Beim Toben verletzt

Hi Chili,

Das Kind sollte sich bei dem anderen Kind entschuldigen
(mit Handschlag und in die Augen gucken). Das andere Kind sollte
auch in der Lage sein die Entschuldigung anzunehmen.

Das ist ja schon inquisitorisch! Und pädagogisch völlig übertrieben. Im Zweifelsfalle wird der böse Rempler den Erwachsenen zuliebe und um sich möglichst schnell aus der Affaire zu ziehen gehorchen, die Handschlag-und-Augenguck-Zeremonie durchziehen aber in seinem Kopf wird er gleichzeitig schon Rache schwören!

Den unsäglichen Rest kommentiere ich jetzt mal nicht.

Meistens ist es pädagogisch viel „wertvoller“, die Kinder ihre Konflikte (die oft noch nicht einmal als solche wahrgenommen werden) selbst lösen zu lassen.

Gruß,
Anja

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Was ist ein „Durchgangsarzt“?
In Hessen läuft das ganz normal über den Hausarzt/Kinderarzt.

In dem Augenblick, in dem ein Kind zum Arzt geht und dort
erwähnt, dass der Unfall während der Schulzeit geschehen ist,
weißt der Arzt die Eltern darauf hin, dass die Krankenkasse
die Kosten nicht übernimmt, sondern dass das ein Fall für die
Hessische Unfallkasse ist.
Für das Formular, das von der Schule auszufüllen ist, brauchts
keine fünf Minuten, es liegt jedem Schulsekretariat in
elektronischer Form vor.
Die Unfallkasse kontaktiert nach Erhalt den erstbehandelnden
Arzt (oder das KH) und weder Schule noch Eltern haben damit
irgendwas zu tun oder irgendeine Arbeit damit. Die meisten
merken gar nicht, dass die Rechnung von der Unfallkasse und
nicht von der eigenen Krankenkasse gezahlt wird.

Prinzipiell gilt das mit dem D-Arzt auch in Hessen und für die Hessische Unfallkasse:
http://www.ukh.de/service/durchgangsaerzte/
Es kann aber sein, dass bei Schulunfällen da eine Ausnahme gemacht wird. Dann wäre das aber eine Sonderregel.

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Hallo,
warum ist es pädagogisch übertrieben, wenn Kinder dazu erzogen werden, sich zu entschuldigen, wenn sie jemandem wehgetan haben?

Bei uns an der Schule läuft es genau so, wie Chili es geschrieben hat. Die kinder werden dazu erzogen, gegenseitig Respekt voreinander zu haben und auf gewaltfreie Art miteinander umzugehen.

Es kann immer aus Versehen etwas passieren, da muss man dann auch kein Drama draus machen. Aber eine Entschuldigung gehört für mich zu einer guten Erziehung dazu!

Beatrix

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Prinzipiell gilt das mit dem D-Arzt auch in Hessen und für die
Hessische Unfallkasse:
http://www.ukh.de/service/durchgangsaerzte/
Es kann aber sein, dass bei Schulunfällen da eine Ausnahme
gemacht wird. Dann wäre das aber eine Sonderregel.

In der Praxis mag das (auch laut Link logisch) bei größeren Unfällen, die eine Langzeitbehandlung nötig machen und eine „Überwachung“ der Behandlung, aber bei Unfällen kommt - wenn nötig - erstmal der Notarzt bzw. Unfallwagen.
Und Kinder werden als erste Anlaufstelle von ihren Eltern zuerst zu ihrem Haus- oder Kinderarzt gebracht. Das ist keine Ausnahmeregel, sondern Standard an hessischen Schulen.

Sangoma

Liebe Chili,

übicherweise bringt man die beiden Kinder zusammen. Wenn es
ein Umrennen war, dann ist es einfach und liegt klar auf der
Hand, wer der „Schuldige“ ist und es war unachtsam. Das Kind
sollte sich bei dem anderen Kind entschuldigen (mit Handschlag
und in die Augen gucken). Das andere Kind sollte auch in der
Lage sein die Entschuldigung anzunehmen.

