Aufbau-Ost: Was ist eigentlich schiefgelaufen?

Guten Abend zusammen,

ich habe als junger Österreicher wohl nicht so recht den Bezug zum Thema, aber ich lese hier doch immer wieder sehr emotionale Beiträge über die ehemalige DDR. Ich habe seinerzeit den ganzen Trubel noch nicht so mitbekommen, war noch zu klein, aber auch heute fehlt mir irgendwie ein Einblick in dieses Thema.

Mir stellt sich die Frage, wieso ist eigentlich der sog. Aufbau-Ost anscheinend so gründlich daneben gegangen (ist er das überhaupt? es liest sich immer so…)?

Was wurde seitens der Politik, der West- und der Ostbevölkerung und weiteren wichtigen Personen/Institutionen seinerzeit falsch gemacht? Waren es vorhersehbare Fehler?

Ist die Lage in Ostdeutschland wirklich so dramatisch wie es mitunter klingt (>25% Arbeitslose, sämtliche Industrie der Regionen bankrott etc.) oder gibt es auch Fälle, wo die Eingliederung in Westdeutschland funktioniert hat?

Hat es anno 89 eigentlich seitens der BRD-Regierung eine Art Masterplan gegeben, wie die Eingliederung der DDR zu verlaufen hat? Oder haben die das einfach so in Angriff genommen?

Was, um die Fragerei mal zu nem Abschluss zu bringen, hätte seinerzeit anders verlaufen müssen, damit der Aufbau-Ost funktioniert hätte? Oder hätte man die DDR besser gar nie erst auf West-Niveau heben sollen?

Viele Fragen eines Interessierten, hoffe ich bin im Brett richtig - für mich aus Österreich wäre das ja eigentlich Außenpolitik :wink:

Freundliche Grüße

Jerry

Mir stellt sich die Frage, wieso ist eigentlich der sog.
Aufbau-Ost anscheinend so gründlich daneben gegangen (ist er
das überhaupt? es liest sich immer so…)?

Man kann es einfach zusammenfassen. Es ging zu schnell. Oder wie ein Prof. mal passend sagte: „Sie wollten das Paradis sofort.“ Aber, Rührei kann man nicht ungerührt machen, wie die Japaner so treffend sagen.

Was wurde seitens der Politik, der West- und der
Ostbevölkerung und weiteren wichtigen Personen/Institutionen
seinerzeit falsch gemacht? Waren es vorhersehbare Fehler?

Einzig und allein Subventionsmissbrauch. Jeder der Hier geschrien hat, hat Geld bekommen. Da gab es mal einnen treffenden Folm mit Götz George: „Das Schwein - eine deutsche Karriere“. Dieser Film trifft das Problerm sehr genau.

Ist die Lage in Ostdeutschland wirklich so dramatisch wie es
mitunter klingt (>25% Arbeitslose, sämtliche Industrie der
Regionen bankrott etc.) oder gibt es auch Fälle, wo die
Eingliederung in Westdeutschland funktioniert hat?

Ja. Besonders Sachsen/Anhalt, wo es durch die Chemiefirmen Buna und Leuna zu der Arbeitslosigkeit kam. Wer da nicht rechtzeitig die Kurve bekommen hat, hatheute das Problem.

Was, um die Fragerei mal zu nem Abschluss zu bringen, hätte
seinerzeit anders verlaufen müssen, damit der Aufbau-Ost
funktioniert hätte? Oder hätte man die DDR besser gar nie erst
auf West-Niveau heben sollen?

Langsames Eingliedern so wie wir es heute mit den neuen EU-Ländern machen, parallele Währungen, die Wirtschaft langsam aufbauen aber offene Grenzen.

Aber, jetzt müssen wir halt damit leben. Es wird schon wieder aufwärts gehen, auch wenn es die Weltuntergangspropheten es anders sehen. Dazu ist Mut und Unternehmenslust gefragt und kein Jammern und Meckern.

Hi!

Mir stellt sich die Frage, wieso ist eigentlich der sog.
Aufbau-Ost anscheinend so gründlich daneben gegangen (ist er
das überhaupt? es liest sich immer so…)?

