Noch mehr Verwirrung
Hallo Malte,
dürfen darfst Du alles, aber Absicht war’s gewiss nicht 
Schon klar. Das konntest Du ja auch nicht wissen. Meine Situation ist auch etwas anders und doch auch ziemlich altruistisch motiviert, aber weniger aus einem Altruismus per se, sondern vielmehr aus einem negativen Gegenbeispiel herausmotiviert.
Altruismus definiert sich in seiner einfachsten Form dadurch,
dass nicht die eigenen Ziele verfolgt werden, sondern die
eines Anderen.
Reicht das schon aus? Muss es nicht heißen
Altruismus ist Handeln ohne einen eigenen Vorteil davon zu
haben?
Ich denke das kommt dann eben drauf an. In der Philosophie geht man meist von neutralen Minimaldefinitionen aus. Dort lautet die Definition von Altruismus so, wie ich sie hier reingeschrieben habe. In Deiner Definition befindet sich bereits ein wertendes Element: der Vorteil. Dieses Element macht Deine Definition zu einer bereits vorgefärbten Definition, die wiederum auf einer bereits erfolgten Annahme (nämlich: dass der Mensch immer nach Ansporn, Vorteil oder Reiz handelt) beruht.
Es wurde ja bereits angedeutet, am Ende läuft es doch auf die Frage nach dem freien Willen hinaus.
Wenn dann noch Egoismus ein Handeln zum eigenen Vorteil ist,
dann schließen beide einander aus. Bei Deiner Definition
könnten hingegen Altruismus und Egosimus gleichzeitig präsent
sein.
In der Philosophie ist das eigentlich auch weitläufig als Position akzeptiert. Es gibt sogar Fälle, in denen sie sich gegenseitig bedingen oder gar formell nicht mehr auseinander zu definieren sind. Sowas wie ein Ego-Altruismus. Aber formell und terminologisch lassen sich noch viele Dinge definieren und konstruieren. Da mir allerdings die konkreten Fälle dazu fehlen, bleibt Deine Frage gültig.
Wendet man dies nun auf Rainers Beispiel an, folgt, dass erst
ein Problem (hier ein Hilfeanspruch) besteht, welches die
Tochter durch ein Zurückstellen des eigenen Nutzens zugunsten
dessen ihrer Mutter löst.
Das ist eben die Frage! Was ist „Gewinn“, was ist „Nutzen“ im
hier gemeinten Sinn? Ist damit nur _unmittelbarer_ Erfolg
gemeint?
Ich würde auf dieser Ebene noch nicht mit „Gewinn“ hantieren wollen. Mit Nutzen schon: der unmittelbare Erfolg, wäre eine Verbesserung der Lebenssituation der Mutter oder noch grundlegender: eine Antwort auf den Hilfeanspruch, die Hilfestellung also. Ob daraus später ein Vorteil oder Gewinn für die Tochter herausspringt, ist für mich temporal später und daher unerheblich für die Frage des Altruismus in der Entscheidung die Arbeit für eine Hilfestellung zu unterbrechen. Mal ehrlich: wer ist schon so ein Vollblut Jesuit eine vollständige Liste der Vor- und Nachteile einer Entscheidung zu machen, bevor man jemandem hilft?
Dazu braucht es gar keine Zeit. Schon vor Beginn des Handelns
geht das los, schon damit, dass die Entscheidung anderen
mitgeteilt wird, ja sogar schon mit dem Entschluss selbst.
Ja, und hier sind wir doch bei der Grundfrage, die man immer für sich selbst entscheiden muss, oder? Glaubt man an das Gute im Menschen oder nicht? Glaubt man daran, dass Altruismus möglich ist oder nicht? Wie immer bei solchen Fragen oder in der Philosophie generell gilt: nach all dem schönen Gerede über Begriffdeinitionen und Fallbeispielen, stellt sich am Ende dieselbe Frage, welche den Anlass fürs Debatieren gab, nochmal. Und an diesem Punkt (der aber das ganze schöne Gerede voraussetzt) ist es dann nur noch eine Frage über die persönlichen Überzeugungen und Glaubensfragen. (Erklärung: ich spreche hier NICHT von Glaubensfragen der Religion, sondern von grundlegenden sozialen und metaphysischen Ansichten über die Welt und die Gesellschaft.)
Temporal gesprochen wechseln also Altruismus und Egoismus ab.
Dies spricht aber der Ursprungseinstellung, die eindeutig als
altruisisch einzustufen ist, keinerlei Wert ab.
Das bezweifle ich eben. Solche Dinge laufen ja oft genug in
hohem Maße unbewusst ab, und es gibt nicht ohne Grund den
Begriff des Helfersyndroms.
Sicher. Aber das Helfersyndrom beruht wiederum auf einer wie auch immer gerichteten Fehlschaltung im Selbstwertgefühl des Handelnden und kann in keinster Weise als Grundhaltung des Individuums herhalten.
…ob Altruismus nichtr nur
ein Konstrukt ist, um eigenen Wert durch entspr. Verhalten zu
erzeugen, und warum man überhaupt Altruismus und Egoismus
unterscheiden muss, wenn beide doch so miteinander verwoben
sind, und was mit den Mischformen aus der Spieltheorie ist.
Die Spieltheorie ist auch nur eine Theorie unter vielen und man täte gut daran sie nicht als Allerheilmittel anzuwenden, gerade was Wettbewerb und Verkaufsstrategien angeht. Warum allerdings Mischformen der Motivation und des Anreizes hier limitierend auf den Altruismus wirken sollten, entzieht sich mir.
Gerade bei letzterer wird der Begriff des Altruismus ad
absurdum geführt.
Absolut nicht. Die Spieltheorie gebraucht noch nicht mal Altruismus und Egoismus als Grundparameter, sondern Kooperation oder Nicht-Kooperation (welche sich dann in Graden messen lässt) um genau solche Einflüsse auf die praktische Ethik zu vermeiden.
Also, ich glaube, es ist weniger mein Zynismus, der im Wege
steht, als eine Art Verwirrung 
Die ich nur noch vergrössern kann… *lächel*
Liebe Grüsse
Y.-