Soweit stimme ich mit dir überein.

Bei anderen Situationen, wie hauen oder schubsen ist es nicht
ganz zu eindeutig, wer „schuld“ hat. Demnach sollten beide
Kinder zusammengebracht werden und in ihren Worten schildern
was passiert ist.
Hauen und schubsen geht gar nicht und hier sollte ganz schnell
„es tut mir leid, kommt nicht wieder vor“ ausgesprochen
werden.

Die Krux hierbei ist, dass du den Kindern zwei negative Verhaltensweisen antrainierst.
Zum einen, das Kind sagt „es tut mir leid“ (oder „Entschuldigung“), obwohl es ihm ja wahrscheinlich gar nicht leid tut. Es hat mit Sicherheit mit Absicht, mal mit mehr mal mit weniger Ungerechtsbewusstsein gehandelt. Lernt es hierdurch nicht, unaufrichtig zu werden!?!
Und vielmehr noch, die m.E. viel gravierendere Komponente:
Das Kind lernt, dass es sich immer wieder fehlverhalten kann und sich nur entschuldigen muss, um sein Gewissen wieder reinzuwaschen oder erst gar kein schlechtes Gewissen entwickeln wird.
(Hat für mich immer den Beigeschmack von Katholiken, die ihre schwarze Seele mit ein paar Avé Maria wieder rein waschen… Will aber hier niemandem auf die Füße treten!)

Für mich gilt ganz strikt:
Entschuldigen nur dann, wenn es der betreffenden Person wirklich leid tut!

(Ansonsten: Tathergang eruieren und je nach Alter neue Verhaltensweisen vorschlagen oder selbst erarbeiten lassen, um´s kurz zu fassen und so wie du es ja dann auch benannt hast)

liebe Grüße,
jeanne

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Hi

Eine Entschuldigung zu der man per Komando abgerufen wird ist aber nicht echt.

Ich fand es jedenfalls ziemlich hirnlos wenn Lehrer meine Peiniger zur Mobbing Zeit abschleppten, diese sich angewidert mit einem „Boah… tut mir leid“ entschuldigten, die Lehrer fröhlich doof vor sich hingrinsten weil sie dachten alles wäre „Klärchen“ und am nächsten Tag war alles beim alten, weil nur das geblubbert wurde, was der Lehrer hören wollte.

Wo ist da bitte der pädagogische Effekt? „Oh super ich tue so als täte es mir Leid und entgehe so den Konsequenzen“?

lg
Kate

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Hallo Kate,

Eine Entschuldigung zu der man per Komando abgerufen wird ist aber :nicht echt.

genau.
zu einem „vernünftigen Benehmen“ gehört eben nicht nur eine Entschuldigung, sondern ein zumindest ernsthafter Versuch*, es nicht zu einer erneuten solchen Situation kommen zu lassen.
„Versuch“ deshalb, da sich natürlich nicht alles sofort ändern lässt und ich da auch versehentlich geschehenes, das sich trotz bestem Willen ggf. nochmal wiederholt, mit hinzuzähle.

Ich fand es jedenfalls ziemlich hirnlos wenn Lehrer meine
Peiniger zur Mobbing Zeit abschleppten, diese sich angewidert
mit einem „Boah… tut mir leid“ entschuldigten, die Lehrer
fröhlich doof vor sich hingrinsten weil sie dachten alles wäre
„Klärchen“ und am nächsten Tag war alles beim alten, weil nur
das geblubbert wurde, was der Lehrer hören wollte.

