(Alt-)Griechisch: Frage zur Aussprache

Hallo,

ich versuche gerade Altgriechisch zu lernen und habe mir das Buch „Bibelgriechisch leichtgemacht“ gekauft. Parallel dazu auch einen Griechisch-Sprachkurs mit Kassette, so dass ich die Aussprache lernen kann. Nun musste ich aber feststellen, dass z.B. in dem o.g. Buch beim „B“ als Aussprache „b“ angegeben ist, während im Lehrbuch zum modernen Griechisch als Aussprache „w“ steht. Die Sprecherin sagt auch nicht „beta“ sonden „wita“. Beim Delta steht im Buch als Aussprache „d“, im Sprachkurs dagegen „th“ (wie beim engl. that).

Hat sich denn die Aussprache vom Koine- bzw. Altgriechischen zum heutigen Griechisch verändert oder versteh ich da womöglich nur was falsch?

Viele Grüße
Michael

Auch hallo (oder ‚kali mera‘ ?)

Eine kleine Recherche via google brachte Erleuchtung: Altgriechisch wird mehr wie das Deutsche und Lateinische ausgesprochen und hat mit beiden einiges gemainsam. Man liest also was man sieht. Nicht so im Neugriechischen: dort wird tatsächlich wie auf der Kassette gesprochen. Dafür ist die Schrift dieselbe. Mathematiker, Physiker und andere können davon ein Lied singen :wink:
Ein paar Links dazu: http://travlang.com/languages/cgi-bin/langchoice.cgi
http://www.lateinboard.de/vtopic,268,next.html
http://imperiumromanum.com/links/links_05.htm
http://www.google.de/search?hl=de&q=altgriechisch+au…

Spero ut utilem est
mfg M.L.

Hallo, Michael,

da musst du aber noch feiner unterscheiden!

ich versuche gerade Altgriechisch
Buch „Bibelgriechisch leichtgemacht“

Altgriechisch ist nicht Bibelgriechisch.
Man kann deutlich „homerisches, platonisches, biblisches und heutiges Griechisch“ unterscheiden.

Dabei spielen Lautänderungen eine große Rolle. Und zwar bei den Konsonanten und Vokalen.

ττ wurde zu σσ , also thalatta => thalassa und glotta => glossa.

οι, η werden zu i, also oinos zu ini.

υ wird zu f also eu(gesprochen oi)angelion zu efangelium.

Und so wird auch das β, das im Altgriechischen noch ein labialer Explosivlaut war, zu dem Reibelaut w.

Der altgriechische „basileus“ wird zu „Wasili“, die Stadt „Bolos“ zu „Volos“.

Darum:

sondern „wita“. Beim Delta steht im Buch als Aussprache „d“, im Sprachkurs dagegen „th“ (wie beim engl. that).

Darüber, also seit wann etwa „delta und theta“ aspiriert gesprochen wurde, streiten sich auch die Gelehrten.

Ich habe in der Schule noch „At(h)änai“ gelernt und gesagt, heute will man, dass auch schon zu Platos Zeiten „Asini“ gesagt wurde.

Kommst du bei den verschiedenen Griechischen nicht durcheinander?

Fritz

Hallo Michael,

hier wird das Altgriechisch mit deutscher Aussprache gesprochen,
weil hier von griechischer Aussprache niemand Ahnung hat.

In Griechenland wird es griechisch ausgesprochen, also z. B. beta = wita.

Griechen wundern sich sehr, über die deutschen „Altgriechen“
und lachen sich hinter ihrem Rücken kaputt.

Angel alias Evangelos(Vangelis)

Hallo Angel,
Das Altgriechisch mit deutscher Aussprache liegt allerdings viel näher am wahren Altgriechisch, als das heutzutage in Griechenland gesprochene Neugriechisch. Das solltest du eigentlich wissen…

  • André

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Vielen Dank für eure Antworten :smile: owT

Was soll das, André ?

Ich habe von Altgriechisch gesprochen,stell Dir vor, es gibt auch Griechen, die es beherrschen. Wirklich beherrschen.

Ansonsten:
Zwar nicht sprechen, aber wohl verstehen läßt es sich auch von jemandem, der nur neugriechisch beherrscht (als Muttersprache).

