Alles klar, ich hab das dann mal gemacht und das in allen von Google angebotenen Sprachen in meinem Blogg verewigt ( http://fsspx-info.blogspot.com/):
Stellungnahme zum Skandal der Priesterbruderschaft St. Pius X. von einigen katholischen Christen aus Hannover !
Offener Brief an die religiösen Internetuser !
Liebe Mitbürger, sehr geehrte Damen und Herren !
Die Entscheidung von Paps Benedikt XVI, die Exkommunikatin von vier Bischöffen der
Bruderschaft Sankt Pius X, aufzuheben, hat in den letzten Tagen und Wochen zu einer
breiten öffentlichen Diskussion geführt, in der sich neben vielen anderen
katholischen Bischöfen und Theologen auch Politiker, gläubige Webmaster und
Journalisten zu Wort gemeldet haben. Viele Katholiken sind in der Sorge, ob das
Zweite Vatikanische Konzil in unserer Kirche weiterhin ohne Abstreiche gilt und
ob dessen Anerkennung auch von den traditionalistischen Bischöffen gefordert wird.
Für besonderes vermehrten Wiederspruch hat zum einegesorgt, dass Bischof Williamson,
einer der vier Bischöfe, die Ermordung von sechs Millionen Juden durch die
Nationalsozialistien und die Existenz von Gaskammern in den NS-Lagern bestritten hat.
Zum anderen hat aber auch die Tatsache für weltweiten Wiederspruch gesorgt, das die
Pius X Bruderschaft den Propheten Mohamet als Kinderschänder hin gestellt hat. Vor
allem bei unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern jüdischen und muslimischen Glaubens
wurde die Befürchtung wach, die katholische Kirche weise die Leugnung des Holocaust
nicht energisch genug zurück, weshalb sich zum einen der Vatikanstaat sich nochmal
ausdrücklich entschuldigt und wir uns an dieser Stelle als gläubige katholische
Christen zu Wort gemeldet haben.
Klar stellen möchten wir allerdings ausdrücklich, das dies hier eine private
Initiative ist und wir somit leider nicht im Namen des Vatikanstaates oder im Namen
unseres verehrten heiligen Vaters, Papst Benedikt XVI sprechen können, dürfen oder
möchten. Dies hier ist unsere Meinung und unser privater Blog.
Von Papst Benedikt XVI. wurde einheilig eine eindeutige und unmissverständliche Klarstellung
gefordert.
Am Mittwoch 4. Februar 2009 hat der Vatikan eine umfassende
Erklährung abgegeben. Der Vatikan stellte darin klar:
-
Wenngleich die vier Bischöfe „von der Exkommunikation
gelöscht sind, besitzen sie keine kanonische Funktion in der Kirche und können nicht erlaubt
ein Amt in der Kirche ausüben“. Sie bleiben also von allen Ämtern der hatholischen Kirche
suspendiert.
-
„Für eine künftige Anerkennung der Bruderschaft
Sankt Pius X, ist die volle Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils und des Lehramts
der Päpste Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul I., Johannes Paul II., und Benedikt XVI.
unverzichtbare Voraussetzung.“
-
„Die Positionen von Bischof Williamson über die
Schoah sind absolut inakzeptabel und werden vom Heiligen Vater entschieden zurückgewiesen
(…). Um eine Zulassung zu bischöflichen Funktion in der Kirche zu erhalten, muss sich auch
Bischof Williamson absolut unmissverständlich und öffentlich von seinen Aussagen zur Schoah
distanzieren. Sie waren dem Heiligen Vater im Augenblick der Rücknahme der
Exkommunikation nicht bekannt.“
Wir sind froh und dankbar für diese Klarstellung und hoffen, das sie zur
Wiederherstellung des Ansehens der katholischen Kirche und des Papstes beiträgt.
