Bahnprivatisierung noch durchsetzbar?

Hallo,

wir hatten, vor nicht allzulanger Zeit, in diesem Brett über die Bahnprivatisierung diskutiert:
/t/bahnprivatisierung-und-hre/4812948

Jetzt wurden Details über Bonuszahlungen bei einem eventuellen Börsengang der Deutschen Bahn bekannt:
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/282/316168/text/

Ändern diese Bekenntnisse irgendetwas an dem geplanten Börsengang der Bahn?

Gruß
karin

Hallo,

na Klar ist die Bahnprivatisierung mit Gewalt zum Nachteil der Bahn-Nutzer durchsetzbar. Das ist der Auftrag für Mehdorn, der noch absahnen will, das verstehe ich.
Die Flasche ist dabei nur Tiefensee, der lässt jetzt den Mehdorn hängen!
Nur an Karin: Bist du die Segel-Karin?
MfG

Auch Hallo,

Ändern diese Bekenntnisse irgendetwas an dem geplanten
Börsengang der Bahn?

Sicher nicht.
Die Beschlüsse über Boni usw. stammen vom Juni 2008, da hat noch niemand an diesen Finanzcrash gedacht.

Die Bahn braucht dringend frisches Geld, das sis nur an der Börse bekommen kann. Es hat einige Jahre harter Arbeit bedurft, die Bahn börsenfähig zu machen, ich weiß, wovon ich rede. Mehdorn hätte dieses „sein Kind“ auch ohne Bonus auf die Welt gebracht, aber wenn der AR ihm noch was nachschmeißt …
Es geht nun darum, einen für den Ertrag besseren Zeitpunkt zu finden, ohne daß das Vorhaben zwischen die Mühlsteine des Wahlkampfes gerät. Da ist das Zeitfenster nicht sehr groß.

Tiefensee gibt die bekannt und erwartet schwache Figur ab und beschädigt sich mit dem völlig mißglückten Versuch eines Bauernopfers Staatssekretär nur selbst.

Gruß
Cassius

Hallo, Cassius

Die Bahn braucht dringend frisches Geld, das sis nur an der
Börse bekommen kann. Es hat einige Jahre harter Arbeit
bedurft, die Bahn börsenfähig zu machen, ich weiß, wovon ich
rede.

in meiner Tageszeitung stand heute, dass Strafanzeigen einiger Verkehrsexperten eingegangen wären, die dem Bahn-Vorstand vorwerfen, aus Renditegründen Sicherheitsfragen vernachlässigt zu haben.

Die Prüfung der ICE-Flotte auf Achsenschäden, würde sich deshalb auch verzögern.
Es würden ausreichend Reservezüge und zusätzliche Prüfkapazitäten (Ultraschallgeräte) fehlen, da der auf Börsenkurs steuernde Konzern die Kosten seit Jahren radikal gedrückt hätte.

Tiefensee gibt die bekannt und erwartet schwache Figur ab und
beschädigt sich mit dem völlig mißglückten Versuch eines
Bauernopfers Staatssekretär nur selbst.

Die Stellung von Transnet zur geplanten Privatisierung, scheint inzwischen auch noch unglaubwürdiger zu werden.

Gruß
karin

Off topic

Nur an Karin: Bist du die Segel-Karin?

Nein.

Hallo Karin,

in meiner Tageszeitung stand heute, dass Strafanzeigen einiger
Verkehrsexperten eingegangen wären, die dem Bahn-Vorstand
vorwerfen, aus Renditegründen Sicherheitsfragen vernachlässigt
zu haben.

Gibt es denn eine bessere Gelegenheit, sich als „Experte“ ins Rampenlicht zu stellen, zumal es ja nichts kostet?
Wenn aufgrund eines Schadens eine ganze Fahrzeugflotte stillgelegt wird, kann man nicht sagen, Sicherheitsfragen seien vernachlässigt worden.

