Aldi-Rasendünger grundwasserfreundlich?

Hallo,

meinen Garten bewirtschafte ich ohne Chemie. Heute mal eine Ausnahme für den Rasen gemacht. Habe das Produkt „Gardenline Rasendünger mit Langzeitwirkung“ bei Aldi Süd gekauft und die Verpackung gelesen. Da steht u.a.

„Durch die kontrollierte Stickstoffabgabe ist die Nitratauswaschung genauso gering wie bei ungedüngten Rasenflächen und das Grundwasser wird geschont.“

Mich wundert, dass sich diese „Schonung“ noch nicht bei der Landwirtschaft herumgesprochen hat, denn der dichtet man doch die Nitratverseuchung des Grundwassers und Überdüngung von Gewässern an.

Oder ist die Aldi-„Schonung“ nur eine verkaufsfördernde „Schönung“?

Gruß, Kurti

Das hat sie, seit ungefähr vierzig Jahren. Nur für die Landwirtschaft sind (mit Ureasehemmern und Nitrifikationshemmern) stabilisierte und (mit irgendwelchen Schwefelverbindungen oder mit Polymeren) umhüllte N-Dünger (das sind die beiden Techniken, um die Verfügbarkeit von N zeitlich zu strecken) entwickelt worden. Erste umhüllte N-Dünger gab es sogar schon vor fünfzig Jahren.

Der von Dir zitierte Text ist in dieser Generalisierung Unsinn. Wenn zu viel N gegeben wird wie auf den meisten Rasenflächen hierzulande, wird das, was zu viel ist, genauso ausgewaschen wie wenn man den klassischen N-Mineradünger KAS gäbe. Die Auswaschung ist dann halt auch über einen längeren Zeitraum verteilt. Gegen N-Auswaschung hilft nur, dass man nicht mehr N gibt, als die Pflanze aufnehmen und verarbeiten kann.

Der von Dir genannte Dünger disqualifiziert sich wegen was anderem: Die Angabe „50 % Langzeitstickstoff“ heißt, dass die Hälfte des enthaltenen N stabilisiert oder umhüllt ist, die Produktbeschreibung enthält keine Angabe über den N-Gehalt des Düngers >> vergiss den Pofel.

Wenn einer von den vielgeschmähten Landwirten N so völlig unkontrolliert einsetzen würde, wie man das bei so einem Zeugs zwangsläufig muss, weil man nicht weiß, wie viel N / m² man überhaupt gibt, würde ihm die Bude innerhalb von wenigen Tagen zugemacht.

Eine richtige Produktbeschreibung für einen Rasendünger findest Du hier:

https://www.maltaflor.de/produkte/MALTaflor-Seed-o-gran-PLUS-_28/

Dort kannst Du übrigens auch sehen, dass ein Rasendünger ganz ohne P und K nicht grad der Bringer ist. Ich habe das Beispiel Maltaflor übrigens gewählt, weil dieser Dünger N enthält, der „langsam fließt“, weil er organisch gebunden vorliegt, Maltaflor wird mit Abfällen aus der Mälzerei hergestellt und verbrät damit beiläufig auch nicht solche Unmengen Erdgas wie N-Mineraldünger.

Diese Version mit einem relativ höheren Anteil an langsam verfügbarem N ist übrigens für nicht so stark beanspruchte Rasenflächen ausreichend:

https://www.maltaflor.de/produkte/Maltaflor-Universal_27/

Schöne Grüße

MM

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Hallo Aprilfrisch,

ich bin hier noch nicht so lange aktiv, deine gut untermauerten Antworten sind mir aufgefallen. Kompetent auf allen Fachgebieten, besonders Garten.

Da wollte ich natürlich wissen, was dein Spruch „Polla ta deina k’ouden anthropoi deinoteron pelei“ bedeutet. Mein Online-Übersetzer deepl.com meint:

Übersetze Finnisch (erkannt) - Übersetze nach Deutsch:

„Polla ta deina k’ouden anthropoi deinoteron pelei”

Aha, deutsche Geheimsprache. Irgendein Knast-Dialekt oder ein Hinweis des fahrenden Volkes, ob es hier was zu holen gibt?

Mit deinen Links befasse ich mich noch.

Kurti


Nein, das ist der Anfang des ersten Chors aus der ‚Antigone‘ des Sophokles, (…)

Hallo,

meines Wissens ergibt die N-Überdüngung in der Landwirtschaft vor allem aus der Gülledüngung (bzw. „Entsorgung“). Auch der hiesige Bauer düngt eine Weide (!) mit großen Mengen Gülle, obwohl die dort gehaltenen Tiere schon selbst ausreichend düngen.
Der hohe Nitrateintrag ins Grundwasser in vielen Regionen lässt sich nicht weg diskutieren.

Gruß,
Paran

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Servus,

deswegen, weil die N-Düngung in Ackerbau und Sonderkulturen bis in die 1980er Jahre erhebliche Probleme verursacht hat - gegendweise konnte das Trinkwasser aus lokalen Brunnen wegen zu hohen Nitritgehaltes nicht mehr für Säuglingsnahrung verwendet werden -, die dann aber zügig gelöst wurden, in der Regel nicht durch weniger N-Düngung, sondern durch weniger Auswaschung: Technische Lösung für ein technisches Problem, deswegen hörte und las „man“ so wenig darüber.

