dennoch ist das alles spekulativ, da es keine tonbänder von
damals gibt!
das ist richtig… aber es gibt verschiedene grade der spekulation.
auch die reihenfolge der buchstaben
und die plazierung der vokale sind nicht zufällig, sondern
folgt exakt dem semitischen schema. unbrauchbare konsonanten
wurden zu vokalen, die erstmal im griechischen als buchstaben
geschrieben wurden.
das klingt ein bißchen so, als hätte ein schlauer grieche gesagt: „wir haben da ein paar zeichen für konsonanten, die wir nicht brauchen, und wir würden auch gern die vokale schreiben, laß uns die zeichen entsprechend umdeuten, zum beispiel nehmen wir das ‚chet‘ für unser [i]… was sagt ihr?“ („hört hört, machen wir das doch so!“)
ich nehme an, das hast du nicht gemeint.
daher könnte ich jetzt einfach mal behaupten, daß man
„eigentlich“ das griechische „H“ (eta) als kehlkopflaut CHRRR
aussprechen müßte, dann das ist der „ursprüngliche buchstabe“.
der steht genau an diesem platz - guck dir die alphabettafeln
nebeneinander an.
dann behaupte mal…
das zeichen ‚chet‘ des phönizischen alphabets steht für einen konsonanten, und zwar einen (stimmlosen?) spirant. das zeichen und der laut wurden ins altgriechische übernommen, aber allmählich veränderte sich ihre verwendung (stimmlose spiranten können leicht in vokale übergehen). daß das vokalische element sowohl im namen des originalzeichens (‚chet‘) als auch im altgriechischen (‚eta‘) ein e ist, deutet darauf hin, daß zwischen dem ausgangsstadium ([che]) und dem heutigen [i] der zwischenschritt [e] steht.
ich halte das für schwachsinn. der buchstabe H wird heute als
I gesprochen und damit fertig aus. alles andere ist spekulativ
und spannend für die sprachgeschichte - aber es gibt keine
anweisungen darüber, wie man heute eine fossile sprachform zu
SPRECHEN hat (an sich schon absurd das zu tun - entweder eine
spreche ist lebendig oder nicht.)
wenn du das so siehst, ist deine beteiligung an dieser diskussion absolut sinnlos, denn altgriechisch muß für dich etwas absurdes sein.
wer sich aber mit altgriechisch beschäftigt, kann aufgrund der erkenntnisse seiner disziplin sehr wohl von mehr oder weniger gesicherten (sprich: den erkenntnissen nicht widersprechenden) annahmen ausgehen.
natürlich ist es legitim zu sagen, daß dir selbst bei der beschäftigung mit einer alten sprache die aussprache egal ist - seis drum. aber wenn man den anspruch erhebt, ein möglichst authentisches bild einer alten sprache zu bekommen, dann gehört aussprache dazu - und dann steht ein [i] in krassem widerspruch zu einem [che], weil sprunghafte veränderungen in der sprachgeschichte äußerst selten sind.
das alpha ist „in wirklichkeit“ gar kein vokal, sondern
an erster stelle steht der stimmlose knacklaut, den man im
wort „ur’ahn“ hört 
im altgriechischen wurde aus dem ‚aleph‘, mit dem tatsächlich ein konsonant bezeichnet wurde, ein vokal. auch hier ist das vokalische element schon im ursprünglichen laut enthalten, und der anlautende konsonant verschwindet. zwischen dem ‚aleph‘ und unserem A verläuft die entwicklung so geradlinig, daß die behauptung, ein A wäre als [e] oder [o] auszusprechen (wie zb. im englischen), jeder vernünftigen grundlage entbehrt. natürlich könnte es dennoch so gewesen sein, aber es spricht alles dagegen. daher nehmen wir an, daß das altgriechische ‚alpha‘ den lautwert eines [a] hatte.
ich kann andere dinge nachvollziehen, die noch viel weiter
zurückgehen. siehe knacklaut -> a. warum nicht dort
ansetzen?
wir setzen doch eh dort an… dort ansetzen heißt nicht, dort zu bleiben, denn es hat eine entwicklung stattgefunden. wenn du anfang (phönizisches alphabet) und ende (neugriechisches alphabet) kennst, kannst du den dazwischenliegenden verlauf einigermaßen antizipieren. je mehr fakten du zusammenträgst, desto genauer. wo liegt das problem?
