Ich für meinen Teil halte die Berechnung von Heinrich für
grundsätzlich zutreffend.
Die Berechnungen ja. Aber die Grundlage, auf der die Berechnung beruht, ist falsch.
Uns hat man in der Schule gerade den kritischen Umgang mit Texten (Aussagen) beigebracht. Deshalb sollte natürlich geprüft werden, ob die Aussagen des Textes in sich schlüssig sind (Also hier ob die Berechnung stimmt), aber es sollte auch geprüft werden, ob die Annahmen, auf denen die Aussagen beruhen, richtig sind.
Eine Wachstumsrate von 6,6 % ist so was von hoch. Zum Vergleich: Selbst die am schnellsten wachsenden Staaten aus Afrika etc. haben nicht 6,6 % sondern erreichen gerade mal 3%.
Türkei, die eine durchschnittlich gute Wachstumsrate hat, hat gerade mal 1,7 % (oder um den Dreh). Und das ist eine gute! Wachstumsrate.
Das heißt, wer diese Wachstumsrate sieht, muss erstmal erkennen, dass mit dieser Zahl irgendwas nicht stimmt.
Hier geht’s um eine Wachstumsprognose bzgl. Bevölkerung. Die Prognose kann aber nur dann gerade mal eine mehr oder weniger zutreffende Aussage treffen, wenn die Annahmen, auf der sie beruht, richtig sind. Bzgl. Bevölkerungswachstum sind die folgenden Werte unverzichtbar: Geburten- und Sterberate und Zu- und Abwanderung.
Nur wenn alle Werte einbezogen werden, kann eine Wachstumsrate eine Grundlage bieten, Prognosen zu stellen, hinsichtlich eines realen Wachstums.
Wenn man aber für die Berechnungen der Wachstumsrate nur zwei Jahre nimmt, dann kann diese Berechnung keine zutreffende Grundlage für eine Prognose geben. Denn es kann sein, dass in diesen Jahren gewisse Werte berücksichtigt sind, die nur in diesen Jahren vorliegen.
Beispiel:
Wenn es einen krieg gibt, so sinkt die Geburtenrate, egal in welchem Land, rapide, zusätzlich ist die Sterbrate erhöht. Und Zuwanderung ist sehr gering, dafür aber die Auswanderung umso mehr.
Wenn du jetzt genau das Jahr vor dem Krieg und seine Zahl nimmst und dann die Zahl von der Kriegszeit, dann wird man zwangsläufig einen erheblichen Wachstumsrückgang berechnen. Die Rechnung ist richtig, es gibt einen realen Rückgang, aber die Rechnung ist keine Grundlage für eine Prognose.
Genauso ist es hier. Man nimmt einen bestimmten Zeitraum von zwei Jahren wo der Zuwachs groß ist und errechnet dann natürlich eine sehr hohe Wachstumsrate.
Aus dem von Michael oben angegeben Link ist der Anzahl der Muslime für das Jahr 1995 mit 2.700.000 angegeben, für das Jahr 1997 mit 2.620.000.
Wenn man diese Zahlen nun für eine Prognose nimmt, dann müsste man eine gegenteilige Prognose machen müssen: Nämlich, dass die Muslimische Bevölkerung schrumpfen wird anstatt zu wachsen.
Die Berechnung ist richtig…aber sie trifft bzgl. einer Prognose eine falsche Aussage. Weil, man muss sehen, worauf der Rückgang beruht, und ob es ein „konstanter“ Wert ist, der auch jährlich hinzugedacht werden muss.
In dem angegeben Link wird zb gesagt, dass der Rückgang auf die Auswanderung der Bosnier zurückgeht. Also kein konstanter Wert.
Ich nehme mal die Werte von Türken.
http://www.zft-online.de/deutsch.php
1999:2.053.564 Türken
2000:1.998.534 Türken
Wenn man nun diese Zahlen nimmt, dann errechnet man, dass die Zahl der Türken jährlich schrumpfen wird. Prognose: Türken werden weniger. Berechnung richtig, Prognose falsch.
Richtigerweise sollte man also einen Zeitraum nehmen, die eine zutreffende Aussage bzgl. Prognose stellen kann.
Zudem muss man berücksichtigen, dass in diesen Berechnungen die Geburtenrate Berücksichtigung findet, die Sterberate jedoch nur trügerisch Berücksichtigung findet.
Denn die Gastarbeiter die hierher kamen, kamen als junge Menschen. Die Mehrheit von diesen Menschen hat das Alter, wo eine erhöhte Sterberate vorliegt, noch gar nicht erreicht.
D.h. die Sterberate, ist damit grds. weit weniger als bei den Deutschen. Weil die Türken gar nicht das Alter erreicht haben, wo Menschen sterben. Was hier erfasst ist, sind die Todesfälle aufgrund Krankheit usw. die weit vor dem Durchschnitt-Sterbealter liegen.
Das führt dazu, dass die Relation Zuwachs durch Geburt und Abzug durch Tod gar nicht richtig erfasst werden kann. Diese Relation wird man erst erfassen können, so in 10 bis 20 Jahren, wo die Türken hier auch ein gewisses Alter erreichen.
Dies wird dann zu einem erheblichen Knick führen.
Wenn man die ganzen Zahlen nimmt ab dem Anwerbestopp, so errechnet man eine jährliche Wachstumsrate von 2,7% bei Türken.
Das könnte eine Grundlage bieten für eine Prognose. Aber auch dies ist keine Grundlage, weil wie oben dargestellt, die Relation Geburten- und Sterberate trügerisch ist und zudem durch Familienzuzug die Zahlen erhöht wurden.
Das heißt, die reale Wachstumsrate müsste in den folgenden Jahren noch geringer sein, als die 2,7%.
Man hat den Eindruck, als ob die Türken oder Muslime sich sonst wie vermehren und gar nicht sterben.
Dazu zwei Links:
http://www.die-bonn.de/esprid/dokumente/doc-2004/jan…
Seite 23:
„Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung stellte grundlegend fest, dass „ausländische Senioren (…) die prozentual am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe in Deutschland“ (Beck 2001, 95) sind.
Während im Jahr 1990 304.000 Zuwanderer 60 Jahre und älter waren, prognostizierte das Statische Bundesamt für das Jahr 2000 bereits eine Verdopplung der Anzahl älterer ausländischen Senioren auf ca. 660.000. Im Jahr 2010 soll sich die Anzahl im Vergleich zu 1990 bereits auf ca. 1.130.000 verdreifacht haben. Für das Jahr 2030 wird vorausgesagt, dass dann etwa 2.160.000 ältere Menschen ausländischer Herkunft in Deutschland leben. Im Vergleich zur Ausgangszahl von 1990 bedeutet dies eine Versiebenfachung der Zahl ausländischer Senioren.
Zudem muss man auch berücksichtigen, dass die Geburtenrate der Türken /Muslime sich an die deutschen anpasst:
http://www.kreimeier-online.de/Einwanderung.htm
„Zuwanderer gleichen ihr Reproduktionsverhalten schnell an das der „Einheimischen“ an. So haben die in Deutschland lebenden Italiener und Spanier inzwischen noch weniger Kinder als die Deutschen. Die Geburtenrate der Türken Deutschlands nähert sich in schnellem Sinkflug von derzeit 1,7 dem statistischen Durchschnittsniveau der Deutschen von 1,3.“
Also selbst die 2,7% wäre keine Grundlage, eine Prognose stellen zu können. Wahrscheinlich wird die tatsächliche Wachstumsrate weit niedriger liegen.
MfG