Behandlung von Fetischismus

Ich habe ein Riesenproblem: Mein Fetischismus ersetzt den Sex - das an sich stört mich weniger, aber meine Beziehung ist jetzt nach 7 Jahren ohne Sex am Ende und ich kann sie nur noch retten, wenn ich Spaß am normalen Sex bekomme, da meine Freundin ein Leben ohne Sex mit ihrem Partner nicht länger erträgt. Die Beziehung bedeutet mir alles! Sie darf nicht kaputt gehen! Bisher konnte mir niemand eine Methode anbieten, wie man mir den Spaß am Sex ein und dafür den Fetisch als bisher einziges Erregungsgut austreibt. Ich habe viel davon gehört, dass man den Fetischusmus in Fällen wie meinem behandeln muss/kann. Wie aber sieht so eine Behandlung aus und wer führt sie durch? Besteht eine realistische Chance, dass ich Spaß am Sex habe und mich nicht mehr gezwungen sehe, auf meinen Fetisch zurückzugreifen, d. h., werde ich ein Verlangen nach Sex bekommen können?

wie man mir den Spaß am Sex ein und dafür den Fetisch als
bisher einziges Erregungsgut austreibt.

ein- und austreiben würde ich erstmal den dafür zuständigen kirchen
überlassen.

gäbe es denn einen weg, sie, dich & den fetisch zusammenzubringen?

schon die einschlägigen foren besucht?

e.c.

Lieber Martin,

ich weiß nicht, wie alt Du bist, schätze Dich jedoch älter als 30 ein.

Von einer säkularisierten angeblich „verhaltenstherapeutischen“ Teufelsaustreibung hielt’ ich nichts, bzw hielte ich sie hier für destruktiv.

Ich sehe eine Weg in den Bemühungen, Deinen Fetisch in Dein gesamtes persönliches sexuelles Erleben schrittweise zu integrieren, so daß man zum Schluß von überaus wesentlichen Vorlieben sprechen würden, nicht jedoch von einem den Partner substituierenden eigentlichen Fetisch.

Suche bei den Sexualinstituten nach Listen geeigneter Therapeuten, welche sich auf solch ein Konzept bereit wären einzulassen. Schließe Dich einer entsprechenden Gruppe oder Netz-Initiative an.

Integriere die Freundin in die schrittweise Rückintegrierung des Fetisches/der (späteren) Vorliebe mit ein.

Im Wesentlichen schließe ich mich damit el comandante an.

Du kannst immer wieder über den Zwischenstand berichten.

Nur Mut!

abifiz

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Hallo Martin,

ich schließe mich meinen beiden Vorredner an. Siehst du eine Möglichkeit deinen Fetisch in ein partnerschaftliches Sexleben zu integrieren? Eine Therapie mit diesem Ansatz wäre wahrscheinlich das sinnvollste.

Gruß

Samira

Hallo,

warum willst Du Dir den Festish austreiben? Ich persönlich glaube nicht dass das ein erfolgreiches Vorhaben ist, denn Dir geht es doch gut damit, oder?
Mein Mann hat auch einen sehr starken Fetish und ja, auch mir viel es anfangs schwer damit umzugehen. Auch ich habe versucht ihn in eine Therapie zu drängen damit das aufhört. Natürlich hat es nicht funktioniert - da er es nicht richtig wollte. Ihm geht es ja gut mit seinem Festish. Diese Eigenart gehört zu ihm, ich habe diese aktzeptiert und wir haben diese in unser Sexualleben eingebaut, da ich auf keinen Fall bereit war ihn aufzugeben.

Ich liebe meinen Mann. Ohne seinen Fetish geht es ihm nicht gut und warum soll ich wollen das er auf etwas das ihm wichtig ist verzichtet? Es gib für jedes Problem eine Lösung - nur muss es beiden gut dabei gehen.

Wenn Ihr Euch liebt werdet Ihr einen gemeinsamen Weg/Lösung für Euch finden ohne das einer auf irgendwas verzichten muss.

