Liebe Susi !
Lieber Wolkenstein,
Du hast recht, die Menschen schöpfen Ihre Kraft sicherlich aus
unterschiedlichen Dingen.
Stimmt. Völlig ohne Bedeutung bleibt aber, ob ich meine Kraftquelle wissenschaftlich erklären kann. Dem Exaktheitsanspruch hinkt die Wissenschaft öfters hinterher, als gemeinhin angenommen wird.
… sonstigen esoterischen Dingen schöpfen, damit irgendetwas
kompensieren müssen.
Mal nachdenken, was da denn sein könnte, das ich kompensieren zu müssen glaube *grins* …
Warum wird sonst so ein Zeug überhaupt erfunden?
Das „Zeug“, wie es Du nennst, wurde ursprünglich gar nicht erfunden. Stell Dich mal vor den abendlichen Sternenhimmel hin, weitab von jeder überbeleuchtenden Menschenanhäufung neben *grins* Batterien von Ställen für Nutzenmenschen (Zitat Konrad Lorenz, er meinte damit Hochhäuser) und Verbindungswegen zwischen denselben. Gut, jetzt hör ich Dich „Natur“ sagen. Was sagst Du dann zu einem Pantheisten, für den die gesamte Schöpfung Gott ist ?
Man könnte ja auch Energie aus reellen Dingen schöpfen, wie z.B.
Natur, Entspannung, Liebe, Freunschaft, Sex etc.
Verwend ich auch als Kraftquellen. Aber was spricht eigentlich gegen irreale Kraftquellen ? Dem einen geben sie Kraft; solange das keinem anderen weh tut oder ihn einschränkt, warum nicht. Was gewinne ich, wenn ich meine Kraftquelle wissenschaftlich erklären kann ? Vermutlich gar nichts.
Bei manchen Wissenschaftsgläubigen und manchen anderen (Du bist hiermit nicht gemeint) kommt mir immer zweierlei vor. Einerseits: Du hast eine Kraftquelle und ich nicht, gemein, Neid ! Andererseits erscheinen mir manche erstaunlich kraftlos, die sind meist auf der Suche nach Quellen derselben, allerdings oft mit untauglichen Mitteln.
Stell Dir mal jemanden vor, der eine Rose in ihre Einzelteile zerlegt und sich dann wundert, dass diese wunderbare Blume ihren Zauber verloren hat. Sie ist im zerlegten Zustand keine Kraftquelle mehr. Das Zerlegen (= analysieren) hat schon auch etliches für sich, aber muss ich darum immer und alles zerlegen ?
Wenn einem das nicht reicht, braucht man halt mehr.
Was ist denn daran auszusetzen, wenn einem etwa, gilt für mich, das Abendmahl Kraft gibt ? Ich such diese Kraftquelle sehr selten auf, aber immer, wenn ichs tu, stell ich fest, dass meine Kraft gewachsen ist. So, und was mach ich jetzt ?
Zum Beispiel die Religion. (Das ist jetzt absichtlich provozierend)
Ich lass mich gern provozieren, das regt zum Nachdenken an.
Wie schon gesagt, die Religion entstand aus Dingen, die sich
der Mensch nicht erklären konnte (vom Gewitter bis hin zu den
Sternen am Himmel).
OK, *grins* obwohl der hammerschwingende Thor, der blitzeschleudernde Zeus und der im Winter allabendlich auftauchende Osiris (das Sternbild Orion) auch was für sich haben, ohne daran zu glauben.
Mit dem Fortschritt wissenschaftlicher Erkenntnisse schrumpft die
Zahl der „Wunder“ merklich zusammen, und so auch die Zahl der
Gläubigen.
Soweit, so versteh. Mein Glauben hing aber nie am seidenen Faden „Wunder“. Die sind mir ziemlich egal, obwohl so aus Wasser Wein machen zu können auch hin und wieder so einiges für sich hätte *schmunzel*.
Einige Fragen werden aber noch länger unbeantwortet bleiben, z.b.
die Frage danach, was nach dem Tod mit uns passiert. Deswegen wird’s
auch immer Leute geben, die religiös orientiert sind.
Auch das nicht, zumindest was mich betrifft; mein Glauben hängt nicht an unbeantworteten Fragen. Für mich ist der Tod eines der letzten Abenteuer. Wenns nach meiner Planung geht, wirds zwar noch ein längeres Weilchen dauern, aber von Zeit zu Zeit liebe ich die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit. Ab und zu mag ich das Spielchen „Was wär, wenn ich nur noch einen Tag zu leben hätte“.
Liebe Grüße, Susi
die lieben Grüße erwidernd
Wolkenstein