Hallo Rene,
wir alle spielen im Leben bestimmte Rollen, auch Du und ich.
Manchen Menschen gefallen diese Rollen, anderen wieder nicht.
Wir haben uns diese Rollen oft nicht ausgesucht, sondern sie sind entstanden, durch unsere Erziehung, unser Umfeld, durch unsere Prägung in früher Kindheit.
Dein Posting erinnert mich an einen Freund, der mit drei anderen Geschwistern aufwuchs.
Während seine größere Schwester und der kleinere Bruder, eine gute Schulbildung bekamen und studieren durften, suggerierten seine Eltern ihm, dass er zu nichts nutze ist. „Du wirst es im Leben zu nichts bringen“ Solche Botschaften, oder ähnliche: Frauen gehören an den Herd, Männer weinen nicht, Du darfst nichts falsch machen, Du musst aufpassen, u.s.w.; sorgen dafür, dass wir uns im späteren Leben entsprechend verhalten.
Einem Kind dem man sagt: Du wirst es zu nichts bringen, wird im Leben eine eher bedeutungslose Rolle spielen, oder aber es wird sich genau entgegengesetzt entwickeln. Mein Freund holte alle Schulabschlüsse nach, ist heute Manager eines großen Konzerns und wird für horrende Summen von Headhuntern gejagt. Seine Geschwister haben heute die weniger interessanten Berufe. Trotzdem erfahren sie auch heute noch bei Ihren Eltern mehr Anerkennung, als er. Er ist für die Eltern der Junge geblieben, der zu nichts nutze ist. Da kann er sich anstrengen soviel er will.
Wenn wir daran interessiert sind, warum wir heute das tun, was wir tun, wie es dazu gekommen ist, uns hinterfragen: “Ist es das, was ich eigentlich will“ oder basiert es nur auf eine dieser blöden Botschaften, die mir immer wieder eingeimpft wurden, dann haben wir die Möglichkeit diese Rolle abzulegen und uns für die zu entscheiden, die uns besser geeignet scheint. Wir sind nun Erwachsen und brauchen nicht mehr nach diesen Rollen leben und brauchen auch nicht mehr danach zu leben, was unsere Eltern von uns erwarten.
Deiner Freundin sollte auf eine behutsame Art verständlich gemacht werden, dass die neue Freiheit, selbst zu entscheiden, sich selbst eine Rolle auszusuchen, eine POSITIVE Sache ist. Es bedeutet ja auch Freiheit, Ablösung, neue Chancen, Abenteuer. Veränderung sollte Ihr als eine Positive Wandlung „schmackhaft“ gemacht werden.
Wichtig ist ME zu erkennen, dass die Botschaften der Eltern, die ja nicht unbedingt absichtlich gesendet wurden, heute keine Gültigkeit mehr haben brauchen. Solche Botschaften, können manchmal nützlich sein, oder aber ein ganzes Leben verkorksen. Dann, weg damit, jeder Mensch hat jederzeit das Recht, sich zu ändern und zwar so, wie es ihm gefällt. Heute brauche ich keine Erziehung mehr und nicht nach Erwartungen leben, sondern ich bin frei und kann entscheiden, wie ich will.
Wichtig zunächst scheint mir nur, das zu erkennen.
Jahrelang eingeübtes Rollenverhalten abzulegen, ist sicherlich schwer. Weniger schwer ist es, wenn wir erkennen, das unsere bisherige Rolle schlichtweg Unsinn war.
Voraussetzung ist also, dass sich Deine Freundin auch ein wenig in der Vergangenheit umschaut, ohne Wertungen, sondern einfach zu der Erkenntnis kommen kann: Dadurch bin ich zu dem Menschen geworden, der ich bin. Nun kann ich es aber ändern, wenn ich möchte.
Es gibt bei dieser Sache eines garantiert NICHT: Richtig oder Falsch!
Die Botschaften, oder „Antreiber“ die uns zugeteilt wurden, entstehen nicht, weil unsere Eltern unser Leben versauen wollen. Die meisten Eltern meinen es gut mit Ihren Kindern. Die einzige Frage, die auch nur Deine Freundin beantworten kann ist, bin ich mit dieser Rolle glücklich? Das Wort „Syndrom“ scheint mir an dieser Stelle etwas unglücklich gewählt.
Es ist ein Lebensplan entstanden, den es zu überdenken gilt, eine völlig normale Entwicklung, die jeder Mensch auf seine Art erlebt. Es steht IMHO niemandem zu, dass zu bewerten!
Die Mauer, die Deine Freundin um sich baut, könnte erste Lücken bekommen, wenn Du Ihr gegenüber Offenheit, Verständnis und die Bereitschaft ein Stück Veränderung „mitzutragen“ signalisierst: „Wenn Du Dich verändern möchtest, bin ich bereit Dich zu begleiten und für Dich da.“
Viel Erfolg,
Frank