Argumente gg. Genmanipulation

Hallo Lars,

nach einem Vortrag über Genmanipulation hatte ich eine Unterhaltung mit solch einem „Genmanipulator“ :wink:. Man ist sich im Klaren darüber, dass Genmanipulation bei Pflanzen ungeahnte Risiken birgt. Gerne hätten Forscher die Zeit gehabt, nach diesen zu suchen. Aber ihnen sitzen weltweit Ökonomen im Genick, denn es geht um viel Geld.
Wichtig und erfolgsversprechend ist die Genforschung für Medikamente gegen Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer.
Und darum möchte Genmanipulation nicht komplett verteufeln.

viele Grüße
grilla

Wichtig und erfolgsversprechend ist die Genforschung für
Medikamente gegen Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer.
Und darum möchte Genmanipulation nicht komplett verteufeln.

Wird auch nicht getan. Es gibt rote (Gentechnik an Tieren und Menschen), weiße (Arzneimittel mittels gentechnologischer Verfahren), graue (Umwelttechniken mittels gentechnologischer Verfahren) und eben grüne (gentechnisch veränderte Pflanzen) Gentechnik. „Verteufelt“ wird vor allem die grüne Gentechnik. Sehr kritisch wird auch die rote Gentechnik betrachtet (vor allem in Bezug auf den Menschen). Weiße und graue Gentechnik sind relativ unumstritten.

hi deconstruct,

bin schon ziemlich kaputt nach einem langen arbeitstag, trotzdem noch kurz einige punkte:

mich interessiert aber in diesem zusammenhang sowieso

nicht sehr, was die wissenschaftler denken, was sie da tun.

Das verstehe ich nicht. Also die Wissenschaftler können einen
noch so verantwortungsvollen Umgang mit Gentechnik betreiben
und es interessiert dich nicht?

da hast du nicht genau genug gelesen! ich schrieb ja genau, dass die meinung der wissenschaftler nicht so erheblich ist, sondern deren tun und die grundlage, auf der sie es tun. ob ein wissenschaftler reflektiert, was er da tut oder nicht, ist doch zweitrangig gegenüber dem, was er tatsächlich betreibt. umgekehrt verlange ich jedoch von wissenschaftlern sehr wohl, dass sie sich und ihre rolle in der gesellschaft reflektieren!

Wo liegt der Unterschied in der Züchtung?

ein unterschied liegt m.e. auf jeden fall in der geschwindigkeit, in der hier evolutionärer wandel vollzogen wird. der hauptunterschied liegt jedoch für mich darin, dass bei der züchtung nicht genmaterial anderer spezies irgendwo eingebaut wird. das ist doch das, was besondere ängste auslöst und wo es keinerlei präzendenzfälle in der natur gibt, an denen man eventuelle folgen studieren könnte…

Behinderte haben es aber schwerer, nicht
nur aufgrund ihrer Behinderung, sondern auch aufgrund von
Vorurteilen irgendwelcher Id**t*n.

vielleicht sollte man mal die gleiche energie, die man in die pränatale verhinderung von behindertem leben steckt, in die erleichterung des lebens für behinderte und den abbau von vorurteilen investieren. dass dies nicht mit gleicher vehemenz betrieben wird, zeigt mir ein weiteres mal, wo in dieser gesellschaft die präferenzen liegen.
(im sommer war mein bruder mit seinem querschnittgelähmten sohn hier in hamburg zu besuch. man ahnt ja als gehender überhaupt nicht, wo rollstuhlfahrer überhaupt nicht hinkommen, bzw. welche weiten wege diese zurücklegen müssen, um z.b. eine u-bahn-station zu finden, die einen aufzug hat.)

auch das dritte reich
war ein rechtsstaat!

