Mal so gesagt: Ich kenne nur Palästinenser mit israelischem
Pass, also israelische Staatsbürger. Freundschaften verbinden
mich allerdings mit Ihnen nicht, in Deutschland würde man sie
„Bekannte“ nennen. Die meisten von ihnen währen nicht bereit,
ihren israelischen Pass gegen den Pass eines paläsinensischen
Staates einzutauschen. Eine Wertung darüber nehme ich nicht
vor. Echte Freundschaften in Israel verbinden mich zur Zeit
nur mit Juden, das heißt nicht, das sich das nicht auch mal
ändern kann.
Du bist aber dennoch der Meinung, dass du die Situation in Palästina von beiden Seiten aus (und damit mein ich jetzt die staatenlosen Palästinenser in den Autonomiegebieten, die keinerlei rechtlichen oder sonstigen Schutz genießen) objektiv beurteilst und bist auch mit den Lebensverhältnissen der staatenlosen Palästinener in den Autonomiegebieten aus erster Hand vertraut ?
Btw.: ich habe nichts dagegen, wenn jemand für die ein oder andere Seite Partei ergreift, solange es auf einem halbwegs sachlichen Niveau passiert, allerdings sollte derjenige dann auch dazu stehen.
hat er natürlich nicht…
er hat sich noch nie wirklich mit der anderen seite
auseinandergesetzt. und wird es auch nicht. sieht man in jedem
text. hoffnungsloser fall.
Ich beziehe klar Stellung, das ist alles. Im übrigen mache ich mir mehr Gedanken um Israel, wie Du vielleicht glauben magst. Denn eins ist auch mir bewußt. Eine Lösung des Palästinenserproblems ist für Israel zwingend notwendig, wenn es als Staat überleben will. Rein wirtschaftlich gesehen richtet die Intifada einen so hohen Schaden an, das es für Israel in einer ökonomischen Katastrophe enden wird, wenn es so weitergeht.
Die Frage ist nur, wo bei einem Friedensschluss die Prioritäten gesetzt werden. Und am Anfang steht ganz klar die offizielle Anerkennung des Staates Israel. Es ist wirklich traurig, das die Araber die Existenz Israel heute auf eine Weise spüren und anerkennen müssen, die von beiden Seiten nicht gewollt ist. Da wäre die politische Anerkennung meiner Meinung nach das kleinere Übel.
Wenn ich die Aussage treffe, das ich mit „staatenlosen Palästinenser in den Autonomiegebieten“ nicht befreundet bin, heißt das noch lange nicht, das ich die Lebensumstände dieser Menschen nicht kenne. Ich habe es schon einmal erwähnt, das ich mir, trotz Warnungen meiner israelischen Freunde, in diese Gebiete zu fahren, beide Seiten angesehen habe. Und tatsächlich ist die Situation in den Autonomiegebieten alles andere als rosig.(Wobei zwischen Städten, Dörfern und Flüchtlingslagern ein erhebliches Gefälle besteht. Es gibt Palästinenser, die sich Villen gebaut haben, wie ich sie in Deutschland noch nicht gesehen habe -zwar die Ausnahme,aber es gibt sie.) Die Menschen, die dort leben (in den Flüchtlingslagern) könnten sich wahrlich ein besseres Leben vorstellen. Die Frage ist doch nur, warum es bis jetzt noch nicht dazu gekommen ist. Das liegt doch nicht an dem einfachen Ladenbesitzer in Ramallah, der seinen Lebensunterhalt irgendwie bestreiten muss. Und auch die Bettler in Tel Aviv können für ihr Elend ungefähr genausoviel wie ich für den Husten der Schwiegermutter meines Nachbarn. Logisch ist doch auch, das dort sehr viel Verbitterung gegen Israel vorhanden ist. Aber wieso ist das so? Der Israeli, der bei einem Bombenanschlag seine Beine verliert, kann genausowenig dafür. Aber während er eine Regierung hat, die er um Schutz bitten kann, hat der Palästinenser in Jenin niemanden,der sich um ihn kümmert. Das ist doch aber nicht die Schuld Israels…