Beichte-noch zeitgemäß?

Hallo,
ist die Beichte der kath. Kirche heute noch zeitgemäß? Hier bei uns wird z. B. in der Kommunionsvorbereitung der Kinder kein MUSS mehr vor die Beichte gesetzt. Die Kinder dürfen, müssen aber nicht. Ich habe es noch anders erlebt. Natürlich rede ich jetzt nicht von Sünden wie Mord und Totschlag, aber wie wird dann vergeben? Einfach, wenn ich vor Gott bete und bereue? Wie machen es die evang. Sünder?
Schönes Wochenende Enni

Wie machen es die evang. Sünder?

Meinen katholischen Freunden verdanke ich mein Seelenheil. Bei
bedenklichen Unternehmungen, duufte ich mich zurückhalten, denn sie
wurden durch eine Beichte, ihrer Sünden wieder ledig. Diesen Vorteil
habe ich als Evangelischer sehr vermißt.
Alexander

Hallo,

win evang. Sünder muß mit seiner Sünde leben - was sonst? Und eigentlich kann es ja nicht anders sein - wer sollte das recht haben, mir eine Sünde vor Gott zu vergeben? Ein Pfarrer? Wie kann der sich anmaßen, an Gottes Stelle zu urteilen? Woher will irgend jemand wissen, wie ein Verstoß wirklich zu bewerten und zu sühnen ist?
Richten kann nur der da oben - kein anderer.

Gernot Geyer

Servus Gernot,

ein evang. Sünder muß mit seiner Sünde leben - was sonst?

Er darf sich, genau so übrigens wie der katholische, darauf verlassen, dass er ins Erlösungswerk Christi eingeschlossen ist, und das „…qui tollis peccata mundi“ darf er auch annehmen. Der Spottname „Karfreitagschristen“, der sich auf den typischen evangelischen Gesichtsausdruck bezieht, trifft hier halb und halb: Ein „Karfreitagschrist“ ist folgerichtig auch ein „Auferstehungschrist“.

Es ist übrigens nicht so, dass es bei evangelischen Christen keine Beichte gäbe. Sie ist als Institut weniger ritualisiert und „genormt“ als in der katholischen Kirche, aber das tut ihrem Bestehen keinen Abbruch.

Schöne Grüße

MM

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Servus,

Wie machen es die evang. Sünder?

sie beichten… :wink: - im wesentlichen genau wie ihre katholischen und orthodoxen Mitchristen.

Von den fünf Elementen der Beichte: Erkenntnis der Schuld, wahre Reue, Bekenntnis der Schuld, Wiedergutmachung und Zuspruch der Vergebung hat Luther bloß die Wiedergutmachung als konstituierendes Element bestritten, alle anderen Elemente nicht. Ganz wichtig ist dabei, dass nicht die Vergebung, sondern der Zuspruch der Vergebung durch den Beichtvater stattfindet. Da sind sich die Konfessionen einig, dass die Vergebung selbst nicht durch Menschen stattfinden kann.

Dem Vernehmen nach hat Luther täglich gebeichtet.

Heute gibt es in vielen evangelischen Kirchen die kollektive, öffentliche Beichte als Bestandteil der Abendmahlsliturgie; parallel dazu die persönliche Ohrenbeichte. Ob diese bloß durch ordinierte Pfarrer oder auch durch Laien abgenommen werden darf, wird unterschiedlich gehandhabt.

Schöne Grüße

MM

Hallo Gernot,

da liegt ein Mißverständnis vor. Der Pfarrer bzw. Priester beurteilt oder verurteilt in der Beichte nicht. Das ist ihm nicht möglich; er spendet das Sakrament der Versöhnung, um dem Menschen damit zu zeigen, daß ihm Gott im Moment der Reue bereits vergeben hat.

Herzliche Grüsse,

fr. Christian

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Hi Enni

Wie machen es die evang. Sünder?

Die gehen zu ihrem Psychotherapeuten.
Gruß,
Branden

Servus,

bei dieser quasi mechanischen Handhabung

denn sie wurden durch eine Beichte ihrer Sünden wieder ledig.

frage ich mich ein bisschen, wie das mit der (für eine gültige Beichte notwendigen) aufrichtigen Reue aussieht. Stell ich mir ein bissel schwierig vor.

Aber das sind deren Angelegenheiten.

Interessanter finde ich die Frage, warum Du als evangelischer Christ nicht beichten konntest? Kanntest Du die Adresse vom Pfarrhaus nicht?