Angel

υ wird zu f also eu(gesprochen oi)angelion zu
efangelium.

eu und au wird nur nur vor harten konsonanten zu ef/af: euxaristw (danken) = efcharisto. (ευχαριστώ) autos (dieser) = aftos (αυτός)

vor weichen konsonanten und vokalen ist es ew/aw: augh (Morgen) = awghi (αυγή)

Und so wird auch das β, das im Altgriechischen noch ein
labialer Explosivlaut war, zu dem Reibelaut w.

woher weiß man was „war“? gibt es tonbänder von platon? antike sprachen haben nur eine auf konsens beruhende aussprache!

Der altgriechische „basileus“ wird zu „Wasili“

basileus (könig) ist immer noch „o vassilefs“ (βασιλεύς). der vorname (!) basilhs (Βασίλης) wird vassilis gesprochen.

Ich habe in der Schule noch „At(h)änai“ gelernt und gesagt,
heute will man, dass auch schon zu Platos Zeiten „Asini“
gesagt wurde.

mit S? zis is not good.

gruß
dataf0x

Das Altgriechisch mit deutscher Aussprache liegt allerdings
viel näher am wahren Altgriechisch

LOL woher weiß man dann was das „wahre altgriechisch“ ist? und warum sollte das „dem deutschen näher sein“? so ein unsinn. das einzig greifbare ist modernes griechisch.

gruß
dataf0x

Es geht doch nichts über präzise Ergänzungen, beste dataf0x!

woher weiß man dann was das „wahre altgriechisch“ ist?

es gibt diverse indizien, die bestimmte aussagen über historische aspekte von sprachen erlauben. allen voran natürlich die damalige orthographie, weiters die aussprache von übernommenen zeichen oder wörtern in benachbarten oder beeinflußten sprachen undsoweiter… man ist also nicht nur auf bloße spekulationen angewiesen, sondern kann durchaus fakten zusammentragen, die die eine oder andere version zumindest wahrscheinlicher machen.

wenn man weiß, wie die italiener latein aussprechen, kann man sich gut vorstellen, daß die griechen nicht die beste adresse sind, wenn es um die authentische aussprache von altgriechisch geht. das ist auch irgendwie klar, denn (die sache hat auch hier eine historische dimension) durch die allmähliche entwicklung der sprache wurden dem altgriechischen dieselben minimalen lautverschiebungen „aufgezwungen“, wie der jeweils gerade gesprochenen alltagssprache. zudem identifiziert der grieche altgriechisch als „seine“ sprache und würde nicht im traum daran denken, andere ausspracheregeln zu befolgen.

wenn man zusätzlich zu den werkzeugen der historischen sprachforschung noch berücksichtigt, daß woanders in europa altgriechisch und latein jahrtausendelang (wenn auch nur von spezialisten) in ununterbrochener konservierender tradition studiert und auch gesprochen wurde, kann man meines erachtens sehr wohl davon ausgehen, daß die in diesen kreisen praktizierte aussprache dem original zumindest ähnlicher ist als das, was griechen als altgriechisch von sich geben.

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Was soll das, André ?

Ich habe von Altgriechisch gesprochen,stell Dir vor, es gibt
auch Griechen, die es beherrschen. Wirklich beherrschen.

Ansonsten:
Zwar nicht sprechen, aber wohl verstehen läßt es sich auch von
jemandem, der nur neugriechisch beherrscht (als
Muttersprache).

Tut mir leid, da verstandst du mich offenbar miss. Ich weiß, dass viele Leute Altgriechisch beherrschen. Ich sagte doch lediglich, dass die Aussprache des Altgriechischen näher am Deutschen als am Neugriechischen lag, sprachwissenschaftlich gesehen. Dass die Griechen heutzutage das anders aussprechen wundert mich nicht.
Wenn ein Deutscher mit 'nem Italiener Latein spricht, dann ist die Aussprache auch ziemlich anders.

  • André

Das Altgriechisch mit deutscher Aussprache liegt allerdings
viel näher am wahren Altgriechisch

LOL woher weiß man dann was das „wahre altgriechisch“ ist? und
warum sollte das „dem deutschen näher sein“? so ein unsinn.
das einzig greifbare ist modernes griechisch.

Ja, das Problem kennt man von Latein, ne? :wink:
Aber das ist soviel ich weiß bei Altgriechisch bei weitem nicht so ungewiss. Es gilt m.W. als ziemlich erwiesen, dass die einzelnen Buchstaben ähnlich wie das typische griechische Tafelwerk-Alphabet ausgesprochen wurden (mit Ausnahme von φ und θ, die wirklich mal [ph] und [th] waren).

Ich weiß jetzt nicht genau, warum die damalige Aussprache bei Latein so unklar sind, aber beim Altgriechischen ist sie wohl nicht ganz so schwammig.

