hallo …,
vielleicht darf ich auch als Christin antworten. Für die Beerdigung gibt es bei mir persönlich 2 Schienen: die emotionale und die rationale.
Nehme ich erst die Schwierigere, die emotionale: ich selbst musste mir aus gesundheitlichen Gründen schon vor Jahren Gedanken über mein etwaig mögliches Ableben machen. Meine Kleinfamilie (Kinder und ich) haben auch schon leider mehrere enge Freunde in ganz jungen Jahren verloren. Für mich persönlich ist es eine grausame Vorstellung, den Körper in einen Sarg zu legen und ‚einzubuddeln‘. Bei allen Verstorbenen ist es bei uns so, dass wir - wie auch schon vorgeschlagen - Fotos stehen haben und wir gerne an die guten Zeiten mit diesen Menschen zurückdenken. Ich bin kein Friedhofsgänger und habe bisher nie verstehen können, warum das ganze Brimboríum gemacht wird. Ein Kranz mit Schleife - schön - nur hat der Verstorbene etwas davon? Blumen, Kerzen, Plastik - hat der Verstorbene etwas davon. In meinen Augen ist dies nur für die „Anderen“, um zu zeigen, ich denke an, ich zeige, dass ich denke. Doch hat Trauer wirklich etwas mit „anderen zeigen“ zu tun. Ich meine nein, eine schöne ehrliche Trauerfeier (was wird da manchmal gelogen,und diese verlogenen Tränen vieler Anwesenden – das widert mich immer wieder an, man soll nichts Schlechtes sagen - aber bitte auch nicht lobhudeleien). Wie gesagt, ich persönlich muss nicht jeden Tag zum Grab marschieren. Ich habe auch noch erlebt, dass meine Freundin und ihre Schwester (was sonst ja nur bei älteren Leuten passiert) einen waren Totenkult betreiben, kein Sonntag ohne Friedhof, kein Feiertag ohne Friedhof, feste Zeiten für Grabpflege usw.usf. m.E. benötigen diese Menschen psychologische Hilfe, weil sie nicht loslassen können und dies nach aussen demonstrieren müssen. Wie gesagt, auch ich vermisse einige Menschen sehr, selbst 10 Jahre nach dem Tod - aber irgenwo hinlaufen --nein.
Nun noch zu der rationellen Seite. Viele Menschen werden immer älter, sie bekamen Medikamente, Hormone … und sind damit wirklich verseucht. Wenn der Körper nun langsam sich auflöst , gehen alle diese Bestandteile in die Erde und ins Grundwasser. Das ist in der Tat für unsere Wasserwerke ein grosses Problem. Deshalb wird ernsthaft in großen Städten überlegt, eine Verbrennung mit Urnenbeisetzung vorzuschreiben - zum Schutz der Lebenden. Nur mit der Urne ist es auch so - der berühmte Totenkult.
Die Idee mit der Asche verstreuen ist für mich auch sehr reizvoll, zumal ich meinen Kindern damit Pflichten und Kosten erspare. Es geht meines Wissens momentan nur bei Seebestattungen, aber ich denke, da wird auch sich die Gesellschaft weiterentwickeln.
Noch eines zum Abschluß, ich bin keine Zynikerin, ich achte jeden Menschen der trauert - aber dann bitte im Herzen und nicht als Demonstration für die Nachbarn. Ich lebe auf einem Dorf, und da ist es in der Tat üblich, dass „man“ dann und dann hinzugehen hat, dass „man“ das auch kundtut — das ist für mich keine Trauer und kein Aufarbeiten des Verhältnisses zu der/dem Vertorbenen.
geschrieben von jemandem, die sehr sehr trauert um Freundinnen und Freunde meiner Kinder die alle keine 20 wurden.
Chris
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