… genau das kenne ich auch (oft lagen zwischen der „Entschuldigung“ sowie dem „Versprechen, es nie wieder zu tun“ und der nächsten Attacke nur Stunden).
Nach dem x-ten Male ist es für den Angegriffenen immens unangenehm, sich wieder einer solchen Entschuldigungssituation zu stellen und schön brav die Entschuldigung anzunehmen. Die Schüler/Leute auf der anderen Seite finden’s dann ggf. noch witzig, wenn man eine solche „Entschuldigung“ nicht mehr annehmen will.

Viele Grüße,
Nina

Hallo jeanne,

Und vielmehr noch, die m.E. viel gravierendere Komponente:
Das Kind lernt, dass es sich immer wieder fehlverhalten kann
und sich nur entschuldigen muss, um sein Gewissen wieder
reinzuwaschen oder erst gar kein schlechtes Gewissen
entwickeln wird.

Und nach deiner Auffassung

Für mich gilt ganz strikt:
Entschuldigen nur dann, wenn es der betreffenden Person
wirklich leid tut!

bleibt ähnliches, gravierenderes zu schreiben

Das Kind lernt, dass es sich immer wieder fehlverhalten kann
und sich nicht einmal entschuldigen muss, um sein Gewissen wieder reinzuwaschen und erst gar kein schlechtes Gewissen entwickeln muss.

Verstehe dein Ansinnen nicht. Es kann sehr hilf- und lehrreich sein, wenn man eine Entschuldigung einfordert. Für mich ein völlig normaler Teil der Erziehung in solch einem Fall (neben dem „ins Gewissen reden“ und erklären …).

(Ansonsten: Tathergang eruieren und je nach Alter neue
Verhaltensweisen vorschlagen oder selbst erarbeiten lassen,
um´s kurz zu fassen und so wie du es ja dann auch benannt
hast)

Und das „Opfer“? Bleibt wie so oft alleine stehen und außen vor? Das ist dem „Opfer“ gegenüber aber sehr respektlos.

Franz

Hallo Franz,

(Ansonsten: Tathergang eruieren und je nach Alter neue
Verhaltensweisen vorschlagen oder selbst erarbeiten lassen,
um´s kurz zu fassen und so wie du es ja dann auch benannt
hast)

Und das „Opfer“? Bleibt wie so oft alleine stehen und außen
vor? Das ist dem „Opfer“ gegenüber aber sehr respektlos.

ich denke, ganz im Gegenteil:
Respektvoll ist etwas, das dazu dient, erneute solche Vorkommnisse (deutlich) unwahrscheinlicher zu machen.

Hinter einer Entschuldigung, die ernst gemeint ist, sollte meiner Meinung nach sowieso genau das stehen, was ich oben zitiert habe: Sich ernsthaft Gedanken darüber machen, wie man erneute solche Vorkommnisse vermeiden kann, und diese Gedanken natürlich auch umsetzen. Wenn das sogar deutlich erkennbar ist, ist dies doch sehr respektvoll, warum nicht?

Das x-te Mal „So, und jetzt entschuldige du [Täter] dich bei ihr [Opfer]“, bei dem man aus Erfahrung mit dieser Person sowieso schon weiß wie lange das hält, empfinde ich hingegen als sehr respektlos. Getoppt wird dies nur durch die Annahme von z.B. Lehrern oder Eltern, jetzt sei garantiert wieder alles gut („Stell dich nicht so an, er hat sich doch schon entschuldigt!“).

Viele Grüße,
Nina

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Sehe ich anders…
Hallo Jeanne,

Die Krux hierbei ist, dass du den Kindern zwei negative
Verhaltensweisen antrainierst.
Zum einen, das Kind sagt „es tut mir leid“ (oder
„Entschuldigung“), obwohl es ihm ja wahrscheinlich gar nicht
leid tut. Es hat mit Sicherheit mit Absicht, mal mit mehr mal
mit weniger Ungerechtsbewusstsein gehandelt. Lernt es
hierdurch nicht, unaufrichtig zu werden!?!
Und vielmehr noch, die m.E. viel gravierendere Komponente:
Das Kind lernt, dass es sich immer wieder fehlverhalten kann
und sich nur entschuldigen muss, um sein Gewissen wieder
reinzuwaschen oder erst gar kein schlechtes Gewissen
entwickeln wird.
(Hat für mich immer den Beigeschmack von Katholiken, die ihre
schwarze Seele mit ein paar Avé Maria wieder rein waschen…
Will aber hier niemandem auf die Füße treten!)