Schöne Grüße

MM

Theorie und Praxis klaffen hier wohl oft auseinander.
Die Theorie der Sündenvergebung ist bei Katholiken und Prtestanten gar nicht so verschieden. Nur dass die r. katholische Kirche, da noch diesen himmlischen Schatz guter Taten verwaltete, mit dem sie sog. zeitlichen Sünden, die also eigentlich im Fegefeuer abzusitzen wären ausgelichen kann. Solche Vorstellungen gibt es im Protestanitsmus nicht, allerdings ist das im Katholizismus zum Teil auch kein (öffentliches) Thema mehr.

In der Praxis nehmen viele katholischen Christen die Beichte wie einen magischen Waschgang an. Durch die Worte des Priesters werden die Sünden abgewaschen. Dass diese Worte unwirksam bleiben wenn keine echte Reue, kein Wille zur Umkehr und kein bestreben nach Buße auf ihrer Seite stehen, das wird gerne übersehen. Der Priester hat ja gesagt es ist vergeben und damit gut.

Gruß
Werner

Servus,

frage ich mich ein bisschen, wie das mit der (für eine gültige
Beichte notwendigen) aufrichtigen Reue aussieht.

Ach, uns Buben war die Reue zu abstrakt.

Interessanter finde ich die Frage, warum Du als evangelischer
Christ nicht beichten konntest? Kanntest Du die Adresse vom
Pfarrhaus nicht?

Ich hatte nie von unserem Pfarrer gehört, dass auch evangelische
Christen beichten können.
Alexander

Hi Alexander,

Ach, uns Buben war die Reue zu abstrakt.

warum bemühen, wenns auch preiswert geht :wink:

Gandalf

Beichte = Wischiwaschi?
Hallo Werner,

was erzählst Du da?? Ich erlebe das in der katholischen Praxis gänzlich anders. Die Menschen die dieses Sakrament gespendent bekommen möchten, tun dies i. d. R. mit vollem Bewußtsein und ich kann nicht erkennen, daß es „gerne übersehen“ wird, daß hierzu echte Reue vonnöten ist. Oder hast Du als „katholischer Beichtvater“ andere Erfahrungen aus Deiner persönlichen Praxis???

Grüsse,

fr. Christian

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Hallo Enni,

da haben die Kinder aber Glück.
Ich erinnere mich noch an meine erste Zwangsbeichte und wie ich tagelang davor gezittert habe.
Damals hatte ich grade meine ersten Doktorspiele hinter mir und sowas musstest du nun dem Pfarrer erzählen.
Bereut hab ich schon, aber eben nur, weil ich das nun beichten musste.
Was eigentlich Tage voller Vorfreude hätten werden sollen, war nichts als Angst, Aufregung, Lampenfieber, Stress.
Die Ohrenbeichte wurde, soviel ich weiß von irgendeinem Papst eingeführt, der dadurch einfach mehr über seine Schäfchen erfahren wollte.
Sie kann Menschen psychisch kaputt machen, denn wie soll ich denn etwas bereuen, von dem ich genau weiß, dass ich es bei nächster Gelegenheit wieder tun werde, bestes Beispiel: Selbstbefriedigung bei Heranwachsenden.
Irgendwann gehst du als Kind dann hin und erzählst dem Pfarrer nicht mehr alles, wonach du am nächsten Tag die Kommunion im wissentlichen Stande der Sünde empfängst. Todsünde! Die Hölle ist dir sicher! Ein Wunder, dass der Teufel dich nicht gleich holt, mit Pech und Schwefel.

Was ich nicht als Sünde empfinde, kann ich auch nicht bereuen und andererseits wird mich von der Reue über das, was ich als Sünde empfinde, auch kein Pfarrer befreien. Da müsste ich schon sehr einfach gestrickt sein.

Also ist die Beichte nach meinem Empfinden vollkommener Unfug, für mich war es nur ein weiterer Grund, mich von der Kirche abzuwenden!

mfg Nemo

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MOD: full-quote entfernt

Nicht Wischiwaschi sondern
Nein, meine Erfahrungen gründen sich auf meinen Kontakt zu einigen tausend römisch katholischen Christen und vor allem meine Schulzeit in einem rk. dominierten Umfelt.
Meine Freunde (bis auf einen alle rk) wurden regelmäßig klassenweise zur Beichte „geführt“, hatten in der Grundschule dafür extra kleine Vokalbelhefte, wo sie zur Gedächnisstütze ihre „Sünden“ notierten.

