Hallo Viktor,
ich kenne kein Gemeinwesen welches sich auf Ethik und Moral
stützt und Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte anstrebt, welches
von Atheisten gegründet oder gestaltet wurde und schon garnicht
die BRD.
Auch die viel beschworene „Aufklärung“ hat dies nicht bewirkt.
Du schreibst schon wieder von Dingen, die keiner behauptet hat.
Sie hat nur die Entwicklung zu demokratischen Systemen mit
forciert und auch die „bürgerliche Emanzipation“.
Genau darum ging es vielmehr - und zwar ganz speziell um Glaubens-, Gewissens- und Meinungsfreiheit. Oder anders ausgedrückt: um Toleranz als einen zentralen gesellschaftlichen Wert.
Zur Erinnerung: die Ausgangsfrage lautete
sind Atheisten gut für die Gesellschaft ?
- worauf ich zu nächst einmal darauf hinwies,
a) dass man zur Beantwortung dieser Frage erst einmal klären müsse, was"gut für die Gesellschaft" ist und
b) dass in modernen Gesellschaften ein breiter Konsens darüber besteht, dass Toleranz „gut für die Gesellschaft“ ist.
Diese Entwicklungen wurden tatsächlich kirchlicher seits teils
gebremst da dadurch gewachsene Einflußbereiche beschnitten
wurden.
„Gebremst“ ist gut - sie wurden offensiv bekämpft.
Doch was besagt das schon.
Das besagt, dass Toleranz im Wertesystem der Kirche offensichtlich einen negativen Stellenwert hat. Wobei ich dies nicht speziell an der katholischen Kirche festgemacht, sondern behauptet habe, dass die geschichtliche Erfahrung zeigt, dass stark religiös geprägte Gesellschaften generell intolerant sind. Mit dem Islamismus haben wir derzeit ein leuchtendes weiteres Beispiel präsent.
Ich habe allerdings speziell in Bezug auf die katholische Kirche deren offziellen, ihre Intoleranz verteidigenden und unmissverständlich die Gewissensfreiheit verurteilenden Standpunkt durch Verweis auf die amtlichen Verlautbarungen von fünf Päpsten im Zeitraum von 1791 bis 1888 belegt. Hochoffizielle, ex cathedra der Weltöffentlichkeit verkündete Aussagen, die bis heute seitens der katholischen Kirche nicht zurückgenommen oder auch nur relativiert wurden.
Zusammenfassend - die Frage
sind Atheisten gut für die Gesellschaft ?
lässt sich zumindest so weit beantworten: wenn man Toleranz für einen positiven, erstrebenswerten gesellschaftlichen Wert hält, dann trifft zumindest schon einmal zu, dass Nicht-Atheisten es jedenfalls nicht sind.
Zugegeben, das ist natürlich (in seiner Simplifizierung und Pauschalisierung) polemisch überzogen. Aber simplifizierend und pauschalisierend war die Frage ja auch - so trollig wie das ganze Posting.
Vom Christ (oder Katholik) Hitler hat keiner was bemerkt.
Er war in seiner Gesinnung längst Atheist, frei von jeder
übernatürlichen Verantwortung. Und dies waren die meisten seiner
fanatischen Anhänger auch.
Dann solltest Du das auch belegen können - ansonsten würde ich sagen, Du fantasierst Dir da in die eigene Tasche. Bei den Präsidentschaftswahlen 1932 ließ Hitler für sich mit Flugblättern werden: „Wählt den gläubigen Katholiken Adolf Hitler!“.
Immer noch Standardwerk zu diesem Thema:
Friedrich Heer
Der Glaube des Adolf Hitler
Anatomie einer politischen Religiosität
Bechtle, 2. Auflage 1998
ISBN: 3762805490 Buch anschauen
Nimm und lies! Friedrich Heer war übrigens kein finsterer Atheist, sondern bekennender Katholik. Genau wie der Pastoraltheologe Rainer Bucher, dessen aktuelleres Werk „Hitlers Theologie“ ich allerdings nicht kenne, das jedoch sicher ebenfalls Aufschluss über Hitlers angeblichen „Atheismus“ geben kann.
Ich, und auch niemand der hier redlich argumentiert kann „kirchliche
Terrorherrschaft“ über Jahrhunderte oder sonst erkennen welche auch
nur annähernd mit den Terrorherrschaften atheistischer Prägung
vergleichbar wäre.
Du meinst, Du müsstest jedem „redliches Argumentieren“ absprechen, der die Dinge beim Namen nennt. Nun ja, immerhin bestreitest Du nicht die „kirchliche Terrorherrschaft“ an sich, sondern nur, dass sie mit den „Terrorherrschaften atheistischer Prägung vergleichbar wäre“. Das nenne ich klassisch jesuitisch argumentiert.
Doch worum geht es hier überhaupt, immer wieder ?
Die Fragen lauten:
Kann der Atheismus eine ethisch moralische Welt schaffen oder
die ideologische Grundlage dazu bewirken ?
Die Fragen Falcos lauten ganz anders - du präsentierst hier nur Fragen, die zu Deinen Antworten passen sollen. Aber sei’s drum. Selbstverständlich. Solltest Du übersehen, dass theologische Ethik ein zunehmend unbedeutender werdendes Randgebiet der Ethik ist?
Kann die christl. Botschaft dies bewirken ?
Nun - sie hatte dazu fast 2000 Jahre Zeit.
Die Begründung eines Zuschlags für den Atheismus sieht mager
aus.
Wie sah und wie sieht denn das Ergebnis in den durch das Christentum geprägten Kulturen aus?
Die (geschichtlichen)Vorhaltungen gegen Kirche , Christentum
oder auch meine Gegenhaltungen gegen atheistische Regime (ich würde
mich auch lieber inhaltlich auseinandersetzen) sind nun
wirklich nicht relevant zur Beantwortung obiger Fragen.
Sie sind insofern relevant, als sie zeigen, dass Ideologien, die Heilsversprechen mit einem Absolutheitsanspruch verbinden, offensichtlich nicht geeignet sind, diese Fragen zu beantworten.
Freundliche Grüße,
Ralf