Für mich gilt ganz strikt:
Entschuldigen nur dann, wenn es der betreffenden Person
wirklich leid tut!

Nunja, da kann man anscheinend unterschiedlicher Meinung sein. Ich verstehe zwar Deinen Standpunkt, aber man kann das auch so sehen:
Ein Kind hat sich einfach dafür zu entschuldigen, wenn es jemanden weh tut. Dass es in dem Moment keine Reue empfindet ist für mich kein Argument es dennoch nicht zu tun. Emphatie lernen Kinder erst später - aber es muss lernen sich angemessen zu verhalten und angemessen ist sich zu entschuldigen. Kinder müssen vieles tun, was sie nicht vollumfassend verstehen oder nicht dahinter stehen, aber das gehört nunmal zu einem Lernprozess dazu.
Das hat rein gar nichts mit einer katholischen Beichte zu tun, sondern mit gesellschaftlichen Umgangsformen. Willst Du wirklich immer die Wahrheit von allen Leuten hören? Wie gräßlich Dein Geschenk zu Weihnachten war, wie scheusslich der Kuchen geschmeckt hat oder dass Dir die neue Jacke so gar nicht steht? Nein. Menschen haben ihre täglichen Notlügen um sich nicht selbst oder andere Menschen zu verletzen - und das ist auch richtig so. Alles andere würde in belangslosen Streitigkeiten enden, traurig stimmen und einfach nur anstrengend sein.

(Ansonsten: Tathergang eruieren und je nach Alter neue
Verhaltensweisen vorschlagen oder selbst erarbeiten lassen,
um´s kurz zu fassen und so wie du es ja dann auch benannt
hast)

Da stimme ich Dir zu.

Viele Grüße

Hallo Nina,

ergänzend möchte ich noch hinzufügen, dass auch schon relativ junge Kinder durchaus wahrnehmen können, ob eine Entschuldigung wirklich ernst gemeint oder nur eine anerzogene bzw. abgerungene Höflichkeitsfloskel ist.

Grüße

=^…^=

Hi,

Hallo,

Wie ich jetzt erst lese, hätte dieses Post eigentlich an das
Post über dir gehen sollen, da wir uns ja einig sind.

Ist doch nicht so schlimm, freue mich auch über eine Antwort:smile:)

Sangoma

Manuela

Hallo,

na es geht ja nicht darum dass das verletzte Kind eine ernsthafte Entschuldigung von dem anderen Kind erhält. In erster Linie ist es ein Erziehungsmaßnahme für das Kind, was jemanden verletzt hat. Es wird vielleicht nicht die Entschuldigung, die von ihm wörtlich abverlangt wird begreifen, aber es wird sich damit beschäftigen. Wichtig bei den anwesenden Erwachsenen ist es aber, dass das „Opfer“ mehr Aufmerksamkeit bekommt als das Kind, was etwas angestellt hat.

Das ist nur ein erster Schritt. Später, wenn es dem Kind wirklich leid tut was passiert ist, wird das Wort „Entschuldigung“ nicht mehr soo wichtig sein, sondern vielleicht eher das in den Arm nehmen, Pflaster besorgen oder was auch immer - Gesten halt.

Genauso sehe ich es mit den Wörtern „Bitte“ und „Danke“. Das ist etwas, was von allen Kindern penetrant abverlangt wird. Wenn ich aber einem Kind etwas schenke und dieses mich dann bis über beide Ohren voller Freude anstrahlt, dann ist das mehr als ein dahinerzogenes „Danke“.