Deswegen wirkt dein LOL hier irgendwie fehl am Platz…

  • André

hi,

weiters die aussprache
von übernommenen zeichen oder wörtern in benachbarten oder
beeinflußten sprachen undsoweiter…

ist das nicht zirkulär? erst wird behauptet, diese sprachen seien „benachbart oder beeinflußt“ und dann nimmt man dieses als indiz für ähnliche aussprachen.

wenn man weiß, wie die italiener latein aussprechen, kann man
sich gut vorstellen, daß die griechen nicht die beste adresse
sind, wenn es um die authentische aussprache von altgriechisch
geht.

och das sehe ich genau umgekehrt. italienisch ist die gesprochene form derselben alten sprache, die man latein nennt, und neugriechisch ist dieselbe sprache wie altgriechisch - nur in der über die jahrhunderte weiterentwickelten, nicht in der konservierten fossilen form. italiener und griechen sind die einzigen adressen! (ich würde u.u. noch rumänen dazunehmen, und auch in der schweiz gibt es eine sehr lateinische sprache. :wink:

zudem identifiziert der
grieche altgriechisch als „seine“ sprache und würde nicht im
traum daran denken, andere ausspracheregeln zu befolgen.

oha da ist wohl der hund begraben! es ist umgekehrt: verschiedene nichtgriechen wünschen, das griechische für sich zu pachten, und behaupten, die sprache platons wäre eine gaaaanz andere sprache. oft hört man auch, die damaligen griechen wären überhaupt ganz andere menschen gewesen. (derselbe spaß gibt es bei christlichen theologen zu hören, die behaupten „iwrit“ wäre eine völlig andere sprache als „althebräisch“. ein schelm wer hier böses denkt.)

daß woanders in europa
altgriechisch und latein jahrtausendelang (wenn auch nur von
spezialisten) in ununterbrochener konservierender tradition
studiert und auch gesprochen wurde

grade war das papstbegräbnis. ich hörte da menschen latein sprechen - mit italienischer aussprache. kllingt irgendwie wie rumänisch. ich fand es authentischer als dieser schreckliche deutsche akzent. wo außer im vatikan wird denn latein gesprochen?

und wo wird koinegriechisch gesprochen? in griechischen kirchen.

kann man meines erachtens
sehr wohl davon ausgehen, daß die in diesen kreisen
praktizierte aussprache dem original zumindest ähnlicher ist
als das, was griechen als altgriechisch von sich geben.

sehe ich leider anders :wink: es geht hier mehr um einen kampf um die kulturelle hoheit über diese sprachen.

gruß
dataf0x

ist das nicht zirkulär? erst wird behauptet, diese sprachen
seien „benachbart oder beeinflußt“ und dann nimmt man dieses
als indiz für ähnliche aussprachen.

tja… es wird aber nicht einfach „behauptet“, daß dies so wäre, sondern nachgewiesen. ich glaube, du wirst nicht anzweifeln, daß sich das lateinische alphabet aus dem altgriechischen entwickelt hat (u.a. auch über den umweg des etruskischen). die lautwerte, die andere sprachen den selben zeichen zuordnen, sagen auch dann etwas über die ursprünglichen lautwerte aus, wenn sich die sprache im jeweiligen punkt verändert hat. daß ein „a“ in den meisten sprachen ein „a“ oder etwas ähnliches ist, impliziert, daß das alpha im altgriechischen nicht als „f“ ausgesprochen wurde, um es ganz banal zu sagen.
wenn ich dir das in 10 zeilen hieb- und stichfest und in allen details darstellen könnte, wären sprachwisenschaftler arbeitslos. das prinzip ist aber relativ leicht nachzuvollziehen.

och das sehe ich genau umgekehrt. italienisch ist die
gesprochene form derselben alten sprache, die man latein
nennt, und neugriechisch ist dieselbe sprache wie
altgriechisch - nur in der über die jahrhunderte
weiterentwickelten, nicht in der konservierten fossilen form.