Und wir fürgen hinzu: Für uns als Christen ist es
selbstverständlich, dass das Zweite Vatikanische Konzil für die Weiterentwicklung
der Kirche von hohem Maßstab und Richtschnur ist und bleibt. Und es ist ebenso
selbstverständlich, dass in der Kirche nicht geduldet werden kann, das eines Ihrer
Mitglieder den Holocaust leugnet und die jüdische Konfezion, den Vatikanstaat oder
den Islam mit Dreck besudelt. Beides haben wir alle unmittelbar nach Bekanntwerden
der Vorgänge öffentlich bekundet und möchten uns dafür aufrichtig entschuldigen:
Wir bekennen Gott dem Allmächtigen,
der seligen, allzeit reinen Jungfrau Maria,
dem heiligem Erzengel Michael,
dem heiligem Johannes dem Täufer,
den heiligen Aposteln Petrus und Paulus,
allen Heiligen, und Euch, Brüdern:
Wir haben gesündigt in Gedanken, Worten und Werken,
durch unsere Schuld, durch unsere Schuld, durch unsere übergroße Schuld.
Darum bitte wir
die selige, allzeit reine Jungfrau Maria,
den heiligem Erzengel Michael,
den heiligem Johannes den Täufer,
die heiligen Apostel Petrus und Paulus,
alle Heiligen
und Euch, Brüder,
für uns zu beten
bei Gott, unserem Herrn.
Amen.
Confiteor Deo omnipotenti,
beatae Mariae semper Virgini,
beato Michaeli Archangelo,
beato Joanni Baptistae,
sanctis Apostolis Petro et Paulo,
omnibus Sanctis,
et vobis, fratres:
quia peccavi nimis
cogitatione, verbo et opere:
mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa.
Ideo precor
beatam Mariam semper Virginem,
beatum Michaelem Archangelum,
beatum Joannem Baptistam,
sanctos Apostolos Petrum et Paulum,
omnes Sanctos,
et vos, fratres:
orare pro me
ad Dominum, Deum nostrum.
Amen.
Wir bitten Sie, liebe Mitbürger, und Sie, sehr geehrte Leiterinnen und Leiter von
Einrichtungen, diesen Brief zur Kennzniss zu nehmen und unsere Entschuldigung an zu
nehmen.
Die Verteidiger Pius XII. differenzieren zwischen schuldhaftem Schweigen und verbaler
Zurückhaltung, wobei Letztere im Falle Pius XII. auch von seinen Verteidigern nicht
bestritten wird. Dem Vorwurf des schuldhaften Schweigens wird jedoch mitunter vehement
entgegengetreten. Damit zusammenhängend wird insbesondere bezweifelt, dass der Grund für
seine verbale Zurückhaltung übertriebene Furcht vor dem Kommunismus, falsch verstandene
Deutschfreundlichkeit oder gar geistige Nähe zum Nationalsozialismus gewesen sein soll.
So schrieb Eugenio Pacelli bereits im Jahre 1929 über Adolf Hitler:
„Ich müsste mich sehr, sehr täuschen, wenn dies hier ein gutes Ende nehmen sollte. Dieser
Mensch ist völlig von sich selbst besessen, alles, was ihm nicht dient, verwirft er, was
er sagt und schreibt, trägt den Stempel seiner Selbstsucht, dieser Mensch geht über Leichen
und tritt nieder, was ihm im Weg ist – ich kann nur nicht begreifen, dass selbst so viele
von den Besten in Deutschland dies nicht sehen, oder wenigstens aus dem, was er schreibt
und sagt, eine Lehre ziehen – wer von all diesen hat überhaupt das haarsträubende Buch
‚Mein Kampf‘ gelesen?“
– Aus einer 1929 an die deutschen Bischöfe gerichteten Ansprache anlässlich seiner
Verabschiedung als apostolischer Nuntius in Deutschland
In diesem Zusammenhang wird geltend gemacht, dass Pius XII. am Zustandekommen der Enzyklika
„Mit brennender Sorge“ seines Vorgängers Pius XI. – durchaus im Sinne einer geistigen
Urheberschaft – beteiligt war. Unter Berufung auf die im Original erhaltenen Minuten, die
die Handschrift Pacellis tragen, wird den Kritikern entgegengehalten, dass er einen zunächst
sehr verhaltenen Entwurf, der der Deutschen Bischofskonferenz entstammte, in seinen
antinationalsozialistischen Formulierungen sogar noch wesentlich verschärft habe. Auch habe
er zusammen mit Pius XI. 1938 den Begriff des „Im-geistigen-Sinne-Semit-Seins“ der Christen
geprägt.
