Begründungen zur Peitsche
Hallo Max,
Kritisiert wird hier die Aussage „Die Peitsche ist ein
exzellenter Motivator seit Menschheitsgedenken. … Solange
die Mitarbeiten nicht reihenweise die Firma verlassen ohne
dass Ersatz nachströmt, ist die Peitsche wirksam.“ Und
kritisiert wrd, daß die aussage schlicht falsch ist. Darauf
bist Du bisher nicht eingegangen.
Wenn ich mir die Menschheitsgeschichte ansehe, so gibt es eine Konstante, die in vielen Kulturen auftaucht, Sklavenhaltung oder Leibeigenschaft. Aus ehemals freien Bauern wurden im Laufe der Zeit Sklaven oder Leibeigene, sei es das chinesische Reich in der Antike, das Inkareich oder oder die Abkömmlinge des Frankenreichs im Mittelalter. Diese System waren immer repressiv.
Es gibt mechanismen, die diese Entwicklungen begünstigen.
1.) Arbeitskraft ist massig verfügbar.
2.) Jemand nutz diese Arbeitskraft (aus)
3.) Mittels Repression lässt sich der Ertrag steigern.
Die repressiven Systemen verschwanden nicht, weil sie durch ergibigere Systeme ersetzt wurden, sondern wegen politischer Umwälzungen und einem Veränderten Menschenbild.
Der Manchesterkapitalismus war durch Ausbeutung gekennzeichnet; „Entweder du arbeitest bist zum umfallen, oder kannst am Hunger verrecken“.
Es gab durchaus andere Industrielle, die mit ihren Arbeitern menschenwürdig umgingen, z.B. Alfred Krupp. Dieses andere Verhalten war nicht mit einer Produktionssteigerung begründet, sondern mit einem anderen Verhältnis von Krupp zu seinen Mitarbeitern.
Ist das alles passé? Nun neulich sah ich eine Reportage über indische Mädchen, die in der dortigen Bekleidungsindustrie elenden bedingungen ausgesetzt sind. Jegliche Arbeitsschutzgesetze sind dort Makulatur.
Dieses Bekleidungsfirmen stehen international in einem starken Wettberwerb.
Die dortigen Manager sind auch nicht blöd und haben genauso Zugang zu modernen Managmentmethoden. Warum machen die sowas, wenn es sich nicht rentiert?
Und wie sieht es in Deutschland aus.
1.) Es ist eine Weile her, dass ich die Reportage sah, wie sich Günther Wallraff in eine Brötchenfabrik schlich. Sein Buch „Ganz unten“ habe ich vor Langem gelesen.
Immer wieder sehe und lese ich Reportagen zu Verhältnissen im Niedriglohnbereich und insbesondere im Leiharbeitssektor. Repression scheint dort sehr häufig vorzukommen.
Und das liegt logisch auf der Hand. Das gibt es Geschäftsbereiche, die darauf basieren, dass sich die Mitarbeiter ihren Lebensunterhalt bei der Arge aufstocken. Die Mitarbeiter sind schlecht ausgebildet, austauschbar und werden auch ausgetauscht, wenn die Leistung nicht stimmt. In der gesellschaftliche Hierarchie und den Firmenhierarchien sind sie ganz unten angesiedelt und bekommen das häufig zu spüren.
Wie also sollen die Firmleitungen und Vorarbeiter diese Menschen motivieren. Repression ist hier nahliegend und effektiv.
2.) Auch in gut ausgebilden Bereichen funktioniert Repression (anscheinend). Wenn manche Vorgesetzte Ergebnisse sehen wollen und die Ergebnisse sehen nicht so aus, wie sein sollen oder kommen nicht so schnell wie sie sie haben wollen, machen sie ihren Mitarbeitern die Hölle heiß und es funktioniert.
Wenn diese Ergebnisse nur aus irgendwelchen Zahlen auf der Powerpointpresentation oder einen 100seitigen Dokument bestehen, dann
wird die Qualität des Ergebnisses häufig nicht überprüft.
Glaube mir, in vielen Firmen wird auf Haufen Arbeit verwendet um ein Haufen Papier oder Datenmüll zu erzeugen, welches nichts zu wirklichen Produktivität dieser Firmen beiträgt.
Denke immer daran, eine Abteilung dann als erfolgreich, wenn sie vereinbarte Ziele erreicht, nicht dann wenn sie Produktivität der Firma meßbar verbessert. Das mit der Meßbarkeit ist bei vielen Abteilungen sowieso schwierig, z.B. IT-Security, die Hausverwaltung oder die Revision.
Mein Misstrauen gilt Menschen, die glauben, daß die Peitsche
ein wirksames Managementmittel ist. Warum tun die das?
Weil die Menschen, die die Peitsche anwenden, bedauerlicherweise so viel und so erfolgreich sind.
Gruß
Carlos