Alternative zur Wurzelbehandlung ?

Hallo,

ich habe zur Zeit ziemliche Probleme mit einem Backenzahn.
Er reagiert wie verrückt auf Kälte oder Wärme.

Zur Vorgeschichte:
Ich hatte eine Betonfüllung drin, und im Urlaub ist mir ein Stück vom
Zahn und etwas von der Füllung abgebrochen.
Mein Zahnarzt hat das Ganze dann mit einer Kunststoffüllung
repariert.
Seitdem ist der Zahn extrem empfindlich auf Kälte oder Wärme (z. B.
reicht meine kalte Zunge, um Schmerzen auszulösen).
Allerdings merke ich nichts, wenn ich dagegenklopfe oder wenn der
Zahn nicht gereizt wird.
Auf Anraten des Zahnarztes putze ich schon seit mehreren Wochen mit
Elmex Sensitive.
Er hat den Zahn auch schon „außer Kontakt“ geschliffen, was aber
alles keine Besserung brachte.

Jetzt steht eine Wurzelbehandlung (Nerv abtöten) zur Debatte.
Ich habe jedoch gehört, daß danach der Zahn nicht mehr lange drin
bleibt und rausfällt. (So nach 5 Jahren)

Jetzt meine Frage: Gibt es eine Alternative zur Wurzelbehandlung, wo
doch der Nerv allem Anschein nach noch vollommen intakt ist ?

Bis dann,

Andi

Holla.

Ich habe jedoch gehört, daß danach der Zahn nicht mehr lange drin
bleibt und rausfällt. (So nach 5 Jahren)

Und ich habe gehört, dass es Unglück bringt, wenn man unter einem Elefanten durchschwimmt. Ich habe selbst das ganze obere Schaufenster (6 Zähne) mit bewurzten Handeln. Der erste Zahn war 1977 fällig, als ich mit dem Fahrrad auf die Stürze geschnauzt war und sich der Krempel unter der Krone entzündete. Und : der Zahn ist noch drin. Dito die anderen, die im Laufe der Zeit wegen des gleichen Entzündungsprozesses behandelt wurden. Sind zwar inzwischen alle überkront, halten aber bombenfest. Etwas länger als 5 Jahre, oder?

Was Du allerdings danach beachten solltest, ist, dass Dein Zahnfleisch keine Sperenzchen macht (Parodontitis - „Parodontose“). Also etwas sorgfältiger putzen, u.a., denn wenn das Zahnfleisch sich verabschiedet, macht ein toter Zahn tatsächlich irgendwann den Winkemann. Und das klappert dann so unangenehm im Mulle :wink:

http://de.wikipedia.org/wiki/Parodontitis

Gruß Eillicht zu Vensre

Hallo,

Servus Andi,
… schnipp …

Seitdem ist der Zahn extrem empfindlich auf Kälte oder Wärme
(z. B. reicht meine kalte Zunge, um Schmerzen auszulösen).

Geht denn der Schmerz gleich wieder weg, wenn es nicht mehr kalt ist, oder klingt er noch eine Weile nach? Wenn ja - wird die Weile immer länger?

Allerdings merke ich nichts, wenn ich dagegenklopfe oder wenn
der Zahn nicht gereizt wird.

… das ist eher ein gutes Zeichen

Auf Anraten des Zahnarztes putze ich schon seit mehreren Wochen mit
Elmex Sensitive.

na ja, die ‚gebildeten‘ Mediziner, die noch fließend mit einem Bischof diskutieren könnten, sagen in einem solchen Fall:„ut aliquid fiat videatur“. Dein ZA kann im Grunde nichts mehr machen, außer der Wurzelbehandlung. Die Elmex schadet nichts, bringt Dir aber auch nichts. Hier ist anscheinend der Zahnnerv mächtig gereizt, funktioniert aber noch. Die Elmex kann nur eins - sie verschließt (partiell) mikroskopische Öffnungen in der Wurzeloberfläche und verringert auf diese Weise, daß osmotische Reize (süß vor allem) bis zum Nerv vordringen. Das ist aber wohl nicht Dein Problem.