Die Prüfung der ICE-Flotte auf Achsenschäden, würde sich
deshalb auch verzögern.
Es würden ausreichend Reservezüge und zusätzliche
Prüfkapazitäten (Ultraschallgeräte) fehlen, da der auf
Börsenkurs steuernde Konzern die Kosten seit Jahren radikal
gedrückt hätte.

Wieviel Reservezüge sind denn nach der Meinung dieser „Experten“ ausreichend?
Dann sollen die mal vorrechnen, wieviel dann eine Fahrkarte mehr kostet uns wer das dann noch bezahlen will. Der Eigentümer Bund hätte das so wohl nicht akzeptiert.
Und Ultraschall-Prüfgeräte gibt es nicht bei ALDI.
Solche Forderungen sind billig in jedem Sinne dieses Wortes.

Es gibt bei technischen Systemen keine absolute Sicherheit, ein Restrisiko ist immer vorhanden. Nicht erst seit dem Unglück von Eschede muß sich die Bahn aber irgendeinen Vorwurf gefallen lassen, sie sei mit dem Thema Sicherheit schlampig umgegangen, auch und schon gar nicht nicht wegen knapper Kasse.
Außerdem ist die Sicherheit DIE Sicherung der Position auf dem Verkehrmarkt, die schließlich Voraussetzung ist für einen erfolgreichen Börsengang. Sparen an der Sicherheit gefährdet daher den Börsengang. Dies an die Adresse jener „Experten“.

Die Stellung von Transnet zur geplanten Privatisierung,
scheint inzwischen auch noch unglaubwürdiger zu werden.

Dazu sage ich nichts - das soll genügen.

Gruß
Cassius

Hallo Cassius,

das was Karin da schrieb, habe ich soeben bei Frontal 21 im ZDF gesehen.
Und ganz so einfach, wie Du es schreibst, ist es doch nicht.
Direkt nach dem Zugunglück in Eschede gab die Bahn selbst an eine TU
(weiss jetzt nicht mehr welche) einen Auftrag zur Überprüfung der Achsen in Auftrag. Es gibt zwei verschiedene Arten davon.
Eine war zu 12% überlastet, die andere zu 19%.
Das Ganze spielte sich im Jahr 2004 ab. Genug Zeit zum Reagieren. Das man es nicht getan hat, hängt sehr wohl damit zusammen, Kosten für die Bahn zu sparen um den Börsengang attraktiver zu machen.
Unabhängig davon stellte die BAM fest, dass Einschlüsse im Material zu weiterem Versagen führen könnte.
Die Achsen, und das ist wichtig, werden nach An- und Vorgaben der Bahn hergestellt. Da ist es nur Augenwischerei, wenn Herr Mehdorn heute versucht, den schwarzen Peter den Herstellern zuzuschieben.
In Frankreich z.B. sind die Zugachsen 20% dicker als beim ICE.
Dass es jetzt so knüppeldick kommt, ist das Versäumnis und das Nichtreagieren aus 2004.
Damals hätte man noch einen ICE nach dem anderen prüfen können.
Erst jetzt, nachdem es ein Wiederholungsfall ist, muss die Bahn alle Züge auf einmal überprüfen.
Und die Anzeige der Experten hängt damit zusammen, dass die Bahn, sprich Herr Mehdorn, auf die Untersuchungsergebnisse von 2004 NICHT reagiert hat.
Deine Argumente ziehen also nicht.

Es gibt bei technischen Systemen keine absolute Sicherheit,
ein Restrisiko ist immer vorhanden.

Das ist soweit richtig, wenn auch eine immer wiederkehrende Prüfung das Restrisiko deutlich reduziert. Dein Auto muss doch auch alle zwei Jahre, unabhängig von den gefahrenen Kilometern zum TÜV.