tja, da unterliegst du aber einem gewaltigen irrtum…
wie wir wissen, gab es bereits während der römischen herrschaft etliche völker und stämme im geographischen einflußbereich des heutigen italien, und in der völkerwanderung sind noch wesentlich mehr dazugekommen. latein war eine sprache und sicherlich eine wichtige grundlage des heutigen italienischen, aber die anderen einflüsse sind nicht wegzudenken… deswegen kann man nicht sagen, italienisch sei eine bloße weiterentwicklung des lateinischen. mit griechisch ist es nicht anders.
die aussprache gehört zu den dingen, die sich am schnellsten ändern… außerdem gibt es ja nur dann eine gültige aussprache, wenn es entsprechende zentrale regulierungsversuche gibt, was bis vor ein paar hundert jahren nicht der fall war - und selbst dann gibt es einen ganzen haufen dialakte, die unter anderem in der aussprache voneinander geringfügig oder zum teil auch grob abweichen. davon auszugehen, daß das heutige griechisch, das eben als sprache nicht identisch mit dem altgriechischen ist, in der aussprache diesem dennoch entspricht, ignoriert so ungefähr alle mechanismen, die die veränderung und entwicklung von sprachen steuern, sowie einen ganzen haufen indizien (orthographie, andere sprachen usw.).

oha da ist wohl der hund begraben! es ist umgekehrt:
verschiedene nichtgriechen wünschen, das griechische für sich
zu pachten, und behaupten, die sprache platons wäre eine
gaaaanz andere sprache. oft hört man auch, die damaligen
griechen wären überhaupt ganz andere menschen gewesen.
(derselbe spaß gibt es bei christlichen theologen zu hören,
die behaupten „iwrit“ wäre eine völlig andere sprache als
„althebräisch“. ein schelm wer hier böses denkt.)

ich würde meinen, daß nicht jeder in solchen eigentumsverhältnissen denkt… altgriechisch „gehört“ niemandem, da eine sprache erstens kein besitz ist und zweitens niemand dafür irgendeine berechtigung hätte…
tatsache ist: alt- und neugriechisch sind zwei verschiedene sprachen, so wie latein und italienisch, so wie althochdeutsch und deutsch usw.
über die alten sprachen können wir mit den mitteln der historischen sprachforschung viel herausfinden, und kleine sprachinseln, die die sprache in einem mehr oder weniger unbeeinflußten zustand bewahrt haben, sind für aussagen über den originalzustand auch wesentlich wertvoller, als ein konglomerat aus durch mehrere tausend jahre entwicklung, beeinflussung und alltagsverschleiß veränderten dialekten.

grade war das papstbegräbnis. ich hörte da menschen latein
sprechen - mit italienischer aussprache. kllingt irgendwie wie
rumänisch. ich fand es authentischer als dieser schreckliche
deutsche akzent.

im kurzen ausschnitt, den ich gesehen habe, hat dieser deutsche kardinal gesprochen, in einem schrecklich deutsch klingenden latein. das ist natürlich alles andere als authentisch… und ich vermute, jeder kardinal hat so gesprochen, wie er es in seiner jugend in einer schule seines landes gelernt hat.
„ich fand es authentisch“ ist irgendwie eine sehr komische aussage, denn authentizität ist entweder wissenschaftlich greifbar und dann keine sache von „finden“ (das entspricht meiner auffassung, die ich auch argumentativ belegen kann), oder die ganze diskussion ist vollkommen sinnlos.

wo außer im vatikan wird denn latein
gesprochen?

in diversen klöstern. ich hab mal eine doku über ein kloster irgendwo in afrika, vielleicht äthiopien gesehen, die sprechen latein. die dort praktizierte aussprache deckt sich weitestgehend mit der aussprache, die in anderen klöstern zu finden ist. außerdem wurde schon bei den römern altgriechisch studiert, und das ist bis heute an universitäten der fall (gemeinsam mit latein). dort wird die von generation zu generation weitergereichte tradition ebenfalls konserviert und durch neue erkenntnisse der forschung angereichert.
die diskussionen, die dabei entstehen, wie beispielsweise die aussprache des „c“ im lateinischen (als [c] oder als [k]) rühren nicht daher, daß man es nicht weiß, sondern daß es früher auch mehrere (zeitlich und geographisch gebundene) gültige versionen gab. es ist so gut wie sicher, daß das „c“ irgendwann als [c] ausgesprochen wurde (aus einem [k] kann sich auch schwer das im heutigen italienisch zu findende [tsch] entwickeln), die frage ist nur, ob diese aussprache auch wirklich der klassischen periode zuzuordnen und daher als gemeinsamer nenner angebracht ist.

sehe ich leider anders :wink: es geht hier mehr um einen kampf um
die kulturelle hoheit über diese sprachen.

