Hallo!
Muss man aus dem Text entnehmen, dass in den vergangenen Jahren die Einnahmen völlig verprasst wurden und kein Euro zurückgelegt wurde?
Unterstellen wir solchen Sachverhalt einfach. Das gibt’s nämlich millionenfach und die Betroffenen hatten nie eine Chance, für Rücklagen zu sorgen, weil sie froh sein müssen, wenn sie irgendwie über den Monat kommen. Diese Menschen sind den Zuständen beim Arbeitgeber auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Die Betroffenen bekommen 5 oder 6 € Stundenlohn brutto. Die Empfehlung, sich einen anderen Job zu suchen, kann nur von Leuten kommen, denen die Verhältnisse in ganzen Regionen fremd sind. Andere Arbeitgeber zahlen nämlich auch nicht mehr, weil das Lohnniveau durch den Gesetzgeber mit den Regelungen des SGB II und deren praktische Durchführung schlichtweg versaut wurde. Die Beschäftigten wurden wehrlos gemacht. Sie können nicht weg und wenn sie es versuchen, folgen Sanktionen. Das ist Sklavenhaltung!
Verpackung, Kommissionierung, riesige Warenlager, Metallschleifereien und ähnliche Betriebe wurden mit Subventionen in die neuen Bundesländer geholt. Dort wird durchweg Niedriglohn bezahlt, was in der Praxis heißt, dass die Beschäftigten für einen Teil ihres Lebensunterhalts Anträge beim Jobcenter stellen müssen und damit in die Drangsalierungsmaschinerie geraten.
„Hätten sie etwas Ordentliches gelernt“, kommentieren manche ahnungslose Zeitgenossen das Geschehen. Viele hatten eine Ausbildung und gingen einer Tätigkeit nach, von der sie mit Gewissheit dauerhaft hätten leben können. Nach 1990 verschwand aber ein beträchtlicher Teil der Betriebe der ehemaligen DDR, die Arbeitsplätze waren also weg und die frühere Ausbildung nicht anerkannt. Als Ungelernte in hauchdünner Gewerbestruktur geht es fortan weiter.
Manches Jobcenter pflegt innige Zusammenarbeit mit Leiharbeitsfirmen, gibt hinter dem Rücken der Betroffenen dem Verleiher Namen und Anschrift von Leistungsbeziehern weiter, die dann direkt vom Verleiher eine Einladung zur Vorstellung erhalten. Natürlich ist das nicht legal, es wird aber gemacht. Und wehe, der Leistungsempfänger kommt der Vorladung vom weit entfernt sitzenden Verleiher nicht nach.
Sollen die Leute doch froh sein, in einen Job vermittelt zu werden, ist vermutlich der erste Gedanke. Es sind aber immer die gleichen Scheißjobs in irgendeinem Industriegebiet ganz weit draußen, keine Anbindung an öff. Nahverkehr und lange Anfahrtswege, für deren tägliche Bewältigung sich kaum ein Betroffener das geeignete Auto leisten kann.
Den Betroffenen bleibt nur, sich krank zu melden, aber dafür ist unser Krankenversicherungssystem ganz sicher nicht gedacht.
In dieser Weise vorgeführt, wählt mancher Betroffene NPD. Die Korrelation von NPD-Stimmenanteil, Niedriglohnjobs und Arbeitslosigkeit ist kein Zufall. Das Problem kann man leicht lösen, verbieten wir eben die NPD.
Gruß
Wolfgang