Hallo,
bin schon ziemlich kaputt nach einem langen arbeitstag,
trotzdem noch kurz einige punkte:
War ein anstrengender Kneipenbesuch, daher von mir auch nur ganz kurz 
da hast du nicht genau genug gelesen! ich schrieb ja genau,
dass die meinung der wissenschaftler nicht so erheblich ist,
sondern deren tun und die grundlage, auf der sie es tun. ob
ein wissenschaftler reflektiert, was er da tut oder nicht, ist
doch zweitrangig gegenüber dem, was er tatsächlich betreibt.
umgekehrt verlange ich jedoch von wissenschaftlern sehr wohl,
dass sie sich und ihre rolle in der gesellschaft reflektieren!
Naja, schön und gut. Aber mehr wie seine Rolle zu reflektieren und über sein Werk nachzudenken, kann ein Wissenschaftler nicht tun. Ich verstehe zwar, was du meinst, aber wo liegt deine Forderung an die Wissenschaft?
Wo liegt der Unterschied in der Züchtung?
ein unterschied liegt m.e. auf jeden fall in der
geschwindigkeit, in der hier evolutionärer wandel vollzogen
wird.
Auch Züchtung hat einen so hohen Geschwindigkeitsunterschied zur natürlichen Evolution, dass der Sprung zur Gentechnik unerheblich ist, zumindest in dieser Beziehung.
Züchtung geschieht auch innerhalb weniger Jahre bzw Jahrzehnte. Natürliche Evolution dauert meist tausende von Jahren. Also weder in der Züchtung noch in der Gentechnik ist der evolutionäre Wandel „natürlich“.
der hauptunterschied liegt jedoch für mich darin, dass
bei der züchtung nicht genmaterial anderer spezies irgendwo
eingebaut wird.
das ist doch das, was besondere ängste
auslöst und wo es keinerlei präzendenzfälle in der natur gibt,
an denen man eventuelle folgen studieren könnte…
Die Frage ist dann: Inwiefern ist der Einbau von solchem Genmaterial eine „Gefahr“ für die Evolution.
Behinderte haben es aber schwerer, nicht
nur aufgrund ihrer Behinderung, sondern auch aufgrund von
Vorurteilen irgendwelcher Id**t*n.
vielleicht sollte man mal die gleiche energie, die man in die
pränatale verhinderung von behindertem leben steckt, in die
erleichterung des lebens für behinderte und den abbau von
vorurteilen investieren.
Naja, das ist leichter gesagt als getan. Mentalitäten zu ändern kann man nicht mit Geld kaufen. Sogar heute gibts noch soviele Rechtsorientierte, und wenn man sich die Gespräche an manchen Stammtischen anhört, denkt man manchmal, ob man überhaupt im 21. Jahrhundert lebt. Da wird manchmal ein Menschen- und Frauenbild gezeigt, dass es kein Wunder ist, dass es in unserer Gesellschaft hinten und vorne fehlt.
dass dies nicht mit gleicher vehemenz
betrieben wird, zeigt mir ein weiteres mal, wo in dieser
gesellschaft die präferenzen liegen.
Dass in unserer Gesellschaft vieles nicht so ist, wie es sein sollte, ist ganz klar. Aber das liegt IMO zum größten Teil an den Menschen selbst. Hört sich zwar blöd an, aber Menschen sind eben oft auch Arschl***er 
(im sommer war mein bruder mit seinem querschnittgelähmten
sohn hier in hamburg zu besuch. man ahnt ja als gehender
überhaupt nicht, wo rollstuhlfahrer überhaupt nicht hinkommen,
bzw. welche weiten wege diese zurücklegen müssen, um z.b. eine
u-bahn-station zu finden, die einen aufzug hat.)
Echt? Also in München hat afaik jede U-Bahn-Station einen Zugang für Behinderte. Aber ganz klar: In der Richtung sollte mehr gemacht werden. Zumindest sämtliche öffentliche Einrichtungen sollten so gebaut sein, dass sie Behinderten zugänglich sind.
auch das dritte reich
war ein rechtsstaat!
Nein, war er nicht.
ich meinte das in dem sinne, dass keinesfalls die blanke
willkür herrschte, sondern es klare gesetzliche regelungen
gab. nur wurden halt die gesetze dem politischen bedarf
angepasst…
Naja, also im 3. Reich gabs sehr wohl Willkür. Wer zum „politischen Gegner“ erklärt wurde, lag eigentlich fast immer im Ermessen von irgendwelchen Kräften in der Exekutive. Und es gab auch noch viele Gesetze aus der Weimarer Republik, die den NS-Regelungen entgegen sprachen.
Wenn du nicht auf unser Grundgesetz und unsere demokratischen,
rechtsstaatlichen Prinzipien vertraust, dann ist doch sowieso
alles egal.
na, so egal ist mir das keineswegs und außerdem bin ich
weitgehend froh mit dem bundesdeutschen rechtssystem.
Ich auch. Zumindest im Vergleich dazu, was vor der Demokratie für Systeme herrschten.
ich habe
aber genug erfahrungen sammeln können, die mir zeigen, dass
gesetze sehr wohl interessensgeleitet entstehen, dass sie
keineswegs „objektiv“ in rechtsprechung umgesetzt werden und
dass sehr schnell gesetze erlassen werden, wenn das
herrschende regelwerk bestimmten interessensgruppen nicht mehr
genügt.
Das ist ganz klar. Aber zumindest am Grundgesetz kommen auch die stärksten Interessensgruppen nicht vorbei. Und damit wäre schon mal das gröbste Unheil beseitigt.
daher mein -wie ich finde: gesundes- misstrauen.
Das sollte man in der Tat haben.
das war auch kein argument gegen die gentechnik, sondern eines
gegen den optimismus, die immanenten kräfte der wissenschaft
würden quasi automatisch durch gesetze in schach gehalten.
Sagen wir so: In den Grundzügen sind sie bis jetzt immer in Schach gehalten worden und aufgrund unserer doch inzwischen viel stabileren Staatsformen ist es auch nicht zu erwarten, dass sich das ändert.
Das größte Problem, dass ich eher sehe, ist, dass es für Gentechnik eine internationale Regelung geben muss. Nur davon sind wir wohl weit entfernt. Das blöde ist eben, dass bereits ein Land reicht, dass nicht mitspielt. Dann fahren eben alle, die geklonte Kinder haben wollen nach Bora-Bora oder so. Und die Reisefreiheit kann man wohl auch schlecht einschränken.
mfg
deconstruct