Auch hat Pius XII. die klaren Verurteilungen des Nationalsozialismus durch seinen Vorgänger
Pius XI. in keiner Form widerrufen, relativiert oder neu interpretiert. Den diesbezüglichen
kirchlichen Lehrschreiben seines Vorgängers wird heute noch bindender Charakter, durchaus im
Sinne eines Dogmas, zugesprochen, weswegen Pius XII. seinen Verteidigern zufolge keinen Anlass
gehabt habe, in dieser Frage eine weitere Grundsatzentscheidung herbeizuführen.
Dem Vorwurf seiner Deutschfreundlichkeit wird mit dem Argument entgegengetreten, dass er in
seiner Antrittsenzyklika „Summi pontificatus“ (1939) den deutschen Angriff auf Polen in
ungewöhnlich deutlicher und scharfer Form verurteilt habe.
Auf Anweisung des Papstes vom 19. Januar 1940 sendete Radio Vatikan am 21. Januar 1940:
„Die Bedingungen des religiösen, politischen und wirtschaftlichen Lebens haben das edle
polnische Volk, insbesondere in den von den Deutschen besetzten Gebieten, in einen Zustand
von Terror, Abstumpfung und, wir möchten sogar sagen: von Barberei versetzt Die Deutschen
benutzen dieselben Mittel und vielleicht noch schlimmere als die Sowjets.“
– Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans.
Cornwells und Goldhagens Behauptungen, dass Antibolschewismus und ein latenter Antisemitismus
die leitenden Motive seiner verbalen Zurückhaltung gewesen sein sollen, wird unter Nennung
folgender Quellen entgegengetreten:
Am 11. Mai 1940 (einen Tag, nachdem er Sympathietelegramme an die Monarchen der Beneluxstaaten
wegen des deutschen Angriffs auf ihre Länder geschickt hatte) notierte Pius XII. für seine
Mitarbeiter den Inhalt eines Gespräches, das er mit dem aus Warschau nach Italien
zurückgekehrten italienischen Konsul geführt hatte:
„Er (der Konsul) bestätigte – in voller Übereinstimmung mit seiner Gattin –, daß es unmöglich
ist, sich die Grausamkeit und den Sadismus vorzustellen, mit denen die Deutschen oder, besser
gesagt, die Gestapo – geführt von Himmler, einem wirklichen Verbrecher, und zusammengesetzt aus
widerlichen Individuen – das polnische Volk quälen und es zu zerstören versuchen.“
– Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la seconde Guerre Mondiale
Zwei Tage später verteidigte der Papst gegenüber dem italienischen Botschafter Alfieri seine
Sympathietelegramme und ging dann auf die Lage in Polen ein:
„Sie (die Italiener) kennen genau und vollständig die fürchterlichen Dinge, die in Polen
geschehen. Wir müssten feurige Proteste dagegen erheben, und das einzige, was Uns davon abhält,
ist das Wissen, dass Unser Sprechen den Zustand dieser Unglücklichen nur noch verschlimmern
würde.“
– Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la seconde Guerre Mondiale
Auch gegen die als Euthanasie bezeichneten nationalsozialistischen Krankenmorde bezog Pius XII.
Stellung. Auf Veranlassung Pius’ dekretierte 1940 das Hl. Offizium, dass die Euthanasie gegen
das Tötungsverbot des Dekalogs verstoße und mit dem Christentum unvereinbar sei. Er bereitete
damit den drei Predigten des Clemens August Graf von Galen 1941 den geistigen Boden.