Er ist schief gegangen, weil West-Politiker den Leuten im Osten von Beginn an die Zukunft in den rosigsten Farben ausgemalt haben.

Es ist schief gegangen, weil man zur Führung ostdeutscher Unternehmen Manager aus westdeutschen Unternehmen der gleichen Branche abgestellt hat (und diese schön blöd gewesen wären, wenn sie durch Sanierung des Ost-Unternehmens ihrer West-Firma einen starken Konkurrenten eingebrockt hätten).

Es ist schief gelaufen, weil man die ehemaligen DDR als Absatzmarkt, aber nicht als Produktionsstätte gesehen hat.

Es ist schief gelaufen, weil viele West-Unternehmen im Osten Briefkasten-Firmen eröffnet haben, um die Subventionen für Unternehmensgründungen im Osten zu kassieren.

Es ist schief gelaufen, weil ein Mann wie Rohwedder ermordet wurde und die Leitung der Abwicklungsorganisation „Treuhand“ an Birgit Breuel ging.

Es ist schief gelaufen, weil viele Planungen bzgl. der Infrastruktur der ostdeutschen Gemeinden gnadenlos überdimensioniert waren.

Es ist schief gelaufen, weil eine ganze Menge Leute plötzlich Hosen mit wahnsinnig großen Taschen hatten, in die unglaublich viele Geldscheine passten.

Es ist schief gelaufen, weil mit einem Schlag eine Bevölkerung in der Größenordnung wie Nordrhein-Westfalen ( so um die 16 Millionen ) Leistungen aus den Sozialsystemen bezog, in die sie nie eingezahlt hat.

Es ist schief gelaufen, weil der Wechselkurs von Mark der DDR zu D-Mark völlig neben den Realitäten lag.

Es ist schief gelaufen, weil es bei Grundstücksfragen die Regelung „Rückgabe vor Entschädigung“ gab, was zu jahrelangen Rechtsstreitigkeiten und damit verbunden Verzögerungen bei Ausbau und Sanierung gab.

Es ist schief gelaufen, weil zwar andauernd „Deutschland, einig Vaterland“ gerufen wurde, aber in den Köpfen und im Handeln wir bis heute alles andere als „Deutschland, einig Vaterland“ sind.

Es ist schief gelaufen, weil in den neuen Bundesländern wie auch im alten Bundesgebiet jeweils eine Verklärung der Vergangenheit einsetzte.

Und es ist aus noch weiteren tausend Gründen schief gelaufen …

Grüße
Heinrich

Moin, moin!

ich habe als junger Österreicher wohl nicht so recht den Bezug
zum Thema, aber ich lese hier doch immer wieder sehr
emotionale Beiträge über die ehemalige DDR.

Kein Wunder, die Sache kostet alle Beteiligten viel Geld.

Ich habe
seinerzeit den ganzen Trubel noch nicht so mitbekommen, war
noch zu klein, aber auch heute fehlt mir irgendwie ein
Einblick in dieses Thema.

Dem kann abgeholfen werden…

Mir stellt sich die Frage, wieso ist eigentlich der sog.
Aufbau-Ost anscheinend so gründlich daneben gegangen (ist er
das überhaupt? es liest sich immer so…)?

Er ist keineswegs voll danebengegangen.
Die Ostzone verfügt heute über das modernste Kommunikations- und Autobahnnetz der Welt.
Die historischen Bausubstanzen wurden bereits zu einem hohen Prozentsatz renoviert. Nur keiner will das heute nutzen, die Ostdeutschen meckern oder marschieren gen Westen.

Die Ostzonen-Bevölkerung wurde durch die Wiedervereinigung vor einer Massenarmut und Hungersnot bewahrt. Viele glauben das zwar nicht, aber es ist klar, dass die DDR nur aufgrund ihres eingetretenen Staatsbankrotts an die BRD zurückgegeben worden ist. Wäre sie ein prosperierender Staat gewesen, hätten die Russen Ende ´89 Panzer auffahren lassen. Zudem wäre die Situation dort heute mehr als bedenklich. Schon in den späten 70er und 80er Jahren lebte die DDR von Spenden aus dem Westen, beispielshaft seien hier nur die Strauß-Kredite und VW-Geschenke angeführt. Bedi einem offenen Konflikt wären diese Hilfen beendet worden. Da die Ex-UdSSR-Staaten heute allesamt eher schlecht dastehen, wäre wohl von dort auch nicht viel zu erwarten gewesen.
Es ist somit nicht schwer sich auszumalen, wie die DDR heute dastehen würde.