Anschließend war das „Event“ natürlich Thema auf dem Spielplatz und Pausenhof.
Ich weiß natürlich nicht, wieviel Reue im Beichtstuhl vorhanden war, aber eine halbe Stunde später war jedenfalls nichts mehr davon erkennbar. Natürlich spielt dabei auch jugendliches Imponiergehabe eine Rolle, aber einige dieser Jungen sind bis heute meine besten Freunde und ich habe mit ihnen dazu auch später das Gespräch gesucht.

Auch im Kontakt mit anderen Erwachsenen habe ich oft (nicht immer) den deutlichen Eindruck gehabt, dass wenn eine Reflexion eigener Schuld stattgefunden hatte, diese zumindest nicht handlungsleitend wurde.

Im Übrigen ist diese „meine“ Kritik durchaus auch von Katholiken geäußert worden, die hier in ihrer Kirche ein verbesserungspotenzial sehen.

Gruß
Werner

Ich hatte nie von unserem Pfarrer gehört, dass auch
evangelische
Christen beichten können.

Die Ohrenbeichte wird in evangelischen Kreisen sehr unterschiedlich genutzt. Es gibt auch Pastoren die sie offensiv vertreten.

Aufgrund des anderen Sakramentsverständnisses hat sie aber einfach nicht den Stellenwert (überhaupt keinen heilsnotwendigen) und in der Praxis auch nicht das gleiche Potenzial zur psychischen Entlastung.

Gruß
Werner

Joh 20,21ff
Hallo Gernot,

Joh 20,21 Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
Joh 20,22 Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
Joh 20,23 Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.

endweder man glaubt an Jesus und das er der Sohn Gottes ist oder nicht.
Wenn ja, dann ist auch die ernst gemeinte Ohrenbeichte incl. Vergebung richtig und zeitgemäß.
Wenn nein, dann sollte man es sowieso besser lassen.

Gruß, Joe

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Moin moin,

Hallo Enni,

da haben die Kinder aber Glück.

Damals hatte ich grade meine ersten Doktorspiele hinter mir
und sowas musstest du nun dem Pfarrer erzählen.
Bereut hab ich schon, aber eben nur, weil ich das nun beichten
musste.

Dads war bei uns dann schon einfacher. Kein Zwang mehr, von unserer Firmgruppe waren es von ca 10 dann auch nur 2. Da es eine neuere Kirche war, war hinter dem Beichtstuhl ein kleiner Raum eingerichtet. Der Priester hat mich gleich dorthinein gebeten, so ich denn wollte. Das heisst, es war dann eher ein Beichtgespräch. Er erklärte mir auch, das es ein Beichtgeheimnis gibt und er niemanden davon erzählen wird. Und sollte ich wirklich etwas nicht erzählen wollen, so solle ich dieses nach der Beichte in einem Gespräch mit Gott ausmachen.

Was eigentlich Tage voller Vorfreude hätten werden sollen, war
nichts als Angst, Aufregung, Lampenfieber, Stress.
Die Ohrenbeichte wurde, soviel ich weiß von irgendeinem Papst
eingeführt, der dadurch einfach mehr über seine Schäfchen
erfahren wollte.

Was heute bedeutungslos ist, weil kein Priester seinem Papst erzählen würde, was denn der Beichtende gesagt hat.

Sie kann Menschen psychisch kaputt machen, denn wie soll ich
denn etwas bereuen, von dem ich genau weiß, dass ich es bei
nächster Gelegenheit wieder tun werde, bestes Beispiel:
Selbstbefriedigung bei Heranwachsenden.

Von keinem Menschen wird erwartet, dass er ohne Sünde bleibt. Aber das darüber nachdenken kann ja nicht so falsch sein. Wobei ich das von Dir gewählte Beispiel eher nicht als Sünde sehe, auch wenn das von der Amtskirche abweicht. Aber es geht ja auch darum, dass zu beichten, was dich als Sünde belastet; wenn obiges für mich keine Sünde ist, bedarf es keiner Beichte.

Irgendwann gehst du als Kind dann hin und erzählst dem Pfarrer
nicht mehr alles, wonach du am nächsten Tag die Kommunion im
wissentlichen Stande der Sünde empfängst. Todsünde! Die Hölle
ist dir sicher! Ein Wunder, dass der Teufel dich nicht gleich
holt, mit Pech und Schwefel.

Neigst Du gerade etwas zur Übertreibung?

Was ich nicht als Sünde empfinde, kann ich auch nicht bereuen

Da sind wir einer Meinung.

und andererseits wird mich von der Reue über das, was ich als
Sünde empfinde, auch kein Pfarrer befreien. Da müsste ich
schon sehr einfach gestrickt sein.

