Ausnutzung

Hallo.
Ich frage mich (und Euch), warum man (ich) meine, mich komplett ausnutzen lassen zu müssen. Klar, die Gründe liegen in der Kindheit, aber man muss doch irgendwo mal Grenzen sehen:

Anstatt (das Gegenteil: der Narzisst) für mich zu sorgen, meine ich, Beziehungen nur aufrecht erhalten zu können, wenn ich all das, was ich normalerweise für mich täte, für den anderen tue. Das äußert sich dann so, dass jemand anders (der Gegenüber) einen Entwicklungssprung macht (in kürzester Zeit, wenn ich mich demjenigen „verschreibe“, hier eine Männerbekanntschaft über ein paar Monate, viel „Beratung“ und kaum mal „einander sehen“) oder auch über längere Dauer (7-jährige „Freundschaft“ mit einer „Narzisstin“). Am Ende bin ich die „Schwache“ und Asgenutzte, aus der nichts mehr rauszuholen ist. Meine Entwicklungsvorsprünge habe ich an den Anderen abgegeben. Ich fühle mich leer (besonders leer, sonst auch immer). Meine „Identität“, mein Selbst wächst nicht. Dieses selbstverständliche „alles für sich tun“, was Narzissten besonders „gut“ drauf haben, was aber auch Selbstwert ausdrückt, kenne ich garnicht. Meist renne ich in der Gegend herum (leerer Aktionismus), und wenn ich dann an jemand anderen gerate, von dem ich dann schnell relativ oder sehr abhängig bin, kommt mir mein Leben plötzlich sinnvoll vor. Den Menschen verliere ich dann wieder, weil er mich nicht mehr benutzen kann.

Kann mal jemand was dazu sagen? Ist das einfach nur „dumm“? (Reaktion der Anderen)

Danke

Hallo Igeline, ich möchte gerne versuchen, eine Antwort auf deine Frage zu geben. Zunächst sei gesagt, dass ich das beschriebene Verhalten nicht für „dumm“ halte, sondern es mutig und ein sehr guter Schritt ist, dich damit auseinandersetzen zu wollen.
Du beschreibst, wenn ich dich richtig verstanden habe, dass du dich in Beziehungen und Freundschaften ausgenutzt fühlst, weil du glaubst, sehr viel von dir geben zu müssen, um die Beziehung aufrecht zu erhalten. Dabei kommt es dir so vor, dass zu wenig zurück kommt und du dich leer und ausgelaugt fühlst. Du spürst, dass dabei dein Selbstbewusstsein zu gering ist und du immer wieder in die gleiche Situation kommst. Habe ich das so richtig verstanden?

Als Gegenentwurf beschreibst du manch anderen als „Narzisten“. Allerdings glaube ich nicht, dass ein tatsächlicher Narzist ein gutes Selbstvertrauen hat. Wahrscheinlich wünschst du dir, ein besseres Selbstvertrauen zu entwickeln und Beziehungen ausgeglichener gestalten zu können? Ich bin mir sicher, dass du das lernen kannst. Einen wichtigen Punkt hast du meiner Ansicht nach schon erkannt: Du hast das Gefühl, viel in eine Beziehung hineinstecken zu müssen und dem anderen viel geben zu müssen, damit dieser Mensch auch bei dir bleibt. Du hast gesehen, dass das nicht richtig funktioniert. Also ist die Frage, ob du dir auch andere Gründe vorstellen kannst, warum jemand gerne mit dir zusammen ist?
Ich hoffe, dass dir die Antwort ein bisschen nützt. Alles Gute!

Hallo Igeline
Im Grunde hast du ja schon zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeitstypen skizziert, die beide im ersten Lebensjahr geprägt wurden: Der narzisstisch akzentuierte und der depressiv akzentuierte Typ.
Man kann die früh fixierten Typewn nbie mehr ganz umkrempeln, aber man kann (z.B. in einer Therapie) sie über einen längeren Zeitraum sich mit ihrer Persönlichkeit besser aussöhnen / harmonisieren / integrieren.

Meist renne ich in
der Gegend herum (leerer Aktionismus)

Wir sind ja meist „Misch-Typen“…hier lese ich z.B. auch etwas „Hysterisches“ heraus, was sich oftmals gut mit dem „depressiven Anteil“ kombiniert.

und wenn ich dann an
jemand anderen gerate, von dem ich dann schnell relativ oder
sehr abhängig bin, kommt mir mein Leben plötzlich sinnvoll
vor. Den Menschen verliere ich dann wieder, weil er mich nicht
mehr benutzen kann.