ja richtig. da die bösen deutschen damals nicht die weltherrschaft übernehmen konnten, versuchen sie es jetzt auf diesem weg. sehr gefinkelt!
eine vereinnahmung findet eher statt, wenn man eine historische sprache nicht aufgrund historischen kriterien, sondern von der heute üblichen form ausgehend behandelt. das kann man nur, wenn man sich irgendwie als legitimen nachfolger und -besitzer aufspielen kann, was heutzutage in der regel aufgrund bloßer geographischer fakten geschieht.
im gegensatz zu dir geht es den philologen nicht darum, eine sprache zu besitzen, zu vereinnahmen und daraus profit zu schlagen, sondern die fakten zusammenzutragen und daraus rückschlüsse zu ziehen (die wohlgemerkt natürlich nicht immer eindeutig sind, aber zumindest grobe tendenzen erkennen lassen).
den meisten griechen geht es ebenfalls nicht darum, altgriechisch zu besitzen, aber der durchschnittsgrieche weiß es einfach nicht besser, da er genausowenig altgriechisch gelernt hat, wie du und ich althochdeutsch. natürlich hat er keine andere möglichkeit, als eine sprache, die er als grundsätzlich mit seiner eigenen eng verwandt identifiziert, nach den im geläufigen regeln und gewohnheiten auszusprechen. aber wenn irgendwelche ideologien ins spiel kommen, sind auch immer die unwissenschaftlichen pseudoargumente nicht weit…

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ich glaube, du wirst nicht
anzweifeln, daß sich das lateinische alphabet aus dem
altgriechischen entwickelt hat (u.a. auch über den umweg des
etruskischen).

sicher bezweifle ich das nicht.

die lautwerte, die andere sprachen den selben
zeichen zuordnen, sagen auch dann etwas über die
ursprünglichen lautwerte aus, wenn sich die sprache im
jeweiligen punkt verändert hat.

dennoch ist das alles spekulativ, da es keine tonbänder von damals gibt!

du wirst ebensowenig abstreiten, daß das griechische alphabet semitischen ursprungs ist. die namen der griechischen buchstaben sind nicht nicht griechisch sondern semitisch und sind (nach wie vor) wörter für tiere und gegenstände, die anfangs noch bilderschriftzeichen für ebendiese waren. (rind, haus, stock, hand usw.) auch die reihenfolge der buchstaben und die plazierung der vokale sind nicht zufällig, sondern folgt exakt dem semitischen schema. unbrauchbare konsonanten wurden zu vokalen, die erstmal im griechischen als buchstaben geschrieben wurden.

daher könnte ich jetzt einfach mal behaupten, daß man „eigentlich“ das griechische „H“ (eta) als kehlkopflaut CHRRR aussprechen müßte, dann das ist der „ursprüngliche buchstabe“. der steht genau an diesem platz - guck dir die alphabettafeln nebeneinander an.

ich halte das für schwachsinn. der buchstabe H wird heute als I gesprochen und damit fertig aus. alles andere ist spekulativ und spannend für die sprachgeschichte - aber es gibt keine anweisungen darüber, wie man heute eine fossile sprachform zu SPRECHEN hat (an sich schon absurd das zu tun - entweder eine spreche ist lebendig oder nicht.)

daß ein „a“ in den meisten
sprachen ein „a“ oder etwas ähnliches ist, impliziert, daß das
alpha im altgriechischen nicht als „f“ ausgesprochen wurde, um
es ganz banal zu sagen.

das alpha ist „in wirklichkeit“ gar kein vokal, sondern an erster stelle steht der stimmlose knacklaut, den man im wort „ur’ahn“ hört :wink:

das prinzip ist aber relativ leicht
nachzuvollziehen.

ich kann andere dinge nachvollziehen, die noch viel weiter zurückgehen. siehe knacklaut -> a. warum nicht dort ansetzen?

die aussprache gehört zu den dingen, die sich am schnellsten
ändern…

ja. woher will man dann wissen, wie man von 3000 jahren sprach? ich halte das für absurd.

außerdem gibt es ja nur dann eine gültige
aussprache, wenn es entsprechende zentrale
regulierungsversuche gibt

nö. die „gültige aussprache“ ist jene, bei der man nicht schief angeguckt wird, wenn man sie benutzt. sprache wird niemals „reguliert“. das sind wahnfantasien von diversen „sprachakademien“. deren regulierungsversuche scheitern regelmäßig.

ich würde meinen, daß nicht jeder in solchen
eigentumsverhältnissen denkt… altgriechisch „gehört“
niemandem, da eine sprache erstens kein besitz ist und
zweitens niemand dafür irgendeine berechtigung hätte…

de facto ist es doch so, daß sich griechen relativ verarscht vorkommen müssen, wenn ihm irgendein philologe erzählt, wie er griechisch zu sprechen habe.

tatsache ist: alt- und neugriechisch sind zwei verschiedene
sprachen, so wie latein und italienisch, so wie althochdeutsch
und deutsch usw.

sehe ich anders. für mich sind das verschiedene entwicklungsstufen ein und derselben sprache.

ja richtig. da die bösen deutschen damals nicht die
weltherrschaft übernehmen konnten, versuchen sie es jetzt auf
diesem weg. sehr gefinkelt!