Nicht erst seit dem
Unglück von Eschede muß sich die Bahn aber irgendeinen Vorwurf
gefallen lassen, sie sei mit dem Thema Sicherheit schlampig
umgegangen,

Wie sich hier herausstellte, hat die Bahn beim Thema Sicherheit das Restrisiko ganz bewusst in Kauf genommen.

auch und schon gar nicht nicht wegen knapper
Kasse.

Nein, die Kassen mussten ja wegen des geplanten Börsenganges gefüllt werden.

Außerdem ist die Sicherheit DIE Sicherung der Position auf dem
Verkehrmarkt, die schließlich Voraussetzung ist für einen
erfolgreichen Börsengang.

Scheint nicht ganz so zu sein.

Sparen an der Sicherheit gefährdet
daher den Börsengang. Dies an die Adresse jener „Experten“.

Die Stellung von Transnet zur geplanten Privatisierung,
scheint inzwischen auch noch unglaubwürdiger zu werden.

Weiss jetzt nicht, was Du damit meinst.

Dazu sage ich nichts - das soll genügen.

Eines habe ich, etwas Off Topic, noch zu sagen: Herr Mehdorn hat sich furchtbar beschwert, dass die Bonuszahlungen an den Bahnvorstand öffentlich verbreitet wurden.
Und dazu sage ich jetzt nix.

Gruß
Cassius

Schönen Abend noch,
Jürgen

Hallo Jürgen,

meine Antwort ist ein wenig länger geworden. Ich hoffe, Du hast etwas Zeit mitgebracht.

das was Karin da schrieb, habe ich soeben bei Frontal 21 im
ZDF gesehen.

Ich auch.

Und ganz so einfach, wie Du es schreibst, ist es doch nicht.

Jetzt sind wir ein bißchen (!) schlauer.
Wie zu erwarten ist die Zahl der offenen Fragen mitgewachsen.

Eine war zu 12% überlastet, die andere zu 19%.

In dem päsentierten Gutachten war die Rede von Kräften, die um diese Beträge über den Annahmen lagen. Um das zu bewerten, muß man mehr wissen über die Lastspitzen, ihre Charakteristik, Häufigkeit usw. Bei der Dimensionierung werden auch hierzu Annahmen getroffen und in Sicherheitszuschläge umgesetzt.

Das Ganze spielte sich im Jahr 2004 ab. Genug Zeit zum
Reagieren.

Kennst Du denn die Reaktion? Seit Eschede weiß jeder, der auch nur entfernt mit Betriebssicherheit befaßt ist, wie schnell der Staatsanwalt in der Tür stehen kann. Ich wage nicht zu behaupten, daß dieses Gutachten unkommentiert in einer Schublade verschwunden ist. Wir wissen nicht, wie und von wem sein Inhalt bewertet worden ist. Wir wissen nur, daß die Bewertung zu einem anderen Ergebnis gekommen ist als die Verfasser des Gutachtens.

Das man es nicht getan hat, hängt sehr wohl damit
zusammen, Kosten für die Bahn zu sparen um den Börsengang
attraktiver zu machen.

Ach ja? Du bist ja wirklich gut informiert!

Unabhängig davon stellte die BAM fest, dass Einschlüsse im
Material zu weiterem Versagen führen könnte.

Jetzt kommen wir dem Knackepunkt schon etwas näher. Einschlüsse, Lunker, Kerben und Kratzer an der Oberfläche sind die typischen Auslöser für lokale Spannungsspitzen und folgende Dauerbrüche. Ob am Ende ein Dauerbruch oder Materialermüdung oder beides zu dem Achsbruch geführt hat, ist angesichts des Zustands der Bruchstelle wohl nicht mehr einwandfrei festzustellen.

Die Achsen, und das ist wichtig, werden nach An- und Vorgaben
der Bahn hergestellt.

Betreffen diese Vorgaben auch die Dimensionierung? Das würde ich doch gerne irgendwo mal nachlesen, bevor ich darüber rede.

Da ist es nur Augenwischerei, wenn Herr
Mehdorn heute versucht, den schwarzen Peter den Herstellern
zuzuschieben.