Wieso kann dich Derjenige denn (irgendwann) nicht mehr benutzen? Das solltest du auch noch mal schildern bzw. dir darüber Gedanken machen. Wann oder wodurch änderst du die Beziehung?
Gruß,
Branden

Hallo Herr van Branden,

ich finde Ihre Antwort interessant, können Sie erläutern, wie Sie zu der Einschätzung der von Ihnen genannten Persönlichkeitstypen gekommen sind?

Grüße

Elmar

Moin Elmar
Nun, das ständige mehr-geben-können als selber-bekommen oder selber-fordern legt den depressiv akzentuierten Anteil nahe; der „leere Aktionismus“ und das sich relativ schnell Verlieben eher den hysterisch akzentuierten Anteil.
Es grüßt Sie
Branden

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Hallo.

Nach dem Lesen deines Beitrags stelle ich mir die Frage, wo du deine enormen Entwicklungsvorsprünge anderen gegenüber siehst? Was gibst du dem anderen, das du für dich selbst nicht tust? Und kann es sein, dass dich der andere nicht deshalb fallenlässt, weil er durch dich weitergekommen ist und dich genügend ausgenutzt hat, also nichts mehr von dir nehmen kann, sondern schlichtweg aus anderen Gründen, zum Beispiel weil du innerlich leer bist?

Insgesamt passt die Schilderung nicht, wenn du dich einerseits als „leer“ beschreibst und andererseits du davon überzeugt bist, deinen Partnern zu Beginn wesentlich voraus zu sein, sie mitzuziehen in ihrer Entwicklung, sie so lange zu beraten und zu fördern, bis sie sich dann fallenlassen, weil sie dein hohes Level erreicht haben.

Nein, ich bin meinem Partner nicht voraus, aber evtl. ist es möglich, sich trotzdem ausnutzen zu lassen. Vermutlich ist es so, dass derjenige mich fallen lässt, weil ich innerlich leer bin.

Ist das ein Grund? Desinteresse, weil der Inhalt fehlt? Oder zu viel erzählt, um als Frau noch ein Geheimnis zu sein?

Hi Igeline,

Ist das einfach nur „dumm“?

wenn du dich andauernd LEER fühlst, hast du ja auch kein Selbstgefühl und Selbstbewusstsein, das du gezielt organisieren könntest, deinen wahren BEDÜRFNISSEN entsprechend. Denn wo innerlich nur andauernd LEERE ist, kann logischerweise auch keine optimale SELBSTVERWIRKLICHUNG stattfinden.

Im Idealfall könntest du auch eine Maschine sein, die von äußeren INTELLIGENTEN Wesen, wie deinen Partnern, Freunden und Verwandten usw. zur Funktion AUSGENÜTZT wird, ohne dich aber deiner SELBST wegen genügend zu respektieren und dauerhaft zu lieben. Das nämlich geht nur über ein AUTHENTISCHES Selbstgefühl und Selbstbewusstsein, das man sich aneignen kann, egal in welchem Alter auch immer! Als VORBILD sei zum Beispiel Sokrates genannt, der sogar lieber sterben wollte als sich UNTERZUORDNEN.

Meditation über das KÖRPERGEFÜHL UND ÜBER SEELISCHE UND GEISTIGE BEWUSSTSEINSPROZESSE ist zum Beispiel eine effektive Methode, um ein AUTHENTISCHES Selbst zu trainieren. Das geht aber auch schon bei Muskelentspannung oder Autogenem Training usw. Meditation wäre das Beste.

Gruß
C.

Hi Igeline,

Ist das einfach nur „dumm“?

wenn du dich andauernd LEER fühlst, hast du ja auch kein
Selbstgefühl und Selbstbewusstsein, das du gezielt
organisieren könntest, deinen wahren BEDÜRFNISSEN
entsprechend. Denn wo innerlich nur andauernd LEERE ist, kann
logischerweise auch keine optimale SELBSTVERWIRKLICHUNG
stattfinden.