Oft ist es in der Erziehung eben so, dass man zunächst unsinnige Dinge einfordert, um dann im richtigen Moment nicht mehr darauf zu bestehen, da andere vom Herzen kommende Gesten ein anerzogenes Wort ersetzen.

Viele Grüße

Unfallmeldung beim Gemeindeversicherungsverband
Hallo

Die Berufsgenossenschaft(en) treten hier sicher nicht ein (welche auch?), da die Kinder ja nicht in Ausübung eines Berufes verletzt wurden. Haftbar ist hier die Schule, und die ist mit allen Schülern und Lehrern über den Gemeindeversicherungsverband pflichtversichert, sozusagen dem staatlichen Gegenstück zur gewerblichen BG. Die Schulleitung muss also eine Unfallmeldung machen, dann wird das finanzielle (jedenfalls die Behandlungskosten) übernommen. Und da es kaum sein kann, dass die auf dem Schulhof in der Pause pflichtgemäß aufsichtführenden Lehrer von einem so schweren Unfall nichts mitbekommen haben, müsste die Unfallmeldung eigentlich schon auf dem Weg sein. UP sollte einfach mal in der Schule beim Sekretariat des Rektors nachfragen.

Gruß
smalbop

Hallo Nina,

eine Entschuldigung ist nach einer Auseinandersetzung der erste Schritt, wieder auf einander zuzugehen. Eine Geste?! Sie dient der Deeskalation der Situation, Gemüter beruhigen. Je länger man damit wartet, desto schwieriger wird es, weil die andere Seite („Opfer“) sich in eigenen (negativen) Gedanken mehr und mehr verstrickt. Ein schnelles Hoffnungssignal kann sehr viel wert sein.

Für die erste Geste ist es nicht entscheidend, ob sie mehr oder weniger ehrlich gemeint ist (ist von außen nicht beeinflussbar und wird aus der aktuellen Situation auch vom Entschuldigenden meist schwierig sein). Entscheidend ist, dass sie zeitnah kommt.

Du bedankst dich doch auch sofort, wenn man dir ein Geschenk übergibt. Oder wartest du erst, bis du zuhause das Geschenk geöffnet hast? Und unterlässt eventuell dein Danke, weil dir das Geschenk (die übliche Krawatte und ein paar Socken in falschen Farben und Qualität) nicht gefällt? Bitte und Danke sind wie eine Entschuldigung eine spontane Geste. Sie sind Bestandteil einer einfachen Kommunikation. Sie ebnen Wege.

In einem anderen Punkt sind wir uns einig: Die Verarbeitung, das Besprechen, Lösungswege für zukünftiges Verhalten etc. Aber ob eine Entschuldigung deswegen so lange warten muss (und dann vielleicht nie kommt) und ob diese dann ehrlicher ist, bleibt fraglich. Die Aufrichtigkeit einer Entschuldigung kann man in einem zweitem Gang nachholen.

Die Rolle von Eltern/Lehrkräften übrigens, die zu einer Entschuldigung auffordern, halte ich für sehr wichtig. Sie hat Mediationsfunktion. Man versucht, nichts außer Kontrolle geraten zu lassen. Man versucht direkt und spontan Einfluss zu nehmen, auch im Sinne weiterer Personen (wie z.B. der Lehrer, der weiß, dass die Prügelknaben unaufmerksamer sind, je mehr ein Problem sie beschäftigt).

Ich bin nun mal ein Mensch, der Probleme nicht gerne auf die lange Bank schiebt. Und aus meiner beruflichen/privaten Erfahrung heraus habe ich gelernt, dass es immer vorteilhaft ist, möglichst sofort einen Lösungsweg, eine Annäherungsvorschlag zu unterbreiten, weil die Gegenseite diesen dann auch aufnimmt und in ihren weiteren Überlegungen berücksichtigt.

Franz

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Richtersprüche
Moin!

Auf diese Art versuch ich es auch immer.