Nein, war er nicht.

ich meinte das in dem sinne, dass keinesfalls die blanke willkür herrschte, sondern es klare gesetzliche regelungen gab. nur wurden halt die gesetze dem politischen bedarf angepasst…

Wenn du nicht auf unser Grundgesetz und unsere demokratischen,
rechtsstaatlichen Prinzipien vertraust, dann ist doch sowieso
alles egal.

na, so egal ist mir das keineswegs und außerdem bin ich weitgehend froh mit dem bundesdeutschen rechtssystem. ich habe aber genug erfahrungen sammeln können, die mir zeigen, dass gesetze sehr wohl interessensgeleitet entstehen, dass sie keineswegs „objektiv“ in rechtsprechung umgesetzt werden und dass sehr schnell gesetze erlassen werden, wenn das herrschende regelwerk bestimmten interessensgruppen nicht mehr genügt. daher mein -wie ich finde: gesundes- misstrauen.

Also das als Argument gegen Gentechnik anzuführen, bringt wohl
wirklich nichts.

das war auch kein argument gegen die gentechnik, sondern eines gegen den optimismus, die immanenten kräfte der wissenschaft würden quasi automatisch durch gesetze in schach gehalten.

liebe grüße
burkhard

1 Like

Nicht Gentechnik, aber dennoch interessant
Heute lese ist, dass offensichtlich aufgeklärt ist, warum in den letzten Jahren mehrere zehn Millionen Geier in Indien umgekommen sind. Die Wissenschaftler konnten es sich überhaupt nicht erklären.

Die Lösung: ein angeblich harmloses Arzneimittel für die Aufzucht von Rindern, das bei Geier, die diese Rinder fraßen, zu Nierenversagen führte. „Dies ist der erste nachgewiesene Fall in der Geschichte, dss ein pharmazeutisches Produkt eine ökologische Katastrophe in einem so großen Gebiet anrichtet“, so Lindsay Oaks von der Washington State University.

Wie gesagt: keine Gentechnik. Aber es zeigt, welche überraschende Wechselwirkungen der Einsatz nicht natürlicher Stoffe haben kann.

Jetzt wird behauptet…(OT)

Hallo!

Jetzt werden die Verantwortlichen vermutlich behaupten,
die Tiere seinen an einer geheimnisvollen psychosomatischen
Krankheit gestorben…die man unbedingt noch wissenschaftlich
untersuchen muss bevor man etwas genaueres sagen kann.

Gruß

Oliver-Michael

Heute lese ist, dass offensichtlich aufgeklärt ist, warum in
den letzten Jahren mehrere zehn Millionen Geier in Indien
umgekommen sind. Die Wissenschaftler konnten es sich überhaupt
nicht erklären.

Hallo,

bin schon ziemlich kaputt nach einem langen arbeitstag,
trotzdem noch kurz einige punkte:

War ein anstrengender Kneipenbesuch, daher von mir auch nur ganz kurz :smile:

da hast du nicht genau genug gelesen! ich schrieb ja genau,
dass die meinung der wissenschaftler nicht so erheblich ist,
sondern deren tun und die grundlage, auf der sie es tun. ob
ein wissenschaftler reflektiert, was er da tut oder nicht, ist
doch zweitrangig gegenüber dem, was er tatsächlich betreibt.
umgekehrt verlange ich jedoch von wissenschaftlern sehr wohl,
dass sie sich und ihre rolle in der gesellschaft reflektieren!

Naja, schön und gut. Aber mehr wie seine Rolle zu reflektieren und über sein Werk nachzudenken, kann ein Wissenschaftler nicht tun. Ich verstehe zwar, was du meinst, aber wo liegt deine Forderung an die Wissenschaft?

Wo liegt der Unterschied in der Züchtung?

ein unterschied liegt m.e. auf jeden fall in der
geschwindigkeit, in der hier evolutionärer wandel vollzogen
wird.