ja. woher will man dann wissen, wie man von 3000 jahren
sprach? ich halte das für absurd.
was du nicht alles für absurd hältst…
nö. die „gültige aussprache“ ist jene, bei der man nicht
schief angeguckt wird, wenn man sie benutzt. sprache wird
niemals „reguliert“. das sind wahnfantasien von diversen
„sprachakademien“. deren regulierungsversuche scheitern
regelmäßig.
tatsache ist aber, daß es für das deutsche eine mehr oder weniger bindende amtliche aussprache gibt. wenn deine davon leicht abweicht, wirst du zwar sicher verstanden, aber wenn du beispielsweise als lehrer deinen schülern beibringst, daß ein A als [e] und ein H als [g] auszusprechen ist, kannst du um deinen job bangen.
ich bin auch kein fan von regulierungen, darum geht es hier auch nicht. aber es ist nun mal so, daß es früher diese regulierungen nicht gab und sich dialekte daher noch wesentlich weiter auseinanderbewegen konnten (so sind auch sprechgrenzen entstanden), als dies heute der fall ist.
de facto ist es doch so, daß sich griechen relativ verarscht
vorkommen müssen, wenn ihm irgendein philologe erzählt, wie er
griechisch zu sprechen habe.
der philologe erzählt ihm nicht, wie er griechisch zu sprechen habe, sondern wie seine vorfahren vor 2500 jahren gesprochen haben dürften. das ist ein wesentlicher unterschied. wenn du dich dadurch verarscht fühlst, ist es im wesentlichen dein problem, nicht das der sprachwissenschaft.
tatsache ist: alt- und neugriechisch sind zwei verschiedene
sprachen, so wie latein und italienisch, so wie althochdeutsch
und deutsch usw.
sehe ich anders. für mich sind das verschiedene
entwicklungsstufen ein und derselben sprache.
naja, wenn das dein einziges argument ist, führt die diskussion nicht viel weiter.
natürlich ist altgriechisch eine entwicklungsstufe des heutigen griechisch, umgekehrt gilt das aber nicht, da die zwischenzeitliche entwicklung sehr viel mehr variablen beinhaltet.
das heißt im klartext: während wir durch die beschäftigung mit einer antiken sprache sehr wohl einsichten in unsere moderne gewinnen können (und genau daher ist diese beschäftigung alles andere als absurd), können wir aus unserer modernen sprache nur sehr bedingt gültigen aussagen über eine antike form treffen.
oder ein vergleich: deine söhne und deren söhne usw. tragen in der regel deinen familiennamen (bitte jetzt nicht über ausnahmen diskutieren), aber schon bei deinen großvätern stimmt das nur zu 50%, und je weiter du in die vergangenheit gehst, desto weniger trifft es zu.
ROFL. das betrifft nicht deutsche sondern gesamteuropa im
mindesten.
gesamteuropa ist in diesem zusammenhang ein sehr blödes beispiel, da es dir ja genau darum geht, daß es die griechen und die italiener anders machen, als es hier in einem deutschen forum erklärt wird.
warum? ist das nicht die natürliche herangehensweise?
das mag die natürliche herangehensweise sein, aber es ist nicht die wissenschaftliche herangehensweise. du kannst nun mal nicht ausschließlich aus der beschreibung deiner welt auf andere zeiten oder welten schließen… denn das ist nur noch spekulation.
aber nein. in griechenland spricht man griechisch. das ist ein
fakt. ein grieche kann koinigriechisch verstehen. fakt zwei.
in tschechien spricht man tschechisch. ein tscheche kann slowakisch verstehen. heißt das nun, daß die tschechen sagen dürfen, wie man die slowakische sprache handhaben sollte?
das müßte man nicht lernen wie eine neue sprache sondern man
muß die unterschiede erkennen können. für mich ist das nicht
dasselbe.
aber die unterschiede bestehen nun mal auch in der aussprache. ein grieche, der neugriechisch kann, aber nie altgriechisch gelernt hat, hat diese unterschiede nicht gelernt - dennoch sind sie da.