Und es wird Früchte tragen, da bin ich mir sicher.

Leider größtenteils
mit dem Ergebnis: „Aber der/die hat vorher auch xy“.

Meine Antwort lautet: „Das ist nicht in Ordnung, aber das rechtfertigt nicht, ihm das selbe anzutun. Außerdem ergibt sich so die schönste Schlägerei, wenn jeder immer wieder zurückschlägt.“

Was dann? Ich versuche, zu erklären, dass es immer so
weitergehen wird, wenn man sich stets damit rechtfertigt, der
andere hätte ja zuerst was gemacht. Dringt aber höchst selten
durch. In der Theorie wissen sies (und können es teilweise wie
auswendiggelernt aufsagen) aber sobald es ans praktische geht,
ist das vergessen.

Das ist ganz normal. Das sind Kinder. Das ganze ist ein Lern- und Übungsprozess, sich selbst zu kontrollieren lernen Kinder erst nach und nach. Auch die Alternativen zum Zurückschlagen muss man erst kennenlernen und sehen, welche funktionieren und welche nicht.

Manche Erwachsene können das ja immer noch nicht. Wobei wir beim Thema Vorbild wären: Man sollte sich selber auch mal überprüfen. Ich höre erschreckend oft, wie Erwachsene von Gewaltanwendung sprechen (auch wenn es zum Glück nicht oft dazu kommt, aber das ist den zuhörenden Kindern evtl. nicht so klar). „Dem müsste man mal…“ oder „Die müsste man alle erschießen/an die Wand stellen…“ „Wenn mir der blöd kommt, dann schlag ich ihn in die Fr…“ usw.

Ich versuche mir immer von beiden (zusammen) erzählen zu
lassen, was passiert ist. So hat man beide Blickwinkel und
manchmal merken die Jungs und Mädels dabei auch, dass es nicht
nur die eigene, richtige Wahrheit gibt. Bestrafen tu ich eher
nicht, ermahnen schon. Und dem „unterlegenen“ den Tipp geben,
sich von der Person fern zu halten,damit es gar nicht erst
nochmals so weit kommt.
Natürlich ein Balanceakt, um nicht „Selber Schuld“ zu
implizieren.

Das hört sich doch gut an, finde ich. Vor „Richtersprüchen“ zur Streitschlichtung kann ich nur warnen. Man liegt meistens daneben, was die Schuldanteile angeht :smile: Wichtiger finde ich auch, gemeinsam zu überlegen, was man tun kann, damit sowas nicht wieder vorkommt.

Grüße
kernig

Das Dilemma lässt sich auflösen, wenn man mal genau hinguckt:

Ein Kind hat sich einfach dafür zu entschuldigen, wenn es
jemanden weh tut.

Man kann sich nicht entschuldigen, man kann nur um Entschuldigung bitten!

Wenn man mit dem Bewusstsein dieses Unterschiedes diesen Prozess Kindern beibringt oder besser Nahe bringt, dann ist man auf dem richtigen Weg.

Der Prozess des Entschuldigens:
-> der „Täter“ zeigt Reue
-> er bittet um Entschuldigung
-> das „Opfer“ nimmt die Entschuldigung an
ob der Prozess beendet wird hängt jetzt also nicht mehr von „Täter“ ab, sondern vom „Opfer“! Das ist wichtig und gehört dazu. Der „Täter“ hat getan. Er muss im Zweifel auch aushalten, wenn das „Opfer“ nicht oder nicht sofort die Tat entschuldigt.

Bringt man Kindern das aber so bei, dass der eine um Entschuldigung bittet und warten muss, bis der andere reagiert, dann hat das direkt mehrere Vorteile: Der Täter muss ausharren, aushalten, dass er zum Beenden des Prozesses darauf angewiesen ist, aus seiner bisher aktiven in die passive Rolle zu gehen. Das ist schon mal ein Lernprozess und verlangt ein Zurücknehmen seiner selbst. Auf der anderen Seite hat das aber auch einen Vorteil für das Opfer, dass aus der vormals passiven Rolle in die aktive kommt.

