Auswirkungen der renaissance?

Was bedeutet die renaissance für die Menschheitsgeschichte? Welchen Stellenwert hat sie?

Hört sich nach einer Schulaufgabe an, über die Du selber nicht nachdenken möchtest.

Grundsätzlich: Renaissance, also die vermeintliche Wiedergeburt der Antike in der Literatur und bildenden Kunst Italiens ab dem 14. Jahrhundert, ist ein europäisches Phänomen und hat für die Menschheitsgeschichte keinen allgemeinen Stellenwert. Auch wenn man die Voraussetzung der Renaissance einbezieht, nämlich die Vermittlung antiker Autoren durch Übersetzungen griechischer Texte ins Arabischer und wiederum dieser arabischen Texte ins Lateinische, sind die Folgen für außereuropäische Völker nicht relevant (Amerika, Afrika, Asien, Australien).

Speziell für mein Fachgebiet, das Hebräische, möchte ich hinzufügen, dass jüdische Übersetzer in Spanien zwar an der Schaltstelle zwischen Arabern und lateinischen Europa saßen (bes. die Familie Ibn Tibbon). Aber Ideen der Renaissance (Mensch als Maß aller Dinge, analytische Naturwissenschaft usw.) haben auf hebräische und jüdische Zivilisation in und sowieso außerhalb Europas vor der Aufklärung keinen Einfluss gehabt.

HDH

Mathias

Was bedeutet die renaissance für die Menschheitsgeschichte?
Welchen Stellenwert hat sie?

Was bedeutet die renaissance für die Menschheitsgeschichte?
Welchen Stellenwert hat sie?

Liebe Julie946,
Um dir auf diese Frage antworten zu können, ist sie etwas unspezifisch gestellt. :wink:
Die gesamte Renaissance im Bezug auf die gesamte Menschheitsgeschichte, das füllt ein Geschichtsbuch!
Die renaissance war eine Epoche umwälzender Neuerungen, in der ein ganz neues Weltbild entstand.
Der Mensch als Individuum stand erstmals im Mittelpunkt dieses Weltbildes, humanistische Ideale wurden erstmals entwickelt (Erasmus v.Rotterdam)
Dies wirkte sich auf alle kulturellen Bereiche aus: Kunst, Musik, Architektur, Wissenschaft. Neue Kontinente wurden entdeckt, ein neues Weltbild entstand.
Du siehst, da kann man endlos weitermachen!
Aber dazu gibt es in den historischen Abteilungen der Bibliotheken doch auch jede Menge Literatur!
Natürlich auch Zusammenfassungen.
Schau dich doch einfach mal um, viel Erfolg!

Juli

Verweltlichung: Künstler arbeiteten nicht nur für die Kirche, sondern wurden auch von weltlichen Fürsten oder reichen Emporkömmlingen engagiert, um mit Hilfe der Kunst ihren Status zu unterstreichen. An den Höfen entsteht das Hofleben, mit Prunk und Prachtentfaltung um ihrer selbst willen. Vielleicht wirkt das Statusdenken von heute darin fort. Es ist eher eine Bewegung von oben, für kleine Leute gibt es keine Renaissance, Hunger und Krieg bleiben an der Tagesordnung.
Bildung: Die Humanisten entdecken in den Bibliotheken das Wissen der Römer und Griechen neu und finden darin Inspiration für ein neues Menschenbild. Der Mensch wird sich der Individualität gewahr, zur Selbsterkennung braucht es aber Schulung; Bildung wird zum Ideal. Dieses wirkt auch heute noch. Zur Recht, würde ich sagen.
Kunst: die Perspektive wird entdeckt, was den Bildern Tiefe verleiht, entgegen der zweidimensionalen Darstellungen des MA. Die Porträts werden realistischer, die Betonung der Individualität ist auch hier erstichtlich.
Die Prachtentfaltung der Katholischen Kirchenfürsten wird so groß, dass Luther eine Reformation des Glaubens fordert und es zur Kirchenspaltung kommt. Auch dies wirkt bis heute fort. Auf dem Konzil von Trient rudert die Katholika zurück, der schärfere Wind,der von nun an weht, bereitet der Renaissance ein Ende, und das Zeitalter der Inquisition bricht an.
Hoffe, geholfen zu haben. Das Thema ist zu umfangreich, um in paar Sätzen zu beschreiben. Ich empfehle alt Lektüre das Geo-Epoche-Heft „Die Renaissance in Italien“, und den Gang in die Stadtbücherei. Über den Stellenwert vermag ich nichts zu sagen, das kommt vermutlich auch auf den Standpunkt an, von dem aus man die Geschichte betrachet.
viele Grüße, Regina

Was bedeutet die renaissance für die Menschheitsgeschichte?
Welchen Stellenwert hat sie?

Hallo Julie,

Diese Frage wird von jedem Geschichtsbuch beantwortet - und in jeder Version irgendwie anders. Ich muss also annehmen, dass Du so eine Art Umfrage machst und gebe mit diesem Hintergrund meine „Meinung“ dazu :

Die Renaissance löst in Europa das Mittelalter ab, das bei den meisten Menschen von treuem Glauben an die Obrigkeit und nur schleppender ( technischer und intellektueller ) Entwicklung geprägt war; Beispiele: Drei-Felder-Wirtschaft, Lateinische Zahlen. Der Blick wechselte in dieser Zeit langsam zum eigenen Ich in Beantwortung der Frage „Was bringt das Leben mir persönlich“ ?
Die Menschen erkannten allmählich, dass ihr eigenes Engagement ihnen persönliche Vorteile und Erkenntnisse brachten und so begann die Ära der Erfindungen und Entdeckungen, auch in Kunst und Musik. Ein Nebeneffekt war das In-Frage-Stellen von Kirche und König, was zu Spaltungen ( Anglikanische Kirche, Reformation ) sowie später zur Demokratie führe.