Pius’ Verteidiger verweisen auch auf seine Weihnachtsansprachen 1941 und 1942. Insbesondere in
seiner Weihnachtsansprache 1942 bekundete er seiner Sorge um die „Hunderttausende, die ohne
eigenes Verschulden, bisweilen nur aufgrund ihrer Nationalität oder Rasse dem Tod oder
fortschreitender Vernichtung preisgegeben sind“ und sprach damit – aus seiner Sicht erkennbar –
die Nationalsozialisten und ihre Opfer, allen voran die Juden, an. Aus seiner ablehnenden
Haltung gegenüber den Greueltaten der Nationalsozialisten machte er auch vor seinen Kardinälen
keinen Hehl, indem er hinwies auf die „… Bitten derjenigen, die sich mit angsterfülltem Herzen
flehend an Uns wenden. Es sind dies diejenigen, die wegen ihrer Nationalität oder wegen ihrer
Rasse von größerem Unheil und schwereren Schmerzen gequält werden und die auch ohne eigene
Schuld bisweilen Einschränkungen unterworfen sind, die ihre Ausrottung bedeuten.“
Anhand der Reaktionen in aller Welt, allen voran der New York Times, konnte Pius XII. davon
ausgehen, dass seine Botschaft angekommen war. Die Wahrnehmung der westlichen Presse in den
Kriegsjahren über Pius XII. war das genaue Gegenteil von dem, was seine Kritiker ihm ab 1963
vorwarfen: Die New York Times berichtete 1940 von einer Audienz des deutschen Außenministers
Joachim von Ribbentrop, bei der der Außenminister dem Papst vorwarf, auf der Seite der
Alliierten zu stehen, und Pius XII. mit einer Liste von nationalsozialistischen Grausamkeiten
antwortete:
„In den flammenden Worten, mit denen sich der Papst an Herrn von Ribbentrop richtete,
verteidigte der Heilige Vater die Juden in Deutschland und Polen.“
– The New York Times, 14. März 1940
Auf seine Weihnachtsansprache 1941 reagierte die New York Times:
„Die Stimme von Pius XII. ist eine einsame Stimme im Schweigen und in der Dunkelheit, welche
Europa an dieser Weihnacht umfangen. Er ist so ziemlich der einzige Regierende auf dem
europäischen Kontinent, der es überhaupt wagt, seine Stimme zu erheben.
Indem er eine ‚wirklich neue Ordnung‘ forderte, stellte sich der Papst dem Hitlerismus in die
Quere. Er ließ keinen Zweifel daran, dass die Ziele der Nazis mit seiner Auffassung vom Frieden
Christi unvereinbar sind.“
– New York Times, 25. Dezember 1941 (Spätausgabe), Seite 24.
Ebenso schrieb die New York Times 1942:
„In dieser Weihnacht ist er (der Papst) mehr denn je die einsame aufbegehrende Stimme im
Schweigen eines Kontinents Papst Pius drückt sich so leidenschaftlich aus wie jeder Regierende
an unserer Seite, indem er ausführt, dass diejenigen, die an einer neuen Weltordnung bauen
wollen, für die freie Wahl einer Regierung und der Religion eintreten müssten. Sie müssten sich
dagegen wehren, dass der Staat aus Individuen eine Herde mache, über die er dann verfüge wie
über leblose Dinge.“
– New York Times, 25. Dezember 1942 (Spätausgabe), Seite 16.
Auch in seiner Korrespondenz mit den deutschen Bischöfen mache Pius deutlich, dass er den wahren
Inhalt seiner Weihnachtsbotschaft wohlverstanden wusste:
„Zu dem, was im deutschen Machtraum zurzeit gegen die Nichtarier vor sich geht, haben Wir in
Unserer Weihnachtsbotschaft ein Wort gesagt. Es war kurz, wurde aber gut verstanden.“
– Brief Pius XII. vom 30. April 1943 an den Berliner Bischof Graf von Preysing
Allein die Regierungen der USA und Großbritanniens hätten sich, das geht aus der Korrespondenz
Franklin Delano Roosevelts mit seinem persönlichen Botschafter Myron Taylor und dessen
Mitarbeiter Harold Tittmann hervor, vom Papst eine noch deutlichere Äußerung gewünscht. Daran
erweist sich, dass der Vatikan und die westlichen Regierungen in regem Kontakt und
Informationsaustausch über die Greueltaten der Nationalsozialisten befanden und sich im Prinzip
über deren Verurteilung einig waren. Der Natur der Sache entsprechend gingen dabei die
Vorstellungen der Kriegsverbündeten USA und Großbritannien weit über die des militärisch
neutralen Vatikan hinaus. So führte der britische Gesandte beim Heiligen Stuhl, Sir Osborne,
aus: „dass eine solch umfassende Verurteilung, die ebensogut das Bombardement deutscher Städte
gemeint haben könnte, nicht dem entspricht, was die englische Regierung erbeten hat.“
– Dokument CCXVIII-78 des Centre de Documentation juive contemporaine
F.D. Roosevelts Sonderbotschafter berichtete von einem sichtlich erstaunten Papst, der der
festen Überzeugung war, sich als Oberhaupt eines militärisch neutralen Staates nicht deutlicher
ausgedrückt haben zu können.
