Moin Katharina
Das ist leider falsch, auch wenn es für Nicht-Statistiker (ok,
am Anfang auch für uns) sehr schwer zu begreifen ist.
Nun ja, mit zwei Semestern Statistik wurde ich auch während meines Studiums nicht verschont, so ganz ohne Vorkenntnisse bin ich also auch nicht.
Es muss
zwischen den Ereignissen („Bedingungen“) keinen kausalen
Zusammenhang geben, ja, es wäre sogar sträflich, einen hinein
zu interpretieren! Bei den bedingten Wahrscheinlichkeiten geht
es um das Konzept der statistischen Ab- oder Unabhängigkeit.
Hm…
Aber mit Korrelation doch wohl schon, oder?
Sonst haben wir nämlich den Fall der von dir oben angeführten „Scheinkorrelation“, wo wir beweisen, dass der Storch die Babys bringt.
Anzahl der Infizierten in der Bevölkerung und Testgenauigkeit von HIV-Tests haben aber nun überhaupt keine Korrelation miteinander. Diese beiden Bedingungen hängen genau so zusammen wie Anzahl der Infizierten in einer Bevölkerungsgruppe und Haarfarbe, Schuhgröße etc.
Wenn du weisst, dass im Schnitt 0,01% aller Menschen infiziert sind, dann heisst es auch, dass im Schnitt 0,01% der Rothaarigen infiziert sind (selbst wenn der Anteil der Rothaarigen an sich nur 0,001% der Gesamtbevölkerung ausmachen), dann heißt das aber nicht, dass wenn du jemanden als negativ testet, dass dessen Wahrscheinlichkeit, rote Haare zu haben nun größer oder kleiner ist, als die Wahrscheinlichkeit, dass er blond ist.
Genau so wenig heisst es, dass wenn du jemanden als positiv testest, die Wahrscheinlichkeit, dass der Test versagt hat, höher oder niedriger ist bei jemandem, der negativ getestet ist (auch wenn der Anteil der Positiven in einer Gruppe wesentlich geringer ist, als der Anteil der Negativen), da jeder die gleich große Wahrscheinlichkeit hat, dass bei ihm der Test versagt hat (nämlich 0,01%).
Gruss
Marion
Das hat nix mit kausaler Ab- oder Unabhängigkeit zu tun,
sondern ist ein mathematisch streng definierter Begriff. Um
damit arbeiten zu können, hilft die bereits erwähnte Formel
von Bayes.
(Es gibt übrigens durchaus berechtigte Kritik an Bayes, die zu
benennen hier aber viel zu weit führen würde - und sie kommt
auch aus einer etwas anderen Ecke.)
Die Trefferwahrscheinlichkeit des Tests liegt jedoch in diesem
selbst begründet und ist völlig unabhängig von der
wahrscheinlichen Anzahl der Infizierten in einer Testgruppe.
Kausal unabhängig: ja. Statistisch unabhängig: nein.
Also kann man IMHO diese beiden Wahrscheinlichkeiten auch
nicht miteinander „aufrechnen“.
Das ist, wie schon angedeutet, leider ein Trugschluss.
Grüße
Katharina