Ja, das stimmt, endlich sagts mal einer… wie bekommt man denn dieses Selbstgefühl? Ich versuche ja schon lange, herauszufinden und umzusetzen, was ich will… und nicht nur zu „funktionieren“…

Im Idealfall könntest du auch eine Maschine sein, die von
äußeren INTELLIGENTEN Wesen, wie deinen Partnern, Freunden und
Verwandten usw. zur Funktion AUSGENÜTZT wird, ohne dich aber
deiner SELBST wegen genügend zu respektieren und dauerhaft zu
lieben. Das nämlich geht nur über ein AUTHENTISCHES
Selbstgefühl und Selbstbewusstsein, das man sich aneignen
kann, egal in welchem Alter auch immer! Als VORBILD sei zum
Beispiel Sokrates genannt, der sogar lieber sterben wollte als
sich UNTERZUORDNEN.

Ja, den Idealfall habe ich fast perfektioniert.
Und wie macht man das? Ok, Sokrates lesen, aber sonst? Nur durch Meditation? Vor allem will ich Inhalt… sich leer fühlen ist frustrierend… ich kam mir lange (vermutlich immer noch) wie ein Mülleimer anderer Leute- leer und mit „Inhalt“ zu füllen- na, macht mal…

Wenn ich Zeit hätte, würde ich studieren, Fernstudium… habe mal einen Intelligenztest gemacht… gehöre zu den 2% über 130-- was nützt das ohne Inhalt…

Nähe, mit Kontrolle darüber, fehlt auch…

Gruß Igeline

Ich denke, dieses Gefühl von innerer Leere spüren deine Partner. Und vielleicht ist es tatsächlich so, dass sie nach einer gewissen Zeit auch spüren, dass „nichts (mehr) zu holen ist“. Aber für mich klingt das Ganze nicht danach, als ob das Problem im Bereich „Ausnutzung“ zu sehen ist, so wie du es definierst. Meine Vermutung geht eher in die Richtung, dass du nach dem Ende der Beziehung zornig darüber bist, dass du nicht für dich persönlich profitieren konntest. Vielleicht, weil du es nicht zulässt, vielleicht, weil du dir Partner suchst, die dir tatsächlich nichts geben können.

Hi, van Branden,

wir kennen uns ja schon vom Brett PHILOSOPHIE. Ich weiß nicht, wer du bist. Ich beschäftige mich mit Psychologie, weil ich glaube, dass es zur PHILOSOPHIE dazu gehört, sich WISSEN über sich selbst und andere Menschen anzueignen.

Als Sigmund Freud damals zusammen mit Carl Gustav Jung in die USA reiste, um seine neue Seelenlehre an den Universitäten bekannt zu machen, haben die Amis, im Gegensatz zu den Nazi-Deutschen (die Freuds Schriften öffentlich verbrannten), sofort den kolossalen NUTZEN für ihre ganze Gesellschaft erkannt. Das hat eine RÜCKWIRKUNG bis in unsere Gegenwart hinein erzeugt, in dem die Amis alles erfolgsorientiert zu ihrem KAPITALISMUS angepasst haben. Deshalb kommen heute die neuesten Psycho-Trends nicht mehr, wie einst, vom alten Europa, sondern fast ausschließlich von Amerika ins Ursprungsland der Psychologie wieder zurück.

Ich will nur drei neue Psycho-Trends aus Amerika nennen:

  1. Pragmatische Psychologie sowie Humanistische und Integrale Psychologie. 2. Positive Psychologie nach Professor Martin Seligman als ehemaliger Präsident der größten psychologischen Vereinigung der USA. 3. Das Neurolinguistische Programmieren (NLP) nach Dr. Richard Bandler, Professor John Grinder und Robert Dilts usw.

Was du jetzt, lieber van Branden, der Ratsuchenden vorschlägst, ist meines Erachtens eine typisch europäische PROBLEMPSYCHOLOGIE, nach dem Vorbild von Sigmund Freud, dessen Sichtweise hauptsächlich auf die Krankheit, anstatt auf die GESUNDHEIT gerichtet ist.

Wenn die SPRACHE die Führung von Menschen bewirkt, nach den neuesten Erkenntnissen der PHILOSOPHIE weltweit, ist eine Therapie, die größtenteils von PROBLEMEN redet, kontraproduktiv. Deshalb ist dein Posting, lieber van Branden, das du der Ratsuchenden schriebst, meiner Überzeugung nach eher noch mehr problemverstärkend, d. h. nicht sehr hilfreich?!

Gruß
C.