Er hat den Zahn auch schon „außer Kontakt“ geschliffen, was aber alles keine
Besserung brachte.

Das tut man, damit die empfindliche Wurzelhaut nicht auch noch mitspinnt, was sie spätestens dann täte, wenn der komplette Nerv irreversibel entzündet wäre (pulpitis totalis). Dann wäre Dein Zahn auch beim Hinklopfen und Aufbeißen empfindlich.

Jetzt steht eine Wurzelbehandlung (Nerv abtöten) zur Debatte.
Ich habe jedoch gehört, daß danach der Zahn nicht mehr lange
drin bleibt und rausfällt. (So nach 5 Jahren)

Die Wurzelbehandlung macht Dein Zahnarzt, wenn Du immer wieder hingehst, weil Dein Zahn so empfindlich ist. Er will Dir ja helfen. Du mußt selber wissen, wie schlimm dieser Schmerz ist. Wenn es schon besser ist, als vor ein paar Tagen, hast Du gute Aussichten, daß der Schmerz sich wieder gibt. Wenn es gleich bleibt, oder schlimmer wird - Wurzelbehandlung! Die Aussichten für einen Erfolg eine Wurzelbehandlung fallen mit der Zahl der Wurzelkanäle. Schöne gerade Wurzeln mit einem Kanal (Schneide-, Eckzähne) sind viel einfacher als die mehr-, und krumm-wurzeligen Backenzähne. Da sind die Statistiken nicht so toll. Nachdem die Alternative aber das Zahnziehen wäre, ist natürlich eine Erhaltungsmaßnahme richtig und gerechtfertigt. Daß wurzelbehandelte Zähne nach 5 Jahren rausfallen, ist auf jeden Fall Quatsch.

Jetzt meine Frage: Gibt es eine Alternative zur
Wurzelbehandlung, wo doch der Nerv allem Anschein nach noch vollommen intakt
ist ?

Von ‚vollkommen intakt‘ kann keine Rede sein, sonst würdest Du hier nicht posten. Es liegt anscheinend eine Entzündungsvorstufe vor, wo man den Nerv noch nicht unbedingt abtöten muß. Du könntest ja noch warten, wenn Du es mit den Schmerzen aushalten kannst. Durchaus auch mal ein paar Tage 800 mg Ibuprofen/Tag nehmen.

Viel Glück

Kai

Nein -Alternative welche Art von Wurzelkanalbehand
Hallo.

Jetzt steht eine Wurzelbehandlung (Nerv abtöten) zur Debatte.
Ich habe jedoch gehört, daß danach der Zahn nicht mehr lange
drin
bleibt und rausfällt. (So nach 5 Jahren)

Es gibt einen Unterschied zwischen einer Kassenwurzelkanalbehandlung und einer Wurzelkanalbehandlung die dem heutigen wissenschaftliche Standart entspricht.
Statisitisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Wurzelkanalbehandlung rein auf Kassenkosten über 5 Jahre ohne weitere Beschwerden oder Komplikationen bleibt ca. 50%.

Warum? Die Krankenkassen folgen dem Prinzip dass eine Behandlung beim Zahnarzt „ausreichend“, „zweckmäßig“ und „wirtschaftlich“ sein muss.
Ausreichend war in der Schule schon immer eine 4.
Zweckmäßig ist eine Behandlung, wenn sie zu einem Ziel führt.
Wirtschaftlich heißt, die Behandlung darf nicht viel kosten.

