Hallo Oliver,
ich kann McFleihs allgemeiner Einstellung nur zustimmen.
Es mag zwar gut sein, Sicherheitstechnik und überwachende Computer zu haben, sich aber darauf zu verlassen, daß sie immer funktionieren ist im besten Fall leichtsinnig. Nicht zu wissen, wie sie funktioniert, kann lebensgefährlich sein.
Nein, ein Airbus wird zu 100% vom Rechner geflogen, der
Joystick vermittelt nur noch unverbindliche Steuerwünsche.
Wer hat denn so etwas behauptet, außer vielleicht Airbus-Werbung, PM oder Focus? Die Steuer"wünsche" sind keinesfalls unverbindlich, es ist nicht so, daß der Computer daß Flugzeug fliegt. Wenn der Pilot eine Kurve fliegt, dann fliegt *auch der Airbus* eine Kurve. Der Punkt ist allerdings folgender: die Flight Control Computer bearbeiten die Steuersignale anhand vorgegebener „Flight Control Laws“ - und diese beinhalten sogenannte Schutzfunktionen („protections“) z.B. gegen Stall, Overspeed etc…
Es gibt im Falle des Ausfalles der „Normals Laws“ - also der höchstwertigen Schutzfunktionen einfachere Flugkontrollgesetze („Direct Law“), die weniger Schutzfunktionen beinhalten. Im Falle des Ausfalles alles Flugkontrollcomputer gibt es selbst im Airbus immer noch eine „Mechanisches Back-Up“. Mit anderen Worten, es IST möglich, einen Airbus (im Notfall) rein mechanisch zu fliegen!!
die Technik hierfür ist schon überrachend weit und wird noch
vielfach unterschätzt.
und gelegentlich wohl auch überschätzt (siehe unten)
Ja, das wäre mir lieb. Die meisten mir bekannten
Airbus-Unfälle entstanden meines Wissens durch das
manuelle Abschalten gewisser Computer-Safeguards
Ich kenne hingegen keinen einzigen Unfall, wo der
Computer Mist gebaut hätte.
Tja… vielleicht, weil nur Katastrophen ihren Weg in die Presse finden, Berichte über wenig(er) folgenreiche Zwischenfälle aber nur in Fachpublikationen veröffentlicht werden?
Zwei Gegenbeispiele, in denen wohl der Computer versagt hat: vor etwa einem Jahr wären über dem Nordatlantik fast zwei Airbusse kollidiert. Eine A340 hat gerade eine A330 überholt (1000 Fuß unterhalb), als sie in eine starke Turbulenz einflog. Der Computer hat einen Stall befürchtet und die sog. „Alpha Floor Protection“ aktiviert, die grob gesagt maximalen Schub setzt. Da sie den Autopilot ausschaltet und Priorität über alle anderen Funktionen hat, ist die Maschinen in kurzer Zeit um 1000’ gestiegen und nur die Tatsache, daß sie ein paar 100m versetzt und nicht direkt unter dem A330 flog, hat die Katastrophe verhindert. (Quelle: AAIS)
In einem anderen Fall wollte eine A320 von Iberia bei starker Turbulenz in Bilbao durchstarten. Genau in diesem Moment hat eine Böe wieder die Alpha-Floor-Protection aktiviert - und in dem Fall hat eine extrem ungewöhnliche Wechselwirkung zwischen Durchstart-Befehlen und der Schutzfunktionen das Durchstarten unmöglich gemacht. Die Maschine ist auf der Bahn aufgeschlagen. (Quelle: Aviation Safety Week)
In beiden Fälle kann ich bei Bedarf gerne viel tiefer in die technischen Details einsteigen.
Beiden Fälle zeigen wohl recht gut, daß es durchaus genug Situationen gibt, die ein Programmierer nicht erfassen und daher ein Computer nicht bewältigen kann. Im Umkehrschlus…
Vor diesem Hintergrund ist es m.E. die menschliche Hybris, die
ihre Gewalt über die Maschine nicht abgeben will, obgleich er
ihr ihnehin schon zu 99% ausgeliefert ist. Das Festhalten an
dem 1% Eingriffsmöglichkeit kostet Menschenleben, Jahr für
Jahr.
… ist es gut, DASS der Pilot in den meisten Maschinen noch eingreifen kann, wenn die Automatik völlig Unfug anstellt. Ich kann dir auch gerne mal längere (!) Listen mit Softwarefehler in der Steurungssoftware von den Flugmanagementcomputern in den Boeings zukommen lassen. Ich frage mich, ob du dann dein Vertrauen in die Unfehlbarkeit von Computern und Programmieren behältst. Abgesehen davon sollte Systeme, auf die du dich berufst, auch Idiotensicher sein.
Ich nehme an, du weißt, was TCAS ist - ein Warnsystem zur Vermeidung von Kollisionen. Es hat schon viele Unfälle verhindert, aber letzte Jahr hätte es fast einen Unfall verursacht. Ein asiatische Maschine flog über China. In ihrem TCAS-System war EIN Pin eines Steckerkabels defekt. Das Ergebnis: das TCAS hat eine falsche Höhe an eine British Airways-Maschine gemeldet. Die BA-747-400 hat Ausweichwarnung von Computer bekommen, und die Ausweichvorschläge hätten sich genau in die entgegenkommende Boeing gesteuert. Gut, daß die Piloten die Maschine selbst GESEHEN haben und den Ratschlägen des Computers nicht gefolgt sind!!
Für Teile aus Metall (Flugzeuge), die die Piste blockieren,
sind automatische (bodenradargestützte) Statrabbruchsysteme
angedacht, mit diesen wäre der Unfall in Mailand nicht passiert.
Ja, ja. Hast du dafür seriöse Quellen? Meiner Meinung nach Spekulation. Das Argument „wäre damit nicht passiert“ hört man oft genug.
Auch Drahtseile, die zu grauen Vorzeiten noch das Steuerhorn
mit dem Ruder verbanden, schmelzen im Feuer. Insgesamt sind
elektrische und hydraulische Leitungen weniger störanfällig
als rein mechanische Systeme.
Wer behauptet das? McFleihs Bemerkungs ist nicht viel hinzufügen. Sorry, das hier ist Unfug. Mechanische System sollten im Gegensatz zu elektrischen Systemen immerhin lange genug überleben, um einen Notabstieg zu ermöglichen. Recht viel anderes wird man bei einem Feuer sowieso nicht machen können.
Alles schon fest geplant und mit dem restlichen Flugverkehr
koordiniert, evor das Flugzeug überhaupt abgehoben hat.
Meines Erachtens nicht durchführbar. Pure Spekulation. Quellen?
Stimmt nicht. CAT III-Pisten sind fast schon Standard.
Nein. ILS-Anlagen sind extrem teuere, hochpräzise Navigationssysteme. CAT III-Zertizifierung ist meines Wissen oft erst nach Jahren des gewöhlichen Betriebs möglich. Abgesehen davon bedeutet die Existenz eines CAT III-Anflugs nicht automatisch, daß er auch verwendet. (Stichword: ILS-Schutzzone).
Angesichts der Tatsache, daß weder London-Heathrow noch Frankfurt-Main eine CAT III-Zulassung haben (!!) (allerdings CAT II), würde ich deine Bemerkung lieber noch einmal überdenken.
Die Hand des Piloten hat schon oft genug in den Tod geflogen.
In wievielen Fällen hat das bisher der Computer gemacht?
Das Argument taugt m.E. nur für die Bildzeitung. Es gibt nicht „den“ Pilotenfehler und „den“ Computerfehler. Kein weitere Kommentar dazu.
Markus