Nur 1000€ netto? Arme Socke…
Florist, Frisörin, Altenpfleger… im Schnitt knapp unter 1000 € netto. Das Rechenspiel mit Miete und anderen Kosten kannst Du selbst anstellen…
So mancher Student lebt von €400 brutto, und muß davon noch €500 Studiengebühren zahlen.
Sicher ist das nicht für die nächsten 40 Jahre, trotzdem: wenn Andere von 400 Euro überleben können, wird Deinereiner es auch mit 1000 schaffen!
Außerdem: Wenn man als Beamtenanwärter anfängt, hat man oft ein Studium ( und damit möglicherweise noch >20000€ Bafög-Schulden ) hinter sich und kriegt dann knapp über €900, und wenn man davon noch Ehepartner und Kind durchfüttern muß weiß ich wirklich nicht, worüber Du Dich beklagst.
Im ersten Berufsjahr hatte ich nicht viel mehr als Du, und es hat trotzdem für jede Menge Luxus (verglichen mit dem Studentenalltag) gereicht.
Gut, die Probearbeit ist also nur ein Tool im Einstellungsverfahren…
Ja. Und zwar eines, welches für alle Beteiligten von Nutzen ist. Die 100€ an Bruttogehalt, welche der AG „spart“, sind in dem Zusammenhang wirklich vernachlässigbar, da er sich auch das Risiko auflädt, dass ein Probearbeiter ihm in der Zeit einen deutlich höheren Schaden an minderwertiger Leistung verursacht („Das soll ein Strauß sein? Ich will was ORDENTLICHES!“ - Leistung wertlos, Blumen für die Grüne Tonne, Kunde unzufrieden, Nacharbeit durch bezahlte Kraft)
Kannst Du mir dann noch erklären wie das rein rechtlich aussieht?
Wie ist der AN im Falle eines Unfalls abgesichert?
Im Normalfall über seine private Unfallversicherung, da ein Unfall nicht im Rahmen eines Angestelltenverhältnisses erfolgt wäre (da es ja keine vertraglich abgesicherte Anstellung gab). Möglicherweise wäre der Arbeitgeber in der Form verantwortlich, wenn er der Sicherheits- und Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen ist und deswegen ein vom potentiellen AN nicht oder nur teilweise verschuldeter Unfall entstanden ist. Über die Details werden sich im Notfall die Anwälte das Maul zerreißen.
Wie lange (Stunden oder Tage) darf solch ein Vorgang dauern? Wo ist die Grenze zur Schwarzarbeit?
Schwarzarbeit ist es doch nur, wenn ein Anstellungsverhältnis vorliegt, bei dem der Arbeitnehmer den Teil seines Gehalts, welcher als Sozialabgaben fällig wären, nicht abführt. Wenn kostenloses Probearbeiten ansteht, dann sind alle Abgaben erfüllt.
Im übrigen bleibt es dabei: Angebot und Nachfrage. Schrecklich ungerecht, nicht wahr?
Jawollja! Wer von der Brücke springt bekommt den Job! Am besten dem AG die Rechte an Leib und Leben übertragen, soviel Einsatz toppt kein Konkurrent…
Wer von der Brücke springt, wird wohl kaum dem Arbeitgeber langfristig Nutzwert bringen, und eine Kraft zu haben, welche in 4-5 Monaten reif für Klapse oder Sanatorium ist, wird keinem Arbeitgeber gefallen, denn dann kann er sich nach der kostspieligen Einarbeitung gleich wieder neue Kräfte suchen. Wer sowas macht katapultiert sich selbst vom Markt.
Andererseits hat der Arbeitgeber tatsächlich für X Stunden in gewisser Weise ein Anrecht auf Dein Leib und Leben: er darf bestimmen, was Deinen Körper ziert (d.h. Deine Klamotten), er darf bestimmen, was Deine Hände tun, Dein Mund sagt und in gewisser Weise sogar, was Dein Kopf denkt. Dafür gibt er Dir als Gegenleistung - Geld, mit dem Du das Gleiche gegenüber Anderen tun kannst (als Kunde oder wenn Du genug davon hast sogar als Arbeitgeber für Andere).
Diese Einstellung „Arbeit um jeden Preis“ macht doch dieses ganze Elend um den Niedriglohn (siehe Briefzusteller) ja erst möglich!
Welches Elend? In Deutschland wird viel zu viel gemeckert und zu wenig gearbeitet. Spar’ mal bisschen Geld und mach Urlaub in Südost-Asien, dann weißt Du was Arbeiten unter Elendsbedingungen ist!
Und trotzdem kaufen sich diese armen, elendigen Deutschen mit ihren 1000€ im Monat noch asiatische Billigprodukte, die von Kindern in 14-Stunden-Schichten für 20 Cent die Stunde hergestellt werden!
Ach und übrigens: Wer über eine 43-Stunde meckert, hat von mir nicht viel Sympathie verdient, denn ich selbst gehöre zu den Leuten, die auch schon mal 400 Stunden im Monat leisten müssen! Aber ich meckere nicht, denn es war meine Wahl als ich mir den Beruf ausgesucht habe.
Und… ich habe ein 6-monatiges unbezahltes Praktikum gemacht, was mir schlussendlich zu diesem Job verholfen hat.
Bei meinem jetzigen AG habe ich auch 2 Tage Probearbeit gemacht, bis man sich entschieden hatte, mich anzustellen.
Gruß,
Michael … der zwar mehr als 1000€ verdient, aber auf Stunden runtergerechnet nicht wirklich viel mehr als 1000€ netto pro Monat auf einer 40-Stunden-Stelle.
PS: Wenn Dir 1000€ netto zu wenig sind, dann mach’ doch einfach zwei von den Jobs, dann sind’s fast 2000!