„Was die Weihnachtsbotschaft anbelangt, so machte der Papst mir den Eindruck, daß er aufrichtig
glaubt, er habe sich klar genug geäußert, um alle, die im Vergangenen darauf bestanden, er solle
einige Worte zur Verurteilung der nationalsozialistischen Grausamkeiten sagen, zufriedenzustellen.
Er schien überrascht, als ich ihm sagte, nicht alle Leute seien derselben Ansicht. Er sagte mir,
seines Erachtens sei es für alle Welt klar, daß er die Polen, die Juden und die Geiseln meinte,
als er von Hunderttausenden von Menschen sprach, die man getötet oder gefoltert habe, ohne ihnen
irgendwelche Schuld beimessen zu können, ja manchmal nur auf Grund ihrer Rasse oder ihrer
Nationalität. Im großen und ganzen meinte er, seine Botschaft müsse vom amerikanischen Volk gut
aufgenommen werden, und ich sagte ihm, ich stimmte mit ihm überein.“
– Telegramm von Harold Tittmann an das State Department vom 5. Januar 1943
Vollumfänglich verstanden wurde Pius indes ausgerechnet von den Nationalsozialisten. Der
Deutsche Sicherheitsdienst brachte die Papstansprache auf den Nenner:
„ eine einzige Attacke gegen alles, für das wir einstehen. Der Papst sagt, dass Gott alle
Völker und Rassen gleichwertig ansieht. Hier spricht er deutlich zugunsten der Juden Er
beschuldigt das deutsche Volk, Ungerechtigkeiten gegenüber den Juden zu begehen, und macht
sich zum Sprecher der jüdischen Kriegsverbrecher.“
– Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Inland I D/Kirche 17/9 (R 98833)
Außenminister von Ribbentrop befahl dem Gesandten beim Vatikan, Diego von Bergen, dem Vatikan
als Reaktion auf die Weihnachtsansprache 1942 mit Vergeltungsmaßnahmen zu drohen. Der Gesandte,
der dem Auftrag seines Berliner Vorgesetzten nachkam, berichtete, dass der Papst dem deutschen
Gesandten zunächst schweigend zugehört habe. Dann habe er in aller Ruhe gesagt, ihn bekümmere
nicht, was ihm zustoßen werde. Doch käme es zu einem Konflikt zwischen der Kirche und dem
deutschen Staat, so würde der Staat den Kürzeren ziehen.
„Der Papst ist so wenig durch Drohungen zu beeinflussen wie wir selbst.“
– Diego von Bergen: Zitiert nach: Victor Conzemius, Schreien oder Schweigen? Das Dilemma eines
Papstes
Auch von den verfolgten Juden wurde die Botschaft Pius XII. seinerzeit deutlich verstanden:
„Das Volk von Israel wird nie vergessen, was seine Heiligkeit für unsere unglücklichen Brüder
und Schwestern in dieser höchst tragischen Stunde unserer Geschichte tut. Das ist ein lebendiges
Zeugnis der göttlichen Vorsehung in dieser Welt.“
– Yitzhak HaLevi Herzog am 28. Februar 1944
„Der Heilige Stuhl bietet seine mächtige Hilfe überall an, wo es ihm möglich ist, das Los meiner
verfolgten Religionsgenossen zu lindern.“
– Chaim Weizmann, 1943
„Die Stimme des Papstes war während der Nazizeit klar, und sie verteidigte die Opfer.“
– Golda Meir, 1958
Die Verteidiger Pius XII. verweisen auch auf seine Eingaben bei der deutschen Reichsregierung,
mit denen man, so sagte Ex-Außenminister Joachim von Ribbentrop während der Nürnberger
Kriegsverbrecherprozesse, „ganze Registraturen füllen konnte“. Auch bei der Vichy-Regierung
Frankreichs machte er Eingaben im Sinne der Juden:
„Der vom Heiligen Stuhl bei der französischen Regierung unternommene Schritt zwecks Milderung
der Maßnahmen gegen die Juden ist bisher ohne Ergebnis geblieben. Im Vatikan ist man nach wie
vor durch die dort eingehenden Nachrichten sehr beeindruckt.“
– Diego von Bergen
Die Times titelte:
„Papst setzt sich angeblich für Juden auf französischen Deportationslisten ein“
– New York Times, 6. August 1942
Drei Wochen später berichtete die New York Times:
„Vichy deportiert Juden. Papst Pius wurde ignoriert.“
– New York Times, 27. Aug. 1942
Im Sinne der Juden entsandte Pius seinen Nuntius in Berlin, Msgr. Caesare Orsenigo, am
21. Juni 1943 direkt zu Hitler:
„In allerhöchstem Auftrag bin ich vor einigen Tagen nach Berchtesgaden geflogen. Ich wurde vom
Führer und Kanzler Hitler empfangen, aber sobald ich das Thema Juden und Judentum angeschnitten
hatte, drehte sich Hitler ab, ging ans Fenster und trommelte mit den Fingern gegen die Scheibe.