Auch Züchtung hat einen so hohen Geschwindigkeitsunterschied zur natürlichen Evolution, dass der Sprung zur Gentechnik unerheblich ist, zumindest in dieser Beziehung.
Züchtung geschieht auch innerhalb weniger Jahre bzw Jahrzehnte. Natürliche Evolution dauert meist tausende von Jahren. Also weder in der Züchtung noch in der Gentechnik ist der evolutionäre Wandel „natürlich“.

der hauptunterschied liegt jedoch für mich darin, dass
bei der züchtung nicht genmaterial anderer spezies irgendwo
eingebaut wird
.
das ist doch das, was besondere ängste
auslöst und wo es keinerlei präzendenzfälle in der natur gibt,
an denen man eventuelle folgen studieren könnte…

Die Frage ist dann: Inwiefern ist der Einbau von solchem Genmaterial eine „Gefahr“ für die Evolution.

Behinderte haben es aber schwerer, nicht
nur aufgrund ihrer Behinderung, sondern auch aufgrund von
Vorurteilen irgendwelcher Id**t*n.

vielleicht sollte man mal die gleiche energie, die man in die
pränatale verhinderung von behindertem leben steckt, in die
erleichterung des lebens für behinderte und den abbau von
vorurteilen investieren.

Naja, das ist leichter gesagt als getan. Mentalitäten zu ändern kann man nicht mit Geld kaufen. Sogar heute gibts noch soviele Rechtsorientierte, und wenn man sich die Gespräche an manchen Stammtischen anhört, denkt man manchmal, ob man überhaupt im 21. Jahrhundert lebt. Da wird manchmal ein Menschen- und Frauenbild gezeigt, dass es kein Wunder ist, dass es in unserer Gesellschaft hinten und vorne fehlt.

dass dies nicht mit gleicher vehemenz
betrieben wird, zeigt mir ein weiteres mal, wo in dieser
gesellschaft die präferenzen liegen.

Dass in unserer Gesellschaft vieles nicht so ist, wie es sein sollte, ist ganz klar. Aber das liegt IMO zum größten Teil an den Menschen selbst. Hört sich zwar blöd an, aber Menschen sind eben oft auch Arschl***er :wink:

(im sommer war mein bruder mit seinem querschnittgelähmten
sohn hier in hamburg zu besuch. man ahnt ja als gehender
überhaupt nicht, wo rollstuhlfahrer überhaupt nicht hinkommen,
bzw. welche weiten wege diese zurücklegen müssen, um z.b. eine
u-bahn-station zu finden, die einen aufzug hat.)

Echt? Also in München hat afaik jede U-Bahn-Station einen Zugang für Behinderte. Aber ganz klar: In der Richtung sollte mehr gemacht werden. Zumindest sämtliche öffentliche Einrichtungen sollten so gebaut sein, dass sie Behinderten zugänglich sind.

auch das dritte reich
war ein rechtsstaat!

Nein, war er nicht.

ich meinte das in dem sinne, dass keinesfalls die blanke
willkür herrschte, sondern es klare gesetzliche regelungen
gab. nur wurden halt die gesetze dem politischen bedarf
angepasst…

Naja, also im 3. Reich gabs sehr wohl Willkür. Wer zum „politischen Gegner“ erklärt wurde, lag eigentlich fast immer im Ermessen von irgendwelchen Kräften in der Exekutive. Und es gab auch noch viele Gesetze aus der Weimarer Republik, die den NS-Regelungen entgegen sprachen.

Wenn du nicht auf unser Grundgesetz und unsere demokratischen,
rechtsstaatlichen Prinzipien vertraust, dann ist doch sowieso
alles egal.

na, so egal ist mir das keineswegs und außerdem bin ich
weitgehend froh mit dem bundesdeutschen rechtssystem.

Ich auch. Zumindest im Vergleich dazu, was vor der Demokratie für Systeme herrschten.

ich habe
aber genug erfahrungen sammeln können, die mir zeigen, dass
gesetze sehr wohl interessensgeleitet entstehen, dass sie
keineswegs „objektiv“ in rechtsprechung umgesetzt werden und
dass sehr schnell gesetze erlassen werden, wenn das
herrschende regelwerk bestimmten interessensgruppen nicht mehr
genügt.

