. Nicht dass die Beschaeftigung damit absolut sinnlos waere, aber das „Arbeitspferd“ der Praxis sind immer noch die lineare Algebra, deren wichtigste Algorithmen laengst bekannt sind und bei der es „nur“ darum geht, immer groessere Systeme beherrschbar zu machen (Fehlerrechnung).

gruss vom

showbee, der auch bald sein heil an der HU sucht :wink:

Viel Spass dabei, aber erwarte in Berlin keine Wunder (39 Milliarden)

Schoenes Wochenende, Lutz