Hallo,
schön wäre es. Dabei gibt es aber diverse Probleme:
Obwohl es in der islamischen Welt ein Gesetz, die Scharia, gibt, gibt es doch 5(!) unterschiedliche Rechtsschulen, die in der Auslegung durchaus Spielräume haben.
Wenn nun der Mullah der shafitischen Schule in Kairo die Taten bin Ladens als gegen die Scharia bezeichnet, muss das noch lange nicht heissen, dass z. B. hanafitische Mullahs das genauso sehen, geschweigedem Mullah Mohammed Omar. Nur deshalb konnte z. B. Ayatollah Khomeini seine Fatwa gegen Rushdi aussprechen, die von anderen islamischen Rechtsgelehrten auch nicht mitgetragen wurde.
In fundamentalistischen Kreisen ist Terrorismus etwas, was Andere tun, hauptsächlich die „Zionisten“ und deren Unterstützer. Die eigenen Taten sind unter der Rubrik „Verteidigung des Glaubens“ zu finden. Eine ähnliche Denkweise findet sich schon bei Hassan i Sabbah.
Das ein fundamental-islamisches Gericht unter Führung der Taliban OlB eines Vergehens schuldig sprechen würde, das in ihren eigenen Augen einer gerechten Sache dient, halte ich für extrem unwahrscheinlich. Bei einem pan-islamischen Gericht stünde die Sache evtl. etwas besser.
Meines Wissens nach kennt das islamische Recht auch durchaus differenzierte Strafen für Mord, z. B. die Zahlung eines „Blutgeldes“.
Wie ich schon sagte, wenn überhaupt, müsste ein neutrales Gericht gefunden werden (das es nicht gibt). Ansonsten bleibt nur die Hoffnung, den Terror zu begrenzen und ihnen den Zulauf zu nehmen.
Menschen, die keine Chance haben, die sich unterdrückt, gegängelt, mißverstanden fühlen, denen man Tradition und Kultur „schlecht macht“, denen Ablehnung und Hass entgegenschlägt, die man nicht ernst nimmt und sogar ignoriert, werden immer wieder willige Werkzeuge von Brandstiftern.
Vieleicht sollten wir unsere eigene Position wirklich einmal gründlich überdenken. Die Akzeptanz, dass es neben unserer Denkweise noch andere, gleichberechtigte gibt und das man manchmal andere Leute ihre Probleme selber lösen lassen sollte, wäre ein wichtiger Schritt.
Gruss
Feanor
*der sich durchaus vorstellen kann, dass Menschen auch in anderen Systemen, Religionen, Ländern etc. glücklich sein können und es auch nicht ausstehen kann, wenn ihm irgendjemand seine Lebensweise zu ändern versucht*