Wenn Du magst, schreib mir ne Mail. Ich schick Dir gern ein paar Links zu entsprechnenden Foren. Diese werden hier wohl eher zensiert :wink:

Grüße, Cora

naja, mein fetisch steht leider in verbindung mit anderen mädchen, auch wenn es weder gefühle, noch körperkontakt gibt, aber es stehen immer mädchen dahinter… hinzu kommt, dass mich sex nicht erregt und somit gar nicht möglich ist. meine freundin kann darauf nicht verzichten. sie gibt ihrer sehnsucht nach einer bilderbuchbeziehung auch gern mal den vorrang gegenüber dem, was sie hat, sodass sie eben nicht bereit ist, ihren wunsch wegen unserer tollen beziehung aufzugeben. sie glaubt eben, eine beziehung ist nur toll, wenn der punkt sex auch, wie in den medien vorgelebt, erfüllt ist.

Schon mal über eine Cuckolt-Beziehung nachgedacht?
LG, Cora

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Liebe Cora,

ich verstehe Deinen Sturm und Drang, ich verstehe es wirklich!

Du willst helfen, nachdem Du erfahren hast, wie hilfreich andere Dir gewesen sind.

Bedenke jedoch, es handelt sich un reale Menschen in ihrer realen Schwäche und in einer akuten sehr zerbrechlichen Situation.

Wenn Martin seine Freundin verlieren sollte, geriete er in eine Verzweiflung, die stärker wäre, als seine Möglichkeiten, Trauer auszuhalten.

Gönn ihm die Zeit und die Chance, sich vorsichtigen Fachrat zu holen!

Bei einem zu forschen Setzen auf ein bis dahin unbekanntes Rezept sehe ich die Freundin, ehrlich gesagt, schon über alle Berge…

Wie Du weißt, ist jeder Stoff ein Gift, falsch dosiert, auch Wasser!

„Helfen“ sollte also seinerseits auch dosiert werden!

Ich rüffele Dich nicht, ich ermuntere Dich nur zu etwas Geduld bei Deinem grundsätzlich sinnvollen Vorgehen.

Eine Cuckold-Beziehung ist etwas, was durchaus am Ende der Vorschläge von el comandante und Samira und mir stehen könnte, falls für die Beteiligten geeignet.

Gib ihnen Zeit, laß Martin schauen, ob er seine Freundschaft retten kann. Mit etwas Aktionismus (ein böses Wort, ich weiß; aber ich mein’ es gar nicht böse!) wäre sie sehr schnell hin…

abifiz

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Also meine Freundin wünscht sich eine IDEAL-Beziehung. Sie begreift es nicht, dass es so etwas nicht gibt, sondern dass jede Beziehung individuell ist udn es überall andere stärken und Schwächen gibt, die man mit seinen Erwartungen in Einklang bringen muss. Meine Freundin hat unrealistisch hohe Erwartungen, d. h. die Beziehung wird sie nur dann glücklich machen, wenn alle von ihr genau bestimmten Punkte in der von ihr erwarteten Form erfüllt sind. Zumindest rechnet sie damit, dass sie erst dann glücklich ist. Folglich akzeptiert sie keine Kompromisse, zumal sie jetzt gerade verliebt ist und davon träumt, mit diesem Mann all das zu bekommen, was sie sich wünscht, d. h. keine Beziehung mehr ertragen zu müssen, in der der Mann einen Fetisch hat, alles andere aber gleichzeitig auch stimmt. Ich brauche also eine Lösung, die für mich realisierbar ist und die Anforderungen meiner Freundin erfüllt. Deshalb dachte ich an eine Therapie, damit ich Sex haben kann und sie nicht mit meinem Fetisch belasten muss. Ich kenne nur niemanden, der sowas anbietet.

Magie, Realität, Ideal
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Nein, lieber Martin,

so leider, geht es nicht.