Naja, es kann ja einfach auch helfen, jemanden seine Sünden zu erzählen. Ein Großteil der Psychotherapeuten dieser Welt verdienen damit ihr Geld.

Also ist die Beichte nach meinem Empfinden vollkommener Unfug,
für mich war es nur ein weiterer Grund, mich von der Kirche
abzuwenden!

Mit dem richtigen Priester kann eine Beichte durchaus was Befreiendes sein. Also eigentlich genau entgegengesetzt zu Deiner Meinung.

Vielleicht hab ich auch einfach nur Glück gehabt. Aber der damalige Priester hat viel dazu beigetragen, dass ich nach wie vor Kirchensteher zahle.

Gruß

ALex

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Hallo!

Die Ohrenbeichte wurde, soviel ich weiß von irgendeinem Papst
eingeführt, der dadurch einfach mehr über seine Schäfchen
erfahren wollte.

Was heute bedeutungslos ist, weil kein Priester seinem Papst
erzählen würde, was denn der Beichtende gesagt hat.

Wirklich? Na dann geh mal in ein katholisches Dorf! Wie das heute ist weiss ich nicht, aber was meinst Du, wieviel, vor allem Frauen und Mädchen da früher zum Beichten lieber ins Nachbardorf gefahren sind. Was, wenn es sich im Dorf ´rum sprach, natürlich wieder Anlaß zu Tratsch und wilden Spekulationen war. Natürlich würde kein Priester dem Papst erzählen, was du oder ich „verbrochen“ haben, da hätte der viel zu tun!
Aber Unheil stiftet die Ohrenbeichte eben immer noch!

Irgendwann gehst du als Kind dann hin und erzählst dem Pfarrer
nicht mehr alles, wonach du am nächsten Tag die Kommunion im
wissentlichen Stande der Sünde empfängst. Todsünde! Die Hölle
ist dir sicher! Ein Wunder, dass der Teufel dich nicht gleich
holt, mit Pech und Schwefel.

Neigst Du gerade etwas zur Übertreibung?

Nein, zumindest die Gedanken waren da!
Du bist wahrscheinlich eine andere Generation, aber mir hat meine Oma noch genau beigebracht, was man tun muß, wenn einem der Leibhaftige begegnet!

Was ich nicht als Sünde empfinde, kann ich auch nicht bereuen

Da sind wir einer Meinung.

und andererseits wird mich von der Reue über das, was ich als
Sünde empfinde, auch kein Pfarrer befreien. Da müsste ich
schon sehr einfach gestrickt sein.

Naja, es kann ja einfach auch helfen, jemanden seine Sünden zu
erzählen. Ein Großteil der Psychotherapeuten dieser Welt
verdienen damit ihr Geld.

Vollkommen richtig, nur sind Pfarrer eben keine Psychotherapeuten, noch nicht mal Psychologen! Und es ist schon schwer genug einen guten Psychotherapeuten zu finden!

Mit dem richtigen Priester kann eine Beichte durchaus was
Befreiendes sein. Also eigentlich genau entgegengesetzt zu
Deiner Meinung.

Vielleicht hab ich auch einfach nur Glück gehabt. Aber der
damalige Priester hat viel dazu beigetragen, dass ich nach wie
vor Kirchensteher zahle.

Ja, du hast Glück gehabt! Mir ist so ´was leider nur einmal im Leben begegnet, ein alter Pfarrer, der längst pensionsreif und damals schon schwer krank war. Leider ist er kurz darauf gestorben.
Gott, wenn es ihn denn gibt, habe ihn selig!
Alles andere waren Eiferer, Choleriker, Alkoholiker, bestenfalls Amtsinhaber.

mfg Nemo

Hallo!

Die Ohrenbeichte wurde, soviel ich weiß von irgendeinem Papst
eingeführt, der dadurch einfach mehr über seine Schäfchen
erfahren wollte.

Was heute bedeutungslos ist, weil kein Priester seinem Papst
erzählen würde, was denn der Beichtende gesagt hat.

Wirklich? Na dann geh mal in ein katholisches Dorf! Wie das
heute ist weiss ich nicht, aber was meinst Du, wieviel, vor
allem Frauen und Mädchen da früher zum Beichten lieber ins
Nachbardorf gefahren sind.

Da mag es auch darum gegangen sein, dass sie überhaupt zur Beichte gingen. Interpretiert wird viel. Ich kenn Menschen, die fahren zum Arzt ins Nachbardorf, weil sie nicht wollen, dass man weiss, das sie krank sind und denen einen Krankheit andichten.