Sie können sich vorstellen, wie peinlich es mir war, im Rücken meines Gesprächspartners mein
Vorhaben vorzutragen. Ich tat es trotzdem. Dann drehte sich plötzlich Hitler um, ging an einen
Tisch, wo ein Glas Wasser stand, faßte es und schleuderte es wütend auf den Boden. Mit dieser
hochdiplomatischen Geste durfte ich meine Mission als beendet und gleichzeitig leider als
abgelehnt betrachten.“
– Msgr. Orsenigos
Ein weiteres Hauptargument der Verteidiger Pius XII. ist, dass er konkreten Anlass zu der
Befürchtung hatte, eine offene Verurteilung des Nationalsozialismus würde eine noch stärkere
Kirchen- und Judenverfolgung nach sich ziehen und insbesondere die ohnehin schon bedrängten
katholischen Priester und Gläubigen einer noch größeren Gefahr aussetzen. Zumindest stimmt
diese Einschätzung Pius’ mit folgender Aussage Adolf Hitlers überein:
„Es scheint im Ausland in gewissen Kreisen die Meinung zu bestehen, dass die besonders laute
Bekundung einer Sympathie für Elemente, die in Deutschland mit dem Gesetze in Konflikt geraten
sind, eine Erleichterung ihrer Situation mit sich bringen könnte. Vielleicht hat man die
Hoffnung, durch gewisse publizistische Methoden auf die deutsche Staatsführung in diesem Sinne
einen terroristischen Einfluß ausüben zu können. Die Meinung beruht auf einem kapitalen Irrtum:
In der Unterstützung gewisser gegen den Staat gerichteter Unternehmen durch das Ausland ersehen
wir die letzte Bestätigung ihres hochverräterischen Charakters! Diese Unterstützung scheint also
nur für jene bestimmt zu sein, die das Deutsche Reich zu zerstören beabsichtigen. Wir werden aus
diesem Grund in ihr in jedem einzelnen Fall nur einen zwingenden Anlaß zu einer Verschärfung
unserer Maßnahmen sehen.“
– Rede vor dem Reichstag am 30. Januar 1939
Nach dem Überfall auf Polen hatten die Nationalsozialisten dort 3.642 Priester, 389 Kleriker,
341 einfache Brüder und 1.117 Nonnen in Konzentrationslager gesperrt, letztendlich wurden 4
Bischöfe, 1.996 Priester, 113 Kleriker und 238 Nonnen ermordet.
Pius konnte auch auf die Ereignisse in den Niederlanden verweisen. Dort hatten die katholischen
Bischöfe gegen die bevorstehenden Deportationen protestiert, woraufhin die deutsche
Besatzungsmacht Ende 1942 gezielt Juden katholischen Glaubens inhaftierte und deportierte.
Seyß-Inquart bezeichnete die Deportation katholischer Juden in einer Stellungnahme vom 3. August
als „Gegenmaßnahme gegen den Hirtenbrief vom 26. Juli“. Unter den Deportierten befand sich auch
Edith Stein, deren Wirken als jüdische Konvertitin, Karmeliterin und Philosophin Pius mit
besonderer Anteilnahme verfolgt hatte. Die Nachricht von ihrer Deportation muss ihn sehr
getroffen haben. Pius sah sich daher in der Not, eine Abwägung zu treffen. Diese Abwägung, so
seine Verteidiger, habe kein geringeren Rang gehabt als den einer Gewissensentscheidung.