Was wurde seitens der Politik, der West- und der
Ostbevölkerung und weiteren wichtigen Personen/Institutionen
seinerzeit falsch gemacht?

Man wollte die Verhältnisse viel zu schnell angleichen und führte somit zu schnell die völlige Allokationsfreiheit und die gemeinsame Währung ein.

Waren es vorhersehbare Fehler?

Nein. Die Folgen der Fehler waren jedoch klar vorhersehbar.

Ist die Lage in Ostdeutschland wirklich so dramatisch wie es
mitunter klingt (>25% Arbeitslose, sämtliche Industrie der
Regionen bankrott etc.)

In Teilen des Landes wie Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen sowie Sachsen-Anhalt ist die Lage in der Tat äußerst unerfreulich. Da aber der Westen dort massiv unterstützt, leben die Menschen dort immer noch besser als vor der Wende.
Aufgrund der mangelnden Verpflichtung deutscher Arbeitloser zur Mobilität sitzen viele Leute dort, tun nichts, leben vom Westen und schimpfen auf den Westen.

oder gibt es auch Fälle, wo die
Eingliederung in Westdeutschland funktioniert hat?

Natürlich. Zu haufe. In Sachsen hat sich zukunftsweisende Industrie wie Porsche, BMW, Jenoptik etabliert.
Allerdings waren die Sachsen schon vor dem 2. WK ein fleissiges, erfolgreiches Völkchen.
Es gibt eben auch innerhalb Deutschlands massive Unterschiede in Mentalität und Leistungswillen.
Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Sachsen sind nicht umsonst vorne. Das Saarland, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und Sachsen-Anhalt nicht umsonst hinten…
Es lässt sich ferner auch feststellen, dass die „ärmsten“ deutschen Bundesländer von SPD und/oder PDS und/oder den Grünen regiert sind.

Hat es anno 89 eigentlich seitens der BRD-Regierung eine Art
Masterplan gegeben, wie die Eingliederung der DDR zu verlaufen
hat? Oder haben die das einfach so in Angriff genommen?

Es gab verwunderlicherweise offenbar keinen Masterplan, wobei schon seit spätestens Mitte der 80er klar war, dass der BRD die DDR demnächst zum Kauf angeboten würde.
Dass wir den maroden Laden dann zunächst(!!) umsonst bekommen haben, darf als Glücksfall gelten.

Was, um die Fragerei mal zu nem Abschluss zu bringen, hätte
seinerzeit anders verlaufen müssen, damit der Aufbau-Ost
funktioniert hätte? Oder hätte man die DDR besser gar nie erst
auf West-Niveau heben sollen?

Damit gibst Du die wichtigste Antwort bereits.
Der Fehler war v.a. die sofortige Einführung der D-Mark und die unbeschränkte Niederlassungsfreiheit für DDR-Bürger.
Anfangs war das super und der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl hatte sich so Millionen neuer Wähler für seine CDU gekauft.
Aber ziemlich schnell stellte man fest, dass selbst ein reiches Industrieland wie Deutschland einen 40-Jahre lang vergammelten Laden wie die DDR nicht aus der Portokasse aufbauen kann.
Darunter leidet der Westen heute, der Osten hat natürlich massiv profitiert.
Dass viele Menschen im Osten sich darüber noch beschweren, ist jedoch der eigentliche Skandal.
Kohl hatte keinen Präzedenzfall. Aus heutiger Sicht zu kritisieren ist sehr leicht. Ob es unsere Sozis damals besser hinbekommen hätten, ist zu bezweifeln. Vielmehr wären sie wohl einen dem Wege Kohls sehr ähnlichen Pfad gegangen.

Der einzelne sollte jedoch schlau genug sein zu sehen, wie gut es ihm heute im Vergleich geht. Wie gesagt: im vereinigten D muss niemand hungern oder frieren. Das allein ist eine gewaltige Errungenschaft angesichts 17 Mio. potenzieller neuer Sozialfälle.