Eine „richtige“ Wurzelkanalbehandlung, wie sie heute der fortgebildete Zahnarzt machen kann, geht weit über diese Beschränkung hinaus. Es werden zum Beispiel systematisch zusätzliche Wurzelkanäle gesucht, in denen noch Nervgewebe enthalten ist. Verzichtet man auf diese Suche und behandelt nur die Hauptkanäle, kann das im Laufe der Zeit zu Problemen führen. Weiterhin werden die vollständig aufbereiteten Wurzelkanäle mit einem speziellem System so dicht verschlossen, dass keine Bakterien mehr von aussen in den Wurzelkanal hineingelangen können. Noch eine ganze Anzahl von anderen Maßnahmen sind notwendig um eine Wurzel nach den heutigen Standarts zu behandeln und zu füllen. Statistisch gesehen haben Zähne die so behandelt werden eine 70-80%ige Chance über 5 Jahre hinweg keinerlei Probleme zu bereiten.

Diese Art der Behandlung ist aber wie gesagt keine Kassenleistung mehr und geht in der Regel voll auf Dein eigenes Konto. Je nach Region und Bundesland unterschiedlich. Suche einen Zahnarzt mit Tätigkeitsschwerpunkt „Endodontie“. Du kannst auch nach einem Spezialisten für Endodontie suchen, die sind aber meistens noch teurer und könnens auch nicht besser als ein Zahnarzt mit Tätigkeitsschwerpunkt.

Ich hoffe ich konnte Dir damit weiterhelfen.

Ramius

Das ging ja super schnell mit den Antworten !

Vielen Dank erstmal. Sieht so aus als ob ich doch in den sauren Apfel beißen muß.

Sevus Ramius,

Es gibt einen Unterschied zwischen einer
Kassenwurzelkanalbehandlung und einer Wurzelkanalbehandlung
die dem heutigen wissenschaftliche Standart entspricht.
Statisitisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine
Wurzelkanalbehandlung rein auf Kassenkosten über 5 Jahre ohne
weitere Beschwerden oder Komplikationen bleibt ca. 50%.

Wo hast Du diese Zahlen her? Meines Wissens sind die letzten Daten zum Erfolg von „Kassen-Wurzelbehandlungen“ in der Voith-Studie erhoben worden. Das war zu einer Zeit, als die schwäbische Alp noch ein unpassierbares Hochgebirge war. Ich weiß das, denn ich habe an dieser Studie mitgearbeitet.

Warum? Die Krankenkassen folgen dem Prinzip dass eine
Behandlung beim Zahnarzt „ausreichend“, „zweckmäßig“ und
„wirtschaftlich“ sein muss.
Ausreichend war in der Schule schon immer eine 4.
Zweckmäßig ist eine Behandlung, wenn sie zu einem Ziel führt.
Wirtschaftlich heißt, die Behandlung darf nicht viel kosten.

Sie darf soviel kosten, wie die Vertragszahnärzte (vulgo Kassenzahnärzte) über ihre KZV’en mit den Kassen vereinbaren. Es gibt kein Gesetz bei uns, das einen Zahnarzt zwingen würde, mit den gesetzlichen Kassen Verträge abzuschließen. Jeder kann eine Privatpraxis aufmachen.

Eine „richtige“ Wurzelkanalbehandlung, wie sie heute der
fortgebildete Zahnarzt machen kann, geht weit über diese
Beschränkung hinaus. Es werden zum Beispiel systematisch
zusätzliche Wurzelkanäle gesucht, in denen noch Nervgewebe
enthalten ist. Verzichtet man auf diese Suche und behandelt
nur die Hauptkanäle, kann das im Laufe der Zeit zu Problemen
führen.

Verzichtet man auf diese Suche und würde man dabei ‚erwischt‘ werden können, wäre das die bewußte Unterlassung einer ‚lege artis‘ - Behandlung und damit Körperverletzung - da gibt es kein Vertun.

Weiterhin werden die vollständig aufbereiteten
Wurzelkanäle mit einem speziellem System so dicht
verschlossen, dass keine Bakterien mehr von aussen in den
Wurzelkanal hineingelangen können.