Hi Igeline,

eine Frage vorweg: Ist dein Name ein Pseudonym, weil du dich am liebsten „einigeln“ möchtest?

Da wir heute in einer globalen MEDIENGESELLSCHAFT leben, mit so vielen Informationen, wie nie zuvor, ist ein „Auffüllen“ der inneren Leere die leichteste Übung überhaupt. Das Problem ist, die optimale ORIENTIERUNG zu finden.

Jeder kann in der heutigen MEDIENGESELLSCHAFT selbst bestimmen, was ihn geistig und seelisch interessiert und mit welchen Themen er sich zusätzlich zu seinen normalen Alltagsfunktionen (lebenslang) beschäftigen möchte. Alles WISSEN steht jedem zur freien Verfügung.

Im Übrigen gibt es keinen Menschen, der innerlich wirklich LEER wäre! Auch das von den Psychologen erfundene „Burn-Out-Syndrom“ rechtfertigt meiner Ansicht nach keinesfalls diese Annahme!

Was dir, liebe Igeline, meines Erachtens einzig und allein FEHLT, ist ein SELBSTBEWUSSTSEIN für dich selbst, das nicht nur allein auf die Außenwelt gerichtet wird, sondern sich ebenso intensiv mit sich selbst beschäftigt, was ein Drehen deines SELBSTBEWUSSTSEINS um 180 Grad bedeutet, wie es SOKRATES schon vor ca. 2500 Jahren vorgelebt hat. Sein Vorbild hat die größten Denker des ganzen Abendlandes inspiriert, wie Platon, Aristoteles, Descartes, Kant, Hegel, Nietzsche und bis heute große PHILOSOPHEN.

So nahm zum Beispiel der Philosoph Professor Ernst Tugendhat SOKRATES zum Vorbild, als er über das SELBSTBEWUSSTSEIN Vorlesungen an der Universität Heidelberg abhielt, im Originaltext:

„Was also ist mit Selbstbewusstsein und SICH-ZU-SICH-SELBST-VERHALTEN gemeint? (…) Hier fällt zunächst auf, dass das Wort, wie es… in der Philosophie verwendet wird, nämlich als Bewusstsein, das jemand von sich selber hat, keine Entsprechung im natürlichen Sprachgebrauch hat. In der Umgangssprache haben die Ausdrücke SELBSTBEWUSST, SELF-CONSCIOUS usw. eine sehr viel eingeschränktere Bedeutung (…) SELBSTBEWUSSTSEIN im Sinne von Bewusstsein von sich ist also ein philosophischer Kunstausdruck.“ (Ernst Tugendhat: Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung - Sprachanalytische Interpretationen, Suhrkamp Verlag, 1979).

Einer von Prof. Ernst Tugenhadts berühmtester Schüler ist Manfred Frank, Professor für Philosophie an der Universität Tübingen, der die Erkenntnisse seines Lehrers weiter verfolgt hat. Frank im Original:

„Wenn Philosophie ihre Zeit in Gedanken erfasst (Frank bezieht sich hier auf den berühmten Satz des deutschen Philosophen Hegel, Anmerkung von CJW), muss Selbstbewusstsein als das Zauberwort gelten… Neben dem deutschen Ausdruck, der erst im 18. Jahrhundert… aufkam, machte bald ein weiterer (Ausdruck) von sich reden: SELBSTGEFÜHL!!! (…) Warum aber soll SELBSTBEWUSSTSEIN… ein Gefühl… sein? Weil… nur so der SUBJEKTIVITÄT des Phänomens Rechnung getragen wird…“ (Manfred Frank: Selbstgefühl, Suhrkamp Verlag, 2002).

Ich denke, mit meinen obigen Tipps hast du schon mal eine konkrete Orientierung für deine SELBSTVERWIRKLICHUNG, ohne dass du dir von den Psychologen unbedingt ein Krankheitsbild einreden lassen musst, wie ich meine.

Gruß
C.

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Hi, van Branden,

Hi Claus

wir kennen uns ja schon vom Brett PHILOSOPHIE. Ich weiß nicht,
wer du bist.

Wie du unschwer meiner ViKa entnehmen kannst, bin ich Facharzt für Psychotherapie und arbeite hauptsächlich psychoanalytisch orientiert.