Mein Artikel sowie die zu erwarteneden Reaktionen darauf werden Dir zudem zeigen, dass 40 Jahre Leben in völlig verschiedenen wirtschaftlichen und politischen Systemen die Deutschen in Ost und West voneinander entfremdet haben.
Eine „Integration“ der Ostdeutschedn in das westdeutsche System wird es allein aufgrund der Masse an Menschen im jeweiligen Teil nicht geben. Beide werden sich über die Jahrzehnte ein gemeinsames, neues Deutschland bauen.
Und das ist im Endeffekt auch sinnvoll. Ärgerlich ist nur der unbezahlbare und auch politisch mangelhaft umgesetzte Start der neuen Gemeinsamkeit.

Grüße,

Mathias

was für ein Glück, …
… daß Deine Einschätzung nur von ein paar tausend Leuten geteilt wird.

Hallo Mathias,
Du läßt aber auch keine Gelegenheit aus, Deine Hetzparolen loszuwerden.
Nein, ich will nicht mit Dir darüber diskutieren, ich will nur verhindern, daß der Eindruck entsteht, Du würdest weit verbreitete Ansichten wiedergeben. Ein paar Extremisten fallen nicht in’s Gewicht.

Gruß, Rainer

Diesen hier über mir stehenden, gebügelten Schwachsinn eines Primaten eines Bergvolkes, solltest du nicht für bare Münze nehmen.

Danke.
Frank

Hi,

ob das je geplant war, ist fraglich.

    • im Gegensatz zum Westen gab es ja keine großen Mengen an Privateigentum an Produktionsmitteln. Es war alles Volkseigentum.
      Dieses wurde zum überwiegenden Teil von der Treuhand an die westliche Großindustrie verschenkt.
      So wurden aus anfänglich geschätztem Vermögen von rd. 600 Mrd. DM ein Verlust von rd. 250 Mrd. DM.
      Aber nur geldseitig!

Als Folge gibts im Osten eine völlig andere Vermögensstruktur. Wenn im Westen 2 Millionäre auf einem km² leben, sind es im Osten 0,001 oder so.
Fazit: dem aufbau Ost ging ersrtmal eine Plünderung Ost voraus, welche auch erhebliche Folgen für den Westen hat.
So ist die ganze investierte Infrastruktur vielfach ungenutzt.

Des weiteren waren die ehemaligen Betriebe auf eine Intensivierung der Produktion ausgelegt, was im Kapitalismus garnicht möglich ist. So war ein nicht unerheblicher Teil aufgrund der Struktur garnicht mehr nutzbar.

Weiterer Abbau nur in Stichpunkten:

  • Abbau von Bildung
  • Abbau der Bevölkerung durch wirtsch. Wegzug und geringe Geburtenrate wegen wirt. Unsicherheit.
  • Osten wurde in erster Linie als Markt gesehen, nicht für Investitionen (von Firmen)
  • radikale Ausnutzung von Fördergeldern - dadurch vielfach Leerstand von Altbausubstanz, saniert.

Soetwas kommt nunmal dabei heraus, wenn man „die Kräfte des Marktes“ frei walten lässt. Anarchie der Produktion.

Gruß
Frank

erklärt vielleicht die Zusammenhänge etwas besser:

http://www.jungewelt.de/2004/10-18/003.php
http://www.jungewelt.de/2004/10-30/004.php
http://www.jungewelt.de/2004/11-05/003.php
http://www.jungewelt.de/2004/11-09/003.php

Gruß
Frank

Moin, moin!

Moin, moin!

Es lässt sich ferner auch feststellen, dass die „ärmsten“
deutschen Bundesländer von SPD und/oder PDS und/oder den
Grünen regiert sind.

Es lässt sich auch feststellen, dass die Belastung des Waldes durch Umweltschäden in jenen deutschen Bundesländern am höchsten ist, die von CDU (Baden-Württemberg, 40% der Wälder sind geschädigt) und CSU (Bayern, 37% der Wälder sind geschädigt) regiert werden, während das „rote“ Brandenburg nur 13% und das rot-grüne Nordrhein-Westfalen nur 19% Schädigung aufweisen.

Ob da ein Zusammenhang besteht?