Das ist ganz klar. Aber zumindest am Grundgesetz kommen auch die stärksten Interessensgruppen nicht vorbei. Und damit wäre schon mal das gröbste Unheil beseitigt.

daher mein -wie ich finde: gesundes- misstrauen.

Das sollte man in der Tat haben.

das war auch kein argument gegen die gentechnik, sondern eines
gegen den optimismus, die immanenten kräfte der wissenschaft
würden quasi automatisch durch gesetze in schach gehalten.

Sagen wir so: In den Grundzügen sind sie bis jetzt immer in Schach gehalten worden und aufgrund unserer doch inzwischen viel stabileren Staatsformen ist es auch nicht zu erwarten, dass sich das ändert.

Das größte Problem, dass ich eher sehe, ist, dass es für Gentechnik eine internationale Regelung geben muss. Nur davon sind wir wohl weit entfernt. Das blöde ist eben, dass bereits ein Land reicht, dass nicht mitspielt. Dann fahren eben alle, die geklonte Kinder haben wollen nach Bora-Bora oder so. Und die Reisefreiheit kann man wohl auch schlecht einschränken.

mfg
deconstruct

Hallo,

entschuldige meine späte antwort, aber ich bin nicht eher dazu
gekommen, auch zu deconstructs äußerung nicht. hoffentlich
lest ihr dieses posting noch…

Ich lese alle Antworten zu meinen Postings :wink:

das sollen sie auch sein! wissenschaft ist nur mit ethik zu
kontrollieren. und kontrolliert werden muss sie, denn sie
selbst hat keine grenzen. wenn es irgendwelche ungelösten
fragestellungen gibt, werden wissenschaftler immer versuchen,
diese zu erforschen und die durch unwissen gesetzten grenzen
zu überschreiten.

Also ich stimme dir bei deinem Artikel im groben und ganzen zu, dass es in der Praxis keine „wertfreie“ Naturwissenschaft gibt.
Wobei ich sagen muss, dass die Forschung an sich schon „wertfrei“ sein kann. Die Umsetzung ist es halt nicht mehr, und da zumindest die Möglichkeit besteht, dass es umgesetzt wird, ist diese Unterscheidung eigentlich sinnlos.
Und ich stimme dir auch zu, dass es die Aufgabe der Ethik sein muss, festzulegen, was man machen sollte, und was nicht.

Aber: (war doch klar, dass das kommt, oder :wink:)
Ethik wird der Wissenschaft nicht verbieten können, zu Forschen. Selbst wenn es angenommenerweise wünschenswert wäre, es wird nicht klappen. Das haben schon ganz andere Mächte auf dieser Welt versucht, die wesentlich mehr Einfluss hatten als die Ethik, und sie sind daran gescheitert.

IMO ist wichtig: Was macht man aus den Forschungsergebnissen?
Das Wissen, wie man Menschen klont, wird sicher kommen. Das wirst du nicht verhindern können. Wir wissen auch, wie man Atombomben baut.
Aufgabe der Ethik ist es daher, aufzuzeigen, welche Dinge, die man aufgrund des gewonnen Wissens machen kann, ethisch verwerflich sind.
Dass man keine Atombomben wirft, ist hier noch relativ offensichtlich unethisch. Dass man keine Menschen klonen sollte, denke ich auch. Aber bei der Frage wie man Gentechnik z.B. zur Heilung von Krankheiten einsetzt oder zu ähnlichen Dingen, da ist die Lage schon verzwickter. Und hier stehen uns wohl noch viele Diskussionen ins Haus, wie weit man dabei gehen sollte.
Aber eine generelle Ablehnung der Gentechnik finde ich genauso falsch, wie die jubelnde Hochpreisung derselben.

mfg
deconstruct