Die Geistlichen, die ich kenne, haben immer sehr viel Wert gerade aufs Beichtgeheimnis gelegt.

Was, wenn es sich im Dorf ´rum
sprach, natürlich wieder Anlaß zu Tratsch und wilden
Spekulationen war. Natürlich würde kein Priester dem Papst
erzählen, was du oder ich „verbrochen“ haben, da hätte der
viel zu tun!
Aber Unheil stiftet die Ohrenbeichte eben immer noch!

Und genau das glaube ich nicht. Da ist es wie bei einem Arzt. Wenn man das Gefühl hat, man traut ihm nicht, hat er keine Kunden mehr. Die aber heute konsequent nicht mal mehr in der Messe. Das wird sich jeder Priester wie ein Anwalt oder Arzt überlegen. Mal davon abgesehen, dass es für ihn auch eine Sünde wäre, die ja laut Deiner Ansicht so qualvoll ist.

Irgendwann gehst du als Kind dann hin und erzählst dem Pfarrer
nicht mehr alles, wonach du am nächsten Tag die Kommunion im
wissentlichen Stande der Sünde empfängst. Todsünde! Die Hölle
ist dir sicher! Ein Wunder, dass der Teufel dich nicht gleich
holt, mit Pech und Schwefel.

Neigst Du gerade etwas zur Übertreibung?

Nein, zumindest die Gedanken waren da!
Du bist wahrscheinlich eine andere Generation, aber mir hat
meine Oma noch genau beigebracht, was man tun muß, wenn einem
der Leibhaftige begegnet!

Okay, einigen wir uns heute darauf, dass es eben nicht mehr so ist, und sei es nur, weil die Jugend heute ganz gut mit ner Sünde leben kann.

Was ich nicht als Sünde empfinde, kann ich auch nicht bereuen

Da sind wir einer Meinung.

und andererseits wird mich von der Reue über das, was ich als
Sünde empfinde, auch kein Pfarrer befreien. Da müsste ich
schon sehr einfach gestrickt sein.

Naja, es kann ja einfach auch helfen, jemanden seine Sünden zu
erzählen. Ein Großteil der Psychotherapeuten dieser Welt
verdienen damit ihr Geld.

Vollkommen richtig, nur sind Pfarrer eben keine
Psychotherapeuten, noch nicht mal Psychologen! Und es ist
schon schwer genug einen guten Psychotherapeuten zu finden!

Aber ich trauen ihnen mindestens genau so viel zu wie den Menschen, die an einer Notruf-Hotline sitzen (die zum Teil eben aus der religiösen Vorbildung kommen). Ausserdem ist meines Wissens eine psychologische Ausbildung Teil eines Priesterseminares.

Mit dem richtigen Priester kann eine Beichte durchaus was
Befreiendes sein. Also eigentlich genau entgegengesetzt zu
Deiner Meinung.

Vielleicht hab ich auch einfach nur Glück gehabt. Aber der
damalige Priester hat viel dazu beigetragen, dass ich nach wie
vor Kirchensteher zahle.

Ja, du hast Glück gehabt! Mir ist so ´was leider nur einmal im
Leben begegnet, ein alter Pfarrer, der längst pensionsreif und
damals schon schwer krank war. Leider ist er kurz darauf
gestorben.

Warum glaubst Du, dass er so ein Sonderfall war. Wie gut und wie viele andere hast Du (unvoreingenommen) kennen gelernt.

Gott, wenn es ihn denn gibt, habe ihn selig!

Wünsche ich ihm auch, wie auch meinem ähnlich alten Priester.

Alles andere waren Eiferer, Choleriker, Alkoholiker,
bestenfalls Amtsinhaber.

Wie umfangreich und aktuell sind die Erfahrungen? Die katholische Kirche tut einiges z. B. gegen und mit Alkoholiker. Dass sie das nicht in der Öffentlichkeit tun, scheint mir logisch, Dir nicht?

Selbst die katholische Kirche hat in den letzten Jahren einige große Schritte getan. Dass diese von aussen nicht so wahrgenommen werden, liegt in der Natur der Sache. Wenn ich an der Küste stehe und jemand von den Alpen bis nach Kassel geht, dann ist er für mich immer noch sehr weit weg.

Gruß

ALex

Hallo Branden,

Wie machen es die evang. Sünder?

Die gehen zu ihrem Psychotherapeuten.

Dann bin ich ja froh, dass ich ein alter Kathole bin :wink:

Gruß, Joe