Grüße
Heinrich

Ob es da

Hallo,
hab ich da irgend was falsch verstanden?
Ist dies eine Intensivierung der Produktion wenn man fast 20 Jahre auf ein Auto warten muß, oder bei Plan/Soll erfüllung die Arbeit aussetzt. Warum auch mehrarbeiten wenn man davon nichts hat?

Des weiteren waren die ehemaligen Betriebe auf eine
Intensivierung der Produktion ausgelegt, was im Kapitalismus
garnicht möglich ist. So war ein nicht unerheblicher Teil
aufgrund der Struktur garnicht mehr nutzbar.

„Sarkasmus an“
Die „kapitalistichen“ Firmen kamen halt nicht mit dem Produktionsübersch zurecht.
„Sarkasmus aus“

Gruß
Schnorz

Soetwas kommt nunmal dabei heraus, wenn man „die Kräfte des
Marktes“ frei walten lässt. Anarchie der Produktion.

Gruß
Frank

Hallo,
hab ich da irgend was falsch verstanden?
Ist dies eine Intensivierung der Produktion wenn man
fast 20 Jahre auf ein Auto warten muß, oder bei Plan/Soll
erfüllung die Arbeit aussetzt. Warum auch mehrarbeiten wenn
man davon nichts hat?

Das hat nichts mit Intensivierung zu tun. Bessere Ausnutzung von Rohstoffen, Müllvermeidung, Energieeinsparung war gemeint.
Geht im Kap nicht, der Preis allein entscheidet.

Gruß
Frank

Danke für die Aufklärung.

Hallo,
hab ich da irgend was falsch verstanden?
Ist dies eine Intensivierung der Produktion wenn man
fast 20 Jahre auf ein Auto warten muß, oder bei Plan/Soll
erfüllung die Arbeit aussetzt. Warum auch mehrarbeiten wenn
man davon nichts hat?

Das hat nichts mit Intensivierung zu tun. Bessere Ausnutzung
von Rohstoffen, Müllvermeidung, Energieeinsparung war gemeint.

Da hast du recht, mir fällt da nur Bitterfeld ein, ein Paradebeisbiel für Intensivierung.

Gruß
schnorz

Geht im Kap nicht, der Preis allein entscheidet.

Gruß
Frank

Hallo,

Das hat nichts mit Intensivierung zu tun. Bessere Ausnutzung
von Rohstoffen, Müllvermeidung, Energieeinsparung war gemeint.

Dann heisst das Schlagwort vermutlich Effektivität…

Geht im Kap nicht, der Preis allein entscheidet.

Die übliche, schwammige frank’sche Nebelgranate, was genau willst Du sagen?

Greetz, Bommel

Tach auch, Frank!

Des weiteren waren die ehemaligen Betriebe auf eine
Intensivierung der Produktion ausgelegt, was im Kapitalismus
gar nicht möglich ist. So war ein nicht unerheblicher Teil
auf Grund der Struktur gar nicht mehr nutzbar.

DEN Zusammenhang könntest Du mir gerne mal etwas näher erläutern.

Gruß
Thorsten

Hallo!

Heute bezeichnet Verteidigungsminister Peter Stuck bestimmte amerikanische Vorwürfe und Wünsche wörtlich als Unverschämtheit. So etwas wäre bis 1989 unvorstellbar gewesen. Deutschland war kein souveräner Staat, es galt der 4-Mächte-Status. Deutsche Regierungen pflegten in Washington artig anzufragen, was genehm ist und was nicht. In Deutschland waren französische, britische, amerikanische und russische Soldaten stationiert, insgesamt ein waffenstarrendes Millionenheer mit Raketen zur gegenseitigen Vernichtung und quer durch Deutschland verlief eine schwer bewachte Grenze, in ihrer Art eine der schlimmsten der Erde. Beiderseits der Grenze standen sich 2 Machtblöcke gegenüber. Westdeutschen Schülern wurde von ihren Lehrern die vom Ostblock drohende Gefahr vermittelt, während ihre Altersgenossen in der DDR erführen, wie wichtig der Schutzwall ist, um den imperialistischen Klassenfeind in Schach zu halten.

