Hi Mike,
meine Güte hier kommt man wirklich nie darum herum, die genaue Textstelle anzugeben.
Achja, noch ein Anstoß: es steht irgendwo im AT (hab die
Stelle nicht parat, könnte sie evt. aber noch auf Wunsch
heraussuchen) singemäß: für Gott sind Tausend Jahre wie ein
Tag.
Vielleicht ist das auch als Aufforderung zu verstehen, es mit
den Zeitangaben nicht immer so genau zu neben (z.B. mit der
Erschaffung der Welt in 7 bzw. 6 Tagen).
Eigentlich nicht.
Doch, das find ich schon. Ich denke, diese „Tage“ können durchaus symbolischen Charakter besitzen.
Denn wenn Du Dir diesen Teil der
Schöpfungsgeschichte durchliest, dann wirst Du sehen, wie
genau der Tagesablauf beschrieben ist: „…es wurde Abend und
er wurde Morgen, der zweite Tag…“.
Damit ist m.E. nicht der Ablauf des Tages gemeint, sondern der Übergang vom einen zum nächsten Tag.
Zuerst wird nämlich erzählt, was Gott alles gemacht hat. Und zwar: Licht erschaffen, Tag und Nacht. Und dann zusammenfassend: (Einheitsübersetzung, Herder-Verlag 2002): „Es wurde Abend und es wurde Morgen: erster Tag“ (1.Mose 1, 5). Es wird also in einem Arbeitsschritt zusammengefasst, was er gemacht hat. Denn es steht nicht: Am Morgen hat er die Sonne gemacht, und am Abend den Mond, spätends dann die Sterne… - sondern: er tat dies und jenes. Danach wurde es Abend und dann Morgen: der erste Arbeitsabschnitt ist vergangen. Genauso verfährt er mit den folgenden Tagen (oder: „Tagen“).
Man muß sich an einer
solchen Stelle dann fragen, wie es der Schreiber einer solchen
Bibelstelle hätte noch genauer ausrücken können.
Naja… siehe oben!
Ich denke, eher versehentlich nutzt Du hier die
„1Tag=1.000Jahre“-These, mit der zahlreiche Sekten (z. B. die
„Zeugen Jehovas“) suchen, biblische Abläufe berechenbar,
kalkulierbar und somit für Endzeit- und
Naherwartungsberechnungen nutzbar zu machen.
Da denkst Du falsch. Ich habe weder vor, Gott vorzuschreiben, wie lange seine Tage dauern sollen, noch habe ich meine Information aus einer unglaubwürdigen Quelle.
Mir geht es darum, dass man nicht versucht, Gott in einen zeitlichen Rahmen zu quetschen, der so ganz und gar menschlich ist, und dass man Hinweise auf die „Zeitlosigkeit“ Gottes durchaus in der Bibel findet. Zum Beispiel hier:
Denn tausend Jahre sind für dich wie der Tag, der gestern vergangen ist, wie eine Wache in der Nacht.
(Psalm 90, 4)
Du siehst selbst, dass viele Fragen unbeantwortet sind und
bleiben.
Sonst würde es ja nicht „glauben“ heißen, sondern „beweisen“.
Vielleicht will Gott mit diesen Dingen auch nur von
uns erwarten, dass wir selbst an das eigentlich Unmögliche
glauben, auch wenn uns der Verstand sagt, dass wir dumm wären,
wenn wir es tun.
Ich bin nur der Meinung, dass Wissenschaft und Glaube sich nicht widersprechen müssen. Wenn die Wissenschaft sagt, die Welt ist Millionen von Jahre alt - warum nicht vermuten, dass für Gott ein Tag eben anders aussieht als 24 Stunden?
(Andererseits: wenn Gott die Erde in Millionen von Jahren erschaffen kann, kann er dies sicherlich auch in einem Tag - von mir aus).
Vielleicht bringt er diese „unmöglichen“ Zahlen in sein Wort,
damit es uns unmöglich wird, ihn zu berechnen.
Berechnen will ich ihn sowieso nicht.
Denn wo
logische Berechnungen möglich werden, dort besteht Einblick in
alles und dort kann alles beliebig verändert werden. Dort
treten die falschen Propheten auf und dort werden jene
allmächtig, die die Macht, die das Wissen haben.
Nun gut, ein kleiner Einwurf: in der Apokalypse des Johannes gibt es ja durchaus „Zahlenrätsel“ (man denke an die Zahl 666) die berechnet werden könnten… man müsste eben nur wissen, wie. Aber ich war noch nie besonders gut in Mathe…
Aber von wegen falsche Propheten: An ihren Taten werdet ihr sie erkennen.
Ich kann es
gut verstehen, das Gott dafür gesorgt hat, dass sein Wort in
manchen Dingen undurchschaubar, schwer erklärlich und abstrakt
wird.
Dennoch ist es nicht verboten, Fragen nachzugehen, - Gott hat schließlich nicht umsonst den Menschen mit einer Eigenschaft namens „Neugierde“ versehen. Wenn wir alles wörtlich nehmen würden, was in der Bibel steht, dürften Frauen nicht predigen, müssten ihren Kopf bedecken, nach Scheidung dürfte man sich nicht wiederverheiraten, - ja außerdem wären Strafen wie Steinigungen etc. durchaus ok. Natürlich darf man der Bibel nicht den Sinn entziehen. Aber etwas Vorsicht und vor allem Nachdenken ist m.E. durchaus angebracht.
Gruß,
Mirjam