Hallo Geris,
hallo jochen, philosphisches Denken sollte doch „Leben“ nicht
so auf optisch wahrnehmbare Formen eingrenzen. Wo war es
vorher (bevor es dich belebte oder deine Katze, wo ist es
später - wo bleibst du , wenn es dich verlassen hat?
Hier haben wir doch tatsächlich unterschiedliche Auffassungen von „Leben“. Ich bezog mich auf die biologische Definition. Ok, danach ist der Begriff „Leben“ selbst gar nicht definiert, also reden wir hier eigentlich über heiße Luft… aber: Die Begriffe „Lebewesen“ bzw. „belebt“ sind sehr wohl definiert. Und ich sehe „Leben“ als etwas, was ein „Lebewesen“ von einem „nicht-Lebewesen“ unterscheidet. Und das sind gemeinhin
- Reizbarkeit / Erregbarkeit (-> Reaktionsfähigkeit auf Umweltreize)
- Fortpflanzung (-> Vererbung von Informationen zum Nachbau)
- Entwicklung (-> Informationen müssen sich verändern können)
- Stoffwechsel (-> lokale Entropieminderung, Erzeugung von Ordnung)
Da ist nicht enthalten, daß zB. Kohlenstoff o.ä. nötig wäre. Der letzte Punkt aber mach Leben „dinglich“. Einen Stoffwechsel bzw. die Schaffung lokaler Ordnung (i.S.e. Entropieminderung) ist an physikalische Objekte gebunden. Das können Photonen sein, Elektronen, Quarks, Leptonen oder Bosonen oder eben Kohlenstoffhaltige Verbindungen - das ist egal. Aber letztenendes sind es phasikalische Objekte. Man muß sie optisch nicht wahrnehmen können, soweit ok. Aber, und das ist der entscheidende Punkt:
Das „Leben“ ergibt sich aus dem Zusammenspiel der Komponenten!
Wenn also dieses Zusammenspiel nicht ist, dann ist auch kein Leben. Leben entsteht und vergeht mit dem Zusammenspiel. Ein Beispiel: Leben als Eigenschaft kann man mit der Eigenschaft „Geschmack“ vergleichen. Ein Zuckermulekül schmeckt süß, weil verschiedene Atome eine Verbindung eingehen (das Zusammenspiel, nut statisch und nicht dynamisch, wie beim Leben). _Wenn_ diese verbindung so da ist, dann hat dieses Molekül die Eigenschaft „schmeckt süß“. Diese Eigenschaft ist nicht da, wenn das Molekül nicht da ist. Wenn das Molekül entsteht, dann existiert mit dem Molekül auch die Eigenschaft. Verschwindet das Molekül, ist auch die Eigenschaft weg. Die Frage „Wo war der süße Geschmack, bevor das Molekül synthetisiert wurde?“ macht keinen Sinn.
- wo bleibst du , wenn es dich verlassen hat?
Das Leben verläßt mich nicht, sondern ich höre auf zu leben. Das ist ein Unterschied. So wie ich aufhöre zu sehen (du könntest fragen: wo geht mein Sehen hin, wenn es mich verläßt?").
Die Frage nach dem du enthält aber auch die Frage nach dem Bewußtsein - und die ist eine (etwas?) andere als nach dem Leben. Ich denke, daß es sich mit dem bewußtsein ähnlich verhält wie mit dem Leben an sich. Allerdings gibt es auch ein ganz interessantes Denkmodell, das davon ausgeht, daß „Bewußtsein“ eine inhärente Eigenschaft der Welt ist und Gehirne die Organe, die das Benutzen - ungefähr so, wie undere Augen das Licht nutzen. Die Bilder auf der Netzhaut lösen dann Signalverarbeitungsprozesse aus, die wir als Bild wahrnehmen. Komplexe Nervensysteme könnten „Aktivitätsbilder“ ebenso in Signalverarbeitungsprozesse auslösen, die wir als Bewußtsein wahrnehmen. Naja, alles sehr spekulativ und auch nicht meine Überzeugung - aber man kann ja mal drüber nachdenken.
Liebe Grüße,
Jochen
Gruß von Geris, die dich auch bedeutungsvoll wahrnimmt.