Die Chance zur Wiedervereinigung hatte aus Sicht westdeutscher Politik zunächst keinen oder nur völlig untergeordneten wirtschaftlichen Aspekt. Es winkte vielmehr die volle Souveränität für das gesamte Deutschland. Die Loslösung der ehemaligen DDR aus dem Warschauer Pakt war kein einseitiges Entgegenkommen der damaligen Sowjetunion; das keineswegs selbstverständliche Einverständnis Frankreichs, der USA und insbesondere Großbritanniens war unverzichtbar. Letztere hatten erhebliche Bedenken. Um alles mit viel persönlicher Kungelei der beteiligten Regierungschefs unter Dach und Fach zu bringen, mußten sich bietende Chancen sofort und ohne Zögern ergriffen werden. Die Sowjets machten erhebliche Probleme geltend, ihre Soldaten aus Ostdeutschland abzuziehen und zu Hause unterzubringen und ließen sich ihre Zustimmung mit mehreren Milliarden DM für Wohnungsbau und Infrastruktur abkaufen. Für irgendwelche Überlegungen, wie alles am günstigsten zu finanzieren und zu realisieren ist, war zu keinem Zeitpunkt Platz.

Wenn man die Wiedervereinigung an den Zielsetzung voller Souveränität mißt, war die Aktion ein uneingeschränkter, zuvor nicht für möglich gehaltener Erfolg, an dem es auch heute rein gar nichts zu mäkeln gibt.

Trotzdem gibt es Unzufriedenheiten über die wirtschaftlichen Folgen. Kurz nach der Wende herrschten Euphorie und Aufbruchstimmung, die heute kaum zu beschreiben sind. Damit gingen Fehleinschätzungen bei den Menschen in beiden Teilen Deutschlands einher. Im Westen gab es nur vage Vorstellungen über den tatsächlichen maroden Zustand beinahe der gesamten ostdeutschen Infrastruktur und Industrie. Die Menschen in Ostdeutschland waren an ihr Recht auf Arbeit sowie an einen schier allgegenwärtigen und in allen Lebensbereichen allumfassend fürsorglichen Staat gewöhnt. Marktwirtschaftliche und kaufmännische Überlegungen waren weitgehend fremd. So waren die Menschen mit ihren Wünschen Golf statt Trabi und Mallorca statt Ostseecamping den wie die Heuschrecken in das Land einfallenden Maklern, Versicherungsmenschen, Kreditgebern und Aufkäufern aller Art recht hilflos ausgeliefert. Autos wurden wie verrückt auf Kredit gekauft, obwohl der Durchschnittsbürger überhaupt nicht wußte, welche Verpflichtungen auf ihn zukommen. Der Konsumwunsch überdeckte alles und im Westen kursierte der Spruch „fängt er an zu rosten, bring ihn in den Osten“.

Wie so oft, wenn sich Politiker mit dem Bildungshintergrund Geschichte oder Germanistik in Wirtschaftsbelangen betätigen, kommen haarsträubende Fehleinschätzungen, Geldverschwendung in gigantischem Ausmaß und aufgeblähte Verwaltungsstrukturen heraus. Die von Kanzler Kohl binnen kurzer Zeit versprochenen „blühenden Landschaften“ gehören ebenso in diese Kategorie wie viele Handlungen der Treuhand, die mit ihrer Aufgabe der Privatisierung ehemalig volkseigenen Vermögens schlicht überfordert war.

