Arbeitslos über 50

wirtschaftliches Denken als solches
Hallo Rainer,

  • Der Kunde möchte ein hochwertiges Produkt oder eine perfekte
    Dienstleistung möglichst billig haben (Habgier).

Habgier? Warum so negativ wertend? Wirtschaftlich richtiges
Verhalten!

Der einzelne AG handelt von seiner Position aus vernünftig,
wenn er versucht bei einer hohen Arbeitslosigkeit die Löhne zu
senken.

Das ist zu kurzsichtig, langfristig schadet es sich damit
selbst.

woher die Gewißheit? Nach meinem Empfinden waren es in den letzten 30 Jahren vor allem die Gewerkschaften/Arbeitnehmer, die sich langfristig selbst geschadet haben. Das von Dir erwähnte richtige wirtschaftliche Verhalten haben die Unternehmen jedenfalls regelmäßig besser drauf als Privatpersonen.

Nicht zuletzt die absurd hohen Lohnsteigerungen der 70er Jahre haben dafür gesorgt, daß sich Automatisierung in der Fertigung auf einmal rechnete und daher auch verstärkt eingesetzt wurde. Was im normalen Leben eigentlich jedem einsichtig ist, nämlich daß Preissteigerungen zu Nachfragerückgang führen, scheint der Mensch in seiner Funktion als Gewerkschafter bzw. Arbeitnehmer völlig zu verdrängen.

Gruß,
Christian

Hi!

Wenn
OK, nehmen wir diesen Ansatz auf…
Arbeitsplätze werden durch Unternehmer, Selbständigkeit und
höhere Angestellte (auch Manager genannt) geschaffen.
Wie bewegen wir Unternehmer und Manager Arbeitsplätze zu
schaffen?
Wie ermöglichen wir Arbeitslosen erfolgreich
selbständig zu werden?
Eine Idee war es die Arbeitskräfte in Deutschland billiger zu
machen.

Korrekt.
Zielsetzung ist die Halbierung aller Gehälter, z.B. durch Anhebung der Wochenarbeitsstunden ohne Lohnausgleich, Abschaffung von Lohnbestandteilen wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld, mehrjährige Nullrunden bei Tarifverhandlungen, Haustarifabschlüsse unter der Bedingung „20 Prozent weniger Lohn oder Auslagerung der Arbeitsplätze nach Rumänien“, usw.

Alles andere ist ein Spiel auf Zeit, das garantiert verloren geht.

Grüße
Heinrich

Hallo Steven,

Wie bewegen wir Unternehmer und Manager Arbeitsplätze zu
schaffen?

Wie du schon fast sagtest, Arbeitskraft muss attraktiv werden
(nicht unbedingt billig) für die Unternehmen.

Wie ermöglichen wir Arbeitslosen erfolgreich
selbständig zu werden?

Geht kaum.

Nicht ganz richtig.
Beschäftgung wird von Umsatz bestimmt.

Ein fundierter Geschäftsplan muss her, Seriöse
Banken/Unternehmungen, die das Geld geben.

RICHTIG, RICHTIG!!!
Die Banken sollen mal zeigen, das sie Banken und keine Centzähler sind.

Eine Politik, die
dem nicht entgegensteht (z.B. Steuerbefreiung/Abgabenminderung
für Startups).

NEIN.

Wegfall der schmarotzenden Berufsgenossenschaften/IHKs.

JA.

Gruss
Ralf

Hallo Mathias,

Mal abgesehen davon, daß der Link nicht funktioniert: Viele
Banken richten sich derzeit wieder auf den Mittelstand aus,
d.h. inkl. Kredit. Um mal drei prominente Adressen zu nennen:
Commerzbank, Dresdner Bank, West LB. Und auch wenn übereifrige
Bankleute Basel 2 immer wieder gerne vorschieben, um einen
Kredit nicht zu machen: Basel 2 wird nicht im entferntesten
die Auswirkungen haben, wie immer herbeigeredet wird.

Dein Wort in Gottes Ohr.

darauf komme ich, weil Basel 2 nicht die Kreditvergabe regelt, sondern die Eigenkapitalunterlegung für Kredite. Das hat zwar letztlich etwas miteinander zu tun, aber der Einfluß ist sehr indirekt.

Aber als ich letztens anbot, die Sache genauer zu erklären,
hat sich ja auch niemand dafür interessiert. Bleiben also alle
wieder bei den Vorurteilen und Halbwahrheiten, die sie aus den
Medien und anderen zweifelhaften Quellen haben.

Das habe ich leider nicht mitbekommen.
Ich sach mal: …und los! Ich bin gespannt.

dir sind betriebswirtschaftliche Termini vertarut, also kann ich Dir erst mal die FAQ:101 aufs Auge drücken.

