Hallo Bellawa,
summa summarum kommt dabei herum, dass auch nicht weniger Eigenschaften verpönt wären:
da gäbe es aber auch einige Probleme - was, wenn eine Frau
entweder keine Geschwister hat oder sich mit diesen nicht
versteht?
Das wäre ein verpöntes Verhalten, genauso wie es bei uns
verpönt ist, wenn ein Mann seine Kinder nicht sehen will. Es
käme vor, aber nicht häufig.
Warum ist es dann besser, wenn hier wieder ein bestimmtes Verhalten (nun das genau gegenteilige) als verpönt gilt?
Was, wenn der Mann auch gerne seine Kinder mit aufziehen
würde?
Mein Modell geht davon aus, daß so ein Wunsch als
„unnatürlich“ gilt, genau wie bei uns die meisten denken, es
wäre unnatürlich, mehr als einen Menschen zu lieben.
Also auch nicht besser.
Eifersucht kann es trotzdem geben - so auch z.B. Eifersucht
zwischen Partner und Mutter, Partner und Kumpels etc.
Stimmt, nur führt diese Eifersucht nicht zum totalen Bruch und
Zerstörung einer ganzen Familie!
Nicht der Familie, weil sie daran nicht beteiligt ist.
Aber wieder, allgemein, zu einem Bruch der beteiligten Personen.
Ob bei einer heutigen Scheidung der leibliche Vater mitunter „aus dem Gesichtsfeld verschwindet“ oder in einer Eifersuchts- und Streit-Situation in deinem Familienmodell der einzige soziale Vater oder der Lieblings-soziale-Vater, dürfte auch nicht viel ausmachen.
Auch Streitereien, die nicht die Eltern des Kindes betreffen, belasten - sage ich auch aus eigener Erfahrung (in meiner Eltern-Familie gab es z.B. immer das Problem dass sich jemand aus dem Haushalt, in dem ich aufwuchs, nicht mit einer bestimmten verwandten Person, die woanders wohnte, vertrug, sodass letztere nie zu Besuch kommen konnte).
Kennst du keine Geschwister, die sich absolut nicht verstehen?
Doch sicher. Das würde vorkommen. Doch es gibt mehr als eine
infrage kommende Person.
Das ist auch wieder eine Voraussetzung. Nicht jeder hat aber mehr als ein Geschwister.
Kennst du keine Leute ohne Geschwister?
Dann wären andere Verwandten da.
Muss man sich mit diesen unbedingt gut verstehen?
Ich bin jedenfalls froh, nicht mehr bei meinen Verwandten zu wohnen.
Dafür gäbe es sowas wie Eintönigkeit aufgrund Verbleiben in
der eigenen „angeborenen“ Familie.
Das wäre Geborgenheit durch Gewohnheit. Das was sich einstellt
nach 20 Jahren Ehe. Man wird wie Bruder und Schwester. 
Aber: Den Partner kann man sich aussuchen - die Herkunftsfamilie nicht!
Streit aufgrund unterschiedlicher Bedürfnisse - den gab’s in meiner elterlichen Familie (und zwar zwischen Eltern und mir)
Wenn es nicht gut läuft, kann noch so viel Gewohnheit keine Geborgenheit schaffen. Die 20 Jahre, exakt die habe ich bei meinen Eltern gelebt, und richtige „Geborgenheit“ hat sich da nie eingestellt, sondern die wurde sogar immer weniger. Geborgenheit empfinde ich bei Menschen, die ich mir freiwillig als an meinem Leben teilhabend ausgesucht habe - Freunde, mein Partner.
Erwachsen werden ist in unserer Gesellschaft eine Chance, sich
gewissermaßen eine neue Familie zu suchen
Stimmt, nur rede ich nicht von unserer Gesellschaft, sondern
von einer Utopie. 
Eben genau deshalb: In deiner Utopie gäbe es keine Möglichkeit, der Herkunftsfamilie zu entrinnen, wenn es nicht passt.
In unserer Gesellschaft kann man sich, ab Erwachsenenalter, selber aussuchen, wo man leben will - und einen Partner, zu dem man nicht passt, prinzipiell jederzeit verlassen.
In deiner Gesellschaftsform wäre hingegen die Frau sozusagen (bis aufs Sexuelle) mit ihren Brüdern zwangsverheiratet.
Dann kommen die nächsten Verwandten an die Reihe. Cousins usw.
Auch die hat nicht jeder, auch mit denen versteht sich nicht jeder.
Das ist richtig und mir auch bewußt. Meine Utopie hat aber den
generellen Vorteil, daß das Familienmodell flexibler ist.
Es ist in mancher Hinsicht flexibler, in anderer hingegen nicht:
In deinem Modell kann man sich seine Bezugspersonen nicht aussuchen.
Die Wahrscheinlichkeit, sich mit ALLEN Verwandten
vollständig und auf ewig zu zerstreiten (das wäre das Pendant
zur Scheidung), ist eher gering.
Das schon; es muss ja nicht immer gleich zerstreiten sein, aber ein schlichtes „sich nicht so optimal verstehen, anderer Ansichten sein“ - oder etwas, das „vor sich hin schwelt“, aber man traut sich eben nicht, „einen Bruch zu machen“, weil man das eben „in der Familie nicht tut“, weil man seine Verwandten zu mögen hat, wie dies auch heutzutage einem beigebracht wird.
Bei einer (oder mehreren) selbst ausgesuchten Bezugspersonen (und: Freunde, Kumpels, wie es sie heutzutage auch gibt, sind doch immer neben dem Partner auch Bezugspersonen) würde ich die Wahrscheinlichkeit schon höher einschätzen.
Warum interessieren sich (in unserem Familienmodell) oft
adoptierte Kinder für ihre Herkunft, warum interessieren sich
Kinder für eher entfernte leibliche Verwandte (fragen z.B.,
was Mutters Großeltern gemacht haben)?
Weil sie gelernt haben, daß die väterliche Herkunft eine Rolle
spielt. Würden sie das nicht lernen (wie in meinem Modell),
wäre es ihnen egal.
Sie würden aber wissen, dass sie biologisch von zwei Personen abstammen. Wer ist die andere? Das interessiert sicherlich.
Deshalb hatte ich auch genannt, dass Kinder oft nach selbst entfernten Verwandten oder nach Bekannten der Eltern fragen; in unserer Gesellschaft spielen z.B. Urgroßeltern keine derart besondere Rolle, aber viele interessieren sich doch dafür, wer sie waren, welchen Beruf sie hatten, wie sie ausgesehen haben… Und sind evl. traurig, sie nie kennengelernt zu haben (was eher durch den Zeitfaktor abgemildert wird). Wäre dem nicht so, warum suchen z.B. heutzutage erwachsene Leute nach ihren Halbgeschwistern oder sonstigen eher fernen Verwandten?
Viele Grüße,
Nina