Im Laufe von 40 Jahren DDR geriet mit nur wenigen Ausnahmen die gesamte Schicht selbständiger Unternehmer durch Verstaatlichungen unter die Räder. Diese Bevölkerungsschicht fehlt bis heute weitgehend, es gibt zu wenig Selbständige, zu wenig Betriebe. Hinzu kommt, daß einige Gegenden im Osten noch nie eine nennenswerte industrielle Infrastruktur besaßen. Etwa Mecklenburg-Vorpommern war bis zur Bodenreform durch wenige Großgrundbesitzer geradezu feudalistisch geprägt. Das bißchen Industrie an der Küste war noch nie der Rede wert. In solchen Gegenden gibt es bis heute Landwirtschaft, die aber mit einem Bruchteil des früher üblichen Personalbestands auskommt. Weil es noch nie Industrie gab, gibt es auch keine Fachkräfte in Industrieberufen, so daß die Voraussetzungen für Gewerbeansiedlung schwierig sind. Etliche Industriestandorte der DDR erwiesen sich nach der Wende als Industrieruinen in ruinierter Umwelt mit hoffnungslos veralteten Bauten und Anlagen z. T. auf Vorkriegsstand und viel zu viel Personal. In der DDR gab es nämlich Arbeitslosigkeit in erheblichem Umfang. Es wurde aber niemand wegen Arbeitsmangel entlassen. Das Recht auf Arbeit wurde durch Abwesenheit jeglicher kaufmännischer Entscheidungskriterien realisiert. Wenn ein volkseigener Betrieb nur Arbeit für 10 Leute hatte, hinderte das niemanden, 100 Leute zu beschäftigen. Keiner rechnete und die Menschen hätten auch gar nicht gewußt, was es da zu rechnen gab. Diese Verhältnisse endeten mit der Wende. Deshalb sind im Osten Gemeinden mit 25% Arbeitslosigkeit keine Seltenheit, in manchen Regionen sogar eher die günstige Ausnahme. Wenige spektakuläre Ansiedlungen großer Betriebe können daran in der Fläche nichts ändern. Es werden mehr Selbständige gebraucht, die neue Betriebe gründen, um neue Produkte zu entwickeln und zu produzieren. Selbständigkeit fängt aber im Kopf an und wo 40 Jahre lang das Unternehmertum geradezu verteufelt wurde, dauert es eine ganze Generation, bis solches Denken überwunden ist. Das gilt übrigens in ähnlicher Weise für viele Gegenden Westdeutschlands, die über ein Jahrhundert von einem oder wenigen großen Unternehmen geprägt wurden und es zur Selbstverständlichkeit gehörte, daß ganze Familien über Generationen beim gleichen Arbeitgeber in Lohn und Brot standen.

Zusammengefaßt meine ich, daß die Entwicklung trotz mancher Mängel insgesamt zufriedenstellend verläuft. Wir brauchen mehr Geduld. Ich halte es jedenfalls für geschichtslose und krämerhafte Erbsenzählerei, wenn man die Wiedervereinigung Deutschlands und die wiedergewonnene Souveränität in Euro und Cent bewertet.

Gruß
Wolfgang

… wie es wirklich war. Frank, ich danke Dir!

Bessere Ausnutzung von :Rohstoffen, Müllvermeidung, :Energieeinsparung war :gemeint.

Aus Energiespargründen waren alle Gebäude in der DDR vorbildlich isoliert. Die Müllvermeidung war genial organisiert. Verbuddelt oder in die Gewässer gekippt - schon war der Dreck weg. Was wirklich los war, sieht man am besten an der Elbe. Heute eine schmutzige, biologisch tote Brühe, während sie zu DDR-Zeiten kristallklar durch den Arbeiter- und Bauernstaat floß. Kein Rohstoff blieb ungenutzt. Altöl erwies sich als hervorragender Dünger und als geschmackvolle Bereicherung des Trinkwassers. Deshalb machte man die Ölablaßschraube auf und ließ den Kram versickern.

Geht im Kap nicht, der Preis allein entscheidet.

Kapitalismus ist Scheiße. Nur Profit um jeden Preis. Deshalb war die DDR ein Musterländle im Umweltschutz, während der Klassenfeind in vergammelten, überalterten Produktionsanlagen zwischen Ölmatsche und Braunkohledunst hockte. Um keine Ressourcen zu verschwenden und die Luft nicht zu belasten, führte das Umweltkombinat penible Abgasmessungen an allen Trabis und Hausheizungen durch, während die Bosse jenseits des antiimperialistischen Schutzwalls Umweltschützer einsperrten. Die vorreitermäßigen Standards bemerkt man bis heute auf jeder Immo-Auktion. Wenn in der Objektbeschreibung „Ausstattung und Fenster gemäß DDR-Standard“ steht, gehen die Preise ab wie Schmidts Katze. Dann weiß nämlich jeder, daß es sich um liebevoll gestaltete architektonische Kleinode ohne Altlasten handelt, daß es nirgends zieht, alles trocken ist, von feinster handwerklicher Brigadenqualität mit geraden Wänden…

Gruß
Wolfgang

… wie es wirklich war. Frank, ich danke Dir!