„Den an Ort und Stelle tätigen Oberhirten überlassen Wir es, abzuwägen, ob und bis zu welchem
Grade die Gefahr von Vergeltungsmaßnahmen und Druckmitteln im Falle bischöflicher Kundgebungen
sowie andere vielleicht durch die Länge und Psychologie des Krieges verursachten Umstände es
ratsam erscheinen lassen, trotz der angeführten Beweggründe, ad maiora mala vitanda (lat. Um
Schlimmeres zu verhindern, Übers. d. Verf.) Zurückhaltung zu üben. Hier liegt einer der Gründe,
warum Wir selber Uns in Unseren Kundgebungen Beschränkung auferlegen; die Erfahrung, die Wir im
Jahre 1942 mit päpstlichen, von Uns aus für die Weitergabe an die Gläubigen freigestellten
Schriftstücken gemacht haben, rechtfertigt, soweit Wir sehen, Unsere Haltung.“
– Pius XII
Er unterließ es auch nicht, den Bischöfen in Deutschland Mut zuzusprechen, ihrerseits für die
Menschlichkeit einzustehen und sich nicht durch den Gedanken an einen „Vaterlandsverrat“ davon
abhalten zu lassen. Er ermunterte sie sogar, in einzelnen Fragen ihre Stimme zu erheben.
Hierdurch trat Pius XII. mehr oder weniger offen der auf Beschwichtigung und Nichtkonfrontation
ausgerichteten Linie der deutschen Bischofskonferenz entgegen. Diese in der Deutschen
Bischofskonferenz mehrheitlich vertretene Linie wurde vor allem durch ihren Vorsitzenden
Kardinal Bertram, dem Erzbischof von Breslau, vorgegeben. Ihr entgegengetreten sind im
Wesentlichen nur Clemens Graf von Galen, Konrad von Preysing und Kardinal Faulhaber.
„Man wende nicht ein, daß bischöfliche Kundgebungen, die mutvoll der eigenen Regierung gegenüber
für die Rechte der Religion, der Kirche, der menschlichen Persönlichkeit, für Schutzlose, von
der öffentlichen Macht Vergewaltigte eintreten, gleichviel ob die Betroffenen Kinder der Kirche
oder Außenstehende sind – daß solche Kundgebungen eurem Vaterland in der Weltöffentlichkeit
schaden. Jenes mutvolle Eintreten für Recht und Menschlichkeit stellt euer Vaterland nicht bloß,
wird euch und ihm vielmehr in der Weltöffentlichkeit Achtung schaffen und kann sich in Zukunft
sehr zu seinem Besten auswirken. Es hat Uns, um ein naheliegendes Beispiel zu nehmen, getröstet,
zu hören, daß die Katholiken, gerade auch die Berliner Katholiken, den sogenannten Nichtariern
in ihrer Bedrängnis viel Liebe entgegengebracht haben, und Wir sagen in diesem Zusammenhang ein
besonderes Wort väterlicher Anerkennung wie innigen Mitgefühls dem in Gefangenschaft befindlichen
Prälaten Lichtenberg.“
– Pius XII.
Robert Graham, einer der vier Herausgeber der „Actes et documents“, beschreibt das Gefühl von
Papst Pius XII. zu den Judenvernichtungen in Polen:
„Es war nicht Mangel an Mitgefühl oder an Wissen, sondern die Gegenwart der Gewalt,
rücksichtsloser Gewalt, die seinen Mund verschloss. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine
formelle Verurteilung der Nazi-Greueltaten durch den Papst die Lage der Opfer erleichtert
hätte, war sehr gering; dagegen war es möglich, dass ein so gezeigtes Interesse des Papstes
noch größere Grausamkeiten verursacht hätte. Dafür hätte man dann den Papst verantwortlich
gemacht“
– Robert Graham: Papst Pius XII. und seine Haltung zu den Kriegsmächten
Anfang der 1940er Jahre unternahm Papst Pius XII. einen Fern-Exorzismus, um, wie er glaubte,
Hitler den Teufel auszutreiben.
Mit hertzlichen Grüßen und Segenswünschen
Ihre engagierten
katholischen Christen
aus Hannover
http://fsspx-info.blogspot.com/