Hallo,
ich verstehe nicht ganz, warum immer auf die Unternehmen geschaut bzw. geschimpft wird, wenn die Arbeitslosenzahlen steigen.
Ein Unternehmen wird immer genau so viele Mitarbeiter beschäftigen, wie es braucht, um die anfallenden Arbeiten zu erledigen. Wenn weniger Mitarbeiter beschäftigt werden, dann bleibt Arbeit liegen, das Unternehmen verliert Kunden, kann Verträge nicht einhalten, schrumpft. Das kann nicht im Interesse des Unternehmens sein. Wenn andererseits mehr Mitarbeiter beschäftigt werden, verschenkt das Unternehmen Geld und kann u.U. Investitionen nicht durchführen, kann nicht modernisieren, hat weniger Geld für Entwicklung und Forschung oder muss zumindest den Gewinn schmälern, was auch nicht im Interesse der Unternehmen ist. Kein Unternehmer sieht es als Aufgabe an, Arbeitsplätze zu schaffen. Auch der Herr Grupp (Trigema) wird nicht Arbeiter beschäftigen, die er nicht braucht.
Das ganze sollte auch mehr oder weniger unabhängig vom Gehalt sein. Entweder, man braucht einen Mitarbeiter, oder man braucht ihn nicht. Das Gehalt würde idealerweise vom „Markt“ geregelt. D.h. wenn ich einen Mitarbeiter mit Qualifikation XY brauche, und es gibt gerade 1000de solcher Menschen die gerne arbeiten möchten, dann kann ich das Gehalt etwas niedriger ansetzen, weil Kollege 2 evtl. für weniger bereit ist zu arbeiten, als Kollege 1. Das geht allerdings nur, solange sich jemand findet, der die Arbeit für das angebotene Gehalt auszuführen gewillt ist. Wenn Müllwerker allesamt nicht mehr unter 10000,- EUR/Monat arbeiten wollten, dann müsste man ihnen entweder tatsächlich so viel bezahlen, oder aber es ist plötzlich billiger, automatische Müllwagen durch die Straßen fahren zu lasen.
Da die Arbeit stetig mehr und mehr automatisiert wird, steigt die Produktivität der einzelnen Arbeiter enorm. Es werden schlicht weniger von ihnen gebraucht um sogar mehr an Arbeit zu erledigen. Man wird das in der Zukunft auch nicht mehr zurückdrehen können. Im Gegenteil, die Automatisierung wird rasant fortschreiten.
Das betrifft längst nichtmehr nur den Fertigungsbereich. Auch im Dienstleistungssektor macht sich moderene Bürokommunikation und Automatisierung von Prozessen stark bemerkbar. Moderne Kassensysteme brauchen keinen Kassierer mehr, Geldautomaten ersetzen den klassichen Bankschalter und bei der Post gibts Sortierzentren, ware Wunderwerke modernster Technik … mit sehr wenig Personal.
Was tun mit den ganzen Menschen, die mit ihrer Arbeitskraft, die nicht mehr gebraucht wird, kein Einkommen generieren können? Derzeit sind es offiziell 5 Mio., man darf wohl gut und gerne von real 7 Mio. ausgehen. Tendenz: steigend.
Glaubt hier irgendwer allen Ernstes, es würde in Deutschland jemals wieder „Vollbeschäftigung“ im klassischen Sinne herrschen, wenn nur z.B. die sog. „Lohnnebenkosten“ um ein paar Prozentpunkte gesenkt würden?
Die Frage lautet also: Was tut man mit all den „überflüssigen“ Menschen?
Derzeit ist wohl in Regierungskreisen Konsenz, dass noch immer das klassische „Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen!“ gelten soll. Sprich: Wer keiner Erwerbsarbeit nachgeht, hat sein Recht auf Teilhabe an der Gesellschaft verspielt. Das ist das „Fordern“. Er bekommt ein paar Almosen (Hartz IV), aber nur wenn er dafür ordentlich bittelt und bettelt und bereit ist, auch vollkommen sinnfreien Tätigkeiten nachzugehen, damit er ja nicht zum „Schmarotzer“ des Sozialsystems wird. Das nennt sich dann „Fördern“.
Ist das ein zukunftsfähiges Gesellschaftsmodell? Können wir uns auf Dauer eine solche Teilung und Ausgrenzung leisten?
Gruß
Fritze