Hallo pollux,
eine Freundin von mir ist ein Pflegekind gewesen, sie kam mit einem Alter von 3 Jahren in die Familie. Sie wurde finanziell auf jeden Fall zurückgestellt, da das Jugendamt die Zahlungen sehr genau verrechnet, der Lohn von einem Ferienjob im Sommer durfte nicht behalten werden sondern wurde mit den Unterhaltszahlungen verrechnet.
Sonst wurde sie jedoch gut aufgenommen. Nur ihre kleine Schwester (nicht Pflegekind) hat ihr immer wieder sehr deutlich gemacht, dass sie NUR ein Pflegekind ist. Darunter leidet sie heute noch - und sie ist 29. Die Eltern versuchten den Unterschied nicht zu groß werden zu lassen, doch meine Freundin fühlte sich dennoch immer zurückgestellt. Ich persönlich finde es schlimm, wenn ein Pflegekind in eine Familie aufgenommen wird und dann abgesondert behandelt wird. Man weiß oft auch nie, wie lange das Kind in der Familie bleibt, ob die leiblichen Eltern das Sorgerecht wieder zurückerlangen - das ist für das Kind ein belastendes Hin und Her.
Ich finde es sehr gut von den Großeltern, dass sie das Pflegekind als gleichwertig behandeln und ein Unding von den Pflegeeltern, dieses zu unterbinden. Sicher ist es nicht leicht, ein fremdes, sozial vorbelastetes Kind anzunehmen wie ein Eigenes, aber gerade das sollten Pflegefamilien meines Erachtens tun.
Über Ämter-Empfehlungen kann ich leider nichts sagen, nur über die Erfahrung meiner Freundin (sie leidet nicht mehr darunter, wie sie von ihrer leiblichen Mutter behandelt wurde, sondern mehr, wie sie in der neuen Familie nur teilweise als eigene Persönlichkeit akzeptiert wurde) und über mein eigenes Empfinden. Ein Pflegekind ist nunmal vorbelastet durch die Erfahrungen, denn einer intakten Familienstruktur würde es nicht entrissen. Dadurch sind diese Kinder manchmal schwieriger zu handeln. Der Mehraufwand, alles beim Jugendamt auch immer nachweisen zu müssen kann an Gestresstheit dann auf das Kind übertragen werden, was aber nicht „professionell“ ist. Allerdings muss man auch immer sehen: Pflegeeltern sind auch nur Menschen und können nicht immer „professionell“ handeln. Aber man könnte sich dennoch überlegen, welche Nachwirkungen diese Zurückstellung auf das Kind haben kann. Es fühlt sich wie ein Mensch zweiter Klasse. Es wurde in der eigenen Familie nicht gut behandelt, kam zu fremden Menschen, die ihr die Familie ersetzen sollen und wird auch dort zurück gestellt. Das finde ich sehr hart. Gott sei Dank ist das nicht immer so!
Ich weiß nicht in welchem Verhältnis du zu dieser Familie stehst, vllt kannst du die Pflegeeltern mal fragen, warum sie diese Differenzierung so betonen und ob sie sich bewusst sind, was das Kind dabei empfinden könnte.
lg und ich hoffe du bekommst auch fachlichere Antworten 
Dany