Hallo,
schwarz oder weiß, 0% oder 100%, alles oder nichts. So klingt deine Fragestellung für mich. Das Leben ist aber bunt, ändert sich jeden Tag, mal geplant/gewünscht, mal ohne Vorwarnung dramatisch. Aber immer besteht es aus 1001nem Aspekt. Partnerschaft, Beruf, Familie, … alles hat da einen mal mehr mal weniger großen Platz, und Erfolg und Glück hängt nicht davon ab, sich zu 100% auf einen Aspekt zu beschränken, der morgen vielleicht sehr problematisch wird.
70 Wochenstunden hält niemand lange durch, mag die Arbeit auch noch so viel Spaß machen, will man beruflich auch viel erreichen, meint nur damit soviel Geld verdienen zu können, sich angeblich notwendige Dinge leisten zu können.
Dabei gibt es genug Beispiele dafür, dass es auch anders laufen kann, dass Kinder kein Karrierekiller sein müssen, und ein Leben als „wir“ statt als „ich und Du“ auf hohem Niveau funktionieren kann.
Wie dies im Detail aussieht, muss jeder für sich, bzw. jede Partnerschaft/Familie für sich entscheiden, aber es gibt da wirklich genug denkbare Modelle.
Hilfreich ist dabei immer, nicht nur den Wert der Stunde Arbeit zu sehen, die man im Job verbringt, sondern auch jede Stunde Freizeit und jede Stunde für die Familie mit dem selben Wert anzusetzen. Und wenn dabei dann unter dem Strich für jeden ein befriedigender Beruf, ausreichend Zeit für die Familie und ein für die Familie ausreichendes Einkommen herauskommt, ist doch alles wunderbar.
Natürlich gibt es immer den noch besseren Job mit dem noch besseren Einkommen. Aber dafür auf alles anderen verzichten? Nichts gegen klar absehbare vorübergehende Situationen mit Wochenendbeziehung, … aber man sollte für sich auch definieren, wo Schluss ist, und bis zu welchem Grad man bestimmte Dinge mitspielt. Denn ein Leben 2.0 gibt es nicht, in dem man dann mit dem schön erwirtschafteten Wohlstand all die Dinge machen kann, die man im ersten Leben nicht gelebt hat.
Warum ich das alles so schön schreiben kann: Weil ich inzwischen fast zehn Jahre mit einer Frau verheiratet bin, die schon sehr interessante Leitungsfunktionen betraut hat, zwischendurch auch mal überwiegend in Familie gemacht hat, jetzt wieder in eine Leitungsfunktion geht, und ich antizyklisch einen ähnlichen Weg beschritten habe. Beide aktuellen Jobs haben wir auch vor dem Hintergrund der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewählt, bzw. darauf hin zugeschnitten. Da gab es auch mal eine Phase mit Wochenendbeziehung, … Es war immer egal, wer gerade mehr im Job verdient hat, und wer sich mehr um Familie und Haushalt gekümmert hat. Wir sich beide dabei nicht versauert, haben uns die notwendigen Hilfen und Unterstützungen organisiert, und haben jetzt mit Mitte vierzig zwei wunderbare Kinder, ein schönes großes Haus auf dem Lande, zwei anspruchsvolle und gut bezahlte Jobs, die auch noch das ein oder andere Spielzeug und den Urlaub finanzieren, … Was will man mehr?
Ich habe aber auch mal Zeiten durchgemacht, in denen ich nahezu rund um die Uhr gearbeitet und mich damit binnen weniger Jahre kaputt gearbeitet hatte. Wir sind heute beide auch immer noch überdurchschnittlich beruflich engagiert, aber haben die für uns passende Balance gefunden, die nicht heißt: Beziehung oder Karriere, sondern sowohl als auch.
Gruß vom Wiz