Wenn Deine Freundin keine Kompromisse will, dann will sie nicht das Leben, sondern Magie und die Destruktivität reiner Ideale ohne jegliche Bodenhaftung.

Ich bin in größter Eile.

Ich schreibe Dir ausführlich heute spätabends oder in der Nacht.

abifiz

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Lösungen, Unterwefungen & Tragik
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Also meine Freundin wünscht sich eine IDEAL-Beziehung. Sie
begreift es nicht, dass es so etwas nicht gibt, sondern dass
jede Beziehung individuell ist und es überall andere Stärken
und Schwächen gibt, die man mit seinen Erwartungen in Einklang
bringen muss. Meine Freundin hat unrealistisch hohe
Erwartungen, d. h. die Beziehung wird sie nur dann glücklich
machen, wenn alle
von ihr genau bestimmten :stuck_out_tongue:unkte in der von ihr erwarteten Form erfüllt sind. … Folglich akzeptiert sie keine Kompromisse, zumal sie jetzt gerade verliebt ist :und davon träumt, mit diesem Mann all das zu bekommen, was sie
sich wünscht, d. h. keine Beziehung mehr ertragen zu müssen,
in der der Mann einen Fetisch hat, alles andere aber
gleichzeitig auch stimmt. Ich brauche also eine Lösung… die die Anforderungen meiner Freundin erfüllt. Deshalb dachte ich an eine Therapie…

Lieber Martin,

bin endlich zurück: es hat länger gedauert als angenommen, obwohl ich schon zwischendurch auch an meinem Schreibtisch saß, aber nur für kurz.

So! Jetzt kann ich!

Es gibt für Deine geschilderte Tragik keine Lösung und keine Therapie!

Ich verstehe allerdings sehr wohl Deine Wünsche, Dein Begehren.

Einerseits hast Du in Deiner Freundin, oder vermeinst in Deiner Freundin zu haben, die langersehnte funktionierende Beziehung, ohne die Du in Deiner psychischen Existenz vernichtungsgefährdet wärest; anderseits ist fast jedem westlichen Menschen der Sinn für Tragik abhanden gekommen, und er kann kaum noch in seinem Innerern glauben, daß es nicht für alles eine Lösung gibt.

Unabhängig davon, ob er ein Intellektueller sei, oder eher der Typ des sogenannten Mann aus der Straße. Ganz im Gegenteil, es sind im allgemeinen die Intellektuellen, welche mit dieser sehr sehr schmerzlichen Zumutung und Einsicht die größten Schwierigkeiten und die größten inneren Widerstände haben ("…es kann doch nicht sein…" Es kann, leider…).

Solltest Du Dich bemühen, durch Akrobatik, innere Preisgabe, schmerzhaftesten Anstrengungen, gewagtestes Entgegenkommen, die _ „Anforderungen“ _ Deiner „Freundin“ zu „erfüllen“ versuchen, würdest Du sie innerlich immens ärgern, und sie würde genau so grausam und rücksichtslos nachkarten und ihre Forderungen plötzlich in weitere unerwarteten noch destruktiveren Höhen schrauben, wie ein älterer Kriegführender oder Kriegwilliger, der - womöglich auch noch religiös oder halbreligiös überhöht - sein lebenlang einen destruktiven apokalyptischen „Befreieungskrieg“ führt und jetzt mit der in seinen Augen und vor seinem Herzen schäbigsten Möglichkeit konfrontiert wird, durch das „verräterische“ großzügige Verhandlungs-Angebot seines „Feindes“, zum „Frieden“ vergewaltigt zu werden, den Mantel der Geschichte ein für alle Mal ablegen zu müßen, es auf widerlichen Alltag machen zu müßen, sich um eine funktionierende Kanalisation und Müllabfuhr und Kleintier-Besteurung Hand in Hand mit seinem früheren angeblichen satanischen Feind kümmern zu müßen, wo doch seine Vision in den weiß-hengstigen Befreieungs- und Triumphritt als Befreiungsgesandter auf „seinen“ Tempel zu, auf „seine“ Anhöhe zu, mit „seinem“ hocherhobenem Schwert, in der Melodramitik eines prophetenähnlichen Himmelsaufzugs, in einer Totalapotheose gipfelt, in der Wirklichkeit und Alltag nichts aber auch gar nichts zu suchen haben, und schon gar nicht sein ins Meer getriebene „Feind“ irgendetwas zu suchen hat.