Es gehören beide Kinder dazu animiert, diesen Prozess zu gestalten. Dazu gehört, dass das Opfer, besonders bei größeren Sachen, auch nicht in die Verpflichtung geraten darf, sofort (oder überhaupt) zu entschuldigen. Diese Entscheidungsfreiheit ist für das Opfer sehr wichtig. Das spielt bei kleinen Rangeleien natürlich nicht so eine Rolle, bei größeren aber schon. Deshalb finde ich auch gut, wenn man in der Formulierung noch unterscheidet zwischen „um Entschuldigung bitten“ und „es tut mir Leid“, nicht mit jeder Tat lädt man eine Schuld auf, die entschuldigt werden muss.

Zur kleinen Lektüre hierzu ein Zwiebelfisch:
http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,433…

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Hallo Franz,

Du bedankst dich doch auch sofort, wenn man dir ein Geschenk
übergibt.

ich sehe da einen großen Unterschied: Bei einem Geschenk muss man nicht, gegebenenfalls berechtigtes, Misstrauen gegenüber einer Person abbauen.
Und: Beim Bedanken merkt man doch auch, ob es ein ehrliches oder ein geheucheltes „Danke“ ist.

In einem anderen Punkt sind wir uns einig: Die Verarbeitung,
das Besprechen, Lösungswege für zukünftiges Verhalten etc.
Aber ob eine Entschuldigung deswegen so lange warten muss (und
dann vielleicht nie kommt) und ob diese dann ehrlicher ist,
bleibt fraglich. Die Aufrichtigkeit einer Entschuldigung kann
man in einem zweitem Gang nachholen.

Mir persönlich waren diese Entschuldigungen immer sowas von Schnuppe - klar, nett gemeint, wenn einem jemand auf den Fuß tritt und „Entschuldigung“ sagt (und selbstverständlich entschuldige ich mich auch), aber bei einer regelmäßig wiederkehrenden geplanten Tat ist es doch wichtiger, dass es aufhört.
Stell dir vor, du würdest jeden Tag körperlich von ein und der selben Person attackiert - ein Schlag, einmal „Entschuldigung“ - , wären dir nicht irgendwann die Entschuldigungen sowas von egal und würden als Hohn erscheinen, und dein Wunsch wäre vielmehr, dass die Schläge aufhören, egal ob mit oder ohne Entschuldigung?

Die Rolle von Eltern/Lehrkräften übrigens, die zu einer
Entschuldigung auffordern, halte ich für sehr wichtig. Sie hat
Mediationsfunktion. Man versucht, nichts außer Kontrolle
geraten zu lassen.

Ich halte diese Rolle auch für wichtig, dabei aber insbesondere, dass sich über das weitere Verhalten Gedanken gemacht wird.
Vermittelt werden sollte „man entschuldigt sich und verhält sich dann entsprechend, denkt über seine Tat nach, erarbeitet eine Wiedergutmachung und Lösung“ und nicht „Hand gebend und Entschuldigung sagen, dann ist alles erledigt“.

Aber ob eine Entschuldigung deswegen so lange warten muss (und dann
vielleicht nie kommt) und ob diese dann ehrlicher ist, bleibt :fraglich. Die Aufrichtigkeit einer Entschuldigung kann man in einem :zweitem Gang nachholen.

Zunächst eine Entschuldigung, und sich dann - heute, morgen - Gedanken drüber machen, das halte ich für okay.
Aber nicht eine Entschuldigung, morgen eine Tat mit Entschuldigung hinterher, übermorgen eine Tat mit Entschuldigung hinterher… und dann irgendwann mal eine Änderung, das wirkt doch nur wie Hohn.
Gerade, wenn die Tat nicht bloß ein versehentlicher Tritt auf den Fuß ist, sondern geplant und mit schwererer Auswirkung.