Im Kern geht es um folgendes: Bisher waren Kredite mit 8% mit Eigenkapital zu unterlegen. Zukünftig orientiert sich die Unterlegung an der Bonität des Kreditnehmers bzw. am Ausfallrisiko. Risikoreiche Kredite sind also mit mehr Kapital zu unterlegen als risikoarme. Eigenkapital ist teuer, als muß der Kredit die Kapitalkosten verdienen. Das wiederum bedeutet, daß der risikoreiche Kredit mehr abwerfen muß als ein risikoarmer. Das bedeutet letztlich für den Kreditnehmer einen höhreren Zinssatz, wenn er ansonsten nicht genug anderweitiges Geschäft bringt.

Das kann also bedeuten, daß manche Unternehmen höhere Zinsen bezahlen müssen. Nur: Das ist bisher auch nicht anders. Risikokalkulationen bzw. intern verrechnete Risikokosten gibt es bei den Banken schon jetzt und auch nicht erst seit gestern. Für die Akzeptanz eines internen Ratingsystems einer Bank durch die Aufsichtsbehörden, d.h. damit es die Voraussetzungen gem. Basel 2 erfüllt, muß es schon mindestens drei Jahre vor Einführung von Basel 2 in nahezu unveränderter Form benutzt werden. Da Basel 2 ursprünglich schon 2005 kommen sollte, benutzen die meisten Banken Basel 2-konforme Ratingsysteme schon seit 2002.

Und um es noch einmal klar zu sagen: Basel 2 regelt nicht die Kreditvergabe, sondern maximal den Preis, den die Bank dafür vernünftigerweise in Rechnung stellen muß, um nach der internen Kalkulation noch Geld zu verdienen. Es gibt aber auch heute schon Geschäftsbeziehungen, bei denen der Kreditzins nur einen untergeordneten Beitrag zum Ertrag beisteuert.

Insbesondere die Mittelständler haben meist nur zwei oder drei Hausbanken, mit denen sie das gesamte Geschäft abwickeln. Mit diesem anderen Geschäft wird normalerweise das Geld verdient, also mit Auslandszahlungsverkehr, Beratungsdienstleistungen, Devisenabsicherung und anderem Zeug. Außerdem gibt es bei Mittelständler meist auch eine Kundenbeziehung zum (Privatmann) Unternehmer, die in die Kalkulation des Gesamtertrages mit einbezogen wird.

Wer sich wundern wird, sind viele Großunternehmen, die sich einen ganzen Stall von Banken halten, diese gegeneinander Asusspielen und bei vielen dieser Banken, lediglich Kredit aufnehmen und sonst gar nichts über das Konto laufen lassen. Bei diesen Kunden haben sich die Margen (nicht die Zinssätze) in den letzten ca. vier Jahren deutlich erhöht. Das liegt aber dann auch nicht wieder an Basel 2, sondern daran, daß die deutschen Banken es leid sind, daß sie im weltweiten Vergleich am wenigsten verdienen.

Der direkte Vergleich führt uns fünfzig Kilometer nach Westen: In den Niederlanden gibt es drei Banken: Rabo, ABN und ING. In deutschland hingegen um die 3000, davon 1/3 mit Gewährsträgerhaftung, d.h. die Sparkassen müssen nicht mit Risiko- bzw. Kapitalkosten rechnen. Das wird glücklicherweise 2007 ein Ende haben. Bis dahin bieten die Zinssätze, mit denen keine vernünftige Bank mithalten kann (oder sie verdienen bei gleichen Zinssätzen mehr, ist aber letztlich das gleiche). All dies drückt auf die Konditionen. Basel 2 wird also letztlich nur dazu führen, daß wir uns in Richtung des international üblichen Zinsniveaus bewegen.

Tatsache ist, daß den meisten Banken, die sich in der
Vergangenheit vornehm zurückgehalten haben, gerade aufgeht,
daß man ohne Kredit auch das restliche, risikolose Geschäft
des Kunden nicht bekommt.

Das bedeutet dann wohl, dass sie gerade noch dabei sind, diese
edle Einsicht zu erlangen, es also noch keine direkten,
positiven Auswirkungen für Kunden und diejenigen, welche es
werden wollen, gibt, richtig?

Doch eigentlich schon. Wer heute in Deutschland eine gewisse Umsatzgrößenordnung erreicht hat und bonitätsmäßig einigermaßen gut dasteht, bekommt von den Banken (nicht von allen) die Bude eingerannt. Manchen wird das sogar schon lästig, wie ich am Freitag noch von einem Kunden hörte. Er hatte aufgrund der Basel 2-Gerüchte bei jedem Kreditangebot zugegriffen und fühlt sich jetzt „overbanked“. Vor allem weiß er aber nicht, wie er jetzt alle Banken mit genügend Geschäft versorgen soll. Schweinezyklus halt :wink:

Wer schlecht dasteht, natürlich nicht, aber das sollte nicht verwundern.

