Hallo Fina,
glaubst Du, Du hättest Dich früher von ihm getrennt, wenn
Deine Erklärung bei ihm angekommen wäre?
Ich habe mich früh und mehrmals von ihm getrennt, aber er hat mich dann immer wieder weich bekommen, da er Besserung versprach, was ich ihm glaubte, da er in den Trennungsphasen sich auch so verhielt.
Wozu wolltest Du es ihm erklären? In der Hoffnung, dass er
sich doch noch ändert, oder um Dich selbst besser zu fühlen,
ihn nicht einfach so abzuservieren?
Beides! Aber vorherrschend war wohl doch eher das „Verantwortungsgefühl“ und meine Angst, ihn zu verletzen. Aber ich muss dazu sagen, dass er auch das „volle Programm“ abgespult hat (Drohung, Drogen zu nehmen, Selbstmorddrohungen, täglich Briefe etc.).
Wäre dieser andere nicht da gewesen, hättest Du Dich dann auch
getrennt?
Irgendwann gewiss, aber so war es schlagartig klar, dass ich so nicht mehr weiterleben will und auch dass die Verantwortung mir selbst gegenüber doch etwas höher anzusiedeln ist.
Warum hast Du so lange gebraucht, bis es für Dich
klar war, dass Du Dich trennst
Klar war es eigentlich schon länger, aber das engere Umfeld redete mir ein, dass er „den Bach runterginge“, wenn ich mich trennte. Tja, falsch verstandes Verantwortungsbewusstsein eben.
- hast Du die Gespräche vorher
noch als halbwegs fruchtsam empfunden oder nicht wahr haben
wollen, dass sie es nicht sind?
Anfangs waren die Gespräche noch gut, aber irgendwann wurde alles auch zerredet, so dass keiner mehr so richtig wusste, um was es eigentlich geht. Aber das Hauptproblem bestand wirklich darin, dass er es nicht verstand. Z.B. sagte ich ihm Wochen vorher, dass ich mittlerweile meine Zukunft ohne ihn plane. Trotzdem fiel er aus allen Wolken, als ich die Beziehung dann wirklich beendet habe.
Ich versuche zu verstehen, warum es mitunter so lange dauert,
bis die eigentlich schon längst eingesetzte Trennung dann auch
offiziell stattfindet.
Die Gründe sind sicherlich sehr unterschiedlich. Bei mir ist es das Verantwortungsgefühl. Ich habe mir immer gewünscht, dass ich verlassen werde, um damit nicht den Schwarzen Peter zu haben. Totaler Blödsinn!
Hast Du die Hälfte der Zeit an der Trennung gearbeitet oder
bis zur Trennung an dem Erhalt der Beziehung? Aus falsch
verstandenem Verantwortungsgefühl? Kannst Du das näher
beschreiben?
Puh, gute Frage: Mal so, mal so! Aber eigentlich eher an der Trennung. Ich war aber eben zu feige, fand „mein Leid“ nicht so schlimm wie die Vorstellung, jemanden verletzen zu können. Hinzu kam aber auch bei dieser zweiten Beziehung, dass unsere Leben so verwoben waren (Studium, Freundeskreis, Familie - aber glücklicherweise keine gemeinsame Wohnung) und ich wusste, dass er der Typ ist, der nach Beendigung der Beziehung kategorischen Abschied nimmt und den Freundeskreis spaltet. Da spielten von meiner Seite dann natürlich auch Verlustängste mit hinein.
Woran glaubst Du liegt das? An seiner Person? An Deinen
Gefühlen für ihn? An Deiner gereiften Persönlichkeit?
Alles irgendwie! Er war der erste Mann in meinem Leben, bei dem ich mir vorstellen konnte, mit ihm alt zu werden. Aber ich glaube das Wichtigste ist, dass man sich gemeinsam weiter entwickelt, sich flexibel zeigt, wir in den Grundsätzlichkeiten sehr ähnlich sind, wir immer etwas finden, worüber wir diskutieren (auch streiten), er mir meine Freiheit zuspricht, so wie ich ihm seine. Konflikten begegne ich aber auch anders, daher kann ich auf jeden Fall für mich behaupten, dass das Alter / die Erfahrung eine Rolle spielt.
Soll heißen, wärst Du mit dem ersten oder zweiten verheiratet
gewesen oder hättest Du die Beziehungen in einer anderen
Reihenfolge geführt, hättest Du Dich von dem ersten bzw.
zweiten unter heutigen Voraussetzungen nicht getrennt?
Lach, ich hätte sie nicht geheiratet! Nein, ich wollte damit nicht sagen, dass Ehe grundsätzlich ein Kitt ist. Jede Partnerwahl hat für mich auch eine Geschichte: Ohne die erste Beziehung hätte ich mich nicht auf den zweiten Partner eingelassen; ohne 1. und 2. hätte ich wohl auch nicht geheiratet (ich wollte nie heiraten!
.
Klingt ja eigentlich widersprüchlich, dass Du konsequent bist
aber lange um die Beziehung kämpfst, aber ich denke, ich weiß,
was Du meinst, würde mich selbst nämlich ähnlich beschreiben.
Schmunzel, ich habe geschrieben, dass ich zu den weniger konsequenten Menschen zähle (jedenfalls wenn es um die Beendigung von Beziehungen geht). Obgleich sich die Frage stellt, ob hier Konsequenz grundsätzlich und von Vornherein gut ist, denn ich persönlich möchte die Erfahrungen nicht missen, die ich gemacht habe, denn letztlich tragen sie dazu bei, dass ich heute eine Beziehung lebe, die genau davon profitiert (sowohl mein Partner als auch ich). Was aber nicht heißen soll, dass ich so konsequente Menschen nicht auch etwas bewundere.
Liebe Grüße
Kathleen