ROFL. das betrifft nicht deutsche sondern gesamteuropa im mindesten.

eine vereinnahmung findet eher statt, wenn man eine
historische sprache nicht aufgrund historischen kriterien,
sondern von der heute üblichen form ausgehend behandelt.

warum? ist das nicht die natürliche herangehensweise?

das
kann man nur, wenn man sich irgendwie als legitimen nachfolger
und -besitzer aufspielen kann, was heutzutage in der regel
aufgrund bloßer geographischer fakten geschieht.

aber nein. in griechenland spricht man griechisch. das ist ein fakt. ein grieche kann koinigriechisch verstehen. fakt zwei.

den meisten griechen geht es ebenfalls nicht darum,
altgriechisch zu besitzen, aber der durchschnittsgrieche weiß
es einfach nicht besser, da er genausowenig altgriechisch
gelernt hat, wie du und ich althochdeutsch.

das müßte man nicht lernen wie eine neue sprache sondern man muß die unterschiede erkennen können. für mich ist das nicht dasselbe.

gruß
dataf0x

dennoch ist das alles spekulativ, da es keine tonbänder von
damals gibt!

das ist richtig… aber es gibt verschiedene grade der spekulation.

auch die reihenfolge der buchstaben
und die plazierung der vokale sind nicht zufällig, sondern
folgt exakt dem semitischen schema. unbrauchbare konsonanten
wurden zu vokalen, die erstmal im griechischen als buchstaben
geschrieben wurden.

das klingt ein bißchen so, als hätte ein schlauer grieche gesagt: „wir haben da ein paar zeichen für konsonanten, die wir nicht brauchen, und wir würden auch gern die vokale schreiben, laß uns die zeichen entsprechend umdeuten, zum beispiel nehmen wir das ‚chet‘ für unser [i]… was sagt ihr?“ („hört hört, machen wir das doch so!“)
ich nehme an, das hast du nicht gemeint.

daher könnte ich jetzt einfach mal behaupten, daß man
„eigentlich“ das griechische „H“ (eta) als kehlkopflaut CHRRR
aussprechen müßte, dann das ist der „ursprüngliche buchstabe“.
der steht genau an diesem platz - guck dir die alphabettafeln
nebeneinander an.

dann behaupte mal…
das zeichen ‚chet‘ des phönizischen alphabets steht für einen konsonanten, und zwar einen (stimmlosen?) spirant. das zeichen und der laut wurden ins altgriechische übernommen, aber allmählich veränderte sich ihre verwendung (stimmlose spiranten können leicht in vokale übergehen). daß das vokalische element sowohl im namen des originalzeichens (‚chet‘) als auch im altgriechischen (‚eta‘) ein e ist, deutet darauf hin, daß zwischen dem ausgangsstadium ([che]) und dem heutigen [i] der zwischenschritt [e] steht.

ich halte das für schwachsinn. der buchstabe H wird heute als
I gesprochen und damit fertig aus. alles andere ist spekulativ
und spannend für die sprachgeschichte - aber es gibt keine
anweisungen darüber, wie man heute eine fossile sprachform zu
SPRECHEN hat (an sich schon absurd das zu tun - entweder eine
spreche ist lebendig oder nicht.)

wenn du das so siehst, ist deine beteiligung an dieser diskussion absolut sinnlos, denn altgriechisch muß für dich etwas absurdes sein.
wer sich aber mit altgriechisch beschäftigt, kann aufgrund der erkenntnisse seiner disziplin sehr wohl von mehr oder weniger gesicherten (sprich: den erkenntnissen nicht widersprechenden) annahmen ausgehen.
natürlich ist es legitim zu sagen, daß dir selbst bei der beschäftigung mit einer alten sprache die aussprache egal ist - seis drum. aber wenn man den anspruch erhebt, ein möglichst authentisches bild einer alten sprache zu bekommen, dann gehört aussprache dazu - und dann steht ein [i] in krassem widerspruch zu einem [che], weil sprunghafte veränderungen in der sprachgeschichte äußerst selten sind.

