Beziehungssuche + Rangordnungen
Hallo,
Nach meiner Überzeugung (bin schon über 40) gibt es keine sinnvolle Reihenfolge der Partner nach Nr. 1., Nr. 2, etc. Dazu sind erstens die Menschen auf allen möglichen Ebenen zu verschieden und zweitens - noch wichtiger - hängt das Leben, das man führt und die Beziehung, die man lebt von der gemeinsamen „Beziehungsarbeit“, oder wie man das auch immer nennen möchte ab, dem Gefühl sich aufeinander einzulassen und sich gemeinsam eine Welt zu schaffen.
Mit der Verschiedenheit auf allen möglichen Ebenen meine ich: Wenn ich Partner A gewählt hätte (also nicht ich, sondern ich schreibe das jetzt verallgemeinernd), hätte ich vielleicht Kinder anstatt berufstätig zu sein, mit Partner B würde ich vielleicht öfter in Urlaub fahren und auf Campingplätze statt in Hotels, mit Partner C hätte ich vielleicht einen gösseren Freundeskreis und mehr Leben im Haus. Dafür könnte ich mich mit B vielleicht besser unterhalten und mit A mehr ins Theater gehen, mit C mehr Feste feiern, mit A mich besser um meine Eltern kümmern, mit D vielleicht Kinder und Beruf haben, mit C mehr Geld zur Verfügung haben, wobei A vielleicht besser aussieht, B öfter fremd geht, mit A würde ich vielleicht mehr politische Interessen teilen, mit D gemeinsam im Sportverein sein können, bei B vielleicht selbst mehr sexuelle Abenteuer suchen, etc., etc.
Wenn ich dann aber meine eignene Prioritäten setze und feststelle, dass ich vielleicht öfter in Urlaub fahren möchte, oder (mehr) Kinder haben oder öfter fremdgehen oder mich mehr um eine Eltern kümmern, dann …
… dann finde ich es Blödsinn, die Partner jetzt nach meinen eigenen Prioritäten in eine Reihenfolge zu bringen, und zu denken, ich brauche nur den richtigen Partner, dann kümmere ich mich um meine Eltern oder werde politisch links oder engagiere mich im Beruf.
Vielmehr muss man wohl irgendwann den Punkt finden, an dem man das „richtige Leben“ gemeinsam mit dem Partner aufbaut und sich klarmacht, dass es sich hier um eine Synthese handelt. Klar gibt es auch potenzielle Partner, die nun gar nicht zu mir passen, aber die Reihenfolge von Mr. 1st und Mr. 2nd verbunden mit der Vorstellung, dass sie für das beste oder zweitbeste Leben stehen ist (für mich) schlichweg Blödsinn.
Ich halte diese Vorstellung sogar für gefährlich, denn irgendwie muss das doch wohl dazu führen, dass man in einer bestehenden Partnerschaft immer wieder nach rechts und links schaut, ob sich dort nicht noch etwas Besseres bietet - anstatt das Bessere gemeinsam aufzubauen.
Möglicherweise entsteht diese Einstellung tatsächlich mit dem Alter oder mit dem Erwachsenwerden. Als Teenager probiert man natürlich etwas aus und lernt ja auch erst, wie Beziehungen funktionieren. Aber wenn man nicht irgendwann (besser, bevor man 30+ wird) lernt, dass das erwartete Leben nicht einfach mit dem „richtigen“ Partner kommt, sondern dass man sich dies im Wesentlichen selbst schafft, dann sehe ich grundsätzlich schwarz.
Jedenfalls ist das eine Meinung.
Mit vielen Grüssen,
Walkuerax