Der bakteriendichte Verschluß des Wurzelkanals ist Bestandteil der Leistungsbeschreibung für die Wurzelfüllung im ‚Bema‘. Dieser wiederum ist das Regelwerk der Vertragszahnärzte.

Noch eine ganze Anzahl von
anderen Maßnahmen sind notwendig um eine Wurzel nach den
heutigen Standarts zu behandeln und zu füllen. Statistisch
gesehen haben Zähne die so behandelt werden eine 70-80%ige
Chance über 5 Jahre hinweg keinerlei Probleme zu bereiten.

Diese Art der Behandlung ist aber wie gesagt keine
Kassenleistung mehr und geht in der Regel voll auf Dein
eigenes Konto. Je nach Region und Bundesland unterschiedlich.
Suche einen Zahnarzt mit Tätigkeitsschwerpunkt „Endodontie“.
Du kannst auch nach einem Spezialisten für Endodontie suchen,
die sind aber meistens noch teurer und könnens auch nicht
besser als ein Zahnarzt mit Tätigkeitsschwerpunkt.

Ich verstehe durchaus, daß ein/e KollegIn die/der mit Operationsmikroskop -, mit Einmal-Instrumenten aus NiTi- und vielleicht noch etlichen Röntgenaufnahmen eine Super-Wurzelbehandlung hinlegt, auch ordentlich Geld dafür haben will. Ich habe durchaus einige meiner Patienten zu Endodontiespezialisten nach München geschickt, wenn ich wußte, daß die es besser hinkriegen. Aber man kann nicht erst die Chipkarte nehmen und dann, wenn der Patient schon mit offenem Mund daliegt, mal eben mitteilen, daß da eine Aufzahlung (die vertragswidrig ist) in unbestimmter Höhe fällig wird.

Hier in diesem Brett jedenfalls, sollten wir das tun, was die Amis ‚to call an axe an axe‘ nennen.

Kai

Servus Kai, hallo alle interessierten,

in diesem nachfolgenden Artikel ist ziemlich viel wissenschaftliches Fachgeplänkel vorhanden. Also für den zahnärztlich nicht vorgebildeten Laien zum Teil etwas unverständlich, weil euch die Hintergründe nicht bekannt vollständig bekannt sind.

Ich entschuldige mich schon mal vorher für ein gewisses Quantum an Zynismus.

Sevus Ramius,

Es gibt einen Unterschied zwischen einer
Kassenwurzelkanalbehandlung und einer Wurzelkanalbehandlung
die dem heutigen wissenschaftliche Standart entspricht.
Statisitisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine
Wurzelkanalbehandlung rein auf Kassenkosten über 5 Jahre ohne
weitere Beschwerden oder Komplikationen bleibt ca. 50%.

Wo hast Du diese Zahlen her? Meines Wissens sind die letzten
Daten zum Erfolg von „Kassen-Wurzelbehandlungen“ in der
Voith-Studie erhoben worden. Das war zu einer Zeit, als die
schwäbische Alp noch ein unpassierbares Hochgebirge war. Ich
weiß das, denn ich habe an dieser Studie mitgearbeitet.

Ich denke, dass Teile dieser Studie im Grunde auch heute noch bestand haben. Warum?
Wenn ich mir die Anforderungen an eine optimale Wurzelkanalbehandlung ansehe, und es mit dem vergleiche, was ich in den letzten Jahren in meine Praxis überwiesen bekommen habe, bzw. was ich in meinen vorhergehenden 5 Jahren als Unizahnarzt gesehen und behandelt habe, dann sind 50% Erfolg in 5 Jahren noch optimistisch.
Einige aktuelle Studien.

J Endod. 2006 Jul;32(7):628-33. Epub 2006 May 2
Healing of apical periodontitis after endodontic treatment with and without obturation in dogs.

