Hallo,
was meint ihr dazu?
http://www.swr.de/report/aktuell/index.html
REPORT MAINZ:
Diskussion um Altersbegrenzung für medizinische Leistungen
Experten fordern: Keine lebenserhaltenden Behandlungen für Kranke über 75
Mainz, 1. 6. 2003 – Um Einsparungen im Gesundheitswesen zu erzielen, befürworten deutsche Wissenschaftler inzwischen auch drastische Maßnahmen. Nach Recherchen des ARD-Politikmagazins REPORT MAINZ wird unter anderem über die Einführung einer Altersbegrenzung für teure medizinische Leistungen diskutiert. Dabei geht es beispielsweise um Dialysebehandlungen und Operationen bei Herz- oder Krebserkrankungen. Diese sollten nach dieser Auffassung Patienten ab 75 Jahren nicht mehr bezahlt werden, berichtet REPORT MAINZ in seiner Sendung am 2. Juni, 21 Uhr in der ARD.
Der katholische Theologie-Professor Joachim Wiemeyer vertritt im Interview mit REPORT MAINZ die Meinung, „dass wir vor allen Dingen medizinische Leistungen für Jüngere bereitstellen müssten, aber nicht jede lebensverlängernde Maßnahme für sehr alte Leute noch durchführen müssen“. Wiemeyer, der auch Berater der Deutschen Bischofskonferenz ist, sagt weiter: „Es ist daher gerecht, bestimmte teure medizinische Leistungen ab einer bestimmten Altersgrenze nicht mehr vorzusehen, sondern sich in solchen Fällen etwa auf eine Behandlung akuter Schmerzen zu beschränken.“ Wiemeyer ist Professor für Christliche Gesellschaftslehre an der Universität Bochum und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Sozialethiker.
Auch Friedrich Breyer, Professor für Wirtschafts- und Sozialpolitik an der Universität Konstanz und Hartmut Kliemt, Philosophieprofessor an der Universität Duisburg, schlagen eine Altersgrenze für aufwendige medizinische Leistungen vor. Breyer befürwortet im Gespräch mit REPORT MAINZ ein Höchstalter von 75 Jahren: „Leistungen, die teuer sind und die in erster Linie dazu dienen, das Leben zu verlängern, würden (nach dem 75. Lebensjahr) nicht mehr finanziert.“ Breyer ist seit dem Jahr 2000 Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. In einer soeben erschienen wissenschaftlichen Publikation spricht sich Breyer klar für eine altersbezogene Rationierung von medizinischen Leistungen aus und dafür, dass „das Lebensalter als ein wichtiges, wenn nicht als das dominante Abgrenzungskriterium für den Leistungskatalog des Kollektivsystems herangezogen wird“, schreibt er im „International Journal of Health Care Finance and Economics“.
Berechnungen über möglicherweise zu erzielende Einsparungen wurden von den Wissenschaftlern nicht angestellt. Es gehe ihm vor allem um ethisch-ökonomische Überlegungen, sagte etwa Prof. Friedrich Breyer. Der katholische Sozialethiker Prof. Joachim Wiemeyer geht davon aus, dass ein Höchstalter für die Bezahlung medizinischer Leistungen unausweichlich sein wird: „Meine Prognose ist, dass wir zu einer Altersrationierung aufgrund der demographischen Entwicklung, wie sie in Deutschland jetzt angelegt ist, kommen.“
In der Ärzteschaft stoßen diese Thesen auf deutliche Ablehnung. Prof. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, hält eine Altersbegrenzung für medizinische Leistungen aus ärztlicher Sicht für „völlig unvertretbar“ und „extrem ungerecht“.
Gruß
vom haploid