Hallo zusammen,
ich habe mich grad in das Wort Dschamsterer verliebt, weil’s so gut auf den neuen Freund einer Freundin passt bzw. deren Beziehung. Und da sind wir auch gleich beim Thema …
Kennt ihr das Wort? Wenn ja: Aus welcher Region im bairischen Sprachraum?
Welche Bedeutung (konnotation und Denotation) hat das Wort für euch?
Ich habe zwar zwei Bedeutungen in Lexika gefunden, bin damit aber nicht zufrieden, da das Wort meiner Meinung nach etwas anderes bedeutet. Was es für mich bedeutet, schreibe ich jetzt erst mal nicht, um euch nicht zu beeinflussen.
dein Suchwort erinnert mich sehr an den Gschamsterer im Österreichischen (die Bedeutung ist gleich…*lächel*) - und ich kenne es aus dem Bairischen auch als Tschamsterer.
Es gibt dazu zwei Herkunftsmöglichkeiten:
aus „gehorsam“ oder aus dem jüdischen „Schamess“
Wenn es das selbe Wort ist, stellt sich die Frage, warum und wann aus dem G ein D wurde (oder umgekehrt)
Kennt ihr das Wort? Wenn ja: Aus welcher Region im
bairischen Sprachraum?
Mittelfranken.
Welche Bedeutung (konnotation und Denotation) hat das Wort
für euch?
(wie soeben in einer Schnellumfrage bestätigt:smile: eher abwertend für „G’schpusi“/aktueller Liebhaber (… und wenn es sich bei dem Kandidaten um ein älteres Semester handelt, sagt man auch „Schlorcher“).
»Tschamsterer«
Einer, der eifrig ist, aber nicht überall wohlgelitten. In der Familie kann es zum Beispiel den potenziellen Heiratskandidaten treffen: »der Vroni ihr Tschamsterer«. In der Politik: der arme Minister Gabriel, rastlos im Tretrad, zwischen Dienstflügen, Spritsparen und Mehrheitsbeschaffung in der SPD-Fraktion.
Kennt ihr das Wort? Wenn ja: Aus welcher Region im
bairischen Sprachraum?
In Niederbayern, vor allem im Unteren Bayerischen Wald bis Passau hinein, gebräuchlich
Welche Bedeutung (konnotation und Denotation) hat das Wort
für euch?
Abwertend gebraucht, zur Bezeichnung eines irgendwie unordentlichen Kavaliers („dera ihra Dschamsterer“)
Kennt jemand die Herkunft des Wortes?
Im Unterschied zu den schon gegebenen Antworten: Ich kenne nur die Herleitung von „g’schamster Diener“ (eigentlich: gehorsamster Diener),also ein etwas unterwürfiges, scharwänzelndes und irgendwie dann nicht ganz geheueres Betragen bezeichnend.
Bei SCHMELLER und ZEHETNER finde ich es nicht.
Gruß!
Hannes
Liebe Kreszenz,
deiner Erklärung zu Tschamsterer stimme ich bei.Ausweitend zum Thema gibt es IHN aber auch noch im Chiemgau / oberes Achental.
Gruaß an Alle
Nastaly
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Ich bin zwar kein Saarländer lebe aber seit 1975 hier und kenne dieses Wort als negativ belegt: Schammes(s), Schammas(s)= übles, minderwertiges Zeug, Gerümpel, Schrott oder Billigwerkzeug; auch Dinge, die von anderen im eigenen Wirkungsbereich abgelegt sind " Mach
e mol dein Schammess do weg"
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
welche Etymologie das Saarländische „Schammass“ auch immer haben mag,
der „Schammes“, den ich meine, ist nun mal der (Synagogen)Diener und zunächst durchaus nicht negativ besetzt.
Als solcher hat er sogar Eingang in den Duden gefunden…*lächel*
und Zitat:
„Sie hat acht Halter (oder Lampen) sowie einen zusätzlichen für den Schammes (wörtlich „Diener“), der benutzt wird, um die anderen Lichter zu entzünden.“
Saarländ. Schammes(s), Schammas(s)= übles, minderwertiges Zeug, Gerümpel, Schrott
„Mach e mol dein Schammess do weg“
Beim saarländischen Schammes in der Bedeutung „Krempel“ könnte
es sich eventuell eher um eine Verschleifung aus dem jiddischen
Schamott = Kram, unnützes, wertloses Zeug
handeln.