das alpha ist „in wirklichkeit“ gar kein vokal, sondern
an erster stelle steht der stimmlose knacklaut, den man im
wort „ur’ahn“ hört :wink:

im altgriechischen wurde aus dem ‚aleph‘, mit dem tatsächlich ein konsonant bezeichnet wurde, ein vokal. auch hier ist das vokalische element schon im ursprünglichen laut enthalten, und der anlautende konsonant verschwindet. zwischen dem ‚aleph‘ und unserem A verläuft die entwicklung so geradlinig, daß die behauptung, ein A wäre als [e] oder [o] auszusprechen (wie zb. im englischen), jeder vernünftigen grundlage entbehrt. natürlich könnte es dennoch so gewesen sein, aber es spricht alles dagegen. daher nehmen wir an, daß das altgriechische ‚alpha‘ den lautwert eines [a] hatte.

ich kann andere dinge nachvollziehen, die noch viel weiter
zurückgehen. siehe knacklaut -> a. warum nicht dort
ansetzen?

wir setzen doch eh dort an… dort ansetzen heißt nicht, dort zu bleiben, denn es hat eine entwicklung stattgefunden. wenn du anfang (phönizisches alphabet) und ende (neugriechisches alphabet) kennst, kannst du den dazwischenliegenden verlauf einigermaßen antizipieren. je mehr fakten du zusammenträgst, desto genauer. wo liegt das problem?

ja. woher will man dann wissen, wie man von 3000 jahren
sprach? ich halte das für absurd.

was du nicht alles für absurd hältst…

nö. die „gültige aussprache“ ist jene, bei der man nicht
schief angeguckt wird, wenn man sie benutzt. sprache wird
niemals „reguliert“. das sind wahnfantasien von diversen
„sprachakademien“. deren regulierungsversuche scheitern
regelmäßig.

tatsache ist aber, daß es für das deutsche eine mehr oder weniger bindende amtliche aussprache gibt. wenn deine davon leicht abweicht, wirst du zwar sicher verstanden, aber wenn du beispielsweise als lehrer deinen schülern beibringst, daß ein A als [e] und ein H als [g] auszusprechen ist, kannst du um deinen job bangen.
ich bin auch kein fan von regulierungen, darum geht es hier auch nicht. aber es ist nun mal so, daß es früher diese regulierungen nicht gab und sich dialekte daher noch wesentlich weiter auseinanderbewegen konnten (so sind auch sprechgrenzen entstanden), als dies heute der fall ist.

de facto ist es doch so, daß sich griechen relativ verarscht
vorkommen müssen, wenn ihm irgendein philologe erzählt, wie er
griechisch zu sprechen habe.

der philologe erzählt ihm nicht, wie er griechisch zu sprechen habe, sondern wie seine vorfahren vor 2500 jahren gesprochen haben dürften. das ist ein wesentlicher unterschied. wenn du dich dadurch verarscht fühlst, ist es im wesentlichen dein problem, nicht das der sprachwissenschaft.

tatsache ist: alt- und neugriechisch sind zwei verschiedene
sprachen, so wie latein und italienisch, so wie althochdeutsch
und deutsch usw.

sehe ich anders. für mich sind das verschiedene
entwicklungsstufen ein und derselben sprache.

naja, wenn das dein einziges argument ist, führt die diskussion nicht viel weiter.
natürlich ist altgriechisch eine entwicklungsstufe des heutigen griechisch, umgekehrt gilt das aber nicht, da die zwischenzeitliche entwicklung sehr viel mehr variablen beinhaltet.
das heißt im klartext: während wir durch die beschäftigung mit einer antiken sprache sehr wohl einsichten in unsere moderne gewinnen können (und genau daher ist diese beschäftigung alles andere als absurd), können wir aus unserer modernen sprache nur sehr bedingt gültigen aussagen über eine antike form treffen.
oder ein vergleich: deine söhne und deren söhne usw. tragen in der regel deinen familiennamen (bitte jetzt nicht über ausnahmen diskutieren), aber schon bei deinen großvätern stimmt das nur zu 50%, und je weiter du in die vergangenheit gehst, desto weniger trifft es zu.

