Hallo
Die Frage: ist die Bibel als Propaganda einzustufen.
…
Also zuersteinmal was ist Propaganda?
Ich habe folgende Definition gefunden:
Unter Propaganda im allgemeinen Sinn versteht man eine
gezielte Botschaft, die zu dem Zweck verbreitet wird, andere
zu einem bestimmten Handeln und Denken zu bewegen. Die
Information kann richtig oder falsch sein. Wenn sie richtig
ist, ist sie oft einseitig und unvollständig.
Nun lasst uns mal sehen:
-die Bibel ist schon ziemlich gezielt
-Zweck ist andere vom Glauben an Jesus Christus sein Tod am
Kreuz sowie seine Auferstehung zu ueberzeugen.
Meinst du jetzt nur das Neue Testament? - Na egal. - Wenn das hier Erwähnte allein schon die Propaganda ausmacht, ist doch jeder Zeitungsbericht oder jeder Tatsachenbericht eine Propaganda. Die versuchen doch auch immer, einen davon zu überzeugen, dass der Inhalt des Erzählten wahr ist.
Also versucht
zu einem bestimmten Handeln und Denken zu bewegen.
Jesus scheint deutlich zu einem bestimmten Handeln und Denken bewegen zu wollen. Aber zumindestens für einen heutigen Menschen scheint es teilweise ziemlich rätselhaft, zu welchem Handeln und Denken. Jesus ist alles andere als leicht zu verstehen.
-einseiig sind die Informationen alle mal denn alles ist
lediglich eine Preisung der Herrlichkeit Gottes.
Weitere Merkmale von Propaganda sind nur positives reden ueber
den eigenen Standpunkt, und gleichzeitiges schlechtes reden,
von anderen.
-ich finde das trifft auch ganz gut zu. Ich habe nie etwas
schlechte ueber Christen in der Bibel gelesen, …
Wenn ich jetzt mal etwas pingelig sein darf: In der Bibel steht doch gar nichts über Christen! Das waren alles Juden. Die Bibel ist zum größten Teil ein jüdisches Buch.
Na ja, gut, die Leute, an die z. B. in den Paulusbriefen geschrieben wird, könnte man wohl als Christen bezeichnen. Aber Jesus und seine Jünger und alle anderen Zeitgenossen waren Juden (die Römer natürlich nicht). Und die Israeliten vor Jesus waren sowieso Juden.
Ich kann aber nicht wirklich bemerken, dass über die eigenen Leute - also über die Juden - nur Gutes geschrieben wurde. Es werden auch ziemlich schlimme Geschichten berichtet, selbst von den viel bewunderten Anführern wie z. B. König David werden Skandale und Untaten nicht verschwiegen; aber irgendwie scheint es doch, als würde Gott seinem auserwählten Volk ein wenig mehr nachsehen als den Heiden, die aber keineswegs als besonders schlecht, nur eben als ungläubig dargestellt werden, soweit ich jedenfalls die Bibel kenne.
Es wird zwar oft deutlich parteiisch berichtet - in dem Sinne, dass der Schreiber es sich wünscht, dass die Israelis einen Kampf (zum Beispiel gegen die Kanaaniter, Israel hatte wohl schon öfters Schwierigkeiten, im gelobten Land in Ruhe zu siedeln) gewinnen. Aber dass die anderen deswegen schlechtere Menschen seien, kann ich eigentlich nicht rauslesen.
Selbst Gott selbst wird nicht immer als ausschließlich positiv beschrieben - jedenfalls nicht im heutigen christlichen Sinne. Oder wie soll man das verstehen: Ich bin der Herr dein Gott, und du sollst keine Götter neben mir haben, denn ich bin ein eifersüchtiger Gott.
Ich würde sagen, da wird Tacheles geredet, aber besonders nett ist das eigentlich nicht.
Ja, schon ist die Bibel natürlich schon im Wesentlichen eine Preisung des Herrn, aber um sie als Propaganda zu bezeichnen, dafür finde ich sie einfach nicht schlicht genug. Das ist einfach zu vielschichtig, umfasst zu viele Jahrhunderte oder gar Jahrtausende. Und ist zum großen Teil ja ein Gesetzeswerk. Da stehen doch alle komplizierten Bestimmungen drin, wie in welchem Falle Recht gesprochen werden muss, und wann wo welches Opfer gebracht werden und was gegessen oder nicht gegessen werden darf, wie die Speise aufbewahrt werden muss usw.
In anderen Büchern sind seitenweise die Vorfahren, Schwäger und Nebenlinien irgendwelcher Leute aufgezählt.
Und ganz viele Geschichten von allen möglichen Leuten, Städten und Familien. Und dann auch Gesänge und Loblieder, Weissagungen und Visionen.
Um nochmal auf deine Definition zu kommen:
Unter Propaganda im allgemeinen Sinn versteht man eine
gezielte Botschaft, die zu dem Zweck verbreitet wird, andere
zu einem bestimmten Handeln und Denken zu bewegen.
Um als Propaganda gelten zu können, müsste wesentlich eindeutiger und einfacher dargestellt sein, was für ein bestimmtes Denken und Handeln denn hier gemeint ist. Das finde ich in der Bibel keineswegs so leicht herauszufinden. Das einzige, was ich von Anfang bis zum Schluss der Bibel als verbindliche Lehre deutlich erkennen kann ist, dass man an Gott glauben soll. Da aber Gott ja offensichtlich relativ unbestimmt bleiben möchte (kein Bildnis machen), hat der Glaube allein ja noch kein bestimmtes Handeln zur Folge.
Viele Grüße
Thea