(im Wienerischen gibts übrigens die gleichbedeutende Redewendung:
„Schaff deinen Schamott da weg“ = Räum deinen Krempel beiseite,
oder: „Red keinen Schamott daher“ = Erzähl keinen Schrott / Unsinn )
da ich schon öfter auf der Suche nach „Schamott(e)“ in der Bedeutung „Krempel“ war, wurde mich sehr interessieren, ob du einen Beleg hast, dass das Wort aus dem Jüdischen/Hebräischen stammt.
Der Kluge kennt die Herkunft nicht (vermutet Italienisch „chama“=Muschel")
Eine Quelle, die ich leider nicht mehr weiß, erklärt, dass es möglicherweise von hebr. „schamam“(?) = verwüsten, zerstören (keine Gewähr, ob ich mich recht erinnere!!) kommen könnte.
Hallo mitnand!
Wieder einmal
Wolf, Siegmund A.: Deutsche Gaunersprache. Wörterbuch des Rotwelschen. Hamburg (Buske) 1993. ISBN 3-87118-736-4 Buch anschauen.
Dort „Schamott m Kram, Zeug; der ganze Schamott irgend etwas (z. B. minderwertige Ware) im ganzen, ungeteilt, alles zusammen: 1956 berl mdl.[= mündlich] - Jidd schaz maz alles in einem (-> Schazmaz), wohl berl. und vielleicht unter Einfluss von -> Klamotte lautlich umgebildet.“
Der Vollständigkeit halber noch:
Unter „Schazmaz“ dann die Erklärung, das sei das „Faktotum einer Gaunerbande“, ursprünglich aber die Bezeichnung für jemand, der (schaz maz alles in einem) „in einer (kleinen) Gemeinde mehrere Ämter bekleidet, z. B. das des Vorbeters und Lehrers“.
Gruß!
Hannes
anscheinend bin ich hier der einzige, der sich unter Schamott nicht (nur) unnützes Zeug, sondern einen keramischen Heizstoff vorstellt (http://de.wikipedia.org/wiki/Schamott) - und der scheint aus dem französischen zu kommen. Ob dieses Mineral bis zur Erfindung der Schamottheizung als wertlos eingestuft wurde und deshalb der Krempel nach dem Mineral oder umgekehrt benannt wurde, kann ich nicht sagen; ich habe lediglich in der Diskussion diesen Bedeutungsaspekt vermisst und überlasse es nun den Sprachforschern, hier die Zusammenhänge offenzulegen.
anscheinend bin ich hier der einzige, der sich unter Schamott
nicht (nur) unnützes Zeug, sondern einen keramischen Heizstoff
vorstellt
Nein, wir sind zu zweit.
Du meinst aber, im Unterschied zu DEM Schamott, DIE SchamottE als keramischen Werkstoff…
Alte Öfen waren mit dieser Schamotte ausgekleidet/ausgekleistert.
Angeblich (Duden) kommt das Wort aus dem Italienischen, trotz seines französischen Aussehens. Ich kenne aber aus keiner der beiden Sprachen etwas Entsprechendes und würde mich, wie du, über Auskunft über die Herkunft freuen.
Gruß!
Hannes
ich kenne den Ausdruck auch aus Niederbayern, im Sinne von Liebhaber, anhänglicher Begleiter und zwar etwas zu anhänglich, daß man ihn schwer los wird, auch wenn man möchte. Der Begriff ist leicht abwertend.
Auch das „Neue Bayerische Wörterbuch“ von Ringseis verweist darauf, daß es eine Verstümmelung von „gehorsamster Diener“ sei.
Nöööö, icke kenne Schamotte natürlich auch in „deiner“ Bedeutung - siehe Kluge („chama“) in einem meiner postings. Das mit dem Französischen dachte ich auch lange Zeit, dem scheint aber nicht so zu sein und ich fand auch nach langem Rumsuchen nix in all meinen Französischen Etymologien.
Mittlerweile neige ich dazu, anzunehmen, dass Schamotte (Heizstoff) nicht völlig geklärt ist, und dass „Schamott“ (Krempel) aus dem Hebräischen kommt. Dankenswerterweise hat Hannes ja den Bezug zu Schaz Maz hergestellt.
Ganz lieben Gruß aus dem fönigen Waldviertel nach Balin, jenny