Innnerhalb eines kurzen Zeitraumes, scheint die Dichtigkeit einer Wurzelkanalfüllung keine Rolle zu spielen. Gut, denn wenn es nach einiger Zeit Beschwerden gibt, gibts ja noch den Kieferchirurgen. Der säbelt dann dankbar die Wurzelspitze ab und das apikale Delta ist passee.

Aptekar A, Ginnan K.
Comparative analysis of microleakage and seal for 2 obturation materials: Resilon/Epiphany and gutta-percha.
J Can Dent Assoc. 2006 Apr;72(3):245.

Warme Guttapercha nach Schilder eingebracht, scheint nicht mehr der Goldstandart zu sein. Kunstoff???!!
Zeig mir bitte eine Kassenfüllung in vertikaler Kondensation.

Stoll R, Betke K, Stachniss V.
The influence of different factors on the survival of root canal fillings: a 10-year retrospective study.
J Endod. 2005 Nov;31(11):783-90.

Wurzelkanalbehandlungen unter Klinikbedingungen. Unwirtschaftlich, defizitär, unrealistisch im alltäglichen Praxisbetrieb beim Kassenpatienten. Zeig mir bitte den niedergelassenen Kollegen der so arbeitet.

Und einige mehr.

Sie darf soviel kosten, wie die Vertragszahnärzte (vulgo
Kassenzahnärzte) über ihre KZV’en mit den Kassen vereinbaren.
Es gibt kein Gesetz bei uns, das einen Zahnarzt zwingen würde,
mit den gesetzlichen Kassen Verträge abzuschließen. Jeder kann
eine Privatpraxis aufmachen.

Natürlich kann er das. Macht er aber nicht, weil 90% der Patienten in der gesetzlichen Krankenkasse versichert sind. Ausserdem können die Kassenzahnärzte über die KZV vereinbaren was sie wollen, über das Gesamtbudget, welches den Krankenkassen zur Verfügung steht, wird es nicht hinausgehen.

Eine „richtige“ Wurzelkanalbehandlung, wie sie heute der
fortgebildete Zahnarzt machen kann, geht weit über diese
Beschränkung hinaus. Es werden zum Beispiel systematisch
zusätzliche Wurzelkanäle gesucht, in denen noch Nervgewebe
enthalten ist. Verzichtet man auf diese Suche und behandelt
nur die Hauptkanäle, kann das im Laufe der Zeit zu Problemen
führen.

Verzichtet man auf diese Suche und würde man dabei ‚erwischt‘
werden können, wäre das die bewußte Unterlassung einer ‚lege
artis‘ - Behandlung und damit Körperverletzung - da gibt es
kein Vertun.

Im Prinzp hast Du recht. Ähem…eine indiskrete Frage:

Warst Du schon mal in der Wirtschaftlichkeitsprüfung? Wahrscheinlich schon, nicht? Kannst Du Dich noch daran erinnern was die Vertreter der Krankenkasse und die lieben Kollegen dort zu Dir gesagt haben?

„Herr Kollege, warum finden Sie an jedem oberen ersten Molaren vier Kanäle? Es ist doch vollkommen ausreichend drei Kanäle zu finden wie das auch vorgesehen ist. Vier Kanäle dürfen nur im Ausnahmefall abgerechnet werden. Und auch nur dann wenn Sie beweisen können. dass wirklich 4 Kanäle vorhanden waren.“
„Und überhaupt, warum machen Sie denn so viele Endos. Herr Kollege es gibt doch auch noch die Zange. Man muss nicht jeden Zahn erhalten wollen.“
Usw.usw.

Weiterhin werden die vollständig aufbereiteten
Wurzelkanäle mit einem speziellem System so dicht
verschlossen, dass keine Bakterien mehr von aussen in den
Wurzelkanal hineingelangen können.

Der bakteriendichte Verschluß des Wurzelkanals ist Bestandteil
der Leistungsbeschreibung für die Wurzelfüllung im ‚Bema‘.
Dieser wiederum ist das Regelwerk der Vertragszahnärzte.