Die Düngung ist hier nur ein Nebeneffekt - es geht hier vor allem um die Entsorgung der bei seiner oder Nachbars Stallhaltung anfallenden Gülle. Diese besorgt er beiläufig nach Maßgabe einer Reglementierung, die ihresgleichen sucht: Erlaubte Zeiträume und -punkte, erlaubte Mengen und erlaubte anzuwendende Techniken sind akribisch geregelt, und wenn einer nach der Arbeit das Gespann auf dem Hof abspritzt und das dabei verwendete Wasser dabei offen in den Vorfluter läuft, bekommt er schon auch mal Besuch von der Kripo.

Stümpt - so wenig wie dessen mit-Verursachung durch den intensiven Anbau von Raps für Biodiesel und Mais für Biogas und Agraralkohol - beides Kulturen, in denen die bedarfsgerechte N-Düngung im Vergleich zu Weizen schwierig bis unmöglich ist: In dieser Hinsicht haben die „nachwachsenden Rohstoffe“ eher den Grünen Teufel als den Blauen Engel verdient.

Die Lösung ist hier nicht technisch, sondern politisch: Ziel kurzfristig 60, mittelfristig 40 Mio Einwohner in D.

Schöne Grüße

MM

Meinst du mit „Nachbar“ industrielle Schweinemastbetriebe in den Niederlanden, die teils mehrere Tanklastwagen am Tag einem sauerländischen Bauern angeliefert haben, welcher dieser in einem Gülletank speicherte (bei dem er irrtümlich die Baugenehmigung vergaß) und bei dem jemand ebenso irrtümlich den Ablasshahn geöffnet hat, so dass der gute Dünger die nächste Talsperre verseucht hat?

Immerhin haben wir seit Mai 2020 eine strengere Düngeverordnung.

Ich bilde mir ein, dass sich die Anzahl niederländischer Tanklastzüge auf den Landstraßen meiner Region seitdem verringert hat. Ich habe auch lange keinen brachliegenden, schneebedeckten Acker mehr gesehen, der mit „brauner Soße“ verschönert wochenlang vor sich hin gestunken hat.

Auch diese - genauso kann es aber auch ein Betrieb am Ort sein, der noch weniger flächenabhängig in den Zweigen Schwein, Huhn oder Pute produziert und typischerweise noch größere Schwierigkeiten hat als die Rinderhalter, die Flächen für die in seinem Betrieb anfallende Gülle nachzuweisen - hier typisch, dass Betriebe, deren Flächenausstattung zu klein war, um auf Dauer eine Existenz zu sichern, in intensive, flächenunabhängige Tierhaltung investiert haben, um die vorhandene Arbeitskraft verwerten zu können.

Ja, das hat mit der 2020er Verschärfung der Düngeverordnung zu tun, die für das Ausbringen von Gülle nur noch Schleppschläuche, Schleppschuhverteiler und Güllegrubber zulässt, Prallkopf-, Schwenk- und Pendelverteiler nur noch mit der Auflage, dass die Gülle beim Ausbringen auf Ackerland unverzüglich eingearbeitet wird, und alle einfacheren Techniken überhaupt nicht mehr. Da geht es allerdings nicht um Nitrat - Nitrit, sondern um die andere „böse Seite“ der Gülle, abdampfendes Methan.

„Wie komm ich denn hier nach Vechta?“ - „Immer der Nase nach!“ wird irgendwann in nächster Zukunft (hoffentlich) nicht mehr verstanden werden. Aus Richtung Brüssel wird Deutschland wegen der immer noch zu hohen erlaubten Güllemengen regelmäßig gerügt; technisch wäre noch einiges möglich, etwa Trocknung und damit bessere Transportmöglichkeiten für Gülle-Pellets statt hektoliterweise Wasser, damit weiter gehender Ersatz von Kalkammonsalpeter im viehlosen Ackerbau.

Schöne Grüße

MM

Servus,

den Weg zu einem früheren Palaver hat Dir @X_Strom ja schon gegeben - ihm verdanke ich übrigens, dass das Zitat jetzt ohne die Fehler da steht, die ich ihm verpasst hatte und für die ich mich lange Zeit schämen musste -

Interessant finde ich, dass DeepL (dem ich viel mehr zutraue als der Lachnummer „Google Translate“) hier Finnisch zu erkennen glaubt.

quote=„Kurti, post:3, topic:9485533“]
Übersetze Finnisch (erkannt)
[/quote]
hat sicherlich damit zu tun, dass DeepL antikes Griechisch nicht im Repertoire hat (anders als Google behauptet DeepL nicht, „alles zu können“) und dass im modernen Griechisch die Endungen so nicht vorkommen, im Finnischen jedoch -a und -e recht häufig sind und das Neugriechische Allerwelts-i immerhin auch verwendet wird. Vielleicht liegt es auch an der lateinischen Schrift. Tante Google merkt zwar, dass es um Griechisch geht und schafft auch die Transskription, aber was dann als „Übersetzung“ präsentiert wird, ist wie so oft bei Google Translate ein heilloser Unsinn: „Viele menschliche Leiden klingen schlimmer

Schöne Grüße

MM