Ich bin nun mal ein Mensch, der Probleme nicht gerne auf die
lange Bank schiebt.

Ich auch - und gerade deshalb (!) bin ich dafür, dass einer Entschuldigung sehr zeitnah ein Nachdenken darüber und eine Änderung folgen sollten.

Und aus meiner beruflichen/privaten
Erfahrung heraus habe ich gelernt, dass es immer vorteilhaft
ist, möglichst sofort einen Lösungsweg, eine
Annäherungsvorschlag zu unterbreiten, weil die Gegenseite
diesen dann auch aufnimmt und in ihren weiteren Überlegungen
berücksichtigt.

So sehe ich das auch.
Für mich ist aber der Lösungsweg nicht die Entschuldigung, sondern
etwas ernsthaft dafür zu tun, dass es nicht mehr zu diesen Vorfällen kommt.

Viele Grüße,
Nina

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Hallo Chili,

ich denke, da muss man auch differenzieren zwischen Dingen, die eher versehentlich passieren (auf den Fuß getreten, zu wild gespielt und sich verletzt) und Taten, die volle Absicht sind (Mobbing).

Das ist nur ein erster Schritt. Später, wenn es dem Kind
wirklich leid tut was passiert ist, wird das Wort
„Entschuldigung“ nicht mehr soo wichtig sein, sondern
vielleicht eher das in den Arm nehmen, Pflaster besorgen oder
was auch immer - Gesten halt.

Das trifft eher auf versehentlich Passiertes zu.

Genauso sehe ich es mit den Wörtern „Bitte“ und „Danke“. Das
ist etwas, was von allen Kindern penetrant abverlangt wird.
Wenn ich aber einem Kind etwas schenke und dieses mich dann
bis über beide Ohren voller Freude anstrahlt, dann ist das
mehr als ein dahinerzogenes „Danke“.

Genau :smile:

Viele Grüße,
Nina

Hallo Chili,

In erster Linie ist es ein Erziehungsmaßnahme für das Kind, was
jemanden verletzt hat. Es wird vielleicht nicht die
Entschuldigung, die von ihm wörtlich abverlangt wird
begreifen, aber es wird sich damit beschäftigen.

das sehe ich anders.

Sich damit beschäftigen wird ein Kind sich eher nicht, wenn es zu einer Entschuldigung gezwungen wird (und sich dabei evenuell sogar ins Unrecht gesetzt fühlt), sondern dadurch, dass man mit dem Kind über den Vorfall spricht und ihm versucht, deutlich zu machen, wie sich das andere Kind in der Situation wohl gefühlt haben mag bzw. wie es selbst sich in so einer Situation wohl fühlen würde. Also sozusagen praktische Anleitung zur Empathie.

Wichtig ist es von Elternseite meiner Ansicht nach auch zu versuchen, mit dem Kind über die Hintergründe des Vorfalls zu sprechen. Zum einen, um dem Kind Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sich bei ähnlicher eine Eskalation vermeiden ließe, zum anderen aber auch, um eine Falscheinschätzung zu vermeiden.

Ich kann mich nur zu gut an einen Vorfall aus meiner Kindheit erinnern: In meiner Grundschulzeit wurde ich auf dem gemeinsamen Nachhauseweg von einem Mädchen immer wieder getriezt. Irgendwann war es so schlimm, dass ich mir nicht anders zu helfen wusste, als ihr spontan das Schulbuch, das sie in der Hand trug, zu entreißen und in den Brunnen zu werfen, an dem wir gerade vorbeikamen.

Daraus, dass ich dann gezwungen wurde, mich bei ihr zu entschuldigen und das Buch von meinem Taschengeld zu ersetzen, ohne dass überhaupt irgendjemand gefragt hätte, wie es dazu gekommen ist, habe ich damals nur gelernt, dass sich niemand dafür interessiert, wie es mir geht.

Grüße

=^…^=