ROFL. das betrifft nicht deutsche sondern gesamteuropa im
mindesten.

gesamteuropa ist in diesem zusammenhang ein sehr blödes beispiel, da es dir ja genau darum geht, daß es die griechen und die italiener anders machen, als es hier in einem deutschen forum erklärt wird.

warum? ist das nicht die natürliche herangehensweise?

das mag die natürliche herangehensweise sein, aber es ist nicht die wissenschaftliche herangehensweise. du kannst nun mal nicht ausschließlich aus der beschreibung deiner welt auf andere zeiten oder welten schließen… denn das ist nur noch spekulation.

aber nein. in griechenland spricht man griechisch. das ist ein
fakt. ein grieche kann koinigriechisch verstehen. fakt zwei.

in tschechien spricht man tschechisch. ein tscheche kann slowakisch verstehen. heißt das nun, daß die tschechen sagen dürfen, wie man die slowakische sprache handhaben sollte?

das müßte man nicht lernen wie eine neue sprache sondern man
muß die unterschiede erkennen können. für mich ist das nicht
dasselbe.

aber die unterschiede bestehen nun mal auch in der aussprache. ein grieche, der neugriechisch kann, aber nie altgriechisch gelernt hat, hat diese unterschiede nicht gelernt - dennoch sind sie da.

3 Like

Sternchen meinerseits. Ich hätte es nicht besser ausdrücken können. Anzumerken hätt’ ich nur eine Kleinigkeit: Meintest du mit [c] nicht eher [ts]? Das [c] wäre doch das im ungarischen verwendete ; oder wurde das wirklich damals so ausgesprochen?

  • André

Ach - ich wußte nicht, dass es Tonbandaufnahmen von damals gibt !!!

-)

Woher will man denn wissen, wie´s sich damals sprach ??

Sollte man da nicht lieber den Nachfahren auf´s Maul schauen ?

Angel

das ist richtig… aber es gibt verschiedene grade der
spekulation.

ok ich gebe dir da recht.

das klingt ein bißchen so, als hätte ein schlauer grieche
gesagt: „wir haben da ein paar zeichen für konsonanten, die
wir nicht brauchen, und wir würden auch gern die vokale
schreiben, laß uns die zeichen entsprechend umdeuten, zum
beispiel nehmen wir das ‚chet‘ für unser [i]… was sagt ihr?“
(„hört hört, machen wir das doch so!“)
ich nehme an, das hast du nicht gemeint.

doch GENAU SO habe ich das gemeint. mit der einschränkung, daß es nicht griechen sondern leute davor waren. exakt so kam das a,e,i,o,u ins alphabet. man sieht immer noch die stellen, die ausgetauscht worden sind. es sind genau die kehllaute, die es im griechischen nicht gibt. hintendran hat man noch nützliche dinge wie psi und omega dazugehängt.

das zeichen ‚chet‘ des phönizischen alphabets

ist nicht phönizisch. die phönizier waren lediglich die überbringer.

daß das
vokalische element sowohl im namen des originalzeichens
(‚chet‘)

der vokal hat nichts zu sagen. er ist teil eines wortes. (eingezäuntes feld). oder was hat schin mit i zu tun?

wenn du das so siehst, ist deine beteiligung an dieser
diskussion absolut sinnlos, denn altgriechisch muß für dich
etwas absurdes sein.

altgriechisch zu SPRECHEN ist absurd ja.

im altgriechischen wurde aus dem ‚aleph‘, mit dem tatsächlich
ein konsonant bezeichnet wurde, ein vokal. auch hier ist das
vokalische element schon im ursprünglichen laut enthalten

wie??

das wort ELAT beginnt mit alef. kein a enthalten.
das wort ILAN beginnt mit alef. kein a enthalten.

„alef“ heißt einfach rindvieh. das zeichen stand in der bilderschrift für ein rindvieh. dann nahm man den anfangsbuchstaben für den laut '.

wenn
du anfang (phönizisches alphabet)

das ist gar nicht der anfang. da war noch was vorher, das man heute noch sehen kann. komisch, daß das immer unterschlagen wird.

was du nicht alles für absurd hältst…

habe einen realeren zugang, dafür recht wenig theoretisches wissen.

tatsache ist aber, daß es für das deutsche eine mehr oder
weniger bindende amtliche aussprache gibt.

LOL das hätte man vielleicht gern, aber es ist nicht so.

naja, wenn das dein einziges argument ist, führt die
diskussion nicht viel weiter.

wo war mein argument falsch? ich habe lediglich auf die üblichen versuche hingewiesen, die hoheit über sprachen an sich zu reißen. „altgriechisch hat mit dem griechen von heute nichts zu tun“ „phönizier = griechen haben das erste alphabet erfunden“ usw.

gruß
dataf0x