Ich will nur drei neue Psycho-Trends aus Amerika nennen:

  1. Pragmatische Psychologie sowie Humanistische und Integrale
    Psychologie. 2. Positive Psychologie nach Professor Martin
    Seligman als ehemaliger Präsident der größten psychologischen
    Vereinigung der USA. 3. Das Neurolinguistische Programmieren
    (NLP) nach Dr. Richard Bandler, Professor John Grinder und
    Robert Dilts usw.

Was du jetzt, lieber van Branden, der Ratsuchenden
vorschlägst, ist meines Erachtens eine typisch europäische
PROBLEMPSYCHOLOGIE, nach dem Vorbild von Sigmund Freud, dessen
Sichtweise hauptsächlich auf die Krankheit, anstatt auf die
GESUNDHEIT gerichtet ist.

Schon damals hat Freud, auch insbesondere nach seiner USA-Reise mit Jung und Ferenczi, die Oberlächlichkeit der (sich weiter ausbreitenden) ICH-Psychologie der USA-Amerikaner erkannt und sich sehr skeptisch dieser Neuerung gegenüber gezeigt. Und ich finde, er hatte recht. Ich habe mich nach meinem Psychologie- und anschließenden Medizin-Studium in den 80er Jahren auch mit Therapiemethoden wie Gestalt (Fritz Perls) und Psychodrama intensiv beschäftigt, bevor ich eine solidere Ausbildung an einem der seriösen Psychoanalyse-Instituten in Berlin absolvierte.

Wenn die SPRACHE die Führung von Menschen bewirkt, nach den
neuesten Erkenntnissen der PHILOSOPHIE weltweit, ist eine
Therapie, die größtenteils von PROBLEMEN redet,
kontraproduktiv. Deshalb ist dein Posting, lieber van Branden,
das du der Ratsuchenden schriebst, meiner Überzeugung nach
eher noch mehr problemverstärkend, d. h. nicht sehr
hilfreich?!

Du kannst in mir ruhig z u r e c h t einen erklärten Gegener der oberflächlichen, sich „positiv“ nennenden Psychologie sehen. Ich nehme das als Kompliment.
Gruß,
Branden

Hallo,

danke,

wenn ich ein Tier wäre, dann ein Igel…
Du hast recht, es ist die Orientierung nach innen, dort ist nicht „nichts“ (ich finde einen Vergleich zwischen inhaltsleeren und gefüllten Menschen auch recht schwierig, im Gegensatz zu nichtdenkenden und denkenden, sich weiterentwickelnden Menschen oder Zuständen). Dort sind Gefühle, jederzeit. Wenn die Gefühle wahrgenommen werden, dann könnte man sich jederzeit, in jede Richtung, ändern… oder nicht? Man könnte auch die Umwelt „von innen heraus“, also mit viel Kraft und gezielt, verändern.
Ich interessiere mich ebenso für Philosophie und Psychologie. Deine Literaturtipps kann ich gut gebrauchen (um einen Einstieg zu finden).

Viele Grüße
Igeline

Hi van Branden,

Danke für deine Aufklärung einiger persönlicher Informationen über dich. Was das Oberflächliche der typisch amerikanischen Psychologie betrifft: Das kann ich dir aufrichtig nachfühlen, weil ich in meiner geistigen Entwicklung über Jahrzehnte hinweg auch eine Aversion dagegen hatte.

Deswegen lag mir auch zuerst der Begriff „Tiefenpsychologie“ viel näher! Inzwischen glaube ich aber, dass das auch an den verschiedenen Kulturen liegt, weil historisch gesehen der WELTKAPITALISMUS ja nicht von den Europäern als politische Vision ausging, sondern laut soziologischer Forschung des Münchners Prof. Max Weber vom US-Protestantismus. Diese These ist zwar heute ziemlich umstritten, wird aber z. B. von dem lebenden deutschen Philosophen Prof. Jürgen Habermas anerkannt.

Man kann durchaus zuerst sich mit tieferen Schichten der Psyche beschäftigen, um sich hernach doch wieder mit oberflächlichem Selbstmanagement zu befassen. Das ist deshalb nützlich, weil das Leben nun mal oberflächliche Überlebensstrategien erfordert, das sehe ich wie Nietzsche.