Die Festigkeitsberechnungen macht die Industrie, nicht die Bahn. Wenn sich dabei herausstellt, daß die Vorgaben der Bahn (welche auch immer) nicht zu realisieren sind, muß der Auftragnehmer Laut geben. Tut er das nicht, übernimmt er die Verantwortung. Oder rechnest Du die Lagerung der Trommel Deiner Waschmaschine nach?

In Frankreich z.B. sind die Zugachsen 20% dicker als beim ICE.

Das sagt alleine gar nichts. Da muß man die Charakteristik des Stahls, die Formgebung und den Herstellungsprozeß mit betrachten.

Dass es jetzt so knüppeldick kommt, ist das Versäumnis und das
Nichtreagieren aus 2004.

s.o.

Damals hätte man noch einen ICE nach dem anderen prüfen
können.
Erst jetzt, nachdem es ein Wiederholungsfall ist, muss die
Bahn alle Züge auf einmal überprüfen.

Jetzt setzt das EBA das Untersuchungsintervall von 300.000km auf 30.000km herunter. Das ist nicht nur Sicherheitsdenken, das hat schon etwas mit Panik zu tun, denn zu den 300.000 km hat das EBA ja auch mal genickt.

Und die Anzeige der Experten hängt damit zusammen, dass die
Bahn, sprich Herr Mehdorn, auf die Untersuchungsergebnisse von
2004 NICHT reagiert hat.

s.o.

Deine Argumente ziehen also nicht.

Lasse ich mal so nicht stehen.

Es gibt bei technischen Systemen keine absolute Sicherheit,
ein Restrisiko ist immer vorhanden.

Das ist soweit richtig, wenn auch eine immer wiederkehrende
Prüfung das Restrisiko deutlich reduziert. Dein Auto muss doch
auch alle zwei Jahre, unabhängig von den gefahrenen Kilometern
zum TÜV.

Nicht erst seit dem
Unglück von Eschede muß sich die Bahn aber irgendeinen Vorwurf
gefallen lassen, sie sei mit dem Thema Sicherheit schlampig
umgegangen,

Wie sich hier herausstellte, hat die Bahn beim Thema
Sicherheit das Restrisiko ganz bewusst in Kauf genommen.

Den Nachweis bist Du noch schuldig.

auch und schon gar nicht nicht wegen knapper
Kasse.

Nein, die Kassen mussten ja wegen des geplanten Börsenganges
gefüllt werden.

Außerdem ist die Sicherheit DIE Sicherung der Position auf dem
Verkehrmarkt, die schließlich Voraussetzung ist für einen
erfolgreichen Börsengang.

Scheint nicht ganz so zu sein.

Die Sicherheit ist ein starkes Verkaufsargument mit direkter Wirkung auf die Ertragsseite eines Unternehmens, also schon börsenrelevant.

Die Stellung von Transnet zur geplanten Privatisierung,
scheint inzwischen auch noch unglaubwürdiger zu werden.

Weiss jetzt nicht, was Du damit meinst.

War Karins Aussage.

Dazu sage ich nichts - das soll genügen.

Bleibt meine Aussage.

Eines habe ich, etwas Off Topic, noch zu sagen: Herr Mehdorn
hat sich furchtbar beschwert, dass die Bonuszahlungen an den
Bahnvorstand öffentlich verbreitet wurden.

Daß er sich beschwert, ist i.O. Das wird im AR entschieden und ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Wer da plaudert, verfolgt damit ein eigenes Ziel. Das würde mich auch stören, zumal wenn es einer tut, der den Beschuß von sich selbst ablenken will.
Die Boni ansich sind sicherlich mit dem Berufsethos von weit mehr als 100.000 aktiven Bahnern und den x Pensionären nicht vereinbar. Das offensichtliche Fehlen dieser Erkenntnis beschränkt sich aber wohl nicht auf den Vorstand.

Gruß
Cassius