Hoppla. Was ist ein bakteriendichter Verschluss. Für wie lange muss denn der dicht sein? Welches Material. Welche Technik. Das steht da aber nicht. Welche Füllung gibts dann auf die verschlossenen Kanäle. Zement? GIZ? Compomer? Composite?
Ach ja, und war da nicht noch was mit der Gewährleistungspflicht von 2 Jahren.

Ich verstehe durchaus, daß ein/e KollegIn die/der mit
Operationsmikroskop -, mit Einmal-Instrumenten aus NiTi- und
vielleicht noch etlichen Röntgenaufnahmen eine
Super-Wurzelbehandlung hinlegt, auch ordentlich Geld dafür
haben will. Ich habe durchaus einige meiner Patienten zu
Endodontiespezialisten nach München geschickt, wenn ich wußte,
daß die es besser hinkriegen. Aber man kann nicht erst die
Chipkarte nehmen und dann, wenn der Patient schon mit offenem
Mund daliegt, mal eben mitteilen, daß da eine Aufzahlung (die
vertragswidrig ist) in unbestimmter Höhe fällig wird.

Da hast Du verdammt recht. Wobei allerdings nicht einzusehen ist, warum dem gesetzlich versicherten Patienten, nur die Wahl zwischen einer Endo auf Kasse und einer vollkommen privat zu zahlenden Wurzelkanalbehandlung bleibt. Bei einer Kunststofffüllung oder einem Inlay die „mehr als ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich“ sind, beteiligt sich die Krankenkasse doch auch. Der Patient muss „nur“ eine Zuzahlung in unterschiedlicher Höhe leisten.

Also um es zusammenfassend einmal mit der Axt im Walde auszudrücken.

1.Die Ausbildung an der Uni für Wurzelkanalbehandlungen ist immer noch unterdurchschnittlich.

  1. Ein Großteil der Zahnärzte lieben die Wurzelkanalbehandlung nicht.

  2. Ein noch größerer Anteil haben weder die Ausrüstung noch das profunde Wissen, um eine Wurzelkanalbehandlung „lege artis“ auszuführen.

  3. Die Endo ist immer noch das ungeliebte Kind in der Zahnmedizin. Obwohl sie in letzter Zeit eine Renaissance erlebt. Plötzlich glauben viele ,mit einem Endo-Wochenendkurs und einem Endo-Motor und vielen anderen neuen Spielsachen, endlich Spezialisten zu sein. Da wird dann plötzlich viel mehr verdient, und es werden noch viel mehr NiTi-Instrumente abgebrochen. Uups…schon wieder eins abgebrochen, und ab zum Kieferchirurgen (mit oder ohne Aufklärung???). Oder besser noch ich mach die WSR gleich selbst. Macht auch mehr Spass.

  4. Fakt ist: Die Kassenwurzelkanalbehandlung wird in vielen Fällen mit viel Sealer und einem Guttaperchastift, aber ohne Kofferdam und NaOCl-Spülung (äh…kalt oder warm) erbracht. Am Röntgenbild ist der Kanal dann vielleicht bis zum Apex aufbereitet, aber bakteriendicht ist der nicht.

  5. Eine „lege artis“ Wurzelkanalbehandlung, kostet Geld, viel Geld. Sie kostet aber auch Zeit und Erfahrung. Sie ist aber ihr Geld wert, wenn sie verhindern kann,dass ein Zahn entfernt werden muss.
    Das beste Implantat ist der eigene Zahn.

Hier in diesem Brett jedenfalls, sollten wir das tun, was die
Amis ‚to call an axe an axe‘ nennen.

Kai

Das habe ich somit getan. Und jetzt pack ich die Axt wieder ein und hoffe dass die User dieses Brettes uns diesen fachlichen Exkurs nicht allzu krumm nehmen.

Ramius