Gruß,
Christian

Hallo Christian,

woher die Gewißheit? Nach meinem Empfinden waren es in den
letzten 30 Jahren vor allem die Gewerkschaften/Arbeitnehmer,
die sich langfristig selbst geschadet haben.

Die Diskussion fangen wir nicht von vorn an. :wink:

Das von Dir
erwähnte richtige wirtschaftliche Verhalten haben die
Unternehmen jedenfalls regelmäßig besser drauf als
Privatpersonen.

Wieso das? Nur wird das dann meist als ‚Geiz ist geil‘-Mentalität in ein negatives Licht gerückt, wobei gleiches Verhalten von Unternehmen als wirtschaftlich richtiges verhalten gelobt wird. Wie es gerade gebraucht wird. :wink:

Nicht zuletzt die absurd hohen Lohnsteigerungen der 70er Jahre
haben dafür gesorgt, daß sich Automatisierung in der Fertigung
auf einmal rechnete und daher auch verstärkt eingesetzt wurde.

Na prima! Die Gewerkschaft als Motor des Fortschritts! Was willst Du mehr?

Was im normalen Leben eigentlich jedem einsichtig ist, nämlich
daß Preissteigerungen zu Nachfragerückgang führen, scheint der
Mensch in seiner Funktion als Gewerkschafter bzw. Arbeitnehmer
völlig zu verdrängen.

Wie? Die Gewerkschaften haben Einfluß auf die Preise? Das ist mir neu.
Ich hätte glatt gedacht, daß die von den Kaufleuten in den Unternehmen festgelegt werden. Der Lohnkostenanteil ist in den Unternehmen meist so gering, daß er von anderen Faktoren dermaßen überdeckt wird, daß Preissteigerungen nicht durch Lohnerhöhungen ausgelöst werden.
Beispiel.
Bei einem Lohnkostenanteil von 10% und voller Weitergabe der lohnkosten an den Verbraucher verteuert sich die Ware durch eine Lohnerhöhung um 2% gerade mal um 0,2%.
Erhöht sich der Preis ebenfalls um 2% muß das andere Ursachen haben, als die Lohnerhöhung. Will der Unternehmer dann den Preis um 10% senken und das allein über die Lohnkosten verwirklichen, müßte er die Lohnkosten schon auf Null bringen, damit das klappt.
Wenn das alle Unternehmer gleichzeitig versuchen, (weltweit) ist die Nachfrage auf Null!
Das entgegengesetzte Beispiel rechne ich jetzt nicht. :wink:
Die Behauptung, die Senkung von Lohnkosten würde Arbeitsplätze schaffen klingt nicht sehr logisch, das Gegenteil schon.

Gruß, Rainer

Hallo Rainer,

Das von Dir
erwähnte richtige wirtschaftliche Verhalten haben die
Unternehmen jedenfalls regelmäßig besser drauf als
Privatpersonen.

Wieso das? Nur wird das dann meist als ‚Geiz ist
geil‘-Mentalität in ein negatives Licht gerückt, wobei
gleiches Verhalten von Unternehmen als wirtschaftlich
richtiges verhalten gelobt wird.

zwischen „Geiz ist geil“ und wirtschaftlichen Verhalten mache persönlich Unterschiede. „Geiz ist geil“ bedeutet, daß der Preis im Vordergrund steht und nicht die Ware. Das bedeutet auch, daß man sich einer Beratung beim Fachhändler bedient, um anschließend via Internet zu bestellen.

Umgesetzt auf die Arbeitswelt hieße das, daß ein Arbeitgeber einen Mitarbeiter nicht nach Qualifikation und Kosten einstellt, sondern nur nach seinen Lohnforderungen. Das mag vielleicht noch bei einem Cheeseburger-Einpacker bei McDonalds funktionieren, bei der überwiegenden Zahl der Positionen wäre das aber unternehmerischer Selbstmord.

Nicht zuletzt die absurd hohen Lohnsteigerungen der 70er Jahre
haben dafür gesorgt, daß sich Automatisierung in der Fertigung
auf einmal rechnete und daher auch verstärkt eingesetzt wurde.

Na prima! Die Gewerkschaft als Motor des Fortschritts! Was
willst Du mehr?

Ich beklage mich nicht darüber, ich stelle nur fest, wie und wann die Weichen für die derzeitige Fahrtstrecke des Staates gestellt wurden.

