Aha, wenn also im Laufe der Jahrhunderte Tausende, Millionen
Menschen wegen einem anderen getöteten Menschen sterben
müssen, dann ist das nur bezahlen und hat mit Hass nichts zu
tun?
Ich verstehe deine Empörung, aber das kommt daher, daß du die
Sache sehr oberflächlich beurteilst und nicht den tiefen
Zusammenhang mit der Tötung eines Gottes und seinen Folgen
(nicht eines Menschen) verstehen kannst.
Lieber Thorshammer,
Ich verstehe deine Empörung, aber das kommt daher, daß du die
Sache sehr oberflächlich beurteilst
Soso, weil Eli die Sache sehr oberflächlich beurteilt, verstehst Du seine Empörung?
Dies ist jetzt nur ein grammatisch begründeter Einwurf, und Du hast zweifellos etwas anderes sagen wollen. Doch weil ich immer noch meine, daß Menschen so denken wie sie sprechen, muß ich mich jetzt mal deinen Gedanken zuwenden.
Die „Tötung eines Gottes“ - erstens haben die Juden Jesus nicht für Gott gehalten, zqweitens haben sie ihn nicht getötet, drittens gab es damals so viele Götter, von denen man annahm, daß sie sterben und wiederauferstehen, daß die Sache mit Jesus nichts Besonderes gewesen wäre.
Aber: daß Jesus Gott war, ist eine Glaubensaussage, nicht eine ontologische Aussage. Doch nur, weil er Gott war, konnte sein Tod am Kreuz eine solche Heilsbedeutung bekommen. Es sind unter römischer Herrschaft Zehntausende gekreuzigt worden, ohne daß dies vergleichbare Bedeutung erlangt hätte.
Weiter: wenn der Tod Jesu eine solche Heilsbedeutung hatte, dann hatte er sie für alle Menschen. (Oder, um es mit den Worten unseres ehemaligen Bundespräsidenten Heinemann zu sagen: „Jesus ist nicht gegen Karl Marx, sondern für alle Menschen gestorben!“)
Wenn er für alle Menschen gestorben ist, dedeutet das, daß nicht ein Teil der Menschheit (in diesem Fall die Christen) an einem anderen Teil der Menschheit (den Juden in diesem Zusammenhang) Rache nehmen darf. Denn er ist ja für die einen wie die anderen gestorben. Denn wer für diesen Tod Rache nehmen will, hält ihn für etwas zu Bestrafendes, behaftet die angeblichen Täter auf ihrer angeblichen Schuld und leugnet damit genau das, was er anschließend behauptet: nämlich daß Jesus für unsere Schuld gestorben sei.
Und damit sind wir bei dem anderen, was Du für ein Argument hältst:
„Sein Blut komme über uns“, - die Antwort der Pharisäer auf
die Fragwürdigkeit der Verurteilung, ist doch nicht ohne
Folgen geblieben, sondern hat sich furchtbar bestätigt oder?
Wie sollte man sonst die jahrtausendealte Judenverfolgung
verstehen können?
Aus diesem Wort hat die Kirche jahrhunderte- oder jahrtausendelang ihre Berechtigung abgeleitet, die Juden zu verfolgen. Nur gibt es das nicht her, aber das ist seit Matthäus, der dies als einziger berichtet, sehr schnell in Vergessenheit geraten.
Doch bevor ich jetzt einen langen Artikwel dazu schreibe, verweise ich auf den Artikel von Andreas Bedenbender mit dem Titel „Sein Blut komme über uns…“, erschienen in „Texte und Kontexte“. Den kannst Du lesen - wenn es Dich interessiert - unter
http://www.texteundkontexte.de
Da gibt es dann den Abschnitt Artikel, und da steht er drin.
Im übrigen ist die Judenverfolgung keine christliche Erscheinung; sie ist schon im dritten Jhdt v.u.Z. aus Alexandria belegt.
Gruß - Rolf