Und für die „läppische“ Oberfläche hat gerade die US-Kultur einen politischen Weltauftrag angetreten, seit dem US-Präsidenten Ronald Reagan, der Gorbatschow dazu brachte, den GLAUBEN an den „wissenschaftlichen Sozialismus“ nach Karl Marx aufzugeben, weil es die schlechtere Alternative sei. Sicher passt hierzu zum Beispiel die positive Psychologie wie NLP für Manager sehr viel besser als die Tiefenpsychologie (die übrigens meiner Ansicht nach nicht tief genug ist).

Was die klassische Tiefenpsychologie nach Sigmund Freud und seinen Anhängern betrifft, habe ich von dieser Sichtweise sehr viel gelernt, seit Neuestem von dem lebenden Schweizer Psychoanalytiker Prof. Arno Gruen, der lange Jahre an US-Universitäten lehrte und die typisch amerikanische Kultur gegenüber der typisch europäischen Kultur ideal vereint.

Der Unterschied zwischen den verschiedenen psychologischen Schulen ist meines Erachtens der: Ich bin an gesunden Menschen interessiert, und Sigmund Freud und seine Anhänger an kranken. Beide Auffassungen sind nützlich.

Gruß
C.

Hi Igeline,

Deine Literaturtipps kann ich gut gebrauchen (um einen
Einstieg zu finden).

Na ja, das ist vielleicht gar nicht unbedingt das Richtige für dich, denn es ist nur INTELLEKTUELL, es geht nur darum, sich zu sich selbst zu bekennen, aber ist keine praktische Anleitung, sondern nur reine Theorie.

Die Vorteil der Psychologen gegenüber den Philosophen ist der, dass sie sich besser verkaufen!

Zurecht, weil sie praktischer sind als die nur rein theoretischen Philosophen. Deshalb glaube ich, dass es vielleicht richtiger für dich ist, wenn du doch besser einem Arzt und Psychoanalytiker wie z. B. van Branden (unten) vertraust. Das meine ich keineswegs zynisch oder so, sondern sehr ehrlich, denn es geht um Selbstbestimmung, wobei man auch gegenüber den Ärzten immer selbstbestimmt entscheiden sollte als Patient.

Gruß
C.

Hi Igeline,

Deine Literaturtipps kann ich gut gebrauchen (um einen
Einstieg zu finden).

Na ja, das ist vielleicht gar nicht unbedingt das Richtige für
dich, denn es ist nur INTELLEKTUELL, es geht nur darum, sich
zu sich selbst zu bekennen, aber ist keine praktische
Anleitung, sondern nur reine Theorie.

Ja, ist schon klar, aber ich interessiere mich persönlich für Psychoanalyse, Gestalttherapie (Körperorientierte Psychotherapie) und philosophische Fragestellungen und möchte außerdem meine „Leere“ füllen, daher.

Die Vorteil der Psychologen gegenüber den Philosophen ist der,
dass sie sich besser verkaufen!

Und gegenüber den Soziologen, dass sie sich auf Einzelne beziehen, an die man sich besser als an Gruppen verkaufen kann (Individualenscheidung des Sich-Kaufen-Lassens).

Zurecht, weil sie praktischer sind als die nur rein
theoretischen Philosophen. Deshalb glaube ich, dass es
vielleicht richtiger für dich ist, wenn du doch besser einem
Arzt und Psychoanalytiker wie z. B. van Branden (unten)
vertraust. Das meine ich keineswegs zynisch oder so, sondern
sehr ehrlich, denn es geht um Selbstbestimmung, wobei man auch
gegenüber den Ärzten immer selbstbestimmt entscheiden sollte
als Patient.

Warum jetzt plötzlich? Das ist auch eine Möglichkeit, aber den Weg über Meditation und Körpergefühl oder Selbstanalyse gibt es ja auch und PSychotherapie hilft auch nicht immer.

Ist das denn ein Analyserelevantes Problem? Gibts da überhaupt (noch) was zu analysieren („Leere“)?

Gruß
C.

Hallo nochmal, Claus

Deswegen lag mir auch zuerst der Begriff „Tiefenpsychologie“
viel näher!

