Hallo zusammen!
Ich habe mir schon lange überlegt ob das „deutsche Asia-Gemüse“ auch das richtig asiatische ist. Ich weiss z.B. nicht ob dort Möhren drin sind (hier scheinbar ein normales Asia-Gemüse), kann ich mir nur schwer vorstellen.
Welches Gemüse wird in Asien benutzt um es für eine Gemüsepfanne zu verwenden?
Vielleicht war jemand von euch schon in Asien oder ist sogar Asiat und kann mir meine Frage beantworten.
Danke jetzt schonmal
LMT_Baum
Hi
In Asien finden sich tatsächlich Möhren im Gemüse, auch Paprika. Dazu kommen Mungobohnen und Mungobohnenkeime, Sojabohnenkeime, schwarze Bohnen (manchmal, oft zu Fleisch). Außerdem Zuckerschoten oder Schlangenbohnen (das sind sehr, sehr lange Bohnen, meistens nicht unter 30 cm lang). Frühlingszwiebeln, chinesische Knoblauch, Auberginen, Babymais, Brokkoli, Stangensellerie, Zucchini, Gemüsefenchel, Blumenkohl.
Ferner gibt es Pak Choi, eine Art des sogenannten Chinakohls, auchs Senfkohl genannt. China-Brokkoli oder Wasserspinat.
Wasserkastanien sind dort sehr beliebt (ich mag sie allerdings nicht) sowie Bambus in diversen Formen.
Nur regionsweise Tomaten, traditionell eher weniger.
Es finden sich auch Nüsse - Pekannüsse, Cashewkerne, Mandeln und Erdnüsse- im Gemüse.
Dazu kommen jede Menge Pilze, vor allem Strohpilze, Shiitake und Black (ear) Fungus, auch Austernpilz genannt, den gibts in schwarz und in weiß. In D gibt meistens nur schwarze.
Auch Schlangengurken/Salatgurken werden heiß gegessen. Zum Gemüse gehören auch oft Glasnudeln diverser Dicke, wenns um China und Vietnam geht.
Und natürlich geht nix ohne Chili.
Die amerikanischen Sachen kannst du rausfiltern, wenn du es ganz traditionell möchtest. Statt Zucchini wurden früher diverse Rübenarten gegessen und Blumenkohl hat traditionelle Kohlarten verdrängt. Beides findet sich auf dem Land z.B. in China noch, aber kaum in touristisch zugänglichen Restaurants.
Und schon gar nicht im Kühlbeutel.
Ich persönlich bekomme immer Wutanfälle wenn sich Tonnen von Zwiebeln statt anständigem Gemüse finden. Chinesen benutzen wenig Zwiebeln, wenn, dann Frühlingszwiebeln und vielleicht mal ne Scharlotte.
lg
Kate
Hallo,
Asia-Gemüse gibbet nur auffer Tüte.
Asien ist 44,6145 Mio. km² groß, vereint praktisch alle auf dem Kontinent vorhandenen Klimazonen in sich (und damit auch völlig unterschiedliche Vegetationszonen von Permafrost über gemäßigt bis hin zu Tropen, einschließlich Wüste und richtig nass), es leben dort 4 Milliarden Menschen von über 5000 m Höhe bis auf Meeresspiegelniveau, vom Hochgebirge über Tiefebenen bis hin zum Inselstaat. Ergo dürfte nahe liegend erscheinen, dass da ganz unterschiedlicher Kram wächst.
Aber es geht noch weiter. Alle Länder und Kulturen essen völlig unterschiedlich, weil sie über eine facettenreiche Esskultur verfügen. So essen die Mongolen völlig anders als die Indonesier, japanisches Essen ist nicht mit dem in Ägypten vergleichbar. Man rufe sich nur mal die Unterschiede europäischer Esskultur vor Augen und vergleiche es mit der Größe und der Anzahl der Menschen in Asien.
Damit hast du das was gegessen wird und ein Stück davon wie es gegessen wird.
Das, was als „Asiengemüse“ in der Tüte landet, bildet also nicht Asien ab - es ist der vage Versuch, China abzubilden, weil als Wok-Gemüse gedacht. Aber Wok + Mischgemüse ist wiederum nur eine klitzekleine Facette des gar reichlich vielseitigen Landes China, und selbst dieses Gemüse findet man in der Mischung der Tüte so nicht.
Die chinesische Küche ist - mal abgesehen davon, dass sie regional sehr unterschiedlich ist - ohnehin ganz anders aufgebaut, als die westliche Wahrnehmung suggeriert. Das „ich-schmeiß-alles-mehr-oder-weniger-wahllos-in-den-Wok-Durcheinander“ (und damit die „Gemüsepfanne“) gibt es so nicht. Insofern ist also der erste „Fehler“ die reichhaltige Mischung. Tendenziell sind meisten die Rezepte eher auf wenige Gemüse beschränkt. (Was nicht heißt, dass es nicht auch Rezepte gibt, in denen viele Gemüsesorten vereint werden.)
In der chinesischen Küche spielt die Geschmacksharmonie eine große Rolle. Ein Teil davon kommt hier verkürzt als 5-Elemente an, tatsächlich verbirgt sich dahinter aber eine sehr komplexe Philosophie (die nicht nur Essen umfasst). Neben dem Geschmack spielt da bspw. auch die Konsistenz eine Rolle. Dann das Thema Schnitttechnik: Aus ästhetischen Gründen, aber auch um Garzeiten und „Essbarkeit“ gut hinzubekommen, mischt man bspw. nicht Würfel und Streifen. All dies hat Auswirkung darauf, was man zusammen mischt und wie.
Dann noch zum eigentlich Was:
Die Möhre. Ist eigentlich Vorderasiatisch / Mittelmeer, also eher nicht China. Wird dort aber auch inzwischen verwendet, wenn auch - da liegst du richtig - nicht in dem Maße, wie bei uns suggeriert. Aber sie hat den Vorteil, Farbakzente zu setzen, was in vielen asiatischen Küchen - so auch in China - auch eine Rolle spielt.
Guckt man sich dann noch ein paar andere Gemüsesorten an, die als vermeintlich asiatisch assoziiert werden, kann man manche Überraschung erleben: Keime werden tatsächlich häufig als Gemüse eingesetzt, dann gibt es die von Kate schon genannten Wasserkastanien, Bambus etc. die man auch als „typisch asiatisch“ bezeichnen kann. Spinat, der in vielen asiatischen Küchen heute gerne verwendet wird, stammt eigentlich aus dem östlichen Mittelmeerraum. Chili und Mais gar aus „Übersee“ - trotzdem wird beides, ersteres schon länger, heute gerne verwendet. Umgekehrt gibt es Gemüse wie die Aubergine, die wir heute als klassisch mediterran benennen, die eigentlich nicht daher stammen, sondern aus dem östlichen Asien kommen.
Also alles nicht ganz so trivial
LG Petra