Für die Menschheitsgeschichte bedeutet die Renaissance ( „Rückbesinnung“ auf die Ideale der grischischen Antike ) ein Erwachen der persönlichen Stärken, das Erstarken der Befähigung ohne den bisher notwendigen ( göttlichen ) Abstammungs-Nachweis. Dies war ein weiterer Schritt zum „mündigen selbstverantwortlichen Bürger“. Sie hat also den Stellenwert des Erwachens aus dem Dasein als Masse, verlangte allerdings auch ein Interesse am Leben und am Staat von jedem Einzelnen. Jeder damalige Herrscher, der seinen Untertanen mehr Freiheiten gab, wurde mit mehr Engagement und Loyalität belohnt.

Mit Gruß,
Frank-Thomas

Hallo Julie946,

zuerst möchte ich mich entschuldigen, dass meine Antwort so spät kommt, aber ich hatte drei Tage keinen Computer und konnte keine Mails abrufen.
Zu deiner Frage muss man sich zunächst klar machen, was Renaissance überhaupt bedeutet. („Wiedergeburt“ der Kunst und Kultur und des Wissens der alten Griechen und Römer) --> Diese Entwicklung nach der langen Zeit des Mittelalters, in dem es viele Krankheiten und die dogmatischen Reglementierungen der Kirche gab, war wie ein Befreiungsschlag. Daraus lässt sich dann eigentlich auch schon die Antwort auf deine Frage herleiten. Recherchiere mal, welche bedeutenden Erfindungen (z.B. der Buchdruck mit beweglichen Lettern) in diese Zeit fallen und wie sie die Entwicklung beeinflussten. Alles, was wir heute wissen und weitergeben können, hängt damit zusammen.

Wenn sich für dich daraus weitere Fragen ergeben, melde dich bitte.

Liebe Grüße von D. Kaiser

Was bedeutet die renaissance für die Menschheitsgeschichte?
Welchen Stellenwert hat sie?

Was bedeutet die renaissance für die Menschheitsgeschichte?

–> Viele schöne Gemälde, Fresken, Skulpturen und Plastiken, Architektur (z. B. Botticelli, Raffael, Lippi, Bellini, Michelangelo, etc.)

–> Geniale Erfindungen (z. B. Da Vinci)

–> Ein Wiederaufleben der Ideale der Antike hinsichtlich der Philosphie, Wissenschaft, Literatur, etc.

–> Das Einläuten vieler Reformen (Luther, von Hutten) und des Humanismus (Erasmus von Rotterdam)

Welchen Stellenwert hat sie?

–> In welcher Hinsicht? Wirtschaftlich? Politisch?
–> siehe oben: Reformen
–> Bücher (obwohl Gutenberg eigentlich ein Kind des Spätmittelalters war)
–> Übergang zur Neuzeit

Viele Grüße
;o) L.

Liebe Julie, die Antworten, die du bekommen hast sind alle irgendwie richtig.

Aber alle scheinen mir von einem Geschichtsbild auszugehen, das wir überwinden sollten: Nämlich die (unbewußte?) Vorstellung, daß sich die Menschheit stets weiterentwickelt habe, zum Beispiel vom Höhlenbewohner zum seßhaften Bauern, von diesem zum christlichen Mittelaltermenschen, von diesem zum Idividuum der Renaissance usw.

Diese Sicht ist problematisch. So war zum Beispiel das germanische Bodenrecht um das 3., 4. Jh. wesentlich sozialer als das Römische Recht, das sich später in unseren Breiten durchsetzte und erst Armut und Leibeingenschaft ermöglichte.

Auch sollten wir uns von der sehr eingeengten Vorstellung eines „finsteren“ Mittelalters und einer „aufgeklärten“ Renaissance verabschieden. Das Mittelalter hat die Kreuzzüge zu verantworten, die im wesentlichen Rückeroberungskriege waren. Aber z.B. die Hexenverfolgung gab es entgegen anderslautendem Volksglauben noch nicht; Carolus Magnus hat Hexenverfolgung gar unter Todesstrafe gestellt.

Und nicht vergessen: In der Renaissance entwickelte sich die im Mittelalter verschmähte Mentalität der Habgier, die Gier, Geld nicht mit Arbeit zu verdienen, sondern mit Kapital (vgl dazu Martin Luthers flammende Kritik an der Kaufmannsfamilie der Fugger). Wenn „wir“ als wirtschaftlich erfolgreiche Länder Giechenland und Spanien ausbluten und die Ärmsten dort sämtliche Lasten der Mißwirtschaft tragen lassen, wenn wir Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren, führen wir eine Renaissance-Tradition fort, keine mittelalterliche.

All dies sollte man bedenken, wenn man von diesem komischen Bild einer ständig sich entwickelnden Menschheit ausgeht.

Freundlicher Gruß von Kalaf