Hallo Franz,
Du bedankst dich doch auch sofort, wenn man dir ein Geschenk
übergibt.
ich sehe da einen großen Unterschied: Bei einem Geschenk muss man nicht, gegebenenfalls berechtigtes, Misstrauen gegenüber einer Person abbauen.
Und: Beim Bedanken merkt man doch auch, ob es ein ehrliches oder ein geheucheltes „Danke“ ist.
In einem anderen Punkt sind wir uns einig: Die Verarbeitung,
das Besprechen, Lösungswege für zukünftiges Verhalten etc.
Aber ob eine Entschuldigung deswegen so lange warten muss (und
dann vielleicht nie kommt) und ob diese dann ehrlicher ist,
bleibt fraglich. Die Aufrichtigkeit einer Entschuldigung kann
man in einem zweitem Gang nachholen.
Mir persönlich waren diese Entschuldigungen immer sowas von Schnuppe - klar, nett gemeint, wenn einem jemand auf den Fuß tritt und „Entschuldigung“ sagt (und selbstverständlich entschuldige ich mich auch), aber bei einer regelmäßig wiederkehrenden geplanten Tat ist es doch wichtiger, dass es aufhört.
Stell dir vor, du würdest jeden Tag körperlich von ein und der selben Person attackiert - ein Schlag, einmal „Entschuldigung“ - , wären dir nicht irgendwann die Entschuldigungen sowas von egal und würden als Hohn erscheinen, und dein Wunsch wäre vielmehr, dass die Schläge aufhören, egal ob mit oder ohne Entschuldigung?
Die Rolle von Eltern/Lehrkräften übrigens, die zu einer
Entschuldigung auffordern, halte ich für sehr wichtig. Sie hat
Mediationsfunktion. Man versucht, nichts außer Kontrolle
geraten zu lassen.
Ich halte diese Rolle auch für wichtig, dabei aber insbesondere, dass sich über das weitere Verhalten Gedanken gemacht wird.
Vermittelt werden sollte „man entschuldigt sich und verhält sich dann entsprechend, denkt über seine Tat nach, erarbeitet eine Wiedergutmachung und Lösung“ und nicht „Hand gebend und Entschuldigung sagen, dann ist alles erledigt“.
Aber ob eine Entschuldigung deswegen so lange warten muss (und dann
vielleicht nie kommt) und ob diese dann ehrlicher ist, bleibt :fraglich. Die Aufrichtigkeit einer Entschuldigung kann man in einem :zweitem Gang nachholen.
Zunächst eine Entschuldigung, und sich dann - heute, morgen - Gedanken drüber machen, das halte ich für okay.
Aber nicht eine Entschuldigung, morgen eine Tat mit Entschuldigung hinterher, übermorgen eine Tat mit Entschuldigung hinterher… und dann irgendwann mal eine Änderung, das wirkt doch nur wie Hohn.
Gerade, wenn die Tat nicht bloß ein versehentlicher Tritt auf den Fuß ist, sondern geplant und mit schwererer Auswirkung.
Ich bin nun mal ein Mensch, der Probleme nicht gerne auf die
lange Bank schiebt.
Ich auch - und gerade deshalb (!) bin ich dafür, dass einer Entschuldigung sehr zeitnah ein Nachdenken darüber und eine Änderung folgen sollten.
Und aus meiner beruflichen/privaten
Erfahrung heraus habe ich gelernt, dass es immer vorteilhaft
ist, möglichst sofort einen Lösungsweg, eine
Annäherungsvorschlag zu unterbreiten, weil die Gegenseite
diesen dann auch aufnimmt und in ihren weiteren Überlegungen
berücksichtigt.
So sehe ich das auch.
Für mich ist aber der Lösungsweg nicht die Entschuldigung, sondern
etwas ernsthaft dafür zu tun, dass es nicht mehr zu diesen Vorfällen kommt.
Viele Grüße,
Nina