Also wird er unerwartet nachkarten, nicht weil er eine Spielernatur ist und mehr herausschlagen will, sondern weil ein „Gelingen von Friedenverhandlungen“ für ihn und die seinen der fürchtbarste Albtraum ist, den man sich überhaupt vorstellen kann, würde er ihn nämlich zwingen, vom TOTALITÄREN in ihm selbst brutal Abschied zu nehmen.

Die terroristische und ideologische Vision einer romantischen perfekten Liebe durch die Frau, welche mit Dir verfreundet ist („Freundin“ würd’ ich sie wahrlich nicht nennen wollen!) ist eine Vision aus dem Atem des Totalitären. Kompromisse sind nicht nur nicht vorgesehen, sondern schlimme Vernichtungsdrohungen.

Du selbst bist nicht „Du selbst“, mit Deiner Geschichte, mit Deinen Störungen und Vorzügen und Schönheiten, sondern ein „Makel-Träger“ , welcher eine sonst makellose Vision bedroht, und Makel-Träger würdest Du bleiben, auch dann wenn Du Dich auf den Kopf stellen würdest.

Diese „Romantik“, in der Deine Angebetete schwelgt, ist eine totalitäre Kriegserklärung an den Alltag, an den realen Menschen, an reale Möglichkeiten. Am meisten haben die Kinder solcher Menschen dann zu leiden.

Natürlich kann ich vom Menschlichen auch die Sehnsüchte von ihr gut verstehen, würde auch für sie ein gutes menschliches Wort finden, wenn sie meine Hilfe aufsuchen würde. Ich spreche aber mit Dir und nicht mit ihr, kann im Moment die Empathie für sie - die ich auch spüre - außen vor lassen.

Martin, es ist Zeit, daß Du Dein Bündel packst und als erster und „freiwillig“ (oder zumindest schmerzhaft einsichtig) gehst.

Dadurch wird für Dich das schreckliche Vakuum weniger bedrohlich werden, als wenn Du verlassen werden würdest, und Du würdest es!

Begib Dich in eine Therapie (falls die Anfangsschmerzen und Vernichtungsängste zu überfordend wären, anfangs stationär) und fang Dein Leben an.

Ziel Deiner Bemühungen dürften nach meinem Urteil keine Überwältigungen oder Vergewaltigungen zur Austreibung Deines Fetisches sein, sondern seine mähliche Integration in Deine Liebesfähigkeit, aber auch die Stärkung Deines Ichs und Deiner Urteilsfähigkeit und Deiner Resilianz (= der Fähigkeit, trotz unzumutbarer Belastungen nach Möglichkeit im Gleichgewicht zu bleiben, oder nach einer Zeit es zurückzufinden).

Suche Dir dann (nicht allzu früh!) eine Freundin, welche Dich mit Deinen „Makeln“ und Deinen Vorzügen lieben kann. Und such in Ihr keine Erfüllung. Menschen sind keine. Bau mit ihr - geistig, oder meinentwegen auch real - ein Haus, das steht; pflanze mit ihr ein Bäumchen, das wächst.

Du bist nicht alleine! Jeder Mensch watet durch Schmerz, Angst und Ungeborgenheit auf einen ungewissen Ausgang zu; doch wird ihm vergönnt, auf seinem Wege wunderbaren Juwelen zu begegnen.

Ich wünsche Dir jeden Mut, den Du brauchen kannst, und denke an Dich

Dein

abifiz

.

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