Bessere Ausnutzung von :Rohstoffen, Müllvermeidung, :Energieeinsparung war :gemeint.

Aus Energiespargründen waren alle Gebäude in der DDR
vorbildlich isoliert. Die Müllvermeidung war genial
organisiert.

Hör doch mal auf mit der billigen Polemik. Dass das nichts mit Intensivierung zu tun hat, weisst du genauso gut. Man kann nur nehmen, was da ist, mit dem man intensiviert.
Da kam echt schon intelligenteres von dir.

Gruß
Frank

Das Recht auf Arbeit wurde durch Abwesenheit jeglicher kaufmännischer Entscheidungskriterien realisiert.

Wenn ich soetwas schon wieder lese!
Welche Entscheidungskriterien gab es denn zu Ostzeiten für Kaufleute? Ist dir mal in den Sinn gekommen, dass die aufgrund des SU-Kapitalismus völlig anders waren? Zum anderen konnten Ossi-Ökonomen meist nicht mit der Entwicklung im Westen vergleichen, was zu falschen Schlüssen führte. Beispiel Maschinenbau: die exportierten hatten eine Topp Qualität, was sie weltmarktfähig machte. Vielfach laufen sie qualitativ nach fünfzig Jahren noch, was aber an der Realität der Entwicklung vorbeiging. Die wurden nur zehn Jahre gebraucht und wurden durch modernere Verfahren ersetzt. In ihnen steckte unsinniger Aufwand, Arbeitswert.
Meine Schlagbohrmaschine hatte noch nie Probleme gemacht und wurde vielfach genutzt. Allerdings ziehe ich dem Ratterding jetzt lieber nen Bohrhammer vor, auch wenn der nicht so lange hält.

Denk immer daran, dass der Osten nach zwei Seiten massig an Wert abführte. Einmal zu den Russen und wegen Rohstoffmangels an den Westen. Dazu mußte versucht werden, mit dem Westen annähernd Schritt zu halten im Konsumbereich, was der Akkumulation nicht dienlich war.

Wen wundert also das zurückbleiben?
Über den SU-Imperialismus, genau das sehr schön beschrieben:
http://www.marxists.org/deutsch/archiv/cliff/1955/st… -(solltest du ernsthaft mal reinziehen, faktisch meine Worte hintergründiger formuliert)

Gruß
Frank

Hi!

Es lässt sich ferner auch feststellen, dass die „ärmsten“
deutschen Bundesländer von SPD und/oder PDS und/oder den
Grünen regiert sind.

Es lässt sich auch feststellen, dass die Belastung des Waldes
durch Umweltschäden in jenen deutschen Bundesländern am
höchsten ist, die von CDU (Baden-Württemberg, 40% der Wälder
sind geschädigt) und CSU (Bayern, 37% der Wälder sind
geschädigt) regiert werden, während das „rote“ Brandenburg nur
13% und das rot-grüne Nordrhein-Westfalen nur 19% Schädigung
aufweisen.

Ob da ein Zusammenhang besteht?

Abernatürlich.
Der verbliebene Restwald in NRW wird als Prestigeprojekt massiv geschützt.
In Brandenburg gibt´s keine Industrie und kaum Menschen, wie sollte man dort also Waldsterben generieren?

Grüße,

Mathias

Hi!

… daß Deine Einschätzung nur von ein paar tausend Leuten
geteilt wird.

Auch 10 Mio. sind „ein paar tausend“, nicht wahr?

Hallo Mathias,
Du läßt aber auch keine Gelegenheit aus, Deine Hetzparolen
loszuwerden.

Ich hetze doch nicht.

Nein, ich will nicht mit Dir darüber diskutieren, ich will nur
verhindern, daß der Eindruck entsteht, Du würdest weit
verbreitete Ansichten wiedergeben. Ein paar Extremisten fallen
nicht in’s Gewicht.

Das sehe ich auch so.
Nur zähle ich mich keineswegs zum extremen Lager.

Aber klar: die Wahrheit tut immer weh…

Grüße,
Mathias