Ich bin in den letzten Jahren wieder von dem Begriff „Tiefenpsychologie“ abgerückt. Die Krankenkassen benutzen diesen Terminus, um ihn deutlicher von der klassischen Psychoanalyse (mit mehreren Sitzungen pro Woche und insgesamt 200 - 300 Stunden)abzugrenzen - die „tiegenpsychologisch fundierte Psychoth.“ ist auf eine Sitrzung pro Woche und maximal 100 Sitzungen begrenzt. Vor etwa 100 Jahren hat Bleuler diesen Terminus „Tiefenpsychologie“ erfunden, weil er ambivalent gegenüber Freuds Psychoanalyse war. Halb zog sie ihn an, halb wollte er sie doch nicht in Gänze. Ich selber nennen meine Behandlungen eher „analytisch fundiert“, weil ich a) der Freudschen Analyse nahestehe und b) den Terminus „Tiefenpsychologie“ immer so ein bißchen zwischen „deutschtümelnd“, „populärwissenschaftlich“ und „überdeterminiert überanschaulich“ empfinde, was er ja vielleicht alles gar nicht ist. Aber es steckt eben (mindestens historisch) eine leichte Abwendung von der „zersetzenden“, jüdischen Psychoanalyse darin. Mir persönlich sind die jüdischen Intellektuellen des vergangenen Jahrhunderts empfindunsmäßig näher als die unauslotbare Tiefe, die da aus Heidegger, Jaspers und C.G. Jung bestehen mag; ich mag weder das Spießbürgerliche daran, noch das (Pseudo)idealistische und (Pseudo)moralische.
So, jetzt weißt du etwas mehr über mein Innenleben. :wink:
Es grüßt dich
Branden

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Hi Igeline,

Es geht meines Erachtens nicht nur um eine einzige Richtung, in der man sich als GESUNDER (!) Mensch selbst verwirklichen kann, sondern in drei Richtungen (wenn du glaubst, „Leere“ könne man nicht analysieren, ist das nur dein GLAUBE, denn es gibt keine Leere).

Die klassische Psychologie erkennt nur zwei Dimensionen der Psyche an, das Bewusste und Unbewusste, wobei dieser Begriff vom so genannten Unterbewusstsein zu unterscheiden ist, weil das UNBEWUSSTE mehr einschließt, nämlich alles, was man in der Humanistischen Psychologie „Geist“ oder „Überbewusstsein“ usw. nennt, was zum Beispiel Freud und die meisten seiner Anhänger ablehnen. Das war auch der Grund, warum es zwischen Freud und Jung zu einer weltanschaulichen Trennung kam, obwohl Freud nichts sehnlicher gewünscht hätte als den „Arier“ Jung als seinen Stellvertreter.

Um das Ganze auf einen Punkt zu bringen: Geistiges, seelisches und auch psychosomatisches Lernen ist eine Lebenskunst und ein lebenslanger Entwicklungsprozess.

Wenn du dich mit Philosophie beschäftigen willst, ist das genauso unendlich, wie Psychologie, Soziologie, Biologie, Chemie, Physik, Geometrie, Mathematik usw., wobei man die Philosophie als „oberstes“ weltanschauliches Wissen und alles andere als unter ihr betrachten KANN.

Du kannst praktisch ALLES lernen als Lebenssinn. Aber wenn man schnell Hilfe sucht, ist es oft besser, sich an Psychologen zu wenden als an Philosophen. Du kannst auch zweigleisig vorgehen, denn jede Psychologie ist letztlich auch eine weltanschauliche Überzeugung und damit PHILOSOPHIE.

Vielleicht hilft auch dieser Literaturhinweis: „Psychotherapie & Philosophie - Philosophie als Psychotherapie?“, Herausgeber: Rolf Kühn, Hilarion Petzold (Junfermann Verlag, 1992).

Aber wie ich schon sagte: Wende dich ruhig auch an van Branden und andere, um nähere Informationen zu erhalten, um dann passend für dich zu entscheiden. Zuerst geht es immer um ORIENTIERUNG. Manager nennen das „Brainstorming“, wo zuerst einmal wildes, freies Denken gefördert wird und dann aus einer möglichst großen Auswahl von Ideen entschieden wird.

Gruß
C.

Aber wie ich schon sagte: Wende dich ruhig auch an van Branden
und andere, um nähere Informationen zu erhalten, um dann
passend für dich zu entscheiden. Zuerst geht es immer um
ORIENTIERUNG. Manager nennen das „Brainstorming“, wo zuerst
einmal wildes, freies Denken gefördert wird und dann aus einer
möglichst großen Auswahl von Ideen entschieden wird.

Auf diese Idee (des Brainstorming) bin ich auch schon so gekommen. Im Endeffekt muss jeder mit sich und dem Leiden an der Welt selbst klarkommen.