Was im normalen Leben eigentlich jedem einsichtig ist, nämlich
daß Preissteigerungen zu Nachfragerückgang führen, scheint der
Mensch in seiner Funktion als Gewerkschafter bzw. Arbeitnehmer
völlig zu verdrängen.

Wie? Die Gewerkschaften haben Einfluß auf die Preise? Das ist
mir neu.

Aber auf die Löhne. Die Gewerkschaften werden in den Verhandlungen nie müde, höhere Löhne und mehr Arbeitsplätze zu fordern. Erst wenn es zum Schwur kommt, entscheidet man sich für höhere Löhne. Klarer Fall von Insider-Outsider-Problematik. Die Gewerkschaft vertritt die Interessen der (noch) arbeitenden Bevölkerung und nicht die derjenigen, die arbeitslos wurden. Verliert ein Arbeitnehmer irgendwann seinen Arbeitsplatz, ist ganz allein der Arbeitgeber schuld und nie die Lohnerhöhungen der letzten x Jahre.

Ob Lohnsenkungen unmittelbar Arbeitsplätze schaffen, steht auf einem ganz anderen Blatt. Daß höhere Löhne Arbeitplätze vernichten, ist jedoch sicher. Und das ist der entscheidende Punkt: Bei steigenden Preisen (hier: die Löhne) sinkt die Nachfrage. Das scheinen einige Gewerkschafter nicht begreifen zu wollen.

Gruß,
Christian

Hallo Christian,

zwischen „Geiz ist geil“ und wirtschaftlichen Verhalten mache
persönlich Unterschiede. „Geiz ist geil“ bedeutet, daß der
Preis im Vordergrund steht und nicht die Ware. Das bedeutet
auch, daß man sich einer Beratung beim Fachhändler bedient, um
anschließend via Internet zu bestellen.

OK, Verständigungsproblem. Ich hatte darunter verstanden, das gleiche Produkt nur an anderer Stelle zu kaufen. Auch ein Unternehmer kauft bei mehreren möglichen Zulieferern beim billigsten, wenn die Qualität gleich ist. An meinen Monitoren steht schon Sony dran, aber die kaufe ich da, wo ich sie am günstigsten bekomme. :wink:

Umgesetzt auf die Arbeitswelt hieße das, daß ein Arbeitgeber
einen Mitarbeiter nicht nach Qualifikation und Kosten
einstellt, sondern nur nach seinen Lohnforderungen. Das mag
vielleicht noch bei einem Cheeseburger-Einpacker bei McDonalds
funktionieren, bei der überwiegenden Zahl der Positionen wäre
das aber unternehmerischer Selbstmord.

Das wieder zurück auf den verbraucher übersetzt würde bedeuten, daß er schlechte Qualität kauft und dabei am Ende verliert. So dumm sind die Verbraucher nun auch wieder nicht.

Ich beklage mich nicht darüber, ich stelle nur fest, wie und
wann die Weichen für die derzeitige Fahrtstrecke des Staates
gestellt wurden.

War das nicht in den neunzigern? Als die CDU Regierung angefangen hat, was Schröder jetzt fortsetzt?

Aber auf die Löhne. Die Gewerkschaften werden in den
Verhandlungen nie müde, höhere Löhne und mehr
Arbeitsplätze zu fordern.

Das ist doch auch richtig so.

Erst wenn es zum Schwur kommt,
entscheidet man sich für höhere Löhne. Klarer Fall von
Insider-Outsider-Problematik. Die Gewerkschaft vertritt die
Interessen der (noch) arbeitenden Bevölkerung und nicht die
derjenigen, die arbeitslos wurden.

Die Gewerkschaft vertritt die Interessen ihrer Mitglieder. Dazu ist sie da. Die Unternehmer bezahlen ihre Arbeitnehmer. Ich habe noch nie gehört, daß jemand gefordert hätte, auch die ehemaligen AN zu bezahlen.

Verliert ein Arbeitnehmer
irgendwann seinen Arbeitsplatz, ist ganz allein der
Arbeitgeber schuld und nie die Lohnerhöhungen der letzten x
Jahre.

Doch, ein wenig schon. Wären die Lohnerhöhungen höher gewesen, wäre das nicht passiert. :wink:

Ob Lohnsenkungen unmittelbar Arbeitsplätze schaffen, steht auf
einem ganz anderen Blatt. Daß höhere Löhne Arbeitplätze
vernichten, ist jedoch sicher.

Sehe ich nicht so. Ich denke, daß Lohnsenkungen Arbeitsplätze vernichten. Meine Gedanken dazu in Zahlen zu fassen habe ich ja schon